Morgen ist schon der erste Adventsonntag und langsam fällt der Schnee hier bei uns in Innsbruck. Meiner Meinung nach entfaltet gerade in der kalten Jahreszeit Österreich seine ganze Schönheit: die weißen Berge, weite unberührte Schneedecken auf Wiesen & Feldern und die zahlreichen Möglichkeiten aktiv unterwegs zu sein. Egal ob auf Ski, mit Schneeschuhen oder zu Fuß lasst sich der Winter einzigartig erleben. Aber auch in anderen Ländern Europas wartet die kalte Jahreszeit mit atemberaubenden Möglichkeiten. Mein persönliches Highlight sind unsere Huskey-Touren im Norden Europas. Ich werde recht schnell neidisch wenn Mirjam von ihrer Reise in die finnische Natur erzählt. Im Februar 2012 hat sie eine unserer Husky Reisen in Finnland unternommen und war 200 km auf einem Huskey-Schlitten unterwegs.
Hier könnt ihr von Mirjams Abenteuer lesen:
Tag 1: Das Abenteuer kann beginnen (Fr. 24.02.2012)
Nach dem letzten Check ob ich eh alles eingepackt habe – da es ja wahrscheinlich keinen Supermarkt weit und breit geben wird – habe ich mich auf den Weg zum Flughafen gemacht. Am Gate angekommen habe ich erst mal ganz gespannt Ausschau nach meinen drei potenziellen Mitreisenden gehalten. In Kuusamo hat sich sogar eine meiner Vermutungen glücklicherweise bestätigt. Nach einer ca. 90 minütigen Fahrt durch eine komplett unbewohnte und dunkle Winterlandschaft haben wir unser erstes Ziel – den Arola Bauernhof – erreicht. Dort hat uns auch schon unsere Hundeschlittenführerin Riitta und ihr Kollege Reno erwartet. Nach dem Bezug unserer Zimmer haben wir uns von den ausgezeichneten Kochkünsten von Helena überzeugen lassen. Elchgeschnetzeltes mit Kartoffelpürree und Salat – natürlich alles selbstgemacht. Mit großer Vorfreude “unsere” Hunde kennenzulernen haben wir uns schlafen gelegt.
Tag 2: Hallo Hunde (Sa. 25.02.2012)
Vor dem Frühstück hieß es erstmals: Hunde füttern. Nach dem ersten “Beschnuppern” der Hunde haben wir uns von der Köchin Helena verwöhnen lassen. Mit frisch gebackenem Brot, selbstgemachter Marmelade, köstlichem Kaffee, frischem Gemüse und Schinken und was man sonst noch braucht um sich für die erste Ausfahrt zu stärken. Nach einer kurzen Theorie-Einführung in das Hundeschlittenfahren hieß es auch schon – los geht’s. Wir haben unser Gespann kennengelernt und sie vorbereitet auf die erste Ausfahrt. Ganz schön viel Arbeit 6 Hunde und einen Schlitten herzurichten. Zuerst wurde der Schlitten vom Schnee “befreit”, anschließend die Pfoten der Hunde eingefettet um sie vor der Kälte zu schützen. Das waren dann täglich 24 Pfoten. Danach wurden die Geschirre angelegt, was am Anfang ziemlich verwirrend war und ein paar “Kuddelmuddel” verursacht hat. Aber Riitta und Reno haben uns mit viel Geduld geholfen und auch die Hunde selbst waren ganz tapfer. Als sie dann gemerkt haben, dass der Start naht, wurden sie schon ganz ungeduldig. Es wurde gehüpft, gejault und gezerrt – 31 Hunde können ehrlich laut sein. Alle Hunde angemacht, von “Kuddelmuddel” befreit und den Rucksack im Schlitten verstaut ging’s dann schon los. Die Bremse musste nur etwas gelockert werden und der Schlitten setzte sich in Bewegung – ein tolles Gefühl. Und von einer Sekunde auf die andere waren die Hunde ruhig und liefen dahin. Ca. 20 km durch eine unberührte Winterlandschaft und ein paar wenige Stürze später haben wir unser nächstes Ziel in Martinselkonen erreicht. Dort wurden wieder zuerst die Hunde versorgt bevor wir unsere Zimmer bezogen haben. Bei Kaffee und Kuchen haben wir dann die Geschehnisse Revue passieren lassen und uns in der Sauna erholt.
