Ein Reisebericht von ASI Gast & Autorin Dietlind Castor
Grüntee frisch gepflückt, ein Wasserbüffel an der Leine, servierter Elefantenohrfisch, ein schwimmendes Dorf – Ganz schön viel zu erleben! All meine Erfahrungen liest du in diesem Reisebericht über meine Rundreise durch Vietnam & Kambodscha.
Die Reise beginnt – und wie!
Wenn Autos, Motorräder, TukTuks und zahllose Mopeds sich unter lautem Hupen vorwärts, um- und gegeneinander bewegen, womöglich noch ein Motorrad mit Affenzahn durch das Gewusel jagt, dann ist man entweder in Hanoi, Hồ Chí Minh oder Phnom Penh.
Es sieht nach Chaos aus, doch verängstigte Fußgänger, die die Straße überqueren wollen, werden meist tadellos umschifft. Zebrastreifen gibt es zwar, spielen aber keine Rolle, so wenig wie rote Ampeln. Es wären auch Bürgersteige vorhanden, aber die sind zum großen Teil von Händlern, parkenden Mopeds, auch mal von einem Auto belegt.
Reiseleiter – kein einfacher Job
Da hat es der vietnamesische Reiseleiter Hoa Van Trinh nicht leicht, seine 15-köpfige Reisegruppe aus Deutschen und Österreichern durch einige der 36 Altstadtgassen von Hanoi, der Hauptstadt Vietnams zu lotsen. Selbst auf den Märkten, die eine fantastische Vielfalt an Obst, Gewürzen, lebenden Hühnern und Gänsen sowie Fisch und Fleisch bieten, drängen die Mopeds bis dicht an die Stände heran.
Von sehr speziell bis Vielfalt pur
Für Europäer ist das Warenangebot etwas gewöhnungsbedürftig, wie zum Beispiel das Hundehinterteil samt Schwanz auf der Fleischtheke oder die Mengen an Kleingetier, Schlangen, Fröschen, Schildkröten, Heuschrecken und Raupen. Abstoßend, wenn Vögelchen lebendig gerupft und dann in einen Eimer geworfen werden. Kommen sie dann im Restaurant gegrillt auf den Tisch, mag nicht mehr jeder zugreifen. Zum Glück bietet die asiatische Küche eine große Auswahl an anderen hervorragend schmeckenden Speisen mit viel Gemüse.
Bis das Hotelzimmer nach dem langen Nachtflug fertig ist, bleibt in Hanoi noch Zeit, die buddhistische Trấn Quốc Pagode, die älteste Pagode in Hanoi, ja sogar in ganz Vietnam anzuschauen.
Teeernte in der Yên Bái Provinz
Eine fortgesetzte Besichtigung der Hauptstadt des Landes muss warten. Am nächsten Tag geht es mit dem Bus in die nördlich gelegenen Berge der Yên Bái Provinz. Die Luft ist klar und rein, im Gegenteil zur abgasgefüllten Stadt. Bei einem strohgedeckten Haus ist der erste Stopp. Einige von uns erhalten die typisch spitz zulaufenden vietnamesischen Strohhüte und einen Korb zum Sammeln von Teeblättern umgebunden. Um die gepflückten Blätter anschließend zu trocknen, feuert die Frau des Hauses einen Ofen an. Zum Schluss kann jeder den schmackhaften grünen Tee kosten.
Ein Wasserbüffel an der Leine
Weiter geht’s. In der Stadt Muong Lo gibt es nicht nur einen interessanten Markt, sondern auch das zweitgrößte Reisfeld Vietnams. Der Reis ist bereits geerntet. Wasserbüffel grasen auf den Reisterrassen, die sie später wieder pflügen müssen und genießen bei der Wärme den feuchten Boden. Die mächtigen Tiere, werden auch zur Milch- und Fleischgewinnung gehalten. Erstaunlich, wenn ein zierliches Frauchen solch einen Koloss an der Leine führt!
Ein “Hello” für Jung & Alt
Im vietnamesischen Bergland leben viele ethnische Minderheiten. In einem Dörfchen bei Muong Lo sitzen Alt und Jung in ihren bunten Gewändern und Kopftüchern auf dem Boden vor ihren Häusern und betrachten neugierig die vorbeiziehenden Wanderer. Kinder sausen mit Fahrrädern auf den schmalen Straßen herum und kichern erfreut, wenn sie auf ihr „Hello“ eine Antwort erhalten. Viele Häuser hier stehen zum Schutz vor den Überschwemmungen in der Regenzeit auf Stelzen.
