Berghütten stehen allen Menschen im Gebirge offen: ob als Schutzraum, zur Einkehr oder als Schlafgelegenheit. Die meisten Hütten entstanden in einer Zeit, in der noch Hanfseile benutzt und Leinenrucksäcke getragen wurden: von Bergsteigern für Bergsteiger. Auch heute noch werden diese Berghütten meistens ehrenamtlich gehegt und gepflegt. Das dichte Netz an Berghütten wie wir es aus dem Alpenraum kennen ist einzigartig auf der Welt. Die Hütten dienen zur Entschleunigung, als Stützpunkt, als Ausgangspunkt für Touren – alles in einem. Damit ihr voll auf eure Kosten kommt und die Hüttenübernachtung genießt, haben wir in diesem Beitrag 10 Tipps & Tricks für eure nächste Hüttenübernachtung zusammengestellt.
10 Tipps für eure nächste Hüttenübernachtung
- Reserviert euren Schlafplatz
- Tragt euch ins Hüttenbuch ein
- Zieht Bergschuhe aus
- Benutzt euren Hüttenschlafsack
- Nehmt Rücksicht auf Mitschlafende
- Beachtet die Hüttenruhe
- Wohlverdient: Essen & Trinken
- Nehmt genügend Bargeld mit
- Erwartet kein Internet
- Achtet auf euren Müll- & Wasserverbrauch
1. Bevor es los gehen kann: eine Reservierung machen
Der Bergsport erfreut sich immer mehr Zuwachs. Das bedeutet, dass auch die Berghütten in den Nächten immer voller werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass ihr einen Schlafplatz in der Nacht garantiert bekommt, raten wir euch vor der Wanderung zu reservieren. Falls ihr auf einer Alpenvereinshütte nächtigen wollt, ist es ratsam, den Alpenvereinsausweis mitzunehmen. Dadurch spart ihr einiges bei der Hüttenübernachtung, bekommt das Bergsteigeressen und seid im Falle eines alpinen Notfalls besonders abgesichert. Wenn sich eure Pläne ändern, solltet ihr den Hüttenwirt darüber informieren. So macht sich niemand unnötige Sorgen um euch und der Schlafplatz wird für einen anderen Bergsteiger frei.
2. Check-In: Hüttenbuch signieren
Die Tour ist für heute geschafft und die Hütte erreicht. Jetzt heißt es Ruhe genießen und die beeindruckende Bergwelt auf sich wirken lassen. Bevor ihr jedoch richtig abschaltet, solltet ihr euch unbedingt in das Hüttenbuch eintragen. Vielleicht habt ihr auch Lust, ein wenig darin zu blättern und entdeckt mit etwas Glück den ein oder anderen Namen, der euch bekannt ist?
Beim Eintrag ist es wichtig, dass ihr euren Namen, das Tourenziel und eine Handynummer angebt. Im Ernstfall kann dieser Eintrag der Bergrettung helfen, euch schneller ausfindig zu machen. Meist findet ihr das Hüttenbuch im Eingangsbereich, wo ebenfalls häufig die Wetteraussicht für die nächsten Tage und eine Übersichtskarte der Umgebung zu finden sind. Vorbeischauen lohnt sich also alle Male.
3. Bergschuhe müssen leider draußen bleiben
Generell ist in den Schlafräumen, meistens im oberen Bereich der Hütten, Bergschuhverbot. Das heißt, eure Schuhe lasst ihr am Besten in dem dafür vorgesehenen Trockenraum. Auch nasse Regenkleidung oder stark verschwitze T-shirts trocknet am besten in diesen Räumen. Nach einem regnerischen Wandertag können eure Wanderschuhe schon einmal komplett durchnässt sein. Dann heißt es schnell raus aus den Schuhen, Zeitungspapier in die Schuhe und ab in den Trockenraum. Auf manchen Hütten gibt es sogar spezielle Heizungen für die nassen Bergschuhe. So sind sie garantiert am nächsten Tag wieder trocken und bereit für eure nächste Etappe.