Abends nach dem Hundefüttern trafen wir uns in der beheizten Kota (einer “zeltförmigen” Holzhütte mit Feuerstelle und Kamin in der Mitte) zum Abendessen. Der Hausherr Marko hat uns am Feuer seinen berühmten Flammlachs zubereitet, den er übrigens jährlich am Stuttgarter Weihnachtsmarkt anbietet – sehr empfehlenswert. Dazu gab es frischen Kartoffelsalat und selbstgemachtes Brot von seiner Frau Oulu. Gemütlich haben wir den Tag am Feuer ausklingen lassen.
Tag 3: Die Schönheit der finnischen Wildnis entdecken (So. 26.02.2012)
Um 7 Uhr klingelte auch schon wieder der Wecker. Noch halb-verschlafen ging’s zum Hunde füttern. Diese haben uns dann die “Morgenwäsche” abgenommen. Nach dem Frühstück haben wir unsere Sachen gepackt und die Hunde auf unsere längste Tagestour (ca. 47 km) vorbereitet. Wir fuhren durch eine herrliche Winterlandschaft. Es ging durch märchenhafte Wälder, über gefrorene Seen und verschneite Sümpfe. Reno fuhr mit dem Motorschlitten und unserem Gepäck voraus und hat uns mittags am Lagerfeuer mit frischer Suppe und Kaffee schon erwartet. Die Hunde durften sich eine Stunde erholen und wir haben Würstchen gegrillt und einfach die Ruhe genossen. Nach ca. 47 km durch die Wildnis entlang der finnisch-russischen Grenze haben wir unser “eigenes” Blockhaus an unserem “eigenen” See in Raate erreicht. Zuerst wurden natürlich wieder die Hunde versorgt und anschließend haben wir uns am offenen Kamin mit frischem Kaffee und Jause gestärkt. Natürlich gab es sogar in diesem Blockhaus, fernab der Zivilisation eine Sauna in der wir uns aufgewärmt und erholt haben. Nach einem “Schneebad” fühlt man sich wie neu geboren. Riitta hat ein köstliches Abendessen zubereitet und wir haben den Tag am Kamin ausklingen lassen.
Tag 4: Wintereinsamkeit entlang der russischen Grenze (Mo. 27.2.2012)
Ohne Gepäck konnten wir tiefer in die Wildnis vordringen. Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite und verzauberte die Landschaft in ein Winterparadies. Es ging auf und ab durch enge Wälder und über weite Sümpfe. Vorbei an Elch- und Rentierspuren haben die Hunde ganz schön Gas gegeben, wenn sie wieder eine Spur gerochen haben oder Vögel vorbei flogen. Die Pause machten wir an einem Flussufer wo die Sonnenstrahlen mit den Eiszapfen “gespielt” haben. Wieder zurück in Raate haben wir uns abends auf die Suche nach Nordlichtern gemacht – leider ohne Erfolg. Nach einem wunderschönen Tour und über 9 Stunden an der frischen Luft sind wir zufrieden eingeschlafen.
