Der Wunsch die Insel Madeira im Atlantischen Ozean zu entdecken begleitet mich schon seit meinem Biologie-Studium. Madeira, die Blumeninsel, auf der eine Vielzahl unserer Zimmerpflanzen wie Unkraut entlang der Wanderwege wuchern und gedeihen – das wollte ich mir anschauen.
Tag 1 – Anreise
Endlich jetzt ist es soweit! Nach einer Zwischenlandung in Lissabon fliegen wir mit der portugiesischen Fluglinie TAP weiter nach Madeira.
Aus dem Bordlautsprecher ertönt die Aufforderung des Flugkapitäns die Sitzplätze einzunehmen und sich anzuschnallen. Wir beginnen den Landeanflug auf Madeira. Schon taucht das Ostkap auf. Hier werden wir zwei Tage später wandern. Steil und abweisen wirkt die Insel beim Landeanflug und dann setzt die Maschine auch schon am Rollfeld auf.
Der Flughafen direkt an der Steilküste überspannt mit einer aufwändigen Säulenkonstruktion eine ganze Bucht und gilt wegen der oft dort herrschenden Winde und der Topographie der Insel als besonders anspruchsvoll für Piloten. Benannt ist der Flughafen nach Cristiano Ronaldo, der hier geboren wurde. Cristiano Ronaldo, einem geschickten Fußballspieler, wurde hier ein Denkmal gesetzt.
Am Ausgang leuchtet uns schon ein blaues ASI-Schild entgegen. Ein Taxifahrer holt uns ab und bringt uns nach 25 Minuten Fahrzeit ins Hotel Quinta da Penha de Franca. Und eines gleich vorweg: hier haben wir uns richtig wohl gefühlt. Das ehemalige Herrenhaus hat einen tollen Garten mit alten, riesigen Bäumen und einem kleinen Swimming-Pool. Über ein Seitengässchen und einen kleine Brücke gelangt man in den Hotelbereich Quinta da Franca Mar. Hier gibt es auch noch ein größeres Meerwasserbecken, eine Tauchschule und direkten Zugang zum Meer. Wenn das Meer ruhig ist kann man auch im Meer schwimmen. Die Wassertemperatur von 20°C hat uns positiv überrascht.
Unsere erste Wanderung
Unser erstes Frühstück auf Madeira nehmen wir gleich auf der Terrasse ein, danach treffen wir unseren ASI-Wanderführer Nuno und die Mitwanderer in der Hotellobby. Alle schon in Outdoor-Bekleidung mit geschnürten Wanderschuhen. Nuno erklärt den Ablauf der Wanderwoche und dann geht es auch schon los.
Der Bus wartet bereits am Parkplatz und bringt uns in den Nordosten der Insel. Von Porto da Cruz fahren wir ein steiles Sträßchen empor bis diese für unseren Bus zu eng wird, dann geht es zu Fuß weiter. Prachtvolle Tiefblicke von der steil abfallenden Küste hinaus auf den Atlantik.
Die Luft ist klar, wir sehen bis zum Ostkap. Nach der 3 stündigen Wanderung treffen wir wieder auf unseren Bus und wir fahren zu unserem Restaurant. Hier essen wir zum ersten mal Bolo do Caco, Das typische Fladenbot auf Madeira, mit viel Knoblauch. Köstlich! Rotwein nicht zu knapp und saftiges Rindfleisch das an einem langen Grillstab einfach über den Tisch gehängt wird.
Die Wanderung zum Ostkap ist sicherlich für viele Wanderern eines der Highlights auf Madeira. Hier macht sich deutlich bemerkbar, dass Afrika näher liegt als Europa. Schroff und abweisend präsentiert sich die Steilküste, die Vegetation ist spärlich. Wir haben Glück, der Himmel ist leicht bewölkt, es ist windig. Sonst kann es hier auch schon mal richtig heiß werden.
Wir erreichen das Casa do Sardinha, ein kleines Gasthaus, wie eine Oase, inmitten von Palmen. Das Mittagessen gibt es heute in Canical, direkt an der Küste, Terrasse mit Meerblick. Hier wird der traditionelle Schwarze Degenfisch serviert. Traditionell mit Bananen und Maracuja-Sauce serviert.
So kurios es klingt, so großartig schmeckt das Nationalgericht auf Madeira.
