Alten Materialien ein neues Leben einhauchen: das ist die Grundidee von Upcycling. Was hat das Ganze mit dem ASI Team zu tun? Und was mit dem Reisen überhaupt? Ambros Gasser im Interview mit Julia Würzinger, Corporate Social Responsibility (CSR) Managerin von ASI Reisen.
ASI Reisen Geschäftsführer Ambros Gasser im Gespräch mit CSR Managerin Julia Würzinger.
Julia, du hast den DEFOKUS im Mai organisiert. Was war die Zielsetzung dabei?
Ziel der Aktion war es, dass das gesamte Team sich auf kreative und aktive Weise mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Die Idee dahinter war zudem, dass wir einen größeren Bezug zu den Dingen herstellen, die wir selbst und mit eigenen Händen gemacht haben. Unser Geist ist nicht nur mit dem Körper verknüpft, er wird auch durch diesen beeinflusst. Aus diesem Grund bin ich auch vom Konzept einer Aktivreise überzeugt. Die gibt uns wesentlich mehr, als es eine andere Art des Reisens je könnte.
Und warum hast du dich beim DEFOKUS für eine Upcycling-Aktion entschieden?
Weil Upcycling und DEFOKUS richtig gut zueinander passen, quasi ein Dreamteam sind. Beide Konstrukte haben als Ziel die Sinnstiftung und gehen dazu den Weg der Kreativität und des Um-die-Ecke-Denkens. Durchs Upcycling bekommen ausrangierte Gegenstände einen neuen Sinn, eine neue Daseinsberechtigung. Mit dem Ausbrechen aus dem Alltag und dem Legen des Fokus auf etwas Größeres als die tägliche Arbeit – nämlich auf die Werte, die u.a. dahinterstecken – geben wir uns selbst und unserem Leben wieder etwas mehr Sinn. Einen anderen Wert bekommen zudem unsere zukünftigen Pausen. Denn wer kann schon sagen, dass er sein Mittagessen unter der Woche draußen im Garten auf seinem ehemaligen Snowboard oder dem einst kaputten Holzsessel seines Teamkollegen genießt?
Bist du zufrieden mit dem Ergebnis?
Allerdings. Über die Hälfte des gesamten Teams hat mitgemacht. Manche haben mich echt mit ihrem Ideenreichtum überrascht. Und wer hätte gedacht, dass in ein paar von uns echte Stichsägen-Profis stecken? Zudem hatte ich den Eindruck, dass einige Diskussionen zum Thema „Abfallwirtschaft“ aus der Aktion heraus entstanden sind. Denn das Thema ist ein äußerst relevantes, nicht nur für die ASI in ihrer Rolle als Unternehmen, sondern auch für uns Mitarbeiter. Es macht durchaus Sinn, zu hinterfragen, was alles gedruckt werden soll, wie die Kataloge versendet werden, oder ob es auch für ausrangierte Kletterseile noch ein Leben danach gibt.
Bist du davor bereits selbst mit Upcycling in Berührung gekommen?
Ein klein wenig. Da ich immer wieder versuche, meine Pflanzen- und Kräuterkollektion auszuweiten, bin ich mit der Zeit sehr kreativ darin geworden, vermeintliche Wegwerfartikel als Blumentöpfe umzufunktionieren. Manchmal werkle ich auch gern mit Altholz herum. In der Firma, in den ich davor gearbeitet habe, haben wir außerdem ein bisschen mit alten Kleidungsstücken experimentiert. Aus denen sind dann kleine Zierpolster entstanden, die das Büro verschönert haben.
Du bist jetzt seit Ende letzten Jahres bei uns im ASI Team. Warum hast du dich für uns entschieden?
Ich reise sehr, sehr gerne (schmunzelt). Zudem bin ich stark an der Frage interessiert, wie Tourismus zum einen den kulturellen Austausch und zum anderen die lokale, wirtschaftliche Wertschöpfung fördern kann. Als ich eure Stellenausschreibung gelesen habe, habe ich gespürt, dass der Job nicht nur zu mir passt, sondern es auch schaffen könnte, mich wirklich zu erfüllen. Der Aufgabenbereich und die Branche passen zu mir und den Themen, die mir am Herzen liegen.
Hat Reisen für dich aus CSR-Sicht Zukunft?