Bereit für die erste Wanderung
Auf einer schwankenden Hängebrücke beginnt im Hoàng Liên Gebirge eine erste Wanderung. Anfangs ist der Weg noch asphaltiert, denn die in den Bergen lebenden Hmong, ein relativ kleinwüchsiges Volk, erreichen ihre abseits gelegenen Hütten am besten mit dem Moped, auf dem sie auch noch alle möglichen Lasten befördern. Keine Seltenheit, dass eine ganze Familie darauf hockt – zwischen Vater und Mutter werden oft noch ein oder zwei Kinder geklemmt.
Wir bleiben beim „zu Fuß”
Zurück zu uns, ohne fahrbaren Untersatz, zu Fuß. Ein junger Mann mit dem ASI-Wappen (Alpinschule Innsbruck) auf dem Hemd, übernimmt die Führung auf den nach und nach sandiger werdenden Wegen, die immer wieder neue Blicke auf Reisterrassen und Berge erlauben.
Ein Einblick in das Leben der Hmong
Beim Passieren der schlichten strohgedeckten Holzhäuser, beobachten wir ein wenig das Leben des hier lebenden Volksstamms der Hmong. Da sitzt eine kleine Gruppe im Freien an der Nähmaschine und fertigt eine Decke an. Die Hmong-Frauen sind bekannt für ihre Handarbeiten, für wunderschön gewebte Stoffe und kunstvoll gefertigte Taschen. Übrigens: die Hmong-Frauen werden nach ganz bestimmten Kriterien ausgewählt.
Weißt du nach welchen Kritierien Hmong-Frauen ausgesucht werden?
Hoa behauptet:
Eine Frau soll
1. fleißig
2. schön
3. gut reden können
4. tugendhaft sein.
Die Frauen selbst tragen über Hosen kurze bunte Röckchen und turbanartige Kopftücher. Einige haben sich zu einem Schwätzchen zusammengehockt. Andere beschäftigen sich mit ihren Kindern.
Eine Übernachtung der besonderen Art
Nach der Wanderung fährt der Bus nach Mù Cang Chải, wo die Gruppe im ersten Stock eines Stelzenhauses, einem sogenannten Homestay übernachtet. Ein Erlebnis der besonderen Art! Die Matratzen liegen auf dem Boden des ersten Stockwerks. Mittels Vorhänge sind „Kabinen“ für ein oder zwei Personen abgeteilt. Das Abendessen findet im nach allen Seiten offenen Erdgeschoss statt. Nach einem „Karaokevergnügen“– sehr beliebt bei den Asiaten – erscheinen Tänzerinnen aus dem Ort, die eine Art Fächertanz aufführen. Zum Schluss tanzen alle, auch die müden Wanderer mit den Einheimischen um ein offenes Feuer herum.
Bergluft, Wasserpuppen & Halong-Bucht
Kein Geheimtipp mehr ist das 1.600 Meter hochgelegene Bergstädtchen Sapa mit seinem angenehm frischen Bergklima. Den Weg dorthin mit den vielen steilen Kurven des Tram Ton Passes, mit 2.047 Metern Höhe der höchste Pass in Vietnam, bewältigt der junge Busfahrer ruhig und sicher. Wolkenverhangen grüßt der Fansipan auf 3.134 Metern, der höchste Berg des Landes. Der Gipfel wäre mit 2- bis 3-tägigen Trekkingtouren zu erreichen, einfacher noch mit der 2016 erbauten Seilbahn.
Sapa selbst ist kein sehr attraktiver Ort, aber wegen der reizvollen Umgebung mit Wasserfällen, Reisfeldern und kleinen Dörfern doch ziemlich überlaufen. Bevor es zurück nach Hanoi geht, schlägt Hoa den Besuch des Dienstags-Marktes in Coc Ly vor.
Wasserpuppentheater in Đào Thục
Etwa eine Stunde noch von Hanoi entfernt, gibt es im Dorf Đào Thục die mehr als 300 Jahre alte Tradition eines Wasserpuppentheaters. Die Puppen werden von den Dorfbewohnern aus Holz geschnitzt und dann wasserfest lackiert. Die Künstler führen sie an langen Stangen und Seilen, wobei sie für die Zuschauer unsichtbar, hüfttief im Wasser stehen. Sie erzählen lustige Geschichten & mehr. Nicht nur Touristengruppen schauen sich das an, auch Einheimische mit ihren Kindern lassen sich verzaubern.
