Vom 01.09. – 11.09. ging es für unsere Reisespezialistin Anja nach Schottland auf unsere Wanderreise Schottland gemütlich erwandern. Hier erfährst du was sie dort schönes erlebt hat und mehr über Highlander, Tomat e/i n-Saft, romantisierte Steinkreis-Literatur und eine atemberaubend schöne Natur.
Ein Reisebericht über eine unvergessliche Wanderreise in Schottland.
Tag 1 – Ankunft in Edinburgh, Kennenlernen und Einstimmung
Nach der planmäßigen Ankunft in Edinburgh ging es direkt für einen Teil der Gruppe mit dem Airlink-Bus in die Innenstadt von Edinburgh. Die Fahrt dauert nur ca. 30 Minuten und stellte sich als absolut lohnenswert heraus. Die mittelalterliche „Old Town“ und die elegante „New Town“ bilden zusammen eine UNESCO-Weltkulturerbestätte, welche mit unendlich viel Geschichte, fantastischen Sehenswürdigkeiten und wunderschönen Bauwerken aufwartet.
Ich schlendere über die gut besuchte „Princes Street“ – die Haupteinkaufsstraße und gönne mir erstmal ein kühles Cider und Mac `n Cheese Sticks im Waverley Festival Village, der so viel mehr als nur ein Biergarten ist.
Bei Live-Musik und Sonnenschein lasse ich das bunte Treiben auf mich wirken, ehe ich gestärkt weiter zur königlichen Meile, der „Royal Mile“ ziehe. Diese führt schnurgerade vom Schloss den Berg hinunter, vorbei an der St. Giles Cathedral, dem schottischen Parlament zum Palace of Holyrood House. Dazwischen bummele ich durch die vielen kleinen Geschäfte, die von frisch gemachten Fudge bis hin zu Harry Potters Butterbier alles auf Lager haben. Kaschmir-Wollgeschäfte fehlen hier natürlich auch nicht. Mit einem Uber fahren wir dann am Abend zu unserer ersten Unterkunft in Livingston, etwa 30 Minuten vom Stadtkern entfernt. Hier treffe ich unseren Guide Astrid Brauksiepe, sowie den Rest meiner Gruppe für die nächsten spannenden 10 Tage. Wir gönnen uns ein reichhaltiges Abendessen und lernen uns besser kennen. Ein gemütlicher Start für meine Wanderreise in Schottland.
Tag 2 – Sagenhafte Statuen und die erste Wanderung mit See- und Highlandblick
Latha math! Guten Morgen!
Dieser beginnt direkt mit dem ersten Highlight – Haggis zum Frühstück! Diese Spezialität aus der schottischen Küche besteht aus dem Magen eines Schafes, der mit diversen Innereien, ebenfalls vom Schaf, sowie Zwiebeln und Hafermehl gefüllt wird. Gut gewürzt zu einer Scheibe Toast konnte man das Wagnis in Teelöffelgröße schonmal eingehen.
Es kann losgehen – wir beginnen unsere Wanderreise durch Schottland mit der Fahrt zum Loch Lomond, einem der beiden Nationalparks. Bei der Fahrt lauschen wir Astrids Erzählungen über die Kelpies – schottische Wassergeister, die der Sage nach ihre Gestalt ändern können, um Ihre Opfer ins Wasser zu locken und… naja… den Rest kann man sich denken. Zwei riesige Pferdeköpfe stellen diese Wesen
im „The Helix“-Park dar.
Eine kurze Fahrt noch, dann beginnt unsere Eingehtour auf den Conic Hill, dessen Gipfel sich über das Dorf Balmaha erhebt. Beim Aufstieg erweist uns eine zottelige Herde Highland-Rinder die Ehre.
Sie lassen sich von uns nicht beirren. Unsere heimischen Kühe könnten sich ein Stück Gelassenheit hiervon abschneiden. Oben angelangt bietet sich uns ein Rundblick über das Loch Lomond mit vielen kleinen Inseln. Zu Recht wird der See als einer der schönsten Schottlands bezeichnet.
