“Die Wanderung vorbei an mehreren Vulkanen war mein Top-Erlebnis auf La Palma.”
Betty | ASI Reiseexpertin
Es ist zwar schon etwas her, jedoch bald wieder aktuell: einen Wintereinbruch im September letzen Jahres nutzte ASI Reiseexpertin Bettina für eine individuelle Wanderreise auf La Palma, die „Isla Bonita“. Schon bald fand sie heraus, dass die Insel nicht umsonst diesen Spitznamen trägt. Lasst euch von ihren Eindrücken inspirieren. Womöglich ist La Palma ja auch ein für euch interessantes Reiseziel, um euren Sommer zu verlängern?
Freiheit pur: mit dem Mietwagen über die vielfältige Insel
Der Großteil der Insel ist bedeckt von grünen Kiefer- und Lorbeerwäldern, die an sehr warmen Tagen angenehmen Schatten spenden. Im Süden der Insel fanden wir uns in einer komplett anderen Welt wieder, hier hat der Vulkanismus die Landschaft geprägt und wir bestiegen mehrere Vulkane. Bei klarem Wetter genießt ihr von dort eine Fernsicht bis auf die kleinen Nachbarinseln El Hierro oder La Gomera. Im Herzen der Insel befindet sich die Caldera de Taburiente, ein Erosionskrater mit einem Durchmesser von etwa neun Kilometern. Da wir mit einem Mietwagen unterwegs waren, hatten wir die Möglichkeit, die ganze Insel zu erkunden und verschiedene Wanderungen auf der Insel zu unternehmen.
Wandern über schlummernde Vulkane
Ein absolutes Highlight war die Vulkanroute. Eine lange und recht anspruchsvolle Wanderung, da man hauptsächlich durch Lavasand wandert. Ein Schritt vor, zwei zurück. Gefühlt zumindest. Die lange Tour entlang an verschiedenen Vulkankegeln lohnt sich allerdings. Nicht zuletzt aufgrund der traumhaften Ausblicke, die uns immer wieder belohnten. Das Farbenspiel des grauschwarzen Lavasands, der grünen Kiefern und des blauen Himmels hat uns den ganzen Tag immer wieder beeindruckt.
Tiefer Krater, bunter Wasserfall: magische Caldera de Taburiente
Wenn man auf La Palma ist, darf eine Wanderung in der Caldera de Taburiente nicht fehlen. Die Caldera ist der größte Implosionskrater der Welt und wo einst ein Vulkan von über 3.000 Metern in den Himmel ragte, ist jetzt ein Nationalpark, der unter Naturschutz steht. Es gibt verschiedene Wandermöglichkeiten. Wir entschieden uns für Los Brecitos als Ausgangspunkt unserer Wanderung. Von dort aus geht ein Pfad bergab, der uns immer wieder Blicke über die Caldera bis hinunter in die Schlucht, aber auch bis rauf zum Calderarand schenkte.
Am Talboden angelangt, stand uns die Überquerung des Flusses “Rio de Taburiente bevor, wo sich auch der “Playa de Taburiente“ befindet. Das hört sich jetzt abenteuerlicher an, als es wirklich war. Da es schon seit einiger Zeit nicht mehr geregnet hatte, kamen wir problemlos über das kleine Rinnsal. Danach folgten wir einem trockenen Bachbett, das uns wieder aus der Caldera rausführte. Einen kleinen Abstecher zum farbigen Wasserfall „Cascada Colorada“ legten wir allerdings noch ein. Diesen lege ich euch auch ans Herz, wenn ihr mal in der Caldera Taburiente unterwegs sein solltet.
Wandern für Wasserratten
Wenn ihr auf Wasser abfährt, ist die Wanderung zu den Quellen Marcos y Cordero ein heißer Tipp. Hier wandert man an einem Wasserkanal entlang und durchquert dabei 13 Tunnels. Von überall tropft und rinnt das Wasser an den Tunnelwänden runter, beim letzten Durchgang sind wir dann nochmal so richtig nass geworden. Bei den Temperaturen während der Wanderung war das eine willkommene Erfrischung. Da es wie bereits erwähnt schon länger nicht mehr auf der Insel geregnet hat, waren die Kaskaden nicht so ganz spektakulär wie erwartet. Darum mein Tipp: wandelt Regentage in eine Chance um und macht die Wanderung zu den Marcos y Cordero Quellen, nachdem es geregnet hat. Dann bietet sich hier ein fantastisches Naturschauspiel.
