Vom 5. Bis 12. Februar 2022 flogen wir für eine Woche nach Island. Die geführte Gruppenreise hieß Island unter Nordlichtern erwandern. Ob wir Nordlichter sahen und wie das Wetter auf Island im Februar war, erfährst du in diesem Reisebericht. Viel Spaß beim Lesen!
Das erwartet dich in diesem Beitrag
Der spannende Weg nach Hveragerði
Gerade, als wir in München in den Flieger eingestiegen waren, erhielten wir einen Anruf. Petra, unser ASI Guide für die kommende Woche, erzählte uns, dass auf Island gerade Schneesturm war und dass sie uns eventuell erst etwas später am Flughafen abholen könnte.
Nach knappen vier Stunden landeten wir von München aus in Keflavik.
Schlussendlich kamen wir dann doch später an als die anderen Teilnehmer, die von Hamburg oder Frankfurt geflogen waren. Petra wartete bereits auf uns und wir schlossen mit der Gruppe – sieben weiteren Aktivreisenden – auf.
Wir stiegen in den Geländebus unseres Guides ein und merkten schon bald, worin sich die meisten Fahrzege auf Island von denen am europäischen Festland unerschieden: Die Reifen waren im Schnitt um 50% größer, einige von ihnen hatten Spikes. Und wir waren in den folgenden Tagen sehr froh, dass unser Bus diese hatte.
Angekommen im Hotel
Im Hotel Örk angekommen erwartete uns ein köstliches Essen mit Langustensuppe, isländischem Lamm und einem „Lavakuchen“, einem heißen Küchlein neben einer Kugel Vanilleeis – fast schon, als wollte das Dessert sein Land repräsentieren.
Vor dem Schlafengehen wurden wir noch gefragt, ob wir denn geweckt werden wollen würden, sollten Nordlichter am Himmel erscheinen. Alle Reisenden nahmen das Angebot an.
Schönes Wetter & schöne Tomaten
Am ersten Tag unserer Wanderreise fuhren wir mit dem Bus Richtung Gullfoss. Der Gullfoss ist ein Wasserfall, den man auf einer Islandreise gesehen haben sollte. Auf dem Weg dahin konnten wir eine Fotopause einlegen, in der wir zum ersten Mal die Weite der isländischen Landschaft genießen konnten.
Wir fuhren an eine Stelle, von der aus wir zum ersten Mal durch den Schnee wanderten. Der Weg führte entlang der Schlucht bis zum Gullfoss. Einige von uns trugen zum ersten Mal Grödel an den Schuhen. Auch diese stellten sich auf dieser Reise noch oft als sehr wertvoll heraus.
Es hatte in den Tagen zuvor öfter geschneit, sodass der Weg durch Pulverschnee führte. An der einen oder anderen Stelle sanken wir etwa bis zu den Knien ein. Petra zeigte uns Sträucher, die im Sommer Blaubeeren trugen, welche die Isländer gerne essen. Nun im Winter waren sie eine perfekte Grundlage, um nicht tief einzusinken.
Am Gullfoss angekommen konnten wir diesen im winterlichen Kleid bestaunen.
Nach einer kurzen Stärkung im Restaurant beim Gullfoss fuhren wir zum nächsten Highlight auf Island: Geysir und Strokkur.
Geysir selbst, übrigens Namensgeber für alle Geysire auf der Welt, ist zum Zeitpunkt unserer Reise ruhend. Aktiver ist Strokkur, der etwa alle 5 Minuten eine ca. 10 Meter hohe Fontäne in den Himmel schießt.
Durch das heiße Wasser, das auf den Schnee trifft, ist der Weg um die Geysire sehr eisig. Wieder sind wir froh um die Grödel, denn so manche Besucher rutschen auf dem glatten Untergrund trotz fester Winterschuhe immer wieder aus.
Nach dem Highlight der Geysire erwartete uns etwas, womit wir defintiv nicht gerechnet hatten. Wir fuhren in ein Gewächshaus, wo Tomaten angebaut wurden. Das Besondere: In diesem Gewächshaus befindet sich ein Restaurant, in dem alle Spezialitäten mit Tomaten zu tun hatten, selbst das Bier und der Kaffee.
Es gab einen sehr leckeren Wilkommenscocktail und eine Begrüßung durch den Besitzer. Er erklärte uns, dass die Erdwärme auf Island das Betreiben von Gewächshäusern so günstig machte. Und er zeigte uns, womit sie die Tomatenplantage am gedeihen hielten: Süße, pummelige Hummeln wurden zur Bestäubung der Tomaten eingesetzt. Hier und da sah man einen der friedlichen Brummer durch die Tomatenstauden fliegen.
