Wer kennt sie nicht – die Big Five? Vor allem für alle Safari-Urlauber unter euch sind sie ein Begriff. Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Aber nicht nur in Afrika lässt die Herzen der Tierfans unter euch schneller schlagen. Auch die Vielfalt der Fauna im Alpenraum kann sich sehen lassen. Dort leben unzählige Tiere, denen ihr beim Wandern in ihrem natürlichen Lebensraum begegnet. Teilweise führen sie einen harten Überlebenskampf. Tipps zur Beobachtung und Hintergrundinformationen zu einigen von ihnen geben wir euch in diesem Beitrag.
Übersicht: die Big Five der Alpen
Nachfolgend unsere Auswahl der “Big Five der Alpen”. Lest selbst, wo und wie die Tiere leben und wo ihr sie am besten beobachten könnt.
Murmeltier
Das Murmeltier ist das am häufigsten zu beobachtende Wildtier der Alpen. Während der Eiszeit waren sie auch im europäischen Tiefland zu finden. Aufgrund des Klimas ist ihr zuhause in höheren Gebirgslagen oberhalb der Baumgrenze gestiegen. Zu erkennen sind die Nagetiere an den kleinen Ohren und an dem kurzen Schwanz. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt zwischen 30 und 60 cm und die Farbe des Fells ist meist grau-bräunlich.
Wo und wann sind sie zu finden?
- Murmeltiere leben in unterirdischen Bauten, in sehr ausgedehnten und imposanten Gangsystemen bis zu 3 Meter unter der Erde. Zu sehen sind die Eingänge der Bauten in Form von Löchern in der Erde
- Sie sind nur im Sommer anzutreffen. Im Winter halten sie einen Winterschlaf von bis zu 7 Monaten und leben in dieser Zeit von körpereigenen Fettreserven
- Murmeltiere mögen die Hitze nicht, deshalb sind sie an heißen Sommertagen eher in der Früh oder am Abend zu beobachten
- Wie wisst ihr, dass Murmeltiere in der Nähe sind? Sie verständigen sich mittels im Kehlkopf erzeugte Schreie, die sich für uns Menschen wie ein Pfeifton anhört. Also seid aufmerksam, wenn ihr das Pfeifen hört und schaut euch um. Verhält man sich ruhig, sind sie in den Höhenlagen meist nicht weit entfernt.
Steinbock
Der Steinbock ist der „König der Alpen“. Auf einem Felsvorsprung stehend blickt er stolz und erhoben in das Tal hinunter. Beeindruckend. Mit einer Länge von bis zu 1,5 Metern und ihren 1 Meter langen Hörnern zieht sein Anblick euch in seinen Bann. Erst in den 1920er Jahren wurden die Steinböcke wieder eingebürgert. Zuvor wurden sie fast ausgerottet, da besonders die Herzknochen als wirkungsvolle Wundermedizin galten. Viktor Emanuel, König von Italien, bereitete der Jagd ein Ende, als er das letzte Steinwild am Gran Paradiso unter Schutz stellte und sich das alleinige Jagdrecht sicherte. Heute wird der Steinbock nicht mehr als gefährdet angesehen.
Der Alpensteinbock ist ein sehr guter „Kletterer“ und lebt oberhalb der Baumgrenze in einer Höhe von bis zu 3.500 Meter. Nur in den seltensten Fällen begibt er sich in Waldgebiete runter.
Tipps zur Beobachtung:
- Es lohnt sich, früh aufzustehen: Steinböcke sind sehr oft in den Morgenstunden zu sehen
- Sie stehen gerne auf Gratkanten und Felsvorsprüngen
- Sichtet ihr einen Steinbock, solltet ihr keine hektischen Bewegungen machen, sonst schlägt ihr sie in die Flucht
- Kommt man den Steinböcken zu nahe, signalisieren sie das mit einem lauten Pfiff
Alpensalamander
Der Alpensalamander bewohnt weite Teile der Alpen und hält sich gerne in feuchten Bergwäldern auf. Er zählt zu den Lurchen und ist der einzige seiner Art im Hochgebirge. Im Gegensatz zu den meisten Amphibien sind Alpensalamander lebendgebärend und bringen ein bis zwei Nachkommen zur Welt. Deshalb können sie auch im raueren Klima der Alpen überleben. Sie sind glänzend schwarz und haben eine maximale Länge von 15 cm. Meist sind die Tiere in einer Höhe von 800 – 2.000 Metern zu beobachten.