Nach dem Abstieg kehren wir im „The Clachan“ im hübschen Örtchen Drymen ein. Schottlands ältester lizensierter Pub liegt mitten auf dem Dorfplatz und bietet uns ausgezeichnete lokale Speisen und Getränke. Wir sitzen gemütlich beisammen, lernen uns bei netten Gesprächen weiter kennen, ehe es dann schon weiter zur nächsten Unterkunft in Tyndrum geht. So endet der erste volle Tag meiner Wanderreise in Schottland.
Tag 3 – Schlosstour und Lachshappen
Schottisches Wetter aus dem Bilderbuch erwartet uns an diesem Morgen – macht aber nichts, denn bei keiner Schottlandreise darf ein Besuch in zumindest einem Schloss des Landes fehlen.
Wir besichtigen das Inveraray Castle am Loch Fyne, das noch immer als Stammsitz der Dukes of Argyll, einem Zweig des umstrittenen Campbell-Clans, dient. Die Waffenkammer ist recht beeindruckend, da alle ausgestellten Stücke in realen Schlachten zum Einsatz kamen – was man auch recht deutlich sehen kann. Das Schloss ist von einem großen, symmetrischen Park umgeben, der sich nahtlos in die raue schottische Landschaft einfügt. Wir schlendern ein wenig durch den hübschen Park, bestaunen unter anderem riesige, kalifornische Redwood-Bäume und stärken uns mit Tee und Kaffee, bevor wir weiter nach Killin fahren.
Hier spazieren wir zu einem alten Steinkreis, bei dem einige von uns nicht widerstehen können und vollen Körpereinsatz zeigen, um vielleicht á la Claire aus der Outlander-Saga in eine andere Zeit teleportiert zu werden. Offenbar hatte aber keine:r aus unserer Gruppe die genetische Veranlagung zum Zeitreisen geerbt und das Einzige, was wir alle „singen“ hören, ist die Stimme von Ross aus der nahegelegenen Lachsräucherei „Falls of Dochart Smokehouse“, der uns mit lokalen Köstlichkeiten erwartet. Er erklärt uns mit viel Engagement seine Arbeit und verköstigt uns mit geräuchertem Lachs aus Skye, gutem Käse und Schaumwein, der von seinem Nachbarn mit lokalen Beeren hergestellt wird. Danach ist es Zeit, sich noch etwas die Beine zu vertreten. Wir unternehmen eine kleine Wanderung durch die wunderschöne Landschaft, vorbei an Schafherden und entlang des Loch Tay.
Tag 4 – Geschichten aus Glencoe und der West Highland Way
Heute erwartet uns die längste Wanderung dieser Wanderreise in Schottland. Munter und voller Tatendrang brechen wir auf. Aufgrund der schlechten Wetterprognose zu Anfang beschließen wir, die geplante Wanderung etwas zu verkürzen und statten zunächst dem Glencoe Visitor Center einen Besuch ab.
Für zahlreiche, bekannte Filme wie z.B. Braveheart, Harry Potter oder auch Skyfall diente die Gegend als Kulisse. In einem interessanten Film über den McDonald-Clan und das tragische Glencoe-Massaker lernen wir mehr über diese Zeit und die Clan-Geschichte Schottlands.
Die Regenwolken haben sich größtenteils verzogen, daher können wir doch noch relativ trockenen Fußes unsere Wanderung auf dem wohl bekanntesten Weitwanderweg Schottlands, dem West Highland Way, starten. Wir steigen auf steinigen Pfaden durch dramatische Landschaften hinauf zum höchsten Punkt und genießen einen wundervollen Blick auf die Glencoe Berge. Durch die hügelige Moorlandschaft wandern wir weiter bis nach Kinlochleven, während die Sonne immer mehr zum Vorschein kommt und uns die Nasenspitzen wärmt.
Am Abend kommen wir mit dem wundervollen Wetter in Fort William an. Unser Hotel erwartet uns mit einer schönen Terrasse, auf der wir nach dem Abendessen noch den Sonnenuntergang bei dem ein oder anderen Ale und Cider genießen.