Nach einem sehr leckeren Tomatenessen und Tomatenbier ging es zurück ins Hotel. Unser Guide erzählte uns, dass es für den nächsten Tag eine Unwetterwarnung gab.
Wir waren gespannt, was das auf Island bedeuten würde.
Die Isländer: Positive Pragmatiker mit Hands-on-Mentalität
Diese Unwetterwarnung in Island bedeutete, dass die Straßen rund um Hveragerði gesperrt waren. Der Wind kam teilweise waagerecht, verstreute Schneegraupeln, heulte und versuchte, den Schnee durch die Scheiben im Hotel zu drücken.
Bedeutete das, dass der Tag in die Hose fiel? Nicht auf Island und nicht mit Petra, die seit 30 Jahren auf der Insel lebte. Petra verband erfrischende Zuversicht mit einer gesunden Vorsicht und wusste genau, was wann möglich war.
Hier waren wir extrem froh, sie als unseren Guide zu haben. Alleine hätten wir uns viele Vorhaben nie getraut, es wäre auch zu gefährlich gewesen. Wer zum ersten Mal im Winter nach Island fährt: Ich würde davon abraten, ein Mietauto zu nehmen und ohne Erfahrung durch den isländischen Winter zu fahren. Es verging kein Tag, an dem wir nicht mindestens ein Auto am Straßenrand feststecken sahen.
Die ursprünglich für diesen Tag geplante Wanderung zu einem warmen Fluss wurde kurzerhand an die heutigen Bedingungen angepasst und so wanderten wir stattdessen hinter dem Ort Hveragerði. So konnten wir die Region rund um unseren Standort perfekt erkunden. Das Wetter wechselte im Minutentakt: Graupelschnee, Windböen, dann wieder Sonne.
In einer Ruine eines ehemaligen Kraftwerks oberhalb des Ortes erzählte uns Petra einiges über die Geschichte des Ortes. Über die gesamte Reise verteilt hörten wir von ihr spannende Fakten zur Entstehung des Landes sowie interessante Auszüge aus der isländischen Saga.
Nach ca. 30 Minuten kamen wir an einem Hotel vorbei, das die umliegenden heißen Quellen zum Zubereiten von Brot und Eiern nutzt.
Auf dem Weg zurück in den Ort besserte sich das Wetter kurzzeitig und wir konnten tolle Bilder von der Umgebung machen.
Im „Einkaufszentrum“ in Hveragerði kann man sich für Geld in einen kleinen Hüttennachbau stellen, der das starke Erbeben von 2008 simuliert.
Bei einem Kaffee informierte sich Petra über die Möglichkeiten für den restlichen Tag. Unser Nachmittagsprogramm wurde dann zu einem der abenteuerlichsten und tollsten Erlebnisse, die wir ohne erfahrenen Guide nie gewagt hätten.
Durch stürmische Bedingungen fuhren wir auf den Straßen, die man wieder befahren durfte, zu einem schwarzen Strand an der Südwestküste. Die Fahrt führte durch Schneesturm und als wir auf einem Platz zwischen Sanddünen ankamen, rüttelte der Wind am Fahrzeug. Während wir auf eine vorübergehende Wetterberuhigung warteten, erzählte uns Petra mehr von den Legenden und Fakten der Insel.
Der Sturm ließ schließlich nach und das Erlebnis war grandios: Eine Landschaft wie aus einer anderen Welt, schwarzer Sand unter Pulverschnee, der immer wieder verweht wurde.
Der Weg führte über eine kurze Anhöhe hinauf, bis wir den tosenden, Atlantischen Ozean erblickten.
Es war wild, man konnte sich richtig gegen den Wind lehnen und blieb stehen. Weit weg von einem klassischen Badestranderlebnis war dieser Nachmittag der genialste Strandaufenthalt, den viele von uns bislang erlebt hatten.
Diesen aufregenden Tag ließen wir bei leckerem Essen in der Food Hall von Hveragerði ausklingen.
Die Alternativen, die das Highlight wurden
Dienstag. Wieder Unwetterwarnung. Der Tag beginnt im Hotel mit einer Filmpräsentation über den isländischen Einsiedler Nonni.
