Manche Entdeckungen beruhen auf Zufällen – glücklichen Zufällen. In diese Kategorie lässt sich die Erfindung des Madeira Weins einordnen. Denn der Likörwein ist kein Getränk, das bewusst entworfen worden ist, weil die Menschheit sich danach sehnte. Vielmehr hat es seine Existenz der Neugierde eines Haufens portugiesischer Seefahrer zu verdanken. Wie genau die Geschichte abgelaufen ist, was zur Herstellung des Likörweins notwendig ist, und gute Orte zur Verkostung des edlen Tropfens erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Entstehung des Madeira Weins: purer Zufall
Im 15. Jahrhundert haben portugiesische Seemänner damit angefangen, den auf ihrer Insel angebauten Wein in die Kolonien, hauptsächlich Portugal und Großbritannien, zu verschiffen. Bei einer Fahrt wurde der Wein nicht abgenommen, da der britische Importeur Pleite war. So sind ein paar Fässer Wein im dunklen Schiffsbauch zurückgeblieben und sind wieder retour nach Madeira gefahren. Zu diesem Zeitpunkt war der Wein allerdings bereits vergoren. Bevor sie ihn wegschütteten, haben die Seemänner den Wein kurzerhand selbst getrunken. Dabei haben sie überrascht festgestellt, dass dieser mundete. Ziemlich gut sogar. Der Madeirawein war geboren. Er musste allerdings fast 100 Jahre alt werden, bevor die Insulaner hinter das Geheimnis gekommen sind, welche speziellen Lagerbedingungen einen Madeirawein ausmachen und damit anfingen, ihn auf der Insel zu produzieren und lagern. Davor schifften sie ihn viele Jahre immer hin- und her, von der Insel zur Kolonie und wieder zurück, bis er den ihm eigenen Geschmack annahm. Aus diesem Grund war der Madeira Wein in dieser Zeit als „Vinho de torna-viagem“ (Wein der Rundreise) oder auch „Vinho da roda“ (roda = Umlauf) bekannt. Auf den Etiketten solch alter Madeira Flaschen ist diese Bezeichnung zu finden.
Herstellung heute: pure Absicht
Heute legen die Holzfässer, in denen der Madeira Wein lagert, nicht mehr ganz so viele Kilometer zurück, wie noch vor ein paar hundert Jahren. Die aufwändige Herstellung mittels Schiffsreise wurde noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts praktiziert, dann jedoch aufgegeben. Vereinzelt gibt es immer noch Flaschen aus dieser Zeit im Handel. Man versuchte nun, die speziellen Bedingungen nachzuahmen. Der Wein ruht drei- bis fünf Monate, damit der Gärungsprozess einsetzt, der für das Getränk so bezeichnend ist. Der Name ist mittlerweile eine geschützte Herkunftsbezeichnung und nur die Likörweine, die mit auf Madeira gewachsenen Trauben entstanden sind, dürfen sich den Namen „Madeira Wein“ auf die Flaschenetiketten schreiben.
Die Besonderheiten des Madeira Weins
- Spriten: Der Madeira Wein ist kein klassischer Wein, sondern wird mit Branntwein angereichert. Dadurch wird die Gärung unterbrochen und der anteilige Zucker verpufft nicht vollkommen. Somit behält der Wein eine entsprechende Süße, zudem liegt der Alkoholgehalt über dem eines herkömmlichen Weins und beträgt zwischen 17 und 22 %Vol.
- Erhitzen des Weines: Was früher durch die Schiffsreisen entlang des Äquators passiert ist, wird heute durch künstliche Erhitzung erzielt. Alternativ dazu lagern manche Hersteller die Madeira Weinfässer so, dass sie unter Tag viel Sonne abbekommen. Diese Art der Herstellung ist sehr bezeichnend für den Likörwein und sorgt für die Karamell-Note des Weins, da der Zucker durch die Hitze teilweise karamellisiert.
- Holzfässer: Seine edle Farbe erhält der Madeira Wein durch die Lagerung im Holzfass.
- Lagerung: Madeira Wein lagert mindestens drei Jahre, bevor er abgefüllt wird. Es gibt allerdings auch solche Madeira Wein, die dreißig Jahre und mehr Lagerdauer haben. Madeira Wein gilt als einer der langlebigsten Weine der Welt und wird mit den Jahren der Reife nur noch besser.
Trauben & Rebsorten
Die Trauben zur Herstellung des samtigen Likörweins müssen wie bereits erwähnt aus den terrassenförmigen Weinreben direkt von Madeira stammen. Obwohl das Getränk eine relativ dunkle Farbe hat, handelt es sich um weiße Trauben. Die lange Lagerung in den Holzfässern verleihen dem Madeira Wein seinen goldenen Ton. Nachstehend einige der gängigen weißen Rebsorten für den Madeira Wein und deren Süßegrad.
Rebsorten zur Herstellung von Madeira Wein
Rebsorte | Süßegrad | Sonstiges |
Sercial | Trocken, säurehaltig | Anbau in den höheren Regionen der Insel |
Verdelho | Halbtrocken | Sehr empfindlich im Anbau |
Boal | Halbsüß | Sehr aromatisch im Geschmack |
Malmsey | Süß & üppig | Anbau in den niedrigen Lagen der Insel |
Gute Orte zur Verkostung des Madeira Weins: purer Genuss
Wo schmeckt ein Getränk besser, als an dem Ort, an dem es hergestellt wird? Nirgendwo. Deshalb legen wir euch eine der zahlreichen Weinkellereien Madeiras ans Herz. Die meisten davon befinden sich in Funchal, der Hauptstadt der Blumeninsel. Nutzt die Gelegenheit, eure Zungen von dem samtigen Likör umspielen zu lassen. Auf der geführten Reise Madeira gemütlich erwandern verkostet ihr den Madeira Wein direkt bei einer der sieben namhaften Weinkellereien im Zentrum von Funchal.
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