Tag 5: Wieder Richtung Norden (Di. 28.2.2012)
Nach unserer täglichen Routine (erst die Hunde dann wir) haben wir unsere Sachen gepackt und uns wieder auf den Weg nach Martinselkonen gemacht. Die Hunde waren topmotiviert und haben uns sicher wieder zurück gebracht. Wir mussten auch 2 Straßen überqueren die Reno für uns “gesperrt” hat – falls doch einmal ein Auto in der Wildnis auftauchen sollte. In Martinselkonen angekommen haben wir nach 2 Tagen wieder “fremde” Leute getroffen. Eine niederländische Urlauberin die mit Langlaufskiern unterwegs war erzählte von ihren Erlebnissen und wir haben einen tollen Abend mit guten Gesprächen genoßen.
Tag 6: Nordfinnische “Zivilisation” (Mi. 29.2.2012)
An unserem 6. Tag hatten wir “Schon-Programm” für die Hunde. Es ging ca. 20 km zurück zu unserem letzten Ziel – dem Arola Bauernhof. Somit hatten wir genug Zeit, die herrliche Winterkulisse zu genießen und die Umgebung etwas zu erkunden. Reno hat uns angeboten mit ihm in den nächsten Supermarkt zu fahren. Nach 13 km sind wir im nächsten Ort Juntusranta (ca. 150 Einwohner) angekommen. Es hat sich herausgestellt, dass dieser “Supermarkt” ein Kiosk-ähnlicher Laden ist der alles Lebensnotwendige anbietet. Die wichtigsten Lebensmittel, Fischerequipment und Jagdutensilien – mehr braucht man auch nicht in der finnischen Wildnis. Mit einem ausgiebigen Saunagang in der Holz-beheizten Sauna und einem köstlichen Abendessen haben wir den Tag ausklingen lassen.
Tag 7: Abschiedstour (Do. 01.03.2012)
Die Zeit verging wie im Flug. Etwas wehmütig haben wir unsere “eigenen” Gespanne auf die letzte Ausfahrt vorbereitet. Ohne Gepäck und bei leichtem Schneefall haben wir ein letztes Mal die Stille und die herrliche Landschaft genossen. Ich habe mich schon an diesen täglichen Ablauf schon gewöhnt und es könnte eigentlich noch lange so weitergehn… Zurück in Arola haben wir die Hunde auf ihre Heimreise vorbereitet. Es ist mir sehr schwer gefallen mich von meinem Gespann (Greta, Penni, Frieda, Ceasar, Fox und Frodo) zu verabschieden da die Vierbeiner mir in den letzten Tagen sehr ans Herz gewachsen sind. Noch ein letztes Beschnuppern und schon gings zum Hundeanhänger. Sie waren ganz aufgeregt und kaum zu bremsen.
Nach dem Abendessen schnappten wir unsere Stirnlampen und spazierten zum See. Wir genoßen ein letztes Mal die schon fast beunruhigende Stille.
Tag 8: Auf Wiedersehn in Finnland (Fr. 02.03.2012)
Eine unvergessliche Woche geht zu Ende. Noch ein letztes Mal haben wir die köstlichen Spezialitäten von Helena genoßen bevor wir unsere Sachen gepackt haben und es hieß Abschied zu nehmen. Es wurden noch ein paar letzte Fotos geschossen (schlussendlich warens rund 700 Bilder) und schon stand das Taxi bereit. Nach ca. 2 Stunden Fahrt vorbei an Rentierfarmen, unzähligen Seen und typischen finnischen Häusern haben wir den Flughafen Kuusamo erreicht und wir flogen bei herrlichem Flugwetter zurück nach Helsinki.
Es war ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis für mich. Obwohl wir täglich lange unterwegs waren und früh aufstehen mussten war es eine sehr erholsame Reise. Bei den stundenlangen Ausfahrten durch die märchenhaften und unberührten Winterlandschaften habe ich die Stille und Schönheit der Natur genoßen. Es ist eine geniale Methode den Kopf frei zu bekommen und Energie zu tanken. Wir waren eine tolle Gruppe und haben von Riitta und Reno viel gelernt über die Natur, das Hundeschlittenfahren und sogar ein paar finnische Wörter. KIITOS PALJON! (Vielen Dank)