Die exotischen Geschichten, die wir aus den Erzählungen von Tausendundeine Nacht kennen, haben ihren Ursprung im südarabischen Oman. Vielfältige Landschaften, lange Sandstrände, endlose Dünen in der Wüste, reiche Kultur, faszinierende Architektur, einzigartige Basare und gastfreundliche Menschen charakterisieren dieses Land. Während wir an der Küste ein sehr modernes Land entdeckten, scheint in den Bergen die Zeit noch still zustehen. Oman – das ist ein Stück Arabiens wie aus dem Bilderbuch. Erfahrt mehr über meine Reise durch das Königreich Oman in diesem Beitrag.
Meine Reise durch den Oman
Tag 1: Anreise
Mit einem Nachtflug der Oman Air begann mein Abenteuer. Am Flughafen angekommen zeigte sich gleich, dass sich der etwas umständliche online-Antrag für das Visum gelohnt hatte, ich sparte mir eine lange Wartezeit. Direkt nach der Gepäckausgabe gibt es einen Geldautomaten, an dem man sich zu einem guten Kurs Geld abheben kann, sofern man sich seine EC-Karte zuvor hat freischalten lassen.
Im Hotel angekommen erwartete mich schon Herwig, unser Bergwanderführer für diese Tour. Wir machten einen Ausflug ins Erdölmuseum – ein Muss für Gäste, die die Reise in Muscat verlängern. Im Anschluss schlenderten wir durch den Matrah Souq, ein absolutes Erlebnis. Oman ist das Land des Weihrauchs oder überhaupt das Land der Düfte. So ist der Souq allein für die Nase ein Highlight. Anschließend genehmigten wir uns noch eine omanische Köstlichkeit, einen Minz-Limetten-Saft. Sehr lecker und herrlich erfrischend bei 30 Grad und ab jetzt mein neues Lieblingsgetränk.
Tag 2: Muscat
Nach dem Frühstück begannen wir unsere Tour mit dem Fischmarkt. An der Küste entlang schlenderten wir dann Richtung Matrah Souq. Hier kannte ich mich ja jetzt schon ein wenig aus und konnte mich auf meine ersten Einkäufe konzentrieren. Verkaufsschlager ist natürlich der Weihrauch, aber man findet auch Gewürze, Tücher, Kleidung, Silberschmuck und dekorative Lampen – also alles was das Touristenherz begehrt.
Nach einer kleinen Wanderung durch eine kleine Schlucht gab es unser erstes Mittagessen. Es sind die indischen und afrikanischen Gewürze, die die arabische Küche von allen anderen unterscheidet. Zum Essen werden Fladenbrot und Reis gereicht. Es gibt meist Fisch, Huhn oder Lamm, etwas seltener Rindfleisch. Frischer Salat darf ebenfalls nicht fehlen, dieser wird jedoch nicht mit Essig und Öl angemacht, hier genügt ein wenig frischer Zitronensaft. Nach dem Essen gibt es omanischen Kaffee – schwarzer Kaffee mit Kardamom verfeinert – und Datteln.
Am Nachmittag besichtigten wir noch den Palast des Sultan und bekamen hier schon einen kleinen Vorgeschmack auf die einzigartige Architektur des Landes.
Tag 3: Die Palmenoase von Ad Dar
Morgens besuchten wir die Sultan Qaboos Grand Mosque, die größte Moschee des Landes. In allen arabischen Ländern gilt, dass Moscheen von Nichtmuslimen nicht besucht werden dürfen. Die Grand Mosque ist hier mit 2 weiteren Moscheen in Abu Dhabi und Dubai die große Ausnahme. Sie wurde 2001 gebaut und bietet Platz für ca. 20 000 Gläubige. Über dem Gebäude erhebt sich eine große Kuppel und ein 90 Meter hohes Minarett, beeindruckend sind außerdem die zahlreichen Leuchter aus Kristall im Inneren.
Anschließend fuhren wir ins Wadi Bani Kharus, wo wir uns auf unsere erste Tour durch eine Palmenoase begaben. Durch die üppigen Gärten der Oase wanderten wir entlang der Bewässerungssysteme, genannt Falaj. Als andere arabische Staaten noch auf sporadische Regenfälle angewiesen waren, besaß man im Oman bereits ein landesweites Kanalsystem, das die Menschen ganzjährig mit Wasser versorgte. Deshalb hat die UNESCO die omanischen Aflaj 2006 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Im Anschluss an unsere Wanderung fuhren wir mit unseren Jeeps nach Bimah, wo wir die Nacht im Gebirge des Jebel Shams verbrachten.
Tag 4: Die Schlucht von Balad Sit
Nach einem tollen Frühstück, gezaubert in einer kleinen open-air-Küche unserer Berghütte, fuhren wir mit unseren Jeeps tiefer ins Gebirge des Jebel Shams. Schon vom Auto aus boten sich tolle Ausblicke in tiefe Schluchten und Canyons. Unsere Wanderung führte uns durch eine enge Schlucht bis ins Dorf Balat Sit (das versteckte Dorf), wo wir zufällig Zeugen der Dattelernte wurden. Nach der Wanderung fuhren weiter auf Pisten durch atemberaubende Landschaft bis zum Pass von Sharaf Al Alamain. Ab hier hatten wir wieder Asphalt unter den Rädern und bald erreichten wir Bait As Safah – ein restauriertes omanisches Haus in traditioneller Lehmbauweise. Hier wurden wir von Frauen empfangen, die uns zeigten wie sie Kaffee rösten und kochen, Brot backen und wie Sie Öl herstellen.