Interessant auch der Schwarze Degenfisch: er wird aus der Tiefsee gefischt und ändert durch den Druckwechsel seine Farbe von blau-grün auf schwarz. Schönheitspreis gewinnt der Fisch nicht, aber die Filets sind wunderbar zart. Die inneren Werte zählen!
Ein Bild vom ungekochten Degenfisch wäre an dieser Stelle aus ästhetischen Gründen und mit Rücksicht auf schreckhaftere Gemüter total unangebracht.
Die Blumeninsel Madeira lebt vom Tourismus. Gäste aus aller Welt kommen hierher um die Blütenpracht zu erleben, das milde Klima zu genießen und um hier zu wandern. Gerade im Mai ist hier viel los. Unserem Guide Nuno gelingt es aber immer die Touren und Tage so zu gestalten, dass wir auch an den landschaftlichen Höhenpunkten der Insel kaum andere Leute treffen. Die höchste Steilklippe Europas finden sich auf Madeira. Am Cabo Girao stehen wir auf einer Plattform mit gläsernem Boden 580 m über der tosenden Brandung und schauen und staunen und können uns kaum sattsehen an der Weite des Horizonts.
Muttertag auf Madeira
Es ist Sonntag, 7. Mai. Madeira feiert Muttertag und wir wandern entlang der Levada, die das Wasser von der niederschlagsreichen Hochebene Paul da Serra in den trockneren Süden leitet. Gemütlich erwandern heisst auch ein bisschen mehr Zeit zu haben um die bunte Pracht der Pflanzen zu genießen, einen Monarchfalter zu fotografieren und darauf zu achten die Madeira-Mauereidechsen, die sich auf den Steinen sonnen, nicht zu stören.
Zurück im Hotel führt uns der Weg gleich wieder auf die Terrasse. Wandern macht durstig und nach einem Bierchen wird der Mittagsschlaf, der im Bus begonnen wurde am Swimmingpool fortgesetzt.
Schließlich möchte man am Abend ja wieder fit sein, um die Altstadt von Funchal zu spazieren, die kunstvoll bemalten Türen in der Rua de Santa Maria zu zählen und bei einem Gläschen Madeira-Wein Fado da Madeira zu hören.
Wanderung zum Pico Ruivo
Ausgerechnet heute ist der Himmel grau und trüb. Leichtes Nieseln auf dem Weg auf der Fahrt zum Pico Ruivo. Ausgerechnet heute, wo wir den höchsten Gipfel der Insel besteigen möchten. Vorbei an Porto da Cruz fahren wir nach Sao Roque do Faial und nach einer Kaffeepause in der Bar von Maria blitzt schon die Sonne durch die Wolken, die blauen Fenster werden größer. Höher und höher windet sich die Straße und am Parkplatz Achada do Teixeira, auf 1.592 m über dem Meeresniveau haben wir endgültig die Wolken unter uns gelassen und wandern im Sonnenschein zur Pico Ruivo Hütte und zum Dach von Madeira, Pico Ruivo de Santana (1.862 m). Im Blick haben wir immer die beeindruckenden steil und abweisend wirkenden Gipfel von Pico das Torres und Pico Ruivo.
Abstieg vom Pico Ruivo. Die Wege sind gut gepflegt. Trotzdem ist immer wieder Trittsicherheit erforderlich.
Heimreise & Fazit
Die Tage auf Madeira vergehen wie im Flug.
Ein kurzer Hoffnungsschimmer, dass der Rückflug aufgrund von starkem Wind gecancelt und der Aufenthalt auf Madeira verlängert wird verflüchtigt sich. Pünktlich startet die TAP vom Flughafen und bringt uns über Lissabon zurück nach München.
Mit der Kamera voller Bilder und Erinnerungen an
- einen Krug Passionsfrucht- Sangria im Restaurant Alta Vista, das seinem Namen mehr als gerecht wird
- einen Besuch bei der Grabstätte des österreichischen Thronfolger Karl I., der auf Madeira im Exil verstarb
- die lebhaften Erzählungen von unserem Guide Nuno während der Busfahrt
- das Knoblauchbrot im Restaurant Dos Amigos
- den grünen Wandteppich aus Moosen und Farnen an den steilen Felsen beim Risco Wasserfall
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