Tag 1 – Nachtflug nach Athen
Knapp 2 Stunden sind wir in der Luft: unter uns Dunkelheit, unterbrochen von ein paar Spuren Zivilisation: Siedlungen, Dörfer, Städte: Netze aus künstlichem Licht, der Nacht zum Trotz. Und dann: Sinkflug auf Athen, der Mond spiegelt sich im Meer, die Lichter der Landebahn und touch down auf der alten Landebahn. Es ist knapp 1 Uhr in der Nacht: es gibt nicht mehr viel zu tun, außer ins Hotel zu fahren und zu schlafen. Unsere Reise zum Segeln in Griechenland hat begonnen.
Tag 2 – Athen und das Schiff
Ausschlafen, frühstücken, raus gehen: die Luft in den Straßen Athens ist nicht frisch, aber voller Leben: wir gehen durch die Altstadt, stellen uns in den Strom aus Touristen, die zur Akropolis pilgern: Sandalen, Strohhüte, weite Hosen und aller Herren Länder Sprachen donnern auf uns ein. Es ist warm und man sucht den Schatten: es ist Mitte Mai und wir sind froh, dass man weder das Gewimmel noch die Hitze eines Juli Tages in Athen hat. Nach dem ersten Glas Weißwein und dem obligaten griechischen Bauernsalat bahnt sich unser Taxi den Weg durch die verstopften Straßen Athens bis zum Hafen: wir sind angekommen – am Ziel für eine Woche – dem Meer. Dumpf dümpelt die „Big Blue“ am Steg: einmastig, robust und bereit zur Abfahrt zum Segeln in Griechenland.
Danae und ihr Skipper Michalis sind da, nehmen uns in den Arm und wir gehen an Bord. Wir sind nur zu fünft: Mirjam, Erin und Mike sind Reisende – wir werden mit ihnen eine Woche zusammen durch den saronischen Golf schaukeln. Natürlich weist uns Danae ein: in die Kajüte, in die Nasszelle, in die Küche und wo wir was finden. Aber es ist drei Uhr Nachmittags und es gilt noch eine Insel zu erreichen – also: stechen wir in See! Der Motor läuft und wir tuckern aus den Hafengewässern raus ins offene Meer. Hier ist es nicht mehr warm, hier ist es windig, die See nicht rau, aber aufgewühlt und nach gut 1 Stunde ist das Motorengeräusch verebbt und die Segel stehen im Wind: losgelöst vom Festland, losgelöst vom Motor, nur den Naturgesetzen hörig, gleitet der Bug der Big Blue durch die See. Ja: es ist diese Freiheit, die man spürt, diese Brise in der Nase und die Gischt in den Haaren ist der Grund warum man 1 Woche in Griechenland segeln will.
Es sind Stunden des Schaukelns und Schauens, der Neugier und des Horizont Absuchens die uns in Richtung Poros bringen. Die kleine Insel taucht vor uns auf: erst schemenhaft, dann immer größer, dann verliert sich die Silhouette in den Details des Hafens, als wir hineintuckern: das Boot dreht, der Anker fällt und Michalis legt an. Es ist ein gutes Gefühl von Bord zu gehen – auch wenn es nur ein paar Stunden auf See waren: das Gefühl sagt – wir kommen von der See, ahoi ihr Landratten.
Poros hat einen malerischen Hafen der alle Klischees erfüllt: Restaurants, Geschäfte, Kiosk und jede Menge Lichter unter denen sich gesellige Menschen drängen, die essen, trinken, lachen, erzählen und sich in das Leben fallen lassen. Irgendwann ist genug flaniert, genug getrunken und genug gegessen und man fällt zufrieden in seine Kajüte und schließt die Augen.
Tag 3 – Poros – Dokos – Ermioni
Der Tag beginnt so wie alle folgenden Tage in dieser Woche: es regt sich nur langsam und zögerlich das Leben an Bord. Aber irgendwie findet alles seinen Rhythmus: nach und nach krabbelt jeder aus seiner Kajüte, irgendwer hat schon Kaffee gekocht und irgendwann steht ein Frühstück am Tisch. Um 10 Uhr legen wir ab – auch das wird in den folgenden Tagen so bleiben.
Die See hat sich beruhigt, es ist warm und die Big Blue gleitet elegant durchs Wasser: kein Kampf mit oder gegen die Wellen so wie gestern. Aber auch kein Segel, da wir kaum Wind haben. Es ist ruhig. Es ist zum Abschalten, Buch lesen, den Horizont betrachten oder einfach nur die Augen schließen und sich fallen lassen: mit anderen Worten: es ist herrlich!