Ziel des Tages war Misfat Al Abreyen, eines der schönsten Dörfer im Oman in einer malerischen Palmenoase. Die Übernachtung im Misfah Old House war ein echtes Erlebnis.
Tag 5: Wadi Nakhar – der Grand Canyon des Oman
Der Grand Canyon des Oman ist in Wahrheit die bis zu 1000 Meter tiefe Schlucht des Wadi Nakhar. Die grandiosesten Ausblicke bietet ein ca. 2000 Meter hoch gelegenes Plateau. Auf eben diesem begann unsere heutige Tour. Auf einem Höhenweg wanderten wir immer oberhalb des Canyon und genossen die spektakulären Ausblicke in den Grand Canyon. Ich kann es nicht anders beschreiben, das was ich hier zu sehen bekam hat mich einfach mitgerissen. Ziel der Tour war ein kleines verlassenes Dorf am Hang eines Felsens, hier bereitete uns Herwig zur Feier des Tages ein herrliches Picknick.
Wieder bei unseren Jeeps angekommen fuhren wir weiter nach Nizwa, in die ehemalige Hauptstadt des Oman.
Tag 6: Endlich in der Wüste
Der Morgen stand ganz im Zeichen der Vergangenheit von Nizwa. Durch die Gassen der Altstadt gelangten wir zum Fort von Nizwa. Hier erklärte uns Herwig anschaulich, wie die Omanis sich vom Fort aus gegen alle Angriffe verteidigt hatten. Anschließend probierte ich mich durch eine schier unerschöpfliche Auswahl an Datteln im Dattel-Souq. Ich glaub der Fahrer meines Jeeps ist innerlich verzweifelt als ich mit einigen Kilos Datteln und zahlreichen Gewürzen zurück kam.
Und dann trennten uns nur noch gute 2 Fahrstunden vom Eingang der Wüste. Schon auf dem Weg dorthin entdeckten wir mehr und mehr Kamele am Straßenrand. Nach dem „Air Down“ gings dann per Jeeps in den Sand, wo unsere Fahrer uns durch die Dünen katapultierten. Nach einem kurzen Stop im Safari Desert Camp ging es dann in die Dünen wo wir Zeugen eine unfassbar schönen Sonnenuntergangs wurden. Zurück im Camp bezog ich mein fast schon luxuriöses Berberzelt und duschte in meinem open-air-Bad unter Millionen von Sternen. Spätestens hier wurde mir klar, dass ich einmal wiederkommen werde um eine richtige Tour durch die Wüste zu unternehmen.
Tag 7: Oasen und Schluchten
Der Zeitverschiebung sei Dank wachte ich heute rechtzeitig auf, um Zeugin eines der wohl schönsten Sonnenaufgänge zu werden. Das Farbenspiel, das die Sonne in die Dünen zauberte, werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen.
Zurück im Camp gab es erstmal ein leckeres Frühstück, bevor wir die Wüste schweren Herzens wieder verlassen mussten. Auf unserem Weg in die Küstenstadt Sur besuchten wir das kleine Dorf Bidah wo wir einem kleinen Canyon folgten, bis wir unser erstes Bad in einem der Pools nehmen konnten. Im warmen Wasser schwammen wir durch die Felsen und wuschen uns den letzten Wüstensand aus den Haaren.
Tag 8: Sur und das Wadi Shab
Sur hat eine lange Geschichte als Hafen- und Seefahrerstadt, die Handel mit Arabien, Ostafrika und Indien betrieb. Sur, wunderschön an einer Lagune gelegen, war außerdem das Zentrum des Schiffbaus für große ozeangängige Dhaus. Nach dem Frühstück besichtigten wir die Werft, wo derzeit zwei Schiffe für den König von Qatar gebaut werden.
Von der Küste wanderten wir später ins Wadi Shab. Nach ca. 45 Minuten erreichten wir einen Platz, von dem aus wir nur noch schwimmend weiterkamen. So durchschwammen wir einige Pools bis wir zu einer Schlucht gelangten, die gerade mal so breit war, dass unsere Köpfe durch passten. Auf Schulterhöhe war der Fels ausgehöhlt, sodass wir weiter schwimmen konnten bis wir in eine atemberaubende Grotte gelangten, wo sich das Sonnenlicht im türkis blauen Wasser spiegelte.
Am späteren Nachmittag gelangten wir zu unserem Hotel Wadi Shab Resort, wo wir für zwei Nächte blieben.
Tag 9: Das Wadi Tiwi
Unser Hotel lag oberhalb eines wunderschönen Strandes. Es war auch hier ein Traum den Beginn des Tages von einem kleinen Felsen aus mitzuerleben.
