Neben der sorgfältigen Planung einer Skitour zu der u. a. das Prüfen des Lawinenlageberichts, des Wetters und die Routenplanung selbst gehören, braucht es auch die richtige Ausrüstung. In diesem Beitrag erfahrt ihr mehr über die richtige Ausrüstung, Bekleidung und das Notfall-Set. Damit ihr eure Skitour auch so richtig genießen könnt.
1. Ausrüstung auf einer Skitour
Die passende Ausrüstung ist beim Skitourengehen nicht nur ein Komfort- sondern auch ein Sicherheitsthema.
Ski: Vom ultraleichten Wettkampf-Aufstiegsski bis zum megabreiten Tiefschneebrett reichen hier die Extreme. Wer die ganze Saison über mit einem Ski unterwegs sein möchte, entscheidet sich für einen Kompromiss: einen klassischen Allround-Tourenski. Unser Ausrüstungpartner Hagan bietet für jeden Einsatzbereich den richtigen Ski.
Schuh: Wie der Ski unterscheiden sich die Schuhmodelle je nach gewünschtem Einsatzbereich. Die meisten Tourengeher wählen auch hier den Mittelweg, also einen guten Kompromiss zwischen Aufstiegskomfort bzw. Gewicht und Abfahrtsstabilität.
Bindung: Prinzipiell gibt es zwei unterschiedliche Bauarten. Rahmenbindungen besitzen einen Verbindungssteg zwischen dem Vorder- und Hinterbacken und es kann mit demselben Komfort wie in eine Pistenbindung eingestiegen werden. Bei Pin-Bindungen besteht der Vorderbacken aus einer Klammer, die direkt in der Schuhspitze greift. Die Voraussetzung dazu ist der passende Schuh. Der Vorteil von Pin-Bindungen ist, dass der Drehpunkt optimal ist und der Hinterbacken nicht bei jedem Schritt mit angehoben werden muss.
Fell: Felle gibt es aus verschiedenen Materialien und wiederum haben alle ihre Vor- und Nachteile: Mohair gleitet wunderbar ist aber wenig robust; bei Kunstfaser ist es genau umgekehrt und so entscheiden sich die meisten Tourengeher für eine Mischung aus beidem.
Harscheisen: Ist die Schneeoberfläche durch starken Windeinfluss oder im Frühjahr durch gefrorenen, nassen Schnee harschig, d.h. glatt und hart, kann man mit den Fellen leicht abrutschen. Auf der Bindung montierte Harscheisen wirken ähnlich wie Steigeisen und verhindern ein Abrutschen nach hinten und zur Seite.
Skistöcke: Im Skitourenbereich sind verstellbare Stöcke beliebt: Beim Aufstieg etwas länger eingestellt, unterstützen sie die Hubarbeit der Beine besser und sind mal Tragepassagen mit dabei können die Stöcke einfach am Rucksack verstaut werden. Zusätzlich sind Schneeteller gefragt, die einen größeren Durchmesser als die normalen Teller haben und dadurch das tiefe Einsinken im Schnee reduzieren. Bei den Griffen ist eine Verlängerung des Gummi-Aufsatzes am Stock sehr beliebt, da es zum Beispiel bei steilen Querungen angenehm ist, den oberen Stock weiter unten greifen zu können.
Reparaturset: In jeder Tourengruppe sollte zumindest ein kleines Reparaturset vorhanden sein. Am wichtigsten sind Doppelklebe-Flecken von Colltex. Mit diesen lässt sich ein sich lösendes Fell an Ort und Stelle wieder auf den Belag kleben. Auch Kabelbinder und ein Stück Skiwachs sind sehr hilfreich, falls Material bricht oder die Ski/Felle Stollen bilden.
Rucksack: Skitourenrucksäcke müssen für die Abfahrt eng am Körper anliegen, verfügen über eine durchdachte einfache Skibefestigungsmöglichkeit, besitzen ein Fach o.ä., wo Schaufel und Sonde schnell erreichbar (!) verstaut werden können und haben möglichst wenig Bänder, Reißverschlüsse und anderen Firlefanz. Für eine Tagestour sollte ein Rucksack mit ca. 30 Liter ausreichen und bei einer Skihochtour über mehrere Tage einer mit ca. 45 Liter Volumen. Der ASI Ausrüstungspartner Pieps bietet beispielsweise den Lawinenrucksack Jetforce mit unterschiedlichen Packmaß-Größen an.
2. Bekleidung
Funktionell, leicht, vielseitig, kleines Packmaß – lauten die Anforderungen an die ideale Skitourenbekleidung. Es empfiehlt sich das „Zwiebelsystem“: Mehrere Bekleidungsschichten übereinander getragen, ermöglichen eine Anpassung an die Verhältnisse und Regulierung des Körperklimas.
