Mystische Naturszenerien mit schroffen Küstenabschnitten und sanften Hügellandschaften, malerische Burgruinen und charmante Städtchen, das fällt uns ein, wenn wir an den Norden Großbritanniens – Schottland – denken. Erfahrt in diesem Beitrag kurz, was euch landschaftlich in Schottland erwartet und wann die beste Zeit für eine Schottland Wanderreise ist. Zudem gewährt euch der ASI Wanderführer Ben Müller Einblick in seine Reisenotizen, während er mit mehreren Gruppen wanderfreudiger ASI Gäste diesen Sommer unterwegs war.
Schottland: kurzer landschaftlicher Überblick
In unserem Kopf ergeben sich Bilder von nahezu menschenleeren Highlands, die von tiefen Tälern (Glens) und legendenumwobenen Seen (Lochs) durchzogen sind. Raue Gipfel thronen über saftig grünen Wiesen und Mooslandschaften. Doch Schottland hat noch viel mehr zu bieten, wie zum Beispiel die vor der Nordwestküste liegende Inselgruppe der Hebriden. Die Inneren Hebriden sind wegen ihrer vielfältigen Landschaft, dem milden Klima und ihrer langjährigen Geschichte ein beliebtes Urlaubsziel. Die größte und berühmteste Insel ist die Isle of Skye, auch „Wolkeninsel“ genannt. Sie ist über eine Brücke mit der Nordwestküste Schottlands verbunden. Steile Klippen, wilde Küsten und einzigartige Steinformationen prägen ihre Landschaft, insbesondere die Region Quiraing. Auch gibt es Burgen der einst rivalisierenden Clans, MacDonald und MacLeod, sowie einige hübsche Fischerdörfer zu entdecken.
Die beste Reisezeit für Schottland
Wenn ihr euch für Schottland als Reiseziel interessiert, müsst ihr euch auf unbeständiges und wechselhaftes Wetter einstellen. So kann an einem Tag von Regen, über warmen Sonnenschein bis hin zu kalten Windböen alles dabei sein. Die Hochsaison ist während der Monate von April bis Oktober, der Winter ist vorbei oder steht noch bevor und die Temperaturen befinden sich in einem angenehmen Bereich. In der Regel herrschen in den warmen Sommermonaten Temperaturen um die 20 Grad Celsius. Aufgrund der geographischen Lage Schottlands kann es zu regionalen, klimatischen Unterschieden kommen. Grund dafür ist der Golfstrom, denn dieser verläuft an der Westküste Schottlands und sorgt somit für wärmere Temperaturen im Westen. Des Weiteren sind die Highlands im Vergleich zu den Lowlands besonders anfällig für Regen.
Aus dem Reisetagebuch: ASI Wanderführer Ben Müller berichtet
Der ASI Wanderführer Ben Müller war kürzlich mit einer Reisegruppe in Westschottland unterwegs und berichtet im folgenden Abschnitt von seinen Erlebnissen.
Schottland komfortabel erleben: die Reise beginnt
Nachdem ich heute meine Reisegruppe von 11 ASI Gästen am Glasgower Flughafen abgeholt hatte, machten wir uns auf den Weg in Richtung Loch Shiel. Die Fahrt dauerte ca. 3,5 Stunden und führte uns durch das Tal Glen Coe, das sich vor uns als Pforte zu den Highlands offenbarte. Neben uns ragten die schroffen Berge in den Himmel und steigerten unsere Vorfreude auf die nächsten sieben Tage.
Schließlich erreichten wir das Glenfinnan House, unseren Ausgangspunkt für die Woche. Das Landhaus-Hotel liegt am Ufer des einsamen Loch Shiels und schafft eine gemütliche, familiäre Atmosphäre. Duncan, Hotelmanager und preisgekrönter Küchenchef, begeisterte die Gäste immer wieder mit seiner fantastischen Küche. Dabei verwendete er viele regionale Produkte, wie zum Beispiel Wildfleisch, Jakobsmuscheln, wilde Pilze, Hummer und Fisch vom lokalen Fischhändler. Meine Gruppe kam aus dem Loben kaum mehr heraus – es schmeckte ihnen offensichtlich.
Tage 2 und 3: unterwegs durch Hochmoore & am West Highland Way
Gestern und heute erkundeten wir die Umgebung. So tauchten wir ein in die Eichenwälder von Ariundle, wanderten durch raue Hochmoorlandschaften und ließen unsere Blicke immer wieder über die umgebenen Berge streifen, in deren Bleiminen einst 600 Arbeiter zugange waren. Die Gruppe war stets daran interessiert, was ich ihnen so erzählte. An solchen Tagen macht mein Job gleich noch mehr Spaß!
