Die Blätter an den Bäumen werden immer bunter, die Tage kürzer, das Licht sanfter und… in Tirol füllen sich die Terminkalender, wer wann und wo beim Törggelen ist. Beim Wort, das auf den ersten Blick etwas kompliziert aussieht, handelt es sich um eine angenehme Tätigkeit, die alles andere als kompliziert ist. Man trifft sich in geselliger Runde in einer urigen Hütte zum Essen von herbstlichen Köstlichkeiten und dem einen oder anderen Glas Wein. Wie läuft das genau ab? Was kommt auf den Tisch? Das haben wir uns beim ASI Teamausflug genauer angeschaut. Ebenfalls erfahrt ihr in diesem Beitrag, wie der Brauchtum Törggelen entstanden ist und warum es sich lohnt, einen guten Wein zu bestellen.
Törggelen: eine uralte Tradition
Was bedeutet „Törggelen“?
Welche Assoziation ist euch in den Sinn gekommen, als ihr das Wort zum ersten Mal gesehen oder davon gehört habt? Wenn es Torkeln war, seid ihr auf dem Holzpfad gewesen. Doch seid beruhigt, so geht es den meisten. Törggelen hat nichts mit Schwanken nach dem Weinkonsum zu tun. Der Begriff setzt auf der anderen Seite an und bezeichnet eine Tätigkeit, die notwendig für die Weinherstellung ist. Denn „Törggelen“ kommt vom lateinischen Wort „torquere“, was so viel wie „drehen“ oder „pressen“ bedeutet. Und somit eng verwandt mit dem Südtiroler Ausdruck für eine Weinpresse ist: die Torggl. Diese spielte früher eine bedeutsame Rolle in der Weinherstellung. Denn ohne Weinpresse keine Traubenverarbeitung. Die Torggl fand bis Mitte des 20. Jahrhunderts Einsatz, bis sie in den 1960er Jahren von der mechanischen Presse abgelöst wurde.
Ursprung des Törggelens
Beim Törggelen handelt es sich um einen Brauch, dessen Ursprung hinter dem Brenner liegt: Südtirol. Dort, wo Tirol und Italien sich treffen und das Klima schon etwas milder ist als bei uns im Norden. Warum das Törggelen genau entstanden ist, ist nicht ganz klar. Eine der gängigen Meinungen besagt, dass im Spätherbst die Weinhändler und Wirtsleute zu den Winzern nach Hause kamen, um den Neuwein der Saison zu verkosten. Einer anderen Theorie zufolge luden die Winzer die Viehbauern dazu ein, den Neuwein zu probieren. Als Dank dafür, dass die Viehbauern sich um die Tiere der Weinbauern kümmerten, während diese mit der Weinernte und -verarbeitung beschäftigt waren. Wieder eine andere Geschichte erzählt, die fleißigen Erntehelfer wären zum Dank für die gute Arbeit von den Winzern eingeladen worden. So oder so, es ist um das Verkosten von jungem Wein direkt bei den Winzern gegangen. Wer weiß, vielleicht trafen sich auch alle gemeinsam. Je größer die Runde, desto lustiger der Abend.
Törggelen heute
Im Laufe der Zeit hat sich das Törggelen kaum verändert. Im Oktober und November wird nach wie vor fleißig getörggelt in Nord- und Südtirol. Allerdings nehmen mittlerweile alle daran teil, die aufs Verspeisen von herbstlichen Schmankerln in gemütlicher Hüttenatmosphäre stehen. Zudem wird der kulinarische Genuss gern kombiniert mit Wanderungen durch die vom Herbst gefärbten Landschaften.
ASI Teamausflug: Törggelen bei der Rosskogelhütte
Was die Tiroler können, kann unser bunt gemischtes ASI Team schon lange. In versammelter Truppe haben wir einen der vielen traumhaften Herbstabende genutzt und uns zum Törggelen getroffen. Nach einem Arbeitstag vor dem Computer war es ein wahrer Genuss, ein paar Schritte aufwärts an der frischen Luft zu machen. Unser Ziel: die gemütliche Rosskogelhütte im Tiroler Mittelgebirge. Das eigentliche Ziel: der erste Bissen ins mit Kümmel gespickte Brot. Meines zumindest. Dem zufriedenen Seufzer meines Kollegen Egon zufolge war bei ihm der erste Schluck Hefeweizen wohl das treibende Motiv den Hügel hinauf 😉
Was isst man beim Törggelen?
Was mit dem perfekt konzipierten Brot (außen knusprig, innen weich) angefangen hat, ging fast noch besser weiter. Es folgten Gersten- und Kürbiscremesuppe, Schlutzkrapfen aka „Schlutzer“ mit Steinpilzfüllung und geröstetem Salbei, die traditionelle Schlachtplatte mit Blutwurst, Schweinebraten, Geselchtes, Sauerkraut und Knödel, Gemüse-Ratatouille mit Polenta für Pflanzenfresser wie mich. Danach kamen süße Krapfen mit Nuss-Zwetschgenfüllung auf die Tische und direkt in unsere Bäuche. Zum Abschluss tischten die Wirtsleute ganz nach alter Törggele-Manier fast das Wichtigste auf: Maroni. Genau so, wie sie sein sollen: gut angeröstet, angenehm zum Öffnen, süßlich am Gaumen. Gute Gespräche und Wein begleiteten den gesamten Abend.
Was macht man sonst so beim Törggelen?
Sogar ein paar musikalische Minuten waren dabei, die wir euch nicht vorenthalten wollen.
ASI Produktmanager Martin brachte die Hütte zum Beben 🙂
Bei einem Abstecher auf die Terrasse ging es wesentlich ruhiger zu. Dort warteten geniale Ausblicke aufs Lichtermeer von Innsbruck. Wer den Kopf in den Nacken legte, der erhaschte mindestens einen Blick auf eine Sternschnuppe am Nachthimmel. Sogar die Milchstraße war zu sehen.
Fazit zum Törggelen
Nach einem Stamperl „Hauszauber“ oder traditionellem Tiroler Zirbenschnaps – oder beidem – verging der Abstieg zum Parkplatz wie im Flug. Mein Fazit: ich würde wieder mal Törggelen gehen. Vielleicht sogar noch dieses Jahr 😉 Zudem empfehle ich jedem alkoholtrinkenden Törggele-Geher, einen hochwertigen Wein zu bestellen. So vergeht der nächste Tag im Büro ohne Kopfweh.
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