Museum, Hoan-Kiem-See und die Inselwelt der Halong-Bucht
Nach einem Besuch im Ethnologischen Museum und beim „Literaturtempel“, einer Oase der Entspannung, geht’s weiter an den Hoan-Kiem-See. Besonders dekorativ in abendlicher Beleuchtung. Ganz in der Nähe ist auch das Kathedralen-Viertel.
Rund drei Stunden fahren wir mit dem Bus von Hanoi zur vielbesuchten Halong-Bucht, der „Bucht der untertauchenden Drachen“. Das Schiff für mich und meine Gruppe heißt Annam Junk und empfängt uns mit einem vorzüglichen Fischessen. Wer mag, kann an einer Kajaktour teilnehmen. Badelustige bringt die Crew zu einer Insel mit Sandstrand.
Lieber mit dem Flugzeug
Nach der Übernachtung auf dem Schiff geht es über Yên Đức, verbunden mit einem köstlichen Mittagessen in einem idyllischen Privatgarten, zurück nach Hanoi und weiter mit dem Flugzeug nach Hồ Chí Minh, dem früheren Saigon. Per Bus hätten die 1.630 Kilometer zu lange gedauert, zumal es unterwegs noch einiges zu sehen gäbe.
Gegensätze pur in der Ho-Chi-Minh-City
Mit circa 10 Millionen Einwohnern ist Hồ Chí Minh die größte Stadt Vietnams. Es kommen Besucher aus aller Welt, um ihre einzigartige Atmosphäre, vietnamesisch und kosmopolitisch zugleich zu genießen. Es sind diese Gegensätze: Glitzernde Glasfassaden, der über 260 Meter hohe Wolkenkratzer mit Helikopter-Landeplatz und einer Aussichtsplattform im 49. Stock. Elegante Fronten der alten Kolonialbauten und dann die schmalen Handtuchhäuser mit ihren phantasievollen Giebelgestaltungen und einer Unzahl an Kabelsträngen davor sowie die verräucherten Tempel mit betenden Gläubigen.
Sitzplatz des Stadtschreibers
Staatliche öffentliche Bauten aus der französischen Kolonialzeit sind die Oper, das Rathaus und das Hauptpostamt, dessen Dachkonstruktion ein Werk von Gustave Eiffel ist. Draußen wie drinnen herrscht immer lebhaftes Treiben. Eine Besonderheit ist der Sitzplatz des letzten Stadtschreibers Duong Van Ngo, der mit seinen über 90 Jahren den Analphabeten, von denen es immer noch viele gibt, die Briefe schreibt.
Leseratten und Buchwürmer in der Buchstraße
Neueren Datums ist die Buchstraße (Nguyen Van Binh,) im Jahr 2016 offiziell eingeweiht. Verlage und Firmen, präsentieren in Läden, Cafés und in einem Bus ihre Bücher. Die Buchstraße soll ein Ort sein, in dem sich Leser und die mit dem Buch beschäftigten Personen austauschen. Ein ungewöhnliches Bild, „Das Parfum“ von Patrick Süsskind als vietnamesische Ausgabe. Anrührend die Mutter, die auf einem Bänkchen an der Bordsteinkante der Buchstraße sitzt und ihrer kleinen Tochter vorliest.
Haus gefüllt mit Bambusinstrumenten
Einen speziellen Zugang zur Musik der Vietnamesen ermöglicht die Truc Mai Show in Ho-Chi-Minh-Stadt. Ein Haus voller Instrumente aus Bambus. Tuyet Mai, die Frau des Hauses, empfängt die Reisegruppe herzlich mit Tee und lässt dann zusammen mit ihrem Sohn Nhat Minh die Instrumente sprechen. Fantastisch, welche Töne der junge Mann aus einer einfachen kleinen Bambusflöte hervorbringt. Mit Händeklatschen vor den Bambusrohren entstehen ebenfalls Tonfolgen. Schieferplatten bilden ein wohlklingendes Xylophon. Die Besucher dürfen die Instrumente selbst ausprobieren.
Von den Stadtstraßen in das Mekongdelta
Die Tage in Ho-Chi-Minh-City enden mit einer abendlichen Schifffahrt auf dem Mekong. Ein riesiges Labyrinth aus Flüssen, Sümpfen und Inseln bildet das Mekongdelta. Nach seinem langen Weg vom tibetischen Hochland durch sechs Länder mündet der Mekong mit neun Armen, daher auch die Bezeichnung „Neundrachenfluss“– schließlich ins Südchinesische Meer. Während der Regenzeit steigt er bis zu 15 Meter. An einem seiner Arme, dem Fluss Tiền wartet bei Cái Bè die Mekong Lodge mit ihren Bungalows auf uns.