Nach einer kurzen Offroad-Fahrt gelangten wir ins kleine Dorf Saymah. Von hier wanderten wir durch die Palmenoase, querten immer wieder den Falaj, kraxelten über Felsen, bis wir unser heutiges Badeziel erreichten. Ein paar wunderschöne Pools, verbunden durch Wasserfälle luden zum Baden ein. Ein schmackhaftes Picknick rundete diesen Tag ab.
Tag 10: Wandern und Schwimmen im Wadi Al Arbeyeen
Nach dem Frühstück hieß es Abschied nehmen vom Wadi Shab Resort. Nach einer Fahrt durch das malerische Wadi al Arbeyeen starteten wir zu unserer letzten Wanderung. Auch hier hielten wir uns meist an das Bewässerungssystem, querten immer wieder den Fluss und kraxelten über die Felsen, bevor wir ein letztes Bad in einem der Pools nahmen.
Nach unserer Tour brachten uns unsere Fahrer wieder zurück nach Muscat ins Hotel Al Falaj. Hier hatten wir ein wenig Zeit uns zu sortieren, bevor wir in Stadt aufbrachen, um die letzten Einkäufe auf dem Souq von Matrah zu erledigen.
Unser letztes gemeinsames Abendessen nahmen wir im besten Restaurant der Stadt, im Bait Al-Luban, ein. Hier genossen wir noch einmal omanische Köstlichkeiten inklusive einem Weihrauchwasser. In diesem feierlichen Rahmen überreichte Herwig uns unsere Wanderabzeichen.
Abschied nehmen und weitere Reiseerlebnisse sammeln
In den frühen Morgenstunden machte sich meine Gruppe auf den Heimweg, für mich sollten noch ein paar spannende Verlängerungstage beginnen. Zunächst hatte ich mich für zwei erholsame Tage im Muscat Hill Resort entschieden.
Hier wollte ich erst einmal in aller Ruhe all die Erlebnisse verdauen. Doch da hatte ich meine Rechnung ohne den Oman gemacht. Ein „harmloser“ Schnorchelausflug entpuppte sich als eines der unglaublichsten Erlebnisse, die ich jemals auf einem Meer hatte. Mit dem Boot ging es ca. 45 Minuten hinaus aufs offene Meer, wo wir uns plötzlich inmitten eines Schwarms von geschätzt 50 Delphinen in freier Wildbahn wieder fanden. Es war einfach unglaublich die Delphine in ihrem Element zu beobachten. Sie spielten förmlich mit unserem Boot und waren einfach überall. Auf dem Rückweg fuhren wir noch in eine kleine Bucht, wo ich mich beim Schnorcheln erst einmal in einem Schwarm hunderter Zebrafische verirrte. Nachdem sich das Feld gelichtet hatte, traute ich meinen Augen kaum, denn ich war in einer Familie von Meeresschildkröten gelandet.
Nach meinen beiden Tagen am Meer machte ich mich noch einmal auf den Weg ins Gebirge, diesmal in die Berge des Jebel Akhdar. Mit einem Guide unserer örtlichen Agentur unternahm ich eine Tour durch eine herrliche Schlucht, bevor ich meinen Zeltplatz erreichte. Hier zeltete ich mit einer lustigen Trekkinggruppe aus Deutschland bevor ich am nächsten Tag zu einer Klettersteigtour aufbrach. Startend vom Ailia Hotel folgte ich einem Kletterguide durch die Via Ferrata, der Ausblick in Canyon und Berge ist wohl einzigartig.
Zurück in Muscat lud mich ein Kollege unserer Agentur noch spontan zu einer Sightseeing-Tour ein, so erlebte ich Stadt noch einmal aus einer völlig anderen Perspektive.
Dann hieß es leider auch für mich Abschied nehmen von einem Land, das nur schwer mit ein paar Sätzen zu beschreiben ist.
ASI Bergwanderführer Herwig
Der gebürtige Tiroler ist inzwischen seit 10 Jahren als Bergwanderführer im Oman unterwegs. Es war eine Freude seinen interessanten Erklärungen und spannenden Geschichten zu lauschen. Er ist ein sehr umsichtiger Guide, ein sicherer Fahrer, ein Organisationstalent und der weltbeste Picknickzubereiter.
Fazit
Auf meinen Wegen durch den Oman wurde ich von sehr gastfreundlichen Omanis begleitet, die geduldig all meine Fragen zu ihrem Land beantworteten. Sie traten mir mit dem richtigen Maß an Aufmerksamkeit und Interesse entgegen. Sie sind sehr zufriedene Menschen, die stolz auf ihr Land und fast verrückt nach ihrem Sultan sind.
In den nächsten Jahren soll der Tourismus massiv ausgebaut werden. Wer den Oman in seiner unberührten Schönheit kennenlernen möchte, sollte sich also beeilen.
Statt Adventskerzen brennen in meinem Zuhause im Stubaital nun die Weihrauchstäbchen und erinnern mich mit ihrem Duft an die wunderbaren Momente, die ich im Oman erleben durfte.
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