Die gesamte Reise mit dem australischen Veranstalter für Abenteuerreisen, Intrepid Travel, war ein einziges Highlight. Von der Harmonie der internationalen Gruppe (die Teilnehmer kamen aus den USA, UK, Australien und Neuseeland) über die Organisation, das Wetter und diese wirklich einzigartig schöne Natur.
Die Reise hat in Buenos Aires bei 29° und gefühlten 95% Luftfeuchtigkeit gestartet, am ersten Tag hat es nur geregnet, dafür hatte die Gruppe danach einen 5-fachen Lottosechser mit 13 Tagen Sonnenschein. Wie unschwer zu erraten ist, war das ein absoluter Glücksumstand, der uns alle 10 Minuten Freudengestöhne aus dem Leib quetschte, so das die ganze Truppe mit einem Dauergrinser durch die Weiten Argentiniens tangelte.
Nach den ersten Touri-Schritten in Buenos Aires vorbei am Obelisk und Parlament bewegten wir uns ins Hip-Viertel San Telmo, wo wir die ersten steakförmigen Fleischbatzen konsumierten. Ein „Yammie-Ya“ aus dem Mund unseres Neuseeländers beschreibt das Gefühl beim Zerkauen dieser 600g Stückerln, die die kommenden 12 Tage in allen Varianten, mal pur und halb roh, mal vom Grill, mal im Gemüse-Stew, kredenzt wurden.
Die in den nächsten Tagen folgenden Naturerlebnisse und das teilen zahlreicher „Flashmomente“ in diesem unbeschreiblich schönen Teil Südamerikas, ließ die Gruppe zusammenwachsen und ich war doch froh rundherum fest im Boden verankerte Mannsbilder zu haben, denn vor lauter Schönheit und Größe hätte ich aller 2h zusammensacken können so sehr hat mich das ganze innerlich gepackt und berührt. Ja, jetzt kurz durchatmen und weiter geht’s mit den Fakten: nach Buenos Aires führte uns ein 3 1/2 h langer Flug nach El Calafate, ein durchgestylter touristischer (damit sehr teurer) Ausgangspunkt für unsere Ausflüge zum gigantischen Moreno Gletscher…El Calafate ist vor allem gut zum auffüllen der Geldbörse, im gleichen Moment entleeren der selbigen in zahlreichen Outdoor- und Souvenirgeschäften, denn dann folgt lange nichts mehr…..
Wenn man El Calafate hinter sich läßt und ca. 1h Richtung Nationalpark fährt, kommt man wieder zum eigentlichen Kern dieser Gegend – steppenähnliche Pampa, ein paar Rinder, eine kleine Farm, dann km lange Leere und dann eröffnet sich dir ein Gletscherpanorama, das seinesgleichen sucht. 5 km breit, die Front 20m hoch, ein Labyrinth an blauen Eisspitzen thront sich auf, im Hintergrund schroffe Berge und ein nicht enden wollendes Eisfeld. Nach einer wahnwitzigen Bootsfahrt mit gefühlten 300 Chinesen und dazu nochmal 400 Fotoapparaten, und einer ausgiebigen Wanderung „in front of the“ glacier“, sitzen wir alle wieder im Bus nach El Calafate, im Gepäck unglaublich schöne Eindrücke vom ewigen Eis……
1 ganzen Tag später erreichen wir das Outdoormekka von Patagonien – El Chalten. Wem es vorher kein Begriff war, kennt es spätestens nach dem Film Cerro Torre, den ich genau 1 Woche vor meiner Abreise noch im Kino in Innsbruck gesehen habe – nun steh ich selbst hier und ich weiß wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dieses Panorama so zu sehen, wie wir es sehen durften. Alleine die Anfahrt durch die öde Steppe, Guanakos springen über die Straße, ein kurzes Hupen des Busfahrers, wilde Vögel sitzen auf den Holzstumpfen der Zäune – weit und breit nichts als NICHTS und doch so viel – was für eine Schönheit – und dann fährst du diese nicht enden wollende Straße und vor dir reihen sich die Bergperlen auf – links der spitze Cerro Torre mit seinen Gefährten und links daneben der Fitz Roy, der seiner Geschichte alle Ehre macht – eingehüllt in einer Wolke, hatten die Einheimischen vermutet, das der Berg ein Vulkan ist. El Chalten wächst, es wird gebaut – die Kletterszene gibt sich hier regelmäßig ein Stell-dich-ein.