Dokos hat nichts zu bieten, wenn man Kultur oder Kulinarik sucht, soziale Bindungen oder Unterhaltung finden möchte: Dokos ist unbewohnt. Aber genau richtig um hier zu ankern und zum ersten Mal vom Schiff aus ins Meer zu springen: das kühle Nass ist nur im ersten Moment abweisend: nach ein paar Zügen durch das kristallklare Wasser genießt man die Frische und hat Freude im Element. Und während wir bis zum Meeresboden sehen können steigt uns der Duft in die Nase, der daran erinnert, dass es schon Nachmittag ist: Danae kocht. Raus aus dem Wasser, froh dass die Menschheit Handtücher erfand und ein Lob dem Kühlschrank aus dem das Bier kommt setzt man sich zu Tisch und erfreut sich des Lebens und der griechischen Küche. In vollen Zügen kann man hier das Segeln in Griechenland genießen.
Ermioni ruft! Das kleine Städtchen am Peleponnes ist nach wenigen Stunden erreicht. Vielleicht denkt man sich, wenn man einen griechischen Hafen kennt, dann kennt man alle. Aber nein: der Hafen von Ermioni ist so gänzlich anders als jener von Poros: kein touristisches Treiben, keine Wand an Wand stehenden Geschäfte und Restaurants sondern angenehme Ruhe empfängt uns. Demgemäß verläuft auch der Abend: ruhig, entspannt, zufrieden und – warm! Wie schön ist es Mitte Mai am Hafen zu sitzen, ein Glas Wein zu trinken, das Gluckern der Wellen im Ohr und mit kurzen Ärmeln die warme Luft auf der Haut zu spüren. Grund genug um ein zweites Glas des edlen Traubensaftes zu genießen.
⛵ Zu deinem Saronischen Segelabenteuer⛵
Tag 4 – Ermioni – Spetses
Morgengeräusche, Augen öffnen, Kaffeegeruch in der Luft: Zeit um an Deck zu gehen. Wir legen um 10 Uhr ab, die See ruft wenn auch nur leise, denn sie ist glatt und ruhig, so wie tags zuvor. Woran denkt man, wenn man an Spetses denkt? Genau – an gar nichts. Genau so wenig wie man was denkt, wenn man an Ermioni denkt. Aber genau das ist der Reiz vom Segeln in Griechenland: es sind diese unbekannten Inseln, die man ansteuert und an die man keinerlei Erwartung hat, nur die Neugierde, sie kennen zu lernen. Also auf nach Spetses.
Nach ein paar Stunden an Deck des Schiffes, das ruhig durch das Meer gleitet laufen wir in den Hafen ein: ein großer Hafen der aber nur wenig Platz für kleine Segelboote wie unseres hat: die großen Fähren sind die Majestäten hier und lassen uns nur wenig Platz. Also ab in die kleinen Gässchen der Hafenstadt, wo es nach Kaffee und frischem Brot riecht und rauf auf den Drahtesel! Danae führt uns über die Insel und wir fahren, treten und rollen über die Straßen eines Eilands in dem – man glaubt es kaum – uns kein Verkehr sondern nur Buchten, Wälder, Macchia und Strand erwartet. Wer hier die Straßen asphaltiert, der macht es aus Leidenschaft und nicht aus Liebe zum Automobil. Eine Bucht ist die unsere und wir kühlen unsere Körper in dem feuchten Nass ab, bevor es bergauf, bergab wieder weiter geht in Richtung Hauptstadt, in Richtung Hafen und in Richtung Kneipe: der Durst der Inselrundfahrt muss gestillt werden.
Was auf den Küstenstraßen nicht ist, findet sich umso mehr im Hafen: überall lärmen Mopeds und Vespas und in jeder noch so engen Gasse schlängeln sie sich durch. Das macht die Suche nach dem passenden Restaurant nicht leichter – man will ja in Ruhe seinen Schafskäse essen – aber umso mehr lernt man zu schätzen, dass es verkehrsberuhigte Zonen gibt.
Tag 5 – Spetses – Hydra
Keine Überraschung aber Zuverlässigkeit ist auch eine Tugend: wir legen um 10 Uhr ab und bahnen uns den Weg durch die offene See – immer noch spiegelglatt und sanft – in Richtung Hydra. Hydra bedeutet Wasser – die Griechen haben diesen Namen wohl aus einem bestimmten Grund gewählt, denn Wasser ist Leben. Nicht jede Insel ist groß und hoch genug, um Wasser zu führen – und das über einen ganzen Sommer lang, in dem aus so gut wie nie regnet. Aber bevor wir dieses Schmuckstück (autofrei und ein Stelldichein für Yachtbesitzer) erreichen, gilt es zuerst ein paar Stunden Salzwasser zu durchpflügen. Und ja: wir genießen diese Fahrt, denn das Wetter soll am nächsten Tag drehen und es wird windiger. Viel windiger.