Wo findet man die Alpensalamander & worauf ist zu achten:
- Die besten Chancen, sie zu beobachten, habt ihr zwischen April und Oktober je nach Höhenlage (in den restlichen Monaten halten sie eine Winterstarre in unterirdische Verstecken)
- In feuchten Laub- und Mischwäldern, in der Nähe von Gebirgsbächen, Schluchten, nicht zur trockenen Alpweiden, schattigen Stellen, bei hoher Luftfeuchtigkeit …
- Alpensalamander sind dämmerungsaktiv
- Das typische Abwehrverhalten ist eine S-förmige Krümmung des Körpers. Fühlen sie sich bedroht, scheiden sie ein giftiges Sekret aus, das nicht in Kontakt mit euren Schleimhäuten kommen sollte
Gämsen
Die Gämsen kommen im gesamten Alpenraum vor. Ein besonderes Merkmal sind ihre Ohren, die ca. ½ Kopflänge messen, sowie die verhältnismäßig langen Beine. Die Farbe des Fells verändert sich mit den Jahreszeiten. Im Sommer ist es rotbraun, wie das eines Rehs, im Winter dunkelbraun.
Tipps zur Beobachtung:
- Sie halten sich im Bereich der Baumgrenze auf und je wärmer es wird, desto höher steigen sie empor
- Gämsen wollen nicht gestört werden und nutzen somit die frühen Morgenstunden oder die Abendstunden für ihre Nahrungsaufnahme
- Besonders imposant ist die Beobachtung der Tiere, wenn sie ihre Kletterkünste durch steile Felswände zeigen
Steinadler
Er ist der König der Lüfte: der Steinadler. Er gehört zur Familie der Habichtartigen und lebt in der nördlichen Hemisphäre der Erde. Sie kommen überall dort vor, wo die Landschaftsform es ihnen zulässt und genug Platz bietet. Steinadler haben gelernt, sich den unterschiedlichsten Lebensraumbedingungen anzupassen. Das Gefieder des Greifvogels ist dunkelbraun und am Kopf und Nacken hellbraun oder sogar goldgelb. Beeindruckend ist der Steinadler, wenn er seine langen, relativ schmalen Flügel ausstreckt. Die Flügelspannweite beträgt bis zu 2 Meter. Der Steinadler ist ein kräftiges Tier und tötet seine Beute mit den Zehen und Krallen in bodennahem Raum. Die schwersten Steinadler wiegen ungefähr 7 kg, jedoch spezialisieren sie sich auf Tiere, die deutlich schwerer sind als sie selbst. Von Murmeltieren bis zu Kitzen von Gämsen und Steinböcken: bis zu 15 kg wiegt die Beute des Steinadlers.
Viele Jahrhunderte lang wurde der Steinadler gejagt und war zeitweise vom Aussterben bedroht. Heute steht die Vogelart unter Schutz und kann wieder vermehrt in der freien Natur beobachtet werden.
Tipps zur Beobachtung:
- Steinadler bleiben über Jahre hinweg ihrem Territorium treu
- Wittern sie Gefahr oder Störung im Revier, stellen sie die Federn auf
- Am frühen Nachmittag macht sich der Adler auf Nahrungssuche
- Mit einem Fernglas beobachtet ihr Steinadler ganz genau
Naturverträgliches Wandern
Die Wege zu verlassen, um Tier- und Tierspuren zu folgen, ist sehr verlockend. Wir dürfen jedoch nie vergessen, dass wir im Lebensraum anderer unterwegs sind und mit unserem Handeln das Leben der Tiere stark beeinflussen. Deshalb gibt es ein paar Verhaltensregeln in der Natur zu beachten:
Bei der Tourenplanung
- In bekannten Gebieten entlang bestehender Routen wandern
- Zeitliche Abläufe planen: besondere Vorsicht, wenn die Tiere auf Nahrungssuche sind (meist in den frühen Morgenstunden)
- Schutzgebiete respektieren
- Wildfütterungen umgehen (im Abstand von 300m)
Während der Tour
- Hunde nicht frei laufen lassen
- Tiere nur aus der Distanz beobachten – nicht verfolgen
- Ist man mit mehreren Leuten unterwegs, sollte die Lautstärke, etc. nicht überhand nehmen
- Besondere Vorsicht im Winter: die meisten Tiere sind in dieser Jahreszeit gezwungen, auf Sparflamme zu leben. Störungsbedingte Fluchten verbrauchen 10-mal so viel Energie, als eine ungestörte Lebensweise. Und gerade im Winter haben die Tiere diese Energie nicht. Zudem verlieren sie den geschützten Schlafplatz und die wenigen noch vorhandenen Nahrungsplätze.
Wenn wir den Lebensraum der Tiere respektieren und uns an ein paar Regeln halten, spricht nichts gegen Tierbeobachtungen in der freien Natur.