Seit Mitte der 80er-Jahre verleiht die EU jährlich den Titel der „Kulturhauptstadt Europa“. Ziel ist es, sowohl Reichtum und Vielfalt als auch Gemeinsamkeiten von Europas kulturellem Erbe hervorzuheben. 2019 ist die Wahl neben Matera in Italien auf Plovdiv gefallen. Die Stadt im Süden Bulgariens ist eine der ältesten der Welt, über 8.000 Jahre soll sie verzeichnen. Zeit genug, damit sich viele verschiedene Völker in ihr niedergelassen und ihre Denkmäler gesetzt haben. Die Architektur von Plovdiv erzählt euch heute noch davon: römische Amphitheater, frühchristliche Basiliken, muslimische und jüdische Gotteshäuser… Sie alle prägen das Stadtbild. Dazu gesellen sich Hipster-Läden, schmucke Cafés, Künstlerateliers und mit Street Art verzierte Ecken. In diesem Beitrag erfahrt ihr, welches unsere 7 Highlights in Plovdiv sind. Daneben bietet Plovdiv das ganze Jahr lang ein umfangreiches Programm. Mehr dazu erfahrt ihr auf der offiziellen Webseite von Plovdiv als Europäische Kulturhauptstadt 2019.
Überblick: 7 Highlights in Plovdiv
- Römisches Amphitheater
- Wiedergeburtshäuser
- Street Art
- Weinkeller
- Puppentheater
- Rodopen-Gebirge
- Sieben Hügel
1. Römisches Amphitheater
Aus heutiger Sicht würde man das Amphitheater von Plovdiv als dekadent bezeichnen. Für den römischen Kaiser Marc Aurel war es eines von vielen Projekten, die er während seiner Herrschaft in Plovdiv initiiert hatte. Ob er wohl geahnt hat, dass es eines der am längsten und besten erhaltenen Amphitheater der Welt werden soll? Vielleicht, denn ganz nach dem Motto „das Beste ist gerade gut genug“ ließ Aurel das Theater aus Marmor errichten. Mit etwas Fantasie hört ihr die über 30.000 Menschen immer noch begeistert rufen, die einst in dem Freilufttheater Platz gefunden haben. Oder ist es doch der Wind, der euch dank der Lage des Amphitheaters auf einem der sieben Hügel Plovdivs um die Nase weht? Egal, eine der zahlreichen Konzerte oder Theateraufführungen im Sommer lohnen einen Abstecher ins größte römische Theater Bulgariens.
2. Wiedergeburtshäuser
Wie bereits erwähnt verzeichnet Plovdiv dank seiner weit zurückreichenden Geschichte viele verschiedene Herrscher und Völker, die sich in der Stadt niederließen und diese mitgestalteten. So beispielsweise auch das Osmanische Reich, unter dem Plovdiv mit dem Namen „Filibe“ bekannt wurde und seine wirtschaftliche Blüte erlebte. Den Reichtum von damals bezeugen bis heute die pittoresken Häuser, deren Fassaden und verschnörkelten Fensterläden euch zum Staunen bringen. Sie entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts, als sich das bulgarische Volk begann, vom Osmanischen Reich abzuspalten. Es war die Zeit des Aufbruchs und der „Wiedergeburt“ Bulgariens. Deshalb sind die schmucken Gebäude unter dem Begriff „Wiedergeburtshäuser“ bekannt.
Die meisten Wiedergeburtshäuser sind öffentlich zugänglich, entweder als Museum, Galerie, Café oder Restaurant. Manche sind auch alles in einem, so wie das älteste der Häuser im Wiedergeburtsstil: das „Haus des Hadzi Aleko“. Es lockt mit einer eigenen Kunstgalerie, Museum und sonnigen Terrasse für eine Tasse Cappuchino im Anschluss.