Für den Aufenthalt am Abend in der Hütte bieten sich Hüttenschuhe, also Hausschuhe, an. Viele Pächter stellen diese ihren Gästen zur Verfügung, falls sie beim Rucksackpacken vergessen wurden. Damit euch das nicht passiert, lest im Blogbeitrag Packliste für deine nächste Alpenüberquerung, welche nützlichen Dinge ihr neben den Hüttenschuhen am besten noch in euren Wanderrucksack packt.
4. Hüttenschlafsack ist Pflicht
Obwohl die Ausstattung und der Komfort manchmal gar nicht so unterschiedlich erscheint: Berghütten sind keine Hotels. Das bedeutet, dass ihr alle nötigen Schlafutensilien selbst mitbringen müsst. Im Regelfall stellen die Hütten kleine Kopfkissen und Wolldecken zur Verfügung. Aus hygienischen Gründen sind Hüttenschlafsäcke auf jeder Berghütte Pflicht, egal ob ihr auf einer Alpenvereinshütte oder auf einer privaten Hütte nächtigt. Zudem wird die Bettwäsche nicht nach jeder Nacht gewaschen. Falls ihr den Hüttenschlafsack einmal vergessen habt, keine Panik. Die meisten Hütten verleihen die Schlafsäcke gegen eine kleine Gebühr oder stellen sie obligatorisch zur Verfügung. Am besten vor der Wanderung informieren 😉
5. Rücksicht auf Mitschlafende
Auf Berghütten kommen alle Bergsteigerniveaus zusammen: Hochtourengeher, Kletterer und gemütliche Wanderer. Meistens schlafen alle zusammen in einem Raum. Je nach geplanter Tour am nächsten Tag wird jeder zu einer etwas anderen Uhrzeit aufstehen. Damit alle ihren wohlverdienten Schlaf bekommen, ist es wichtig, Rücksicht aufeinander zu nehmen. Das bedeutet, den Rucksack am Abend vor der Hüttenruhe oder am Morgen vor dem Schlafraum packen und unnötiges Geraschel und Gerumpel in der Nacht vermeiden. Platziert am besten eine Stirn- oder Taschenlampe neben euch auf der Matratze, falls ihr in der Nacht mal wohin müsst. Dadurch vermeidet ihr es, das Deckenlicht anzuschalten und so das gesamte Lager aufzuwecken.
6. Hüttenruhe: jeder verdient seinen Schlaf
Nicht umsonst gibt es sie: die obligatorische Hüttenruhe. Nicht nur kommen auf Hütten verschiedene Bergsteigerniveaus zusammen, sondern auch Familien mit Kindern oder Schulklassen. Falls es euch am Abend noch zu früh zum Schlafengehen ist, beachtet, dass einige eventuell schon sehr früh am Morgen aufbrechen wollen, oder viel Schlaf zum Regenerieren brauchen. Bereitet also euren Schlafplatz schon so vor, dass ihr euch nur noch ins Bett legen müsst und nehmt am besten eine Stirnlampe mit. Falls ihr empfindliche oder unruhige Schläfer seid, nehmt euch Ohrstöpsel mit. Die helfen wunderbar gegen die gefürchteten Schnarcher und lassen euch in Ruhe schlafen 😉
7. Wohlverdiente Jause: Essen und Trinken
Wenn ihr den Weg zur Hütte geschafft habt, wisst ihr, was ihr geleistet habt. Berghütten sind größtenteils nur zu Fuß erreichbar. Einige verfügen über Materialseilbahnen, andere müssen mit dem Hubschrauber versorgt werden. Da grenzt es manchmal schon fast an ein Wunder, was die Hütten auf ihren Speisekarten anbieten. Auch Platz zum Kochen ist auf den Hütten eher etwas sparsam vorhanden. Da das Küchenpersonal nicht stundenweise angestellt werden kann, bieten die meisten Hütten ab einer bestimmten Zeit am Abend nur noch das Bergsteigeressen und kein À-la-carte-Essen mehr an. Am Morgen gibt es eher ein Frühstücksbuffet oder einfache Gerichte mit Brot und Marmelade. Es wird nicht gerne gesehen, wenn ihr euch, ohne zu fragen, Verpflegung für unterwegs mitnehmt. Viele Hütten berechnen dafür extra.