Hydras Hauptstadt ist Hydra. Versteckt in einer Bucht liegt das Örtchen idyllisch an einem Berghang. Der Hafen ist voll belegt, also schippern wir weiter in die nächste Bucht und werfen Anker. Das Wasser ist herrlich, Danaes Essen ist vorzüglich und irgendwann gehen wir an Land und spazieren die halbe Stunde der Küste entlang zum Hauptort. Es erwartet uns ein Cold brewed Espresso, ein Modeschießen und eine Mischung aus High Society Yachtbesitzern und Sandalentouristen nebst unglaublich schnittigen Wassertaxis. Für ein paar Stunden dümpeln wir durch die autofreie Insel mit ihren Eseln und genießen die Abwesenheit von Motorgeräuschen. Essen, Trinken, Beobachten, Lachen und ein Spaziergang im Mondschein zurück in die Bucht, wo unsere Big Blue liegt. Was braucht man, um glücklich zu sein? Manchmal nur ein paar Sterne, den Mond der sich im Wasser spiegelt und ein paar zirpende Insekten. Das Segeln in Griechenland kann doch wirklich herrlich sein!
Tag 6 – Hydra – Aegina
Der Sturm kommt – oder doch noch nicht? Poseidon ist gnädig: er schenkt uns noch einen ganzen Tag spiegelglatte See. Dankend nehmen wir das Geschenk an und steuern eine Insel an – unbewohnt und einsam – genießen eine Bucht für uns und wer an Land geht, trifft auf Hirsche und Pfauen, die irgendwann von den Bewohnern eines Klosters zurückgelassen wurden, als das Monasterium verlassen wurde. Wir rechnen damit, dass dies der letzte Stopp sein sollte, um zu schwimmen, schnorcheln und tropfnass an Bord zu gehen, um Danaes Kochkunst zu genießen. Irgendwie möchte man aber daran gar nicht denken, denn der Segeltörn in hatte doch gerade erst begonnen?
Die See verdrängt durch ihre Schönheit diese Gedanken: wir gleiten lautlos durch´ das Wasser und erreichen am späten Nachmittag Aegina: Kaffee und Hafenduft, ein Spaziergang entlang der Promenade und dann: ein Gruß von Zeus persönlich. Innerhalb weniger Minuten werden die Sonnenstrahlen von dunklen Wolken geschluckt und ein Gewitter wütet über unseren Köpfen. Das Ende der ruhigen See. Aber wir sind sicher im Hafen. Prasselnder Regen ist eine willkommene Abwechslung zum gewohnten Klatschen der Wellen gegen die Hafenmauer. Jetzt wissen wir Segeln in Griechenland kann auch anders ausschauen als glatte See und Sonnenbaden. Und nachdem das Gewitter weiter zog, noch einmal zurück kam und dann endgültig verstummte, klarte der dunkle Himmel wieder auf. Es ist Zeit für die Kajüte.
Tag 7 & 8 – Aegina – Epidaurus – Athen
Die See fordert und wir folgen ihr. Lieber Leser, du erlaubst uns, die beiden letzten Tage der Reise zusammen zu fassen? Nicht aus Gründen von Schreibfaulheit oder Lagerkoller – ganz im Gegenteil. Es ist nur so: Poseidon ist erwacht und wirft uns seine Wellen entgegen. Wellen, die keine Herausforderung für einen Skipper wie Michalis sind oder gar ein Segeln zur Unmöglichkeit machen. Aber diese beiden Tage machten den Segeltörn zum Segeltörn: hart am Wind, das Schiff schief gebeugt und ächtzend und stöhnend gegen die See kämpfend: gegen den Wind kreuzend ist ein sorgloses Gehen an Bord zur Unmöglichkeit geworden ohne sich festzuhalten: beide Segel gehisst schleift unser Boot uns durch Täler und Berge aus Wasser, die hart gegen den Kiel toben: jedes Seglerherz schlägt höher. Die Wellen verschlingen die Stunden und die Inseln an unserer Seite ziehen vorbei wie die vom Wind gejagten Wolken am Himmel. Ist das jenes Gefühl, das der Seewolf verspürt in seinem Kampf gegen das Element Wasser? Nein – denn was wirkt wie ein Kampf ist nichts anderes als ein elegantes Lenken von ein paar Tonnen Metall und Kunststoff in einem flüssigen Element das weitaus älter ist als Navigation, Zivilisation oder gar die Menschheit an sich. Ja – solche Gedanken kommen, wenn es die Zeit erlaubt und man merkt, wie sehr man in den letzten Tagen abschalten konnte und all das hinter sich gelassen hat, was den Rest des Jahres so wichtig ist.
Wir erreichen Athen. Den sicheren Hafen, ruhiges Gewässer und den Abschied von Leuten, die vor einer Woche noch Fremde waren und Blicken mit einem Lächeln auf den Lippen an die vielen Stunden am Boot beim Segeln in Griechenland zurück.
Unser Fazit:
War es schön? JA!
Würden wir es wieder machen? JA!
Können wir es weiterempfehlen? NEIN! WIR RATEN VIELMEHR DAZU ES ZU MACHEN!
Schreibe einen Kommentar