Vor kurzem reiste ich ins legendäre Land der Inka – Peru. Schon vor der Abreise war mir klar, dass ich die Gegend besuchen möchte, wo der Legende nach die Inka ihre Eroberungszüge durch Südamerika antraten. Ein Stopp, der auf keiner Reise durch Peru fehlen sollte: der Titicacasee. Meine Peru-Reise war im Mai, somit war ich in einem der idealen Reisemonate für den Titicacasee unterwegs. Die beste Reisezeit für den Titicacasee ist von April bis November. In diesen Monaten ist es meist trocken und es gibt viele Sonnenstunden. Ab und an ein vereinzeltes Gewitter ist allerdings keine Seltenheit.
Mit einer Fläche fast so groß wie Korsika – über 8.000 km2 – ist der Titicacasee der größte Süßwasser-See Südamerikas. Zwei Länder teilen sich ihn: Bolivien und Peru. Dabei sind rund 60% der Seefläche peruanisches Staatsgebiet. Prinzipiell ist der Titicacasee für seinen Fischreichtum bekannt. Überfischung und Verschmutzung haben der Artenvielfalt jedoch stark zugesetzt.
Zu Gast auf den Schwimmenden Inseln
Auf peruanischer Seite ist die Stadt Puno das Tor zum Titicacasee. Dort übernachtete ich auch, bevor ich mich am nächsten Tag auf Erkundungstour am bekannten See aufmachte. Per Boot ging es zuerst zu den Schwimmenden Inseln der Urus, den indigenen Ureinwohnern auf dem See. Genau, richtig gelesen: die Urus leben auf rund 40 schwimmenden Inseln aus Schilf. Jede davon ist Heimat von rund fünf Familien, angeführt von einem Inseloberhaupt. Die Vorfahren der heutigen Generation bauten die Schwimmenden Inseln, um sich vor anderen Völkern wie den kriegerischen Inkas zu schützen.
Schilf: das Lebenselixier der Inselbewohner
Vor allem die Bauweise der Inseln hat mich beeindruckt. Das Schilf, aus dem sie bestehen, ist im Stängelinneren mit Hohlräumen durchsetzt und erzeugt somit einen hohen Auftrieb. Das macht es den Urus möglich, ganze Häuser darauf zu errichten – ohne unterzugehen. Zusätzlich unterstützt die raffinierte Bauweise der Urus: sie legen die Schilf-Schichten kreuzweise aufeinander. Dennoch müssen die Schichten kontinuierlich ergänzt werden, da das Schilf an der Unterseite zu faulen beginnt. Alle 25 Jahre verlassen die Urus ihre schwimmende Insel und müssen eine neue bauen. Neben der Funktion als Baumaterial dient das Schilf auch als wichtiges Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Wichtigste Einnahmequelle heute ist der Tourismus. Es besteht sogar die Möglichkeit, auf den Schwimmenden Inseln zu übernachten.
Die strickenden Männer von Taquile
Im Anschluss an die Schilfinseln der Urus steuerten wir unser nächstes Ziel an – Taquile, gelegen im Herzen des Titicacasees. Die hügelige Insel wird vom Volk der Quechua bewohnt und zählt rund 1.600 Einwohner.
Berühmt ist sie vor allem für eins: ihre strickenden Männer. Von klein auf erlernen die männlichen Stammesmitglieder ihr Handwerk. Vor allem Chullos – typische Mützen aus der Region – entstehen durch die flinken Finger der Männer. Die Mützen sind nicht nur kuschelig warm, sondern geben auch Auskunft über den Familienstand der Männer. Verheiratete tragen rote Mützen, Singles weiße. So kommt keine Verwirrung auf.
Das Highlight meines Titicacasee-Trips war die Lage der Insel. Die Fernsicht auf die zum Teil über 6.000 Meter hohen Berge Boliviens werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Zudem luden die naturbelassenen Strände im Südosten der Insel und das klare Wasser zu einem Bad im See ein. Nachdem dieser jedoch nicht sonderlich warm war, verabschiedete ich mich ziemlich schnell von dieser Idee.
Am Nachmittag schipperten wir wieder zurück nach Puno. Auch wenn der Titicacasee auf über 3.800 Metern liegt, waren die Temperaturen tagsüber ziemlich hoch – und wir etwas geschlaucht. Bei einer Flasche peruanischem Rotwein, Ceviche (roher Fisch mit Limettensaft mariniert) und gegrillten Forellen im Restaurant Mojsa im Herzen Punos ließ ich mit meiner Frau den Tag gebührend ausklingen.
Macht euch auf unserer individuellen Rundreise „Naturlandschaften und Kolonialstädte“ selbst ein Bild vom Titicacasee – mit den Schwimmenden Inseln der Urus und der Insel Taquile.
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