Tag 5 – Sooooo viele Möglichkeiten
Die Gruppe steht heute vor der Qual der Wahl. Dieser Tag unserer Wanderreise in Schottland steht uns zur freien Verfügung. Ob eine Bootstour mit Aussicht auf Robben und den Ben Nevis, den höchsten Berg der UK, der für gewöhnlich den Kopf in den Wolken hat oder einer Besteigung eben diesen oder einen Ausflug zum Glenfinnan-Viaduct, über den die Dampflock „The Jacobite“ – auch bekannt als Hogwarts-Express, rauscht – vieles ist möglich in dieser Gegend.
Das Wetter verwöhnt uns weiter, somit ist für mich und 4 weitere Bergfexe das Tagesprogramm sicher beschlossen – wir besteigen den höchsten Munro Großbritanniens. Als Munro wird ein schottischer Berg klassifiziert, wenn er höher als 3.000 ft ist und sein Gipfel eine gewisse Eigenständigkeit aufweist. Die Aussichten sind grandios. Wir hatten wirklich Glück, wenn man bedenkt, dass der Ben Nevis an mehr als 300 Tagen im Jahr vernebelt sein soll und eine Besteigung so oft nicht möglich oder zumindest recht gefährlich sein kann.
Am Abend geht es noch in die Innenstadt von Fort William. In einem Pub gönnen wir uns den Klassiker „Fish `n Chips“, traditionell mit Essig und Sauce Tartar. Glücklich und müde geht es ins Bett.
Tag 6 – Isle of Skye
Mit der Fähre setzen wir von Mallaig nach Armadale auf die Isle of Skye über. Noch immer werden wir vom Sonnenschein begleitet. Rob, unser Busfahrer, lässt im Bus schottische Musik laufen, während die malerische Landschaft Skyes an uns vorbeizieht. Unser Ziel ist heute die Talisker Bay.
Wir passieren das hübsche Taliskerhaus aus den 1720er Jahren und bewundern den kuppelförmigen Hügel Preshal Mor. Dem Pfad hinunter zum Strand folgend, beäugen uns erneut neugierige Highland-Rinder und viele Schafe. Sehr idyllisch ist dieses Fleckchen Erde. Am Strand angekommen,
gönnen sich Mutige aus der Gruppe erstmal ein Bad im frischen Atlantik mit Aussicht auf die Steilklippen und den Wasserfall an der Nordseite der Bucht. Wir picknicken gemütlich am Strand und lassen die Umgebung auf uns wirken.
Ein kleines Highlight für Outlander-Fans erwartet uns auf der Rückfahrt – wir machen einen Fotostopp am Eilean Donan Castle – eines der meistfotografierten Motive in Schottland, ebenso Titelbild unserer Reise „Schottland gemütlich erwandern“.
Abends kommen wir im pittoresken Örtchen Strathpeffer an. Im viktorianischen Zeitalter war der Ort aufgrund seiner schwefelhaltigen Thermalquellen als Badeort populär. Von dieser Epoche zeugen noch viele vorhandene viktorianische Bauwerke. Wir vertreten uns nach der doch etwas längeren Busfahrt noch etwas unsere Beine und gelangen zu einem weiteren Steinkreis- oder vielmehr Labyrinth. Zu Abend gibt es die lokale Spezialität „Lamb Pie“ – eine Art Lammgulasch mit Blätterteigdeckel.
Tag 7 – Loch Ness, die Highlands und alte Burgen
Wir fahren entlang des Ufers von Loch Ness, dem wohl bekanntesten aber auch wasserreichsten See des Landes. Am Westufer besichtigen wir Urquhart Castle, dessen umfangreiche Geschichte und überaus sehenswerte Anlage uns sehr gerne verweilen lässt. Nessie hat sich leider nicht blicken lassen auch wenn wir alle eifrig nach ihr Ausschau hielten. Vielleicht kann ich sie ja bei meiner nächsten Wanderreise in Schottland entdecken.