3. Street Art
Street Art fasziniert euch? Dann seid ihr in Plovdiv am richtigen Platz. Verschiedensten Häuserbemalungen, Mosaike und Wandgestaltungen sind ein steter Begleiter beim Spaziergang durch Plovdiv. Vor allem der für seinen künstlerischen und hippen Flair bekannte Stadtteil „Kapana“ lockt mit ausgefallenen Kunstwerken, die das Straßenbild aufpolieren.
Kapana demonstriert eindrucksvoll einen Fall von Gentrifizierung, wie sie auch vor Bulgarien nicht Halt zu machen scheint. Als einst heruntergekommenes Stadtviertel mit preisgünstigen Mieten hat das Viertel vor allem junge Menschen, Subkulturen und Künstler angezogen. Diese werteten es auf, bis es zum Szeneviertel avancierte und kaufstarke Investoren anzog. Die Street Art ist geblieben. Also: Augen offenhalten beim Schlendern durch Kapana und genießen!
4. Weinkeller
Rund um Plovdiv sind die Bedingungen ideal für den Anbau von süßen Weintrauben. Vor allem die rote Sorten Rubin fühlt sich wohl im milden Klima und auf den kargen Waldböden. Dazu gesellt sich jahrhundertealte Tradition und Erfahrung im Weinanbau. Zu den bekanntesten zählen die Genossenschaftskellerei Nov Jivot in ‚Brestovica am Fuße des Rodopen-Gebirges sowie die Familienkellerei Zagreus. Beide befinden sich unweit von Plovdiv und laden zur Besichtigung und Degustationen ein.
5. Staatliches Puppentheater
In Osteuropa ist die Theaterszene besonders aktiv. Besonders hervorstechend ist dabei das staatliche Puppentheater von Plovdiv, das über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Nach Ende des II. Weltkriegs gegründet besteht es heute aus einem eigenen Gebäude mit zwei Sälen, zwölf Schauspielern sowie einem eigenen Bühnendesignern und einem Komponisten. Das Team ist fleißig: jedes Jahr realisiert es rund fünf neue Aufführungen, sowohl für Kinder als auch Erwachsene. Zudem ist das Puppentheater für Vorführungen in bereits über vierzig Länder gereist. Schaut vorbei, der Besuch einer Aufführung lohnt sich. Wenn ihr im September in Plovdiv unterwegs sein solltet, habt ihr besonderes Glück, da ihr Zeuge des jährlichen „Internationalen Festival des Puppentheaters von Plovdiv“ werdet.
6. Rodopen-Gebirge
Wenn ihr auf einem der Hügel von Plovdiv steht und gen‘ Südosten blickt, erkennt ihr es bei guter Sicht: das Rodopen-Gebirge. Knapp drei Stunden per Auto von Plovdiv entfernt lockt es mit genialen Möglichkeiten zum Wandern, Trekking und Klettern. Seine 240 km Länge und ca. 110 km Breite machen es zum flächenmäßig größten Gebirge des gesamten Balkans.
7. Sieben Hügel – eine Altstadt
Und das siebte Highlight? Das besteht aus sieben Teilen. Sieben Hügel, um genau zu sein. Denn was Rom kann, kann Plovdiv schon lange: die historische Stadt ist einst auf sieben Hügeln erbaut worden. Von denen genießt ihr die besten Ausblicke über die Stadt.
Besonders interessant für Kulturinteressierte sind wohl die drei Hügel Dshambas Tepe, Taxim Tepe und Nebet Tepe. Sie umringen die Altstadt von Plovdiv, die daher kurzerhand als „Dreihügelviertel“ bekannt ist. Beim Spaziergang durch die verwinkelten Gassen bestaunt ihr die malerischen Wiedergeburtshäuser (Link zu Highlight „Wiedergeburtshäuser“) und zahlreiche Museen. Nehmt euch genügend Zeit, um das spezielle Flair von Plovdivs Altstadt so richtig in euch aufzusaugen.
Bildcredits: © Byron Stumman auf unsplash, © Pablo Hermoso auf unsplash
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