Viele Menschen verbinden Grönland mit Schnee & Kälte. Während meiner Reise im Juli zeigt sich Grönland jedoch von einer ganz anderen Seite. Das Wetter ist fast jeden Tag hervorragend und die von Ende Mai bis Ende Juli nicht untergehen wollende Sonne wirft um Mitternacht ihr magisches Licht auf die vor unserem Hotel treibenden Eisberge. Um uns herum ist die Kraft des kurzen und intensiven arktischen Frühlings allgegenwärtig: Die gerade einmal 20 cm hohen „Wälder“ aus Zwergbirken und –weiden treiben aus, Erika, Glockenblumen, Weideröschen und andere arktische Blumen stechen mit ihren kräftigen Farben aus der in unzählbaren Grüntönen leuchtenden Vegetation heraus. Kein Wunder, dass die ersten aus Island gekommenen europäischen Siedler die so fruchtbar erscheinende Insel „Grünland“ genannt haben. Auch wenn hier, 250km nördlich des Polarkreises, kein Ackerbau oder Viehzucht mehr möglich ist, wie im Süden des Landes. Die warme Jahreszeit ist bei einem 8 Monate dauernden Winter dafür dann doch zu kurz.
Bei so einer gewaltigen Landschaft, muss man die Bilder sprechen lassen:
Sommer in Westgrönland – wenn die Sonne nicht untergeht …
In unserer kleinen ASI-Gruppe, bestehend aus 2 Österreichern, 2 Bayern, einer Kielerin, mir und unserem Wanderführer Matthias, haben sich große Liebhaber des Nordens getroffen. Und so bewandern wir die Landschaft aus Weite und Wasser, aus Eis und Felsen gemeinsam, staunen und genießen die grenzenlose Stille dieses Landes. Grönland hat, abgesehen von der Antarktis, die geringste Bevölkerungsdichte der Welt. An Tagen, denen keine Grenze durch den Sonnenuntergang gesetzt werden, fahren wir mit Booten von Ilulissat weit in den Norden, hinein in die Fjordlandschaft zwischen Festland und der Erzprinzeninsel, um für 2 Nächte unser Quartier in den gemütlichen Hütten am Port Victor zu beziehen. Hier haben wir nicht nur die ununterbrochen mit gewitterartigem Donnern kalbende Eiswand des Eqigletschers vor uns, wir erreichen auch zu Fuß das blütenweiße Inlandeis, eine uns in alle Himmelsrichtungen umgebende Eismasse, deren Ausdehnung für uns unbegreiflich ist. Spätestens hier hat uns Grönland in seinen Bann gezogen und uns Ruhe und Gelassenheit gelehrt.
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