Ja, auf jeden Fall. Allerdings ist Reisen nicht gleich Reisen. Es geht um das WIE, die Ausgestaltung der Reise. Es gibt Arten von Urlaub, da fliegen Menschen in ein anderes Land, um sich dort dann zwei Wochen lang in einem abgesperrten Gelände oder auf Kreuzfahrtschiffen die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und die ihnen vertrauten Speisen zu essen. Cluburlaub halt, bei dem der passive Konsum im Vordergrund steht. Reisen hingegen, bei denen der interkulturelle Austausch gefördert wird und das aktive unterwegs Sein sind vor allem aus sozialer Nachhaltigkeitsperspektive wertvoll.
Was bedeutet soziale Nachhaltigkeit beim Reisen?
Jeder, der schon mal mit Einheimischen in Jordanien eine Tasse Tee getrunken hat, oder von einem ursprünglichen Dorf am Community-Trek in Nepal zum nächsten gewandert ist, hat wohl einen Teil seiner Vorurteile genau dort zurücklassen können. Zudem hat er dazu beigetragen, die Wertschöpfungskette im jeweiligen Land zu unterstützen. Genau darum geht es bei der Idee der sozialen Komponente des Reisens. Klar ist da auch der Transport ein Thema, vor allem die langen Flüge sind eine Belastung für die Umwelt.
Das würde ja wieder gegen das Reisen sprechen…
Nein, hier geht es meiner Meinung nach um die Dosis. Fliege ich mehrmals im Jahr in ferne Länder? Wie bin ich sonst so unterwegs? Wer sich diese und weitere Fragen stellt, kann danach auch die Auswirkungen seines Tuns analysieren. Und für sich selbst bewusst entscheiden, ob er verreist, WIE er das macht und wie oft. Bedachtes Handeln ist das A und O. Ich mache mir bei jeder geographischen Grenzüberschreitung bewusst, dass das gerade etwas Besonderes ist. So kommt auch mehr Wertschätzung den einzelnen Trips gegenüber mit ins Spiel.
Wo siehst du ASI Reisen in dem ganzen Konstrukt?
Mittendrin. Denn als Reiseveranstalter von Aktivreisen, die draußen in der Natur stattfinden, ist nachhaltiges Agieren sowohl im ökologischen, als auch im sozialen und ökonomischen Sinne nicht nur eine Option. Es ist ganz einfach unsere Pflicht.
Was müsste sich ändern, damit Reisen verträglicher wird – für uns Menschen und die Erde?
Diese Frage zu beantworten würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Aber vermutlich müssten wir Menschen uns grundlegend ändern. Wir sollten versuchen, das große Ganze besser zu verstehen. Dabei hilft es, uns selbst nicht so wichtig zu nehmen. Jeder einzelne von uns ist ein klitzekleines Rädchen im großen Konstrukt „Erde“. Wenn wir das überreißen, würden wir damit aufhören, uns über alle anderen Lebewesen und Organismen zu stellen versuchen.
Welche konkreten Ideen hast du für jeden einzelnen, um nachhaltiger zu verreisen?
Allem voraus, den Menschen vor Ort auf gleicher Augenhöhe sowie mit Ehrfurcht und Respekt zu begegnen. Dann rate ich wie bereits erwähnt, jeden Flug zu überdenken und wenn möglich durch Zug- oder Busfahrten zu ersetzen. Weiters macht es Sinn, sich vor der Reise Gedanken zur Abfallvermeidung zu machen. Dazu gehört auch, selbst Wasserfilter mitzunehmen und die antiken Lunchboxen auszugraben. Apropos antik: es rentiert sich, bei der Ausrüstung auf langlebige, biobasierte Produkte zu achten. Außerdem ist die Achtung von Natur-, Wildschutz- und Lärmschutzgebieten essenziell. Ganz getreu dem Motto „Leave No Trace“, sollte jeglicher Müll auch wieder von der Tour mit nach Hause genommen werden. Auch Biomüll in der Natur kann negative Auswirkungen haben. Die Rolle des Reisenden schafft die Möglichkeit, als Botschafter oder Botschafterin aufzutreten – und nicht als Besserwisser. Den Wissensaustausch zum Thema zu initiieren, ist ein wunderbares Element, um Veränderung anzustoßen.
Danke für das Gespräch.
Mehr zum Thema Upcycling erfahrt ihr im ASI Blogbeitrag Aus Alt mach Neu – das ASI Team im Upcycling-Studio.
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