Wir trotzen auch heute dem Wetter und fahren zunächst in den Ort Sellfoss, wo wir eine kurze Fotopause machen. Danach machen wir uns auf den Weg zu den Isländischen Pferden von Petra, als sie eine Anruf von ihrem Koch erhielt: Er hatte gerade frische Waffeln gebacken und wir müssten JETZT zu ihr nach Hause, um diese noch warm essen zu können. In einer Stunde etwa würde außerdem der Strom wegen Reparaturarbeiten am Kraftwerk ausgeschaltet werden.
Wir waren nur wenige Minuten später im Haus von Petra, wunderschön gelegen in der Weite der isländischen Landschaft. Ihr Helfer und Koch Dino hatte uns ein Menü aus typischen, isländischen Essen aus der „alten Zeit“ bereitet. Dazu gehören: fermentierter Hai (der berühmte Gammelhai), Lammkopf-Sülze, Blutwurst und über Schafsmist geräucherter Fisch und Fleisch.
Diese Speisen sind natürlich recht speziell und entsprechen nicht mehr der Art, wie die Isländer heutzutage essen. Gerade beim fermentierten Hai wurde uns aber immer wieder bestätigt, dass ein Stück davon jeden Tag bei Bauchbeschwerden jeder Art helfen sollte.
Jedem, der davon etwas probiert, rate ich, nicht allzu oft zu kauen. Nach einigen Bissen schmeckt das exotische Essen mehr und mehr nach Ammoniak.
Nach dem besonderen Menü gab es noch eine Leckerei, die jeden Geschmack traf: Frische Waffeln und Kaffee.
Herzlichen Dank an dieser Stelle an Petra, die uns in ihr Heim eingeladen hat und an den sympathischen Dino, der uns alles zubereitet hat!
Nach dem Menü verließen wir Petras Haus und fuhren auf das Feld, auf dem sich ihre Islandpferde befinden. Neugierig beobachteten sie uns schon von weitem. Wir durften zu ihnen in den eingezäunten Bereich, der so großzügig war, dass man das andere Ende des Feldes nicht sehen konnte. In der Hoffnung nach Leckereien wurden wir von den freundlichen Tieren angeknabbert.
Nach den Islandpferden stand eine weitere, ganz besondere Alternative zum eigentlichen Programm an. Durch winterlichste Verhältnisse fuhren wir mit Petras Bus eine schmale Straße hinauf. Als wir über einen Schneeberg an der Spitze nicht vorbeikommen, ruft sie den befreundeten Besitzer des Hofes an, der kurzerhand darauf mit Bagger antritt und den Schneeberg beseitigt.
Danach lernen wir Petras Hündin und ihren Welpen kennen, die auf dem Hof des befreundeten Nachbarn leben. Benachbart bedeutet auf Island übrigens nicht zwingend, dass man das Haus des Nachbarn auch sehen kann.
Dieser befreundete Nachbar von Petra ließ uns, ebenso wie sie selbst und ihr Koch, die isländische Gastfreundschaft fühlen. Er bot uns Kaffee an und spielte uns Lieder auf dem Piano und mit dem Akkordeon vor. Es fühlte sich an, als würde man gute Freunde besuchen.
Nach diesem besonderen Erlebnis machten wir noch einen Abstecher zum nicht weit entfernten Wasserfall Uridafoss. Dieser ist weniger berühmt als der Gullfoss, besitzt aber die 3-fache Wassermenge.
Um für das schlechte Wetter und die entsprechend ausbleibenden Wanderungen (und Nordlichter) aufzukommen, spendierte uns die ASI einen Besuch in den historischen Erdhöhlen bei Hella. Diese wurden vermutlich von den Kelten errichtet und später von den Wikingern genutzt.
In Hella ließen wir den Abend bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen, bevor es durch Sturmwetter zurück ins Hotel ging.
Dieser Tag bleibt uns als Zeichen für die isländische Spontanität und ihre außerordentliche Gastfreundschaft in Erinnerung! Ein Tag voller unfassbar lieber Menschen, die uns bei sich im Wohnzimmer aufgenommen haben, wie Freunde.
Winterbaden im heißen Fluss
Am nächsten Tag war uns das Wetter nach einem windigen Start wohlgesonnen, mit blauem Himmel und Sonnenschein. So konnten wir das Programm, das Petra am meisten am Herzen lag, am Mittwoch endlich angehen: Eine Wanderung hinter den Ort Hveragerði, wo man im heißen Fluss baden kann.
An dieser Stelle lasse ich am besten die Bilder für sich sprechen:
Vom Flussbaden selbst gibt es keine Bilder, da wir nach der Wanderung schnell in das heiße Wasser wollten. Merke: Füße nach einer Wanderung sind im unbekleideten Zustand sehr (schnee-) kälteempfindlich!
