Am West Highland Way, Schottlands bekanntestem Weitwanderweg, präsentiert sich die Landschaft täglich mit einer neuen, beeindruckenden Facette: Bei Regen und Nebel wirken die Berge dunkel und abweisend. Kaum kommt die Sonne zum Vorschein, verschwindet die mystische Stimmung und das Hochland strahlt von seiner schönsten Seite. Zu Fuß geht es durch die typischen Glens entlang reißender Flüsse und zu Wasserfällen wie den beeindruckenden Falloch Falls. Als große Fans von Nordeuropa hat es Reiseexpertin Betty und ihren Lebensgefährten dieses Jahr im September nach Schottland verschlagen. Erfahrt in diesem Beitrag, was die Beiden auf ihrer individuellen Schottlandreise erlebt haben und stöbert ein wenig in ihren Bildern.
Die Reise nach Schottland beginnt
Erstes Schottland “Feeling” auf der Isle of Arran
Bevor wir unsere Wanderreise starteten, verbrachten wir noch ein paar Tage auf der Isle of Arran. Eine sehr schöne, kleine Insel, auch „Miniatur Schottland“ genannt. Dort wanderten wir durch Glens, bestiegen einen Berg und erlebten wunderschöne Sonnenaufgänge am Strand. Mit etwas Glück kann man bereits während der Fährfahrt zur Insel Delphine, Haie (Basking Sharks), Seehunde und verschiedene Vögel beobachten.
Zu Fuß auf dem West Highland Way
Durch die nördlichen Lowlands
Nach 3 Tagen auf der Insel reisten wir nach Milngavie (die Schotten sprechen es „Mull’guy“ aus), den Startpunkt des West Highland Ways und bezogen dort unsere erste Unterkunft. Ein Besuch in einem typischen, schottischen Pub durfte an diesem Abend natürlich nicht fehlen.
Am nächsten Tag ging es dann los. Die erste Etappe wanderten wir von Milngavie nach Drymen. Eine perfekte Strecke zum Einlaufen. Es geht sehr flach durch ruhige Wälder raus aus der Stadt und bald bekommt man auch schon einige Low Lands zu Gesicht. Immer begleitet von Regen und zwischendurch wieder Sonnenschein. Der erste Etappenort ist ein kleines, nettes Örtchen, in welchem das älteste Pub Schottlands steht. Ein Besuch ist es allemal wert.
Entlang des Loch Lomond
Der zweite Tag beginnt mit einem leichten Aufstieg auf den „Conic Hill“. Von dort kann man bereits die Aussicht auf Loch Lomond – den größten See Schottlands genießen. Rowardennan, das heutige Etappenziel liegt am Ostufer des Loch Lomonds. Hier hat man bereits das Gefühl weit weg von der Zivilisation zu sein. Es gibt nur ein Hotel und eine Jugendherberge und am Abend trifft man die anderen Wanderer natürlich im hoteleigenen Pub.
Auf Rob Roys Spuren
Am darauffolgenden Tag wanderten wir weiter entlang des Loch Lomonds. Auf dem verwurzelten und rutschigen Pfad, der am Ufer des Sees entlangführt, ist Trittsicherheit gefragt. Vorbei an schönen Bächen, kleinen Wasserfällen und dem Versteck des Banditen Rob Roy genießt man auch immer einen tollen Ausblick auf die Inseln im See. Um zur heutigen Unterkunft zu gelangen, müssen wir den See überqueren. Hierfür musste eine Boje gehisst werden, welche der Fährmann am anderen Ufer sieht und sofort wurden wir mit einem kleinen Motorboot abgeholt und zum Hotel gebracht.
Durch die Glens nach Tyndrum
Am nächsten Tag wurden wir wieder zum Endpunkt bzw. Startpunkt der heutigen Wanderung zurückgebracht.
Die heutige Etappe ist etwas länger aber nicht sehr anspruchsvoll. Noch immer geht es recht flach dahin, wobei man nun schon die Highlands sehen kann. Die Grenze zwischen den Lowlands und den Highlands befindet sich am Loch Lomond, welchen wir bereits hinter uns gelassen hatten. Das heutige Etappenziel ist Tyndrum. Ein kleiner Ort, in den man sich nochmal mit Proviant eindecken kann, da man die nächsten Tage in keine größere Ortschaft mit Geschäften kommt.