Reise in die Vergangenheit
Sehr zu empfehlen ist auch die Wanderung auf den Pico de la Nieve, Schneeberg zu Deutsch. Der Blick vom Gipfel hinab auf den Erosionskrater und die Ostküste ist genial. Ein kleines Stück weiterwandern lohnt sich. Dann gelangt man zu “La Erita”: einem einstigen Versammlungsplatz der Ureinwohner der Kanarischen Inseln. Die spezielle Energie, die von dem Ort ausgeht, ist fast mit den Händen zu greifen. Die Augen genau aufmachen rentiert sich ebenfalls – dann entdeckt ihr gut erhaltene Petroglyphen. Dabei handelt es sich um in Stein eingearbeitete Felsbilder aus prähistorischer Zeit. Anders als bei der Felsmalerei ist eine Petroglyphe graviert oder geschabt. “La Erita” ist eine der ältesten archäologischen Fundstätten der Insel. Sie wurde 1922 entdeckt und besteht aus etwa 60 Flächen mit geometrischen Motiven, hauptsächlich Spiralen und wellenförmige Linien, sowie andere einfachere, linienförmige Motive, die ich als alphabetische Symbole bezeichnen würde.
Auf dem höchsten Berg von La Palma
Was wäre eine Wanderreise auf La Palma ohne einen Ausflug auf den höchsten Berg der Insel? Der Roque de los Muchachos kratzt auf über 2.420 Metern am Himmel über La Palma. Hier fühlt man sich nicht nur physisch den Sternen nahe, sondern auch gedanklich. Dafür sorgen einige Sternwarten und Observatorien, die aufgrund der idealen klimatischen Bedingungen für astrophysikalische Projekte auf dem weitläufigen Gelände des Roque de los Muchachos stehen. Mehrere europäische Länder sind an der Anlage beteiligt, die eine der wichtigsten dieser Art weltweit ist. Mehr Infos dazu lest ihr im Blogbeitrag “Den Sternen so nah auf La Palma”.
Entspannung nach der Wanderung: Schwimmen und Schlemmen
Wer sich nach einer langen Wanderung abkühlen möchte, kann das im Meeresschwimmbecken „Charco Azul“ tun. Ihr findet es an der felsigen Nordostküste von La Palma. Wir waren dort und ich habe es als sehr angenehm empfunden, ins kristallklare Wasser des Charo Azuls zu springen. Alternativ dazu gibt es einige schöne Sandstrände an der Ostküste der Insel, wo ihr euch direkt in die Wellen schlägt. Die vom Vulkanismus geprägten Strände empfangen einen in tiefem Schwarz, das mitunter mysteriös in der Sonne glitzert.
Auch kulinarisch sind wir auf La Palma ganz auf unsere Kosten gekommen. Vor allem in der Hauptstadt Santa Cruz. Dort wimmelt es vor landestypischen Restaurants und Tapas Bars. Die „runzligen Kartoffeln“ – Papas arrugadas – mit Mojo sind ein Klassiker, den ihr eurem Gaumen nicht vorenthalten solltet. Auch die kanarische süße Blutwurst solltet ihr probieren, wenn ihr auf Fleisch steht und auf La Palma unterwegs seid. Natürlich gibt es auch überall frischen Fisch und Meeresfrüchte, wobei die Einwohner La Palmas tatsächlich mehr Fleisch als Fisch verspeisen. Das Salz für die Leckerbissen hat keinen weiten Weg hinter sich: ganz im Süden der Insel gibt es Salinen, die einen Besuch wert sind. In verschiedenen Stationen haben wir dort einen Einblick in die Gewinnung von Meersalz in den Salzgärten bekommen.
Da La Palma vom Massentourismus bisher verschont geblieben ist, haben viele Orte der Insel ihren ursprünglichen Charakter erhalten. Noch ein Grund mehr, der für eine Reise nach „La Palma“spricht. Mich jedenfalls hat die Isla Bonita überzeugt. ????