Die Hütten wie aus einer anderen Zeit. Die Gegend wild, unberührt, weitläufig, einsam. Atemberaubend schön. Wandern im norwegischen Nationalpark Jotunheimen. | Von Markus Huber
In Spiterstulen gibt es schwere Polstermöbel und alte Holztische. Den ganzen Tag knistert Feuer in einem offenen Kamin. Und es wirkt so britisch und aus der Zeit, dass man hier sofort einen James-Bond-Film drehen könnte – einen mit Roger Moore. Aber das ist noch nicht das Spannendste an der Hütte des norwegischen Tourismusverbands, die so gar nicht wie eine Berghütte auf 1.100 Metern aussieht, sondern wie ein Hotel aus den 1970er-Jahren. Denn von Spiterstulen sind es nur wenige Schritte bis in die Wildnis.
Man muss einfach raus und rechts die charakteristische rote Außenwand entlanglaufen, an Hallenbad und Sauna vorbei – zwei Gründe übrigens, die allein schon dafür sorgen, dass Spiterstulen so unglaublich viel mehr und deutlich bequemer ist als eine einfache Berghütte. Dann die Böschung runter, links den Bach entlang bis zu einem Holzgatter. Und wenn man da hindurch ist, wenn man das Tor wirklich passiert hat, dann ist man draußen. Richtig draußen.
„Du kannst das Handy weggeben – das war’s fürs Erste mit dem mobilen Empfang“, sagt Werner Tomsche, der Mann, der sich hier auskennt. „Ab jetzt haben wir für die nächsten paar Tage kein Netz mehr.“
Wandern in Jotunheimen mit Norwegenspezialist Werner
Es geht hinein in ein von Gletschern ausgeschabtes Trogtal namens Visdalen. Fünf Kilometer ist es lang, rechts und links ragen die Felswände des Jotunheimen-Massivs in Norwegen nach oben, die Gipfel sind von Gletschern und Schnee bedeckt. „Das ist Norwegen, du hast hier fast überall deine Ruhe“, sagt Werner, „und das ist eigentlich ganz großartig, oder etwa nicht?“
Er muss es wissen, denn eigentlich ist er ein Spezialist für alpine Regionen. Im Winter arbeitet der 48-jährige Kärntner, Werner Tomsche, als Servicemann des österreichischen Snowboardteams, im Sommer ist er für die ASI (Alpinschule Innsbruck) Wanderführer in Norwegen. Offenbar kann er vom Schnee nicht genug bekommen.
Am liebsten ist er hier, im Jotunheimen-Nationalpark, der vielleicht gebirgigsten Region Skandinaviens. „Jotunheimen“ ist Norwegisch und heißt übersetzt „Heim der Riesen“. Ursprünglich kommt der Begriff aus der Mythologie; Jötunheim war der Ort, an dem die Riesen der nordischen Sagen wohnten, geografisch war das aber nicht näher lokalisiert. Auf einer Fläche von 3.500 Quadratkilometern gibt es hier gleich 250 Gipfel, die höher als 1.900 Meter sind, 20 Gipfel gehen sogar auf über 2.000 Meter Seehöhe hinaus.
>> Zum Komforttrekking im Nationalpark Jotunheimen mit dem Experten Werner
Die ganze, 13 Seiten lange Geschichte von Markus Huber (Text) und Andreas Jakwerth (Foto) könnt ihr im aktuellen Bergwelten Magazin (Juni/Juli 2016) nachlesen. Die schönsten Touren durch den Jotunheimen Nationalpark findest du hier.
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