Ab und zu hört und sieht man ein Boot auf dem träge dahin fließenden Fluss vorbeiknattern. In dem luftigen großen, nach allen Seiten offenen Speisesaal wird der typische Elefantenohrfisch serviert. So sind alle gestärkt für eine Wanderung zum nahen Dorf, vorbei an fruchtbaren Gärten mit den verschiedensten tropischen Früchten. Die stachlige Jackfrucht wird hier riesig.
Statt Schwimmende Märkte, ein Werkstatt-Besuch
Im Mekongdelta warten noch weitere interessante Sehenswürdigkeiten. Eine davon wären die Schwimmenden Märkte. Sie sind leider nicht im Programm! Stattdessen besuchen wir eine Werkstatt in Cửu Long, in der Reisfladen, Süßigkeiten und auch Schnäpse mit eingelegten Schlangen hergestellt werden. Es werden auch Handtaschen und Gürtel aus Schlangenleder angeboten. Im Chua Thuoc An-Tempel, gibt es unter anderem eine Buddha-Figur, ein sogenannter „Happy-Buddha“. Seinen dicken Bauch zu streicheln, soll laut Hoa Glück bringen. Als das nicht ohne Gelächter vor sich geht, wird die Gruppe von einem Wächter buchstäblich aus dem Tempel gejagt.
Einreise nach Kambodscha beginnt
In Châu Đốc geht’s rauf auf das Speedboot nach Phnom Penh. Nach ca. 45 Minuten Fahrtzeit, erreichen wir den vietnamesischen Grenzübergang und dann den Kambodschanischen, was Anstehen für das 30 Dollar kostende Visum bedeutet. Damit kann die Einreise nach Kambodscha beginnen.
Außerdem wechseln die Reiseleiter: Statt Hoa ist nun Liam an der Reihe. Nachdem lange einfache Fischerhütten das Ufer gesäumt haben, tauchen bald die Hochhäuser von Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas auf. Es folgt ein Besuch im Königspalast und der dazugehörigen Silberpagode.
Die Stadt hat fast zwei Millionen Einwohner und einen eigenen chaotischen Charme. Auch hier ist der Einfluss der Franzosen zu spüren. Breite Alleen und prunkvolle Villen vermischen sich mit der Khmer-Architektur. Die Khmer sind der größte Volksstamm in Kambodscha.
Folgen eines Terrorregime
In der zeitgenössischen Geschichte errichteten die Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 ein Terrorregime und brachten mehr als drei Millionen Menschen um, vor allem aus der intelligenten Oberschicht. Die Vietnamesen halfen bei der Befreiung von Pol Pots Schreckensherrschaft. Und doch scheinen Vietnamesen nicht so beliebt zu sein, denn zur Besichtigung des Königspalastes trägt eine von unserer Gruppe den typisch vietnamesischen Strohhut. Den muss sie auf Geheiß des Kartenkontrolleurs abnehmen. Die Anlage überwältigt mit dem Prunk in typischer Khmer-Architektur. Der Bereich wo der Monarch Norodom Sihamoni residiert, darf nicht betreten werden. Er ist Balletttänzer und Choreograph. Im Jahr 2004 wurde er gekrönt. In den Thronsaal kann man nur durch die offenen Türen und Fenster schauen. Er wird für Amtshandlungen und Hochzeiten von der königlichen Familie benutzt.
Der Name der Silberpagode
In die daneben liegenden Silberpagode dürfen Besucher hinein. Der Name kommt von den Silberziegeln, mit denen der Fußboden ausgelegt ist. Einige wenige schauen unter den Teppichen hervor. Verschiedene, mit Juwelen besetzte Buddha-Statuen haben hier ihren Platz. Ein goldener Buddha wiegt rund 90 kg.
Ein Geschenk für Kambodscha
Neben dem Palast liegt das sogenannte Napoleongebäude – Eine Villa, in der die französische Kaiserin Eugenie während der Eröffnung des Suezkanals residierte. Nachdem das Gebäude dort nicht mehr gebraucht wurde, demontierte die französische Regierung es kurzerhand und verschiffte es als Geschenk nach Kambodscha. Ein sehr schönes Beispiel der Khmer-Architektur ist das Gebäude des Nationalmuseums. Es beherbergt die weltweit größte Sammlung kambodschanischer Kunst: Skulpturen, Keramiken und Bronzestatuen. In seinen schön angelegten Gärten und Wandelhallen erholen sich auch junge Mönche.