Auf guten Wegen nach Inveroran
Die Etappe am nächsten Tag war sehr kurz und eher unspektakulär. Man wandert auf alten Militärstraßen, vorbei an Waldstücken und Farmen. Schafe sieht man, soweit das Auge reicht. Da es an diesem Tag aber sehr viel regnete, waren wir froh, dass wir sehr früh schon in der Unterkunft angekommen waren und im Trockenen saßen.
Über das Moor nach Glencoe
Am nächsten Tag begann für uns, die schönste Etappe am West Highland Way. Wir wanderten von Bridge of Orchy nach Glencoe. Bereits nach einigen Minuten hat man wieder das Gefühl, abseits von der Zivilisation zu sein. Hier bekommt man einen Eindruck, wie dünn besiedelt die Highlands sind. Die einzigen Lebewesen, die man hier begegnet sind Hirsche, die überhaupt nicht scheu sind und auch mal für Fotos posen und natürlich einige Wanderer die ebenfalls am WHW unterwegs sind.
Der Wanderweg führt weiter durch ein wunderschönes Moorgebiet, dem Rannoch Moore. Da es heute mal nicht nur regnet, hat man tolle Ausblicke auf die umliegenden Highlands und Seen. Genau so hatte ich mir Schottland vorgestellt.
Das heutige Etappenziel ist das Glencoe Skiresort. Hier werden wir von einem Fahrer abgeholt und in unsere Unterkunft, gebracht. Das Gebiet um Glencoe hat landschaftlich wirklich sehr viel zu bieten. Hier könnte man einige Tage verbringen um die Gegend mit idyllischen gelegenen Bächen, tosenden Wasserfällen und hohen Bergen zu erkunden.
Über den Pass Devil’s Staircase
Der heutige Tag beginnt mit ein paar Höhenmetern. Bei Sonnenschein (bekamen wir bisher sehr selten zu Gesicht) überquerten wir einen Pass, der auch „Devils Staircase“ genannt wird. Nach Erreichen der Passhöhe, von welcher man einen gigantischen Ausblick auf die umliegende Bergwelt hat, geht es nun nur noch bergab bis man das Etappenziel Kinlochleven erreicht. Hier findet man sich nach einiger Zeit wieder zurück in die Zivilisation versetzt. Vor allem, da bei unserer Ankunft in Kinlochleven gerade ein Mountain Run Event stattgefunden hat. Wir konnten noch die letzten Teilnehmer anfeuern, die vom Regen durchnässt (ja es hatte zwischenzeitlich wieder zu regnen begonnen) ins Ziel gelaufen kamen.
Von Kinlochleven nach Fort William
Am nächsten Tag stand die letzte Etappe bis nach Fort William vor uns. Eine landschaftlich tolle Strecke, die uns erstmal auf eine Hochebene führte und von dort weiter durch Wälder, vorbei am Ben Nevis bis wir irgendwann schon den Ort Fort William in Sichtweite hatten. Durch Dauerregen und Wind von allen Seiten kämpften wir uns durch die letzten Kilometer, bis wir dann endlich in Fort William angekommen waren. Etwas erschöpft und dennoch sehr glücklich ließen wir den letzten Abend in einem Pub (wo auch sonst) mit einem leckeren Cider und Häggis (typische schottische Spezialität) ausklingen.
Bettys Fazit
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Zug zurück nach Glasgow, um von dort unsere Heimreise anzutreten. Die Zugstrecke von Fort William nach Glasgow ist wirklich ein Erlebnis. Man fährt durch die schottischen Highlands, vorbei am Loch Lomond und erkennt einige Gebiete wieder, durch die man erst kürzlich gewandert ist. Auch wenn man im Zug sitzt, fühlt man sich sofort wieder in die Abgeschiedenheit der Highlands zurückversetzt. Es war eine sehr schöne Reise, wenn auch teilweise recht anstrengend, aber Schottland hat auf jeden Fall einen tollen Eindruck hinterlassen.
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