Es war ein herrlicher Ausflug, eine tolle Wanderung durch (Tief-)Schnee und ein ganz besonderes Erlebnis!
Von der heiligsten Stätte nach Reykjavik
Am nächsten Tag verließen wir Hveragerði und machten uns auf den Weg nach Reykjavik, wo wir unsere nächste Unterlunft beziehen würden.
Auf dem Weg dorthin fuhren wir zum See Thingvallavatn und nach Thingvellir. Dort, wo die Eurasische und die Nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinandertreffen, sind klaffende Risse im Erdreich. An diesem magischen Ort haben die alten Häuptlinge Islands ihre Gesetze gesprochen (immer ein Drittel der aktuellen Gesetze wurde dort vorgelesen) und das Treffen an dieser Stelle war gleichzeitig ein Volksfest.
Der Wasserfall Öxarárfoss war komplett gefroren.
An dieser Stelle sollen die Häuptlinge ihre Gesetze verkündet haben.
Interessante Infotafeln an dieser Stelle zählen die Häuptlinge in chronologischer Reihenfolge auf.
Nach diesem spannenden Ausflug in die Geschichte Islands wollten wir zunächst zu einem anderen Wasserfall wandern. Dabei passierten wir das ehemalige Haus des isländischen Nobelpreisträgers Jónas Jónsson, das heute ein Museum ist.
Nach einigen Metern gaben wir allerdings auf: Nicht Schnee-, sondern eher Eisflocken kamen seitlich herangeweht und man sah kaum etwas von der Landschaft. Nach einer Frage in die Runde von Petra wurde beschlossen, dass wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Reykjavik machten und dort im Park einen Spaziergang machen würden.
Gesagt, getan.
Nach der Wanderung fuhr Petra noch zu den Pferdeställen und Rennbahnen bei Reykjavik, wo wir einige Isländer beim Tölt, einer der beiden Gangarten, die nur Isländer Pferde beherrschen, beobachten konnten.
Im Anschluss bezogen wir unser neues Hotel und fuhren eine Stunde später an den Hafen von Reykjavik, wo wir ein köstliches Fischmenü (diesmal ohne Gammelhai) im Restaurant Kopar serviert bekamen.
Nach dem köstlichen Tagesausklang ging es zurück ins Hotel.
Reykjavik im Schnelldurchlauf
Der letzte Tag unserer Islandreise war der Stadt Reykjavik gewidmet. Am Vormittag fuhren wir mit dem Bus zu einigen wichtigen Orten: Dem Haus, wo Churchill und Gorbatschow das Ende des Kalten Krieges verhandelten und wo heute eine weiße Lady ihr Unwesen treiben soll. Wir fuhren auch am Nationalmuseum sowie den wichtigsten Kirchen vorbei.
Anschließend fuhren wir zum „Perlan“, einem eindrucksvollen Museum mit Eishöhle, Planetarium und der Geschichte Islands. Die Zeit war zu kurz, um alles zu erkunden, daher war für uns klar: Das wird definitiv das Schlechtwetterprogramm für die nächste Islandreise.
Zuletzt erwartete uns noch ein besonderes Highlight: Fly over Iceland. Wie in einem Kino mit Sitzen, die sich bewegen, wird ein Flug über Islands schönste Landschaften simuliert. Dieses Erlebnis möchte ich jedem Islandbesucher wärmstens ans Herz legen.
Nach diesem Highlight hieß es Abschied nehmen von unserem Guide Petra. Den freien Nachmittag nutzte jeder aus der Gruppe, um Reykjavik eigenständig zu erkunden.
Am nächsten Tag holte uns der Fly Bus gegen 04:00 (Ja, vier Uhr morgens) am Hotel ab und brachte uns zum Flughafen Keflavik.
So endete eine eindrucksvolle Reise, die uns Island – auch ganz ohne Nordlichter – auf eine unglaublich ehrliche und authentische Weise näherbrachte. Dieses eindrucksvolle Land, das sich immer noch formt und in dem dich Menschen mit ihrer aufgeschlossenen, einfallsreichen und humorvollen Art begeistern.
Fazit: Island im Februar – Ja, gerne wieder. Aber das nächste Mal wollen wir das Land im Sommerkleid erleben 🙂
Ein riesen Danke noch einmal an unseren ASI Guide Petra die genau wusste, was möglich war und was nicht und einfach alles in die Wege geleitet hat, um uns trotzdem eine fantastische Woche zu bereiten.
Danke, Petra!
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