Das Wetter hält auch am Vormittag recht gut, erst auf unserer Wanderung am Nachmittag auf dem Abriachan Trail, der auch Teil des Great Glen Fernwanderweges ist und durch sehr abwechslungsreiche Landschaften führt, werden wir das erste Mal auf unserer Reise so richtig abgeduscht. Kurz darauf kommt aber auch schon wieder die Sonne zum Vorschein. Wir werden mit herrlichen Ausblicken auf Loch Laide, bis zum Ben Wyvis im Norden und die Affric-Berge belohnt.
Wir passieren eine Schutzhütte aus Torf, in die wir zum Rasten einkehren. Gut versteckt im Wald auf einem kleinen abtrünnigen Pfad, zwischen Heidebüschen und Farn, entdecken wir noch eine alte, illegale Whisky-Brennerei. Wir wandern zum Ausgangspunkt zurück und fahren zurück in unser Hotel in Strathpfeffer.
Tag 8 – Tomat(e)in-Saft und der Nationalpark Cairngorms
Am Morgen haben wir etwas Zeit, uns Inverness anzusehen. Die alte, stillgelegte Whiskybrennerei gestern machte uns aber doch so neugierig auf das schottische Wasser des Lebens, dass wir uns alle einstimmig für den Besuch in einer Whiskey-Destillerie entschieden.
Die Wahl viel auf Tomatin. Gesprochen wie „Tomaten“, was uns alle schmunzeln lies. Mit rotem Gemüse hatte die Verkostung dann aber wenig zu tun. Der Besuch und die Führung war für uns alle sehr interessant und lehrreich, so wussten wir nun, dass Whisky zum Beispiel dünne oder dicke Beine haben kann und dass man beim Riechen den Mund besser offen hält, um die Aromen besser herauslesen zu können.
Die anschließende Wanderung um das Loch an Eilein tat uns sehr gut, auch wenn wir wieder gut nass wurden. Wir folgten dem Uferpfad über kleine Brücken, durch Pinienwälder und wunderschöne Waldlandschaften mit wirklich beeindruckenden Bäumen.
Am Abend kommen wir in Perth an. In kleineren Gruppen gehen wir in der Innenstadt zum Abendessen. Die Nachricht über den Tod Queen Elizabeths erreicht uns und lässt uns in einer etwas betrübten Stimmung zurück.
Tag 9 – Stadtzauber statt Gipfelglühen
Regenwetter ist angesagt – den ganzen Tag. Keine guten Aussichten also für eine Gipfelbesteigung des Ben Vrackie. Wieder einstimmig – ja unsere Gruppe war wirklich wie aus dem Bilderbuch – entschlossen wir uns also stattdessen für Edinburgh. Manche entschlossen sich für Museumsbesuche und Sightseeing, andere für eine traditionelle „High-Tea-Ceremony“ mit Leckereien wie Scones & Cream, English Tea, Patisserie und Sandwiches. Eine sehr nette Tradition.
Die Royal Mile wurde heute schon für die Aufbahrung der verstorbenen Queen in der St. Giles Cathedral gesperrt und die Stimmung in der Stadt war recht gedrückt. Viele bekundeten ihre Trauer und lagen an den Toren des Palace of Holyrood House Blumen nieder.
Am Abend zurück in Perth schlenderten wir noch durch die hübsche Innenstadt und besuchten einen der vielen traditionellen Pubs.
Tag 10 – Highland Games in Pitlochry
Diese Gelegenheit wollten wir uns alle nicht entgehen lassen. Zufällig fanden an diesem Tag die Highland Games in Pitlochry statt. Ein wirklich wundervolles Örtchen. Die schottischen Marching-Bands waren für uns „quite a sight“, als sie durch die Straßen des Ortes zogen und Dudelsackklänge verbreiteten. Die anschließenden Wettkämpfe auf der „Festwiese“ sahen wir uns auch noch an. Das Wetter spielte wieder einmal wunderbar mit, es war ein schöner, warmer Spätsommertag mit Feststimmung. Der Tag bildete somit einen perfekten Abschluss dieser facettenreichen Wanderreise in Schottland.