Erste Schicht/Unterwäsche: Was gar nicht geht ist Baumwolle: diese wird durch das Schwitzen nass, saugt sich voll und wirkt dann wie ein kalter Umschlag. Daher bietet sich Funktionsunterwäsche aus Synthetikmaterial oder aus Wolle an. Beide haben Vor- und Nachteile: die Kunstfasern sind superleicht und trocknen extrem schnell, andererseits beginnen sie teilweise recht schnell unangenehm zu riechen. Das Naturprodukt (Merino)Wolle lässt sich hingegen ohne Geruchsentwicklung mehrere Tage lang tragen, bietet inzwischen einen tollen Tragekomfort und wärmt auch noch, wenn es feucht ist.
Zweite Schicht/Softshell: Eine Jacke oder Hose wird als Softshell bezeichnet, wenn sie folgende Voraussetzungen erfüllt: elastisch, angenehm weich, wind- und wasserabweisend sowie robust. Für den Aufstieg sind Softshells ideal, da sie ein unglaublich breites Temperaturspektrum abdecken. Es muss nicht permanent die Kleidung gewechselt werden.
Dritte Schicht: Die dritte Schicht bietet Schutz vor den Elementen Wind und Wasser. Wärmen tut diese Schicht aber nicht! Da der Anorak viel im Rucksack herumgetragen werden wird, sind leichte, abgespeckte Modelle ideal.
Wärmende Schicht: Eine leichte Daunen- oder Kunstfaserjacke darf auf keiner Skitour fehlen und ist ein grandioses Bekleidungsstück. Bei der Gipfelrast verhindert sie ein Auskühlen und hält warm.
Handschuhe: Zwei Paar Handschuhe benötigt man für eine Skitour: etwas dünnere, robuste Fingerhandschuhe für den Aufstieg und warme Handschuhe für die Gipfelrast bzw. Abfahrt.
Sonnen- / Skibrille: Ohne Sonnenschutz, keine Skitour: Vor allem im Gebirge gehören die Augen geschützt: vor UV-Strahlung, vor Wind und auch im Falle eines Sturzes.
3. Notfallausrüstung
LVS, Schaufel und Sonde stellen die Standardausrüstung für jedes Gruppenmitglied einer Skitour dar. Der Gruppengröße angepasst, sollte eine entsprechende Anzahl an Erste-Hilfe-Paketen (eines für 3-5 Personen), Biwaksäcken (jedes Mitglied muss einen Platz haben) und Mobiltelefonen (mind. zwei pro Gruppe) mitgenommen werden. Im Falle eines Notfalls ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und Schritt für Schritt, um effektiv Hilfe leisten zu können >>Verhaltensregeln für den alpinen Notfall
Ski- und Bergführer Gerhard erklärt in diesem Video, was auf einer Skitour in den Rucksack muss:
Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS): Digitale Geräte mit 3-Antennen und einer Markierfunktion werden heute von allen Herstellern angeboten und sind Standard. Ältere Geräte sind schonungslos auszumustern, da die Suche mit ihnen vor allem für den Anfänger erheblich schwieriger ist. Trotzdem muss jeder den Umgang mit seinem eigenen Gerät regelmäßig trainieren.
Sonde: Eine Wurfsonde mit mindestens 240 cm Länge, egal ob aus Aluminium oder Carbon gehört griffbereit in jeden Rucksack. Nach der Ortung des Verschütteten mittels LVS dient die Sonde zur Feinsuche.
Schaufel: Metallschaufeln wiegen nicht mehr und sind nicht teurer als Kunststoffschaufeln, dabei aber wesentlich effizienter. Wertvolle Zeit verliert oder gewinnt die Gruppe vor allem mit dem Ausschaufeln. Deshalb gilt es, nicht nur die LVS-Suche isoliert zu üben, sondern den ganzen Suchablauf inkl. Sondieren und Ausgraben regelmäßig zu trainieren.
Lawinen-Airbag-Systeme: Wird ein Tourengeher von einer Lawine erfasst, muss sofort an einem Griff gezogen werden, worauf sich die Airbags, die im Rucksack integriert sind, mit Luft füllen und dafür sorgen, dass der Tourengeher an der Oberfläche der Lawine bleibt. Trotzdem ersetzt es weder LVS, Schaufel oder Sonde und schon gar nicht ein entsprechendes risikobewusstes Verhalten im Gelände. Lawinen-Airbag-Systeme gibt es heute in verschiedensten Rucksäcken und sowohl in mechanischer als auch elektronischer Form.
Bei den Ausbildungskursen der ASI (Alpinschule Innsbruck) wird grundlegendes Wissen theoretisch vermittelt und im Gelände praktisch umgesetzt.
Weitere Infos zum Thema findet ihr in der ASI Academy im Videokurs zu Skitouren.
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