Die größte Tempelanlage der Welt
Was wäre eine Kambodschareise ohne die Tempelanlagen von Angkor in der Nähe von Siem Reap. Auf dem Weg dorthin gibt es noch 150 Jahre ältere Ruinen, nämlich die von Sambor Prei Kuk in der Provinz Kampong Thom. Diese Überreste der alten Stadt Isanapura sind zwar nicht ganz so spektakulär, aber aufgrund ihrer Lage im Urwald und den wenigen Touristen doch sehenswert. Die über 150 Tempel und oktogonalen Türme erstrecken sich über ein Gebiet von etwa 400 Hektar, wegen ihrer Einzigartigkeit wurden sie in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.
Am besten mit Fahrrad oder TukTuk
Am besten erreicht man die größte Tempelanlage der Welt mit dem Fahrrad oder wer den Verkehr oder seine Verkehrsteilnehmer fürchtet, mit dem TukTuk. Lange waren die mystischen Gebäude unter einem Geschlinge von Palmen, Würgefeigen und den mächtigen Wurzeln der Banyans, gigantischen Maulbeergewächsen, verborgen. Nun brauchen diese steinernen Schönheiten eine Verjüngungskur: Große und kleine Tempel, Türme, die wie Tannenzapfen 65 Meter in den Himmel ragen. Dazwischen mit Flachreliefs verzierte Gänge und Apsaras, Abbildungen von grazilen Tänzerinnen.
Mit etwas Glück können Touristen in Siem Reap eine Tanzvorstellung der Apsaras erleben.
Die Tänzerinnen werden mittlerweile wieder an der Universität der Schönen Künste in Phnom Penh ausgebildet, nachdem die Soldaten Pol Pots in den 1970er Jahren dort wüteten und auch die kambodschanische Tanzkultur begruben. Nicht viele Tänzerinnen sind der vierjährigen Terrorherrschaft entkommen. Eine Tanzlehrerin der Universität überlebte nur, weil sie sich als Bäuerin getarnt hatte. Die Ausbildung ist hart. Um den Lebenszyklus einer Pflanze darzustellen, müssen die Apsaras eine Menge Hand-und Fußbewegungen beherrschen. Ihr Leben in der modernen Zeit ist natürlich nicht mit dem der früheren Apsaras zu vergleichen.
Buddha und Heiligtümer im Nationalpark
Ein letzter Ausflug führt von Siem Reap in den Nationalpark von Phnom Kulen. Eine angenehme Wanderung durch einen Bambuswald entlang des Baches Stung Kbal Spean, in dem das Wasser über tausend in Stein gehauene Lingas fließt, die sein Wasser heiligen sollen. Der Weg führt zu einem 487 Meter hohen Bergplateau. Die Khmer glaubten, dass das der Sitz Shivas ist. Von hier 40 km entfernt, nahm das Angkor Reich vor 1200 Jahren seinen Anfang . Auf dem höchsten Punkt befindet sich der fünf Meter lange liegende Buddha von Prea Ang Thom. Der Nationalpark verbirgt noch manche Heiligtümer – nur nicht ohne Führer kreuz und quer laufen, aus der Zeit der Roten Khmer sind nämlich möglicherweise noch Landminen vorhanden.
Von Wasserfällen und schwimmenden Dörfern
Nicht verpassen sollte man die wunderschönen Wasserfälle, in deren Wasser sich Besucher erfrischen. Krönender Abschluss ist eine Schifffahrt auf dem Tonle-Sap-See, der durch den 110 km langen Tonle-Sap-Fluss mit dem Mekong verbunden ist. Während der Fahrt sind die „Schwimmenden Dörfer“ zu sehen. Häuser auf hohen Stelzen, dessen Bewohner am Fluss leben.
Meine Schlussworte
Es wäre schlimm, wenn Kambodscha – ein Land, das zwar zu den ärmsten der Welt gehört, ein Land, das eine so großartige Natur und eine derartig architektonische Meisterleistung vollbracht hat – untergegangen wäre. Die Gefahr bestand schließlich, dass Kambodscha zwischen Thailand und Vietnam aufgeteilt worden wäre.
Text & Bilder (c) Dietlind Castor
Autorin im Porträt: Dietlind Castor
Dietlind Castor arbeitet seit 1980 als freie Reisejournalistin und Fotografin in Lindau am Bodensee. Mit ASI war sie 41mal weltweit unterwegs. Ihre Berichte samt Fotos sind in deutschen, österreichischen und Schweizer Zeitungen erschienen – Auch in Reiseführern wurden ihre Fotos gedruckt.
Ihr bisher einziges Buch: „111 Orte am Bodensee, die man gesehen haben muss“.
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