Nach 2 Tagen harten Wanderungen mit Ausblicken zum Niederknien, gutem Essen und dem Wissen, wie lucky wir waren mit glutroten Bergspitzen am Morgen und 20°C T-Shirt Wetter am Fuße des Fitz Roy, kehren wir nochmal für eine Nacht nach El Calafate zurück und dann geht’s schon zum nächsten Highlight –dem Torres del Paine Nationalpark – und wieder scheint uns die Sonne täglich ins Gesicht – die Nächte sind sehr kalt mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, wie uns das morgentlich gefrorene Zelt zeigt. Nur 2 Wochen vorher hatte es hier -26°C und Schnee – bienvenida en Patagonia! Dieser Park ist ein „place to be, to stay oder to come back again and again“ – unfassbar schön! Hier bleibt einem nichts anderes übrig, als zu campen – die Kräfte der Natur schauen dir unmittelbar ins Gesicht, überall windgepeitschte knochige Bäume, hunderte Lagunen und Seen mit Flamingos, wilden Pferden…..diese Gegend ist rauh, wild, hat so viele Gesichter und schleicht sich in mein Herz. Sternenklare Nächte, ausgelassene Geselligkeit mit den einheimischen Guides und Campgenossen/innen – es fließen Wein und Bier und wir verständigen uns mit Händen und Füßen und den paar Brocken Spanisch, die ich aus 2 Spanischkursen noch zsammenbringe! Man braucht nicht immer die Sprache um sich zu verstehen! Die Liebe zur Natur und den Bergen und die Offenheit bringt hier jeden an einen Tisch.
3 Tage später – mit einigen Blasen mehr, einem klaren Schlafdefizit und mit unzähligen schönen Momenten abgefüllt, sitzen wir im Bus nach Punta Arenas, was wir nur streifen für eine Zwischennacht in einem Hotel (alles, was auch nur matratzenartig ausschaut und mind. 90cm breit ist fühlt sich nach 3 Zeltnächten zugegebenermaßen sehr angenehm an!).
Nun wartet ein 12h Busritt zum vermeintlichen Ende der Welt, auf die Feuerinsel – nach Ushuaia. Der Busritt erweist sich nicht so quälend für den Allerwertesten wie vermutet – das muss definitiv an den Bussen liegen, deren Sitze hier eher an Business Class als an einen durchbeutelnden holprigen Schleudersitz erinnern. 12 Stunden sind vorbei und wir schlagen für die letzten 3 Nächte das Lager in Ushuaia auf – diesmal ein privates B&B – unsere Gastgeberin Monika wirkt, als wacht sie in der Früh mit dem Glimmstengel im Mund auf und schläft am Abend wieder mit ihm ein – die Augen und das was man wohl Ringe nennt, obwohl es ja eigentlich Halbringe sind, hängen ihr auf Höhe des oberen Abschlusses der Nasenlöcher (etwas übertrieben ehrlicherweise) – wenn sie spricht, ist das eine Mischung zwischen Ben Becker und Melissa Etheridge.
Ushaia ist ein Pott mit alten gegerbten Gesichtern, denn wer hier unten lebt, muss hart gesonnen sein. Die Anden mit Ihren angezuckerten Gipfeln geben der Stadt Rückendeckung und vor ihr liegt der Beagle Channel, ein rauhes Wasser mit vielen Inseln und vor allen vielen Geschichten rund um die Tierra del Fuego.
Der letzte Tag, zurück in Buenos Aires – wir gönnen uns einen letzten „Grill“ und wagen unsere ersten Tangoschritte in einer Milonga – hier tummeln sich Einheimische und Touris, um in die Welt des Tangos hineinzuschnuppern und wechselnden Partnern hundert Mal auf die Füße zu trampeln – finally war es ein gewaltiger Spaß und wir sind uns einig, das wir wohl wiederkommen müssen, wenn das noch was werden soll…
Der Frühstücksraum ist nun fast leer – hier haben wir vor 14 Tagen begonnen, als uns der Guide sagte: „It all depends on you guys– on your attitude how this trip will end and what we will experience – as a group and you yourself”.
Beim Reisen bist du anders, deine Poren sind im besten Fall ganz geöffnet und wenn du Glück hast, triffst du auf eine handvoll spezielle Menschen, mit denen du lachst und eine gute Zeit hast, du erlebst stille und aufregende Momente, siehst die Natur als den größten Künstler und kannst grenzenlose Freiheit fühlen – das alles hatte diese Reise für mich.
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