Am darauffolgenden Tag folgten wir einer Etappe des historischen West Highland Ways. Bei ihm handelt es sich um den bekanntesten und längsten Trail Schottlands mit einer Strecke von 152 Kilometern. Auf einer alten Militärstraße wanderten wir über Devil’s Staircase bis zum Stob Mhic Marthuin. Von hier konnten wir das Tal Glen Coe überblicken. Der Tag endete mit einem feuchtfröhlichen Besuch in einem kleinen Pub in Kinlochleven.
Tag 4: Gipfelbesteigung auf der Insel Eigg
Der Pub-Besuch vom Vorabend ist mir heute noch ein bisschen in den Knochen gesessen. Da es meinen Gästen nicht viel anders ging, war das allerdings halb so schlimm. Heute haben wir nach einer Fahrt mit dem Regionalzug den Küstenort Arisaig erreicht, von wo aus wir mit der Fähre auf die Insel Eigg übersetzten. Dort angekommen, nahmen wir unser nächstes Ziel näher in Augenschein: den Gipfel An Sgurr. Mit seinem markanten Profil ragte er vor uns in den Himmel und entlockte den einen oder anderen Ausruf der Begeisterung. Knapp 400 Höhenmeter bewältigten wir auf unserem Weg zum Plateau. Von dort oben bot sich uns ein fantastischer Blick über das Meer mit seinen vielen Inseln.
Das Wetter erwies sich während der ganzen Woche als stabil und warme Sonnenstrahlen schienen vom meist wolkenlosen Himmel. Unter den Reiseteilnehmern befanden sich einige Wasserratten, die weder vor der Kälte des Loch Shiels, noch vor der des Atlantiks zurückschreckten, der wohlgemerkt nur um die 15 Grad hatte.
Die letzten paar Tage: Bootsfahrten und tiefe Seen
Am fünften Tag starteten wir mit einem Boot direkt von unserem Hotel aus über das Loch Shiel. Ruhig glitt die märchenhafte Landschaft an uns vorbei, bis wir schließlich Acharacle erreichten. Von dort haben wir die Tour zum Loch Moidart und dem an seinem Ufer gelegenen Tiroam Castle gestartet. Die Burg ist über eine kurze Landbrücke mit dem Festland verbunden und nur bei Ebbe erreichbar.
Am darauffolgenden Tag machten wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg nach Mallaig. Die Zugfahrt hat allen Teilnehmern gefallen, was ich so mitbekommen hatte. Danach ging’s per Boot weiter: Wir überquerten Loch Nevis und machten an einem kleinen Bauerndorf namens Tarbet Halt. Von dort aus wanderten wir entlang des Loch Morar, das mit einer Tiefe von 310 Metern den tiefsten See der britischen Inseln markiert.
Am letzten Tag besuchten wir die Isle of Skye und wanderten entlang des Quiraing. Bei dieser Insel handelt es sich um die größte Insel der Hebriden, sie ist auch unter dem Namen Wolkeninsel bekannt.
Heute neigt sich die Reise dem Ende zu. Ich war wieder einmal gerne im Glenfinnan House Hotel mit meinen Teilnehmern. Dort fühlt man sich immer willkommen und die Gemütlichkeit und das Essen sind die absoluten Highlights dieser Reise. Die Gruppen allerdings sind noch wichtiger und meine letzte Gruppe war einfach super. Gemütlicher wandern und schlemmern geht kaum. Immer wieder gerne mit Euch.
Über den Autor: ASI Wanderführer Ben Müller
Seit 2016 bin ich für die ASI als geprüfter Bergwanderführer tätig mit Spezialgebiet Schottland. Ich lebe seit einigen Jahren in Edinburgh und bin selbst ein begeisterter Wanderer und Motorradfahrer. Diese Leidenschaft hat mich 2011 dazu angetrieben, eine Qualifikation als „Mountain Leader“ in Schottland zu absolvieren. Mit Karte und Kompass kann man mich sommers wie winters in den Highlands antreffen, zwischendurch auch mal zu Hause und ab und an in den Kanaren. Seit 2018 bin ich ein internationaler Bergwanderführer und Teil der britischen Vereinigung.
Ich freue mich euch auf einer meiner Touren begrüßen zu dürfen und zusammen mit euch die Highlands und Islands Schottlands zu erkunden.
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