8. (Nur) Bares ist Wahres
Beachtet, dass auf vielen Hütten keine Karten- oder Kreditkartenzahlungen möglich sind – besonders auf den Alpenvereinshütten. Da die Preise normalerweise auch etwas höher sind als im Tal, könnt ihr davon ausgehen, dass ihr mehr Bargeld braucht. Deshalb heißt es, noch einmal den EC-Automaten im Tal zu plündern, bevor es in die Berge geht. Selbst wenn ihr es günstig haltet, auf einer Alpenvereinshütte nächtigt und das Bergsteigeressen am Abend bestellt: pro Tag solltet ihr mit Ausgaben von mindestens 40 € rechnen. Auf vielen Berghütten wird eine Halbpension angeboten: Abendessen, Übernachtung und Frühstück in einem. Diese kann mal bis zu 60 € die Nacht oder mehr kosten.
9. Abgeschiedenheit genießen: Internet und Stromversorgung
Das Handynetz in den Alpen wird stetig ausgebaut. Jedoch gibt es immer noch sehr entlegen Hütten, die nicht vom normalen Handynetz abgedeckt werden. Durch die Infrastruktur der Berge ist es schwierig, ein Signal bis auf entlegenen Hütten zu bekommen, zudem ist das eine kostspielige Angelegenheit. Selbst wenn es Internet gibt, können sich oft nur wenige Personen gleichzeitig in das Netz wählen. Deshalb behalten es sich einige Pächter vor, das Internet ihren Gästen nicht zur Verfügung zu stellen.
Strom ist auf Berghütten zehn Mal so teuer wie im Tal. Auf den Hütten selbst gibt es auch meistens nur wenige Steckdosen, die den Gästen zur Verfügung stehen. Wir raten euch, die Energie der Sonne zu nutzen: mit einem Solar Akkuladegerät. So könnt ihr problemlos während der Wanderung am Tag euer Handy wieder mit Strom versorgen. Oder ihr nehmt eine Powerbank zum aufladen eures Handys mit. Diese könnt ihr vor der Wanderung aufladen und am Abend damit eurem Handy neue Energie schenken.
10. Teure Angelegenheit: Abfall und Wasser
Berghütten liegen inmitten der Natur. Wasser in den Bergen ist rar und je höher man steigt, desto weniger Wasser gibt es. Eine WC-Spülung auf der Berghütte kostet von der Wassergewinnung bis zur Rohstoffentsorgung vier bis fünf Euro. Wasser auf die Hütte zu bringen und es wieder zu entsorgen ist also eine kostspielige Angelegenheit. Deshalb wundert euch nicht, dass es nicht auf jeder Berghütte eine warme Dusche gibt. Viele Hütten installieren sogenannte Münzduschen, um zum Wassersparen anzuregen. Ebenso schwierig gestaltet sich die Abfallentsorgung: in den Bergen gibt es keine Müllabfuhr, die den Müll einsammelt. Alles, was über Seilbahn oder Helikopter auf die Hütte gebracht wird, muss irgendwann auch wieder im Tal richtig entsorgt werden. Hüttenversorgung und Abtransport von Abfall und Reststoffen kostet jede Hütte durchschnittlich 10.000 € pro Saison. Mehr zu dem Thema und wie ihr Abfall vor der Wanderung vermeidet lest ihr im Blogbeitrag Abfall am Berg: Wie lange verrottet die Bananenschale?
Wenn ihr diese kleinen Tipps & Tricks beachtet, steht der nächsten erfolgreichen Hüttenübernachtung nichts mehr im Wege. Denn ist es nicht das schönste, nach einer Wanderung die gemütliche Atmosphäre und Geselligkeit auf einer Berghütte zu genießen?
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