Im Jahr 1974 wagte die ASI einen für damalige Verhältnisse großen Schritt an Pioniergeist – eine organisierte, touristische Bergreise außerhalb der Alpen. Nach Korsika. Was heutzutage vollkommen üblich erscheint war für viele unverständlich, für einige sogar ein Projekt welches zum Scheitern verurteilt war. Als Alpinschule läge unsere Kernkompetenz schließlich in den Alpen und wie man es zu dieser Zeit noch nannte, bei der jährlichen Sommerfrische.
Also, zurück nach Korsika. Nachdem wir zuvor bereits ein wenig experimentiert hatten, eröffnete die ASI unter Hannes Gasser im besagten Jahr ihr Bergwanderlager in Haut Asco. Der treue Weggefährte und langjährige ASI-Mitarbeiter Sepp Nalter übernahm das Kommando vor Ort. Er kümmerte sich um die Wandergäste und die ASI-Mitarbeiter vor Ort und natürlich um die gute Beziehung zu den stolzen Korsen. Einige Sommer lang war Haut Asco also das Zentrum und der Ausgangspunkt unserer Wanderungen auf der Mittelmeerinsel. Nicht ohne Grund, sagt man doch bis heute dass dieses Gebiet DAS Paradies für Wanderer sei. Und dann….dann ging es uns ähnlich wie einigen anderen Ausländern welche auf Korsika gebaut hatten. Während der Saisonpause stand unser Haus plötzlich in Flammen und brannte bis zum Grund ab. Wie genau das passieren konnte ist bis heute unklar, aber mittlerweile auch nicht mehr relevant. Spekulationen zu Folge war wohl nicht jeder Korse mit den ausländischen Wanderern und deren Konzept ganz einverstanden…
Wie ging’s weiter?
Wir ließen das ASI-Haus erstmals ASI-Schutt sein und bauten dieses nicht wieder auf. Einige Korsika-Reisen in anderen Unterkünften waren aber trotzdem fixer Bestandteil in unserem Programm. Die Begeisterung und Liebe für diese Insel blieb trotz dieses Ereignisses unberührt. War sie doch auch unser Lehrmeister und Grundstein für die weitere Entwicklung unserer Inselwanderreisen zwischen Zypern und Madeira. Bereits Anfang der 80er Jahre haben wir das wilde Hinterland vieler prächtiger Inseln erkundet und es sukzessive unseren Kunden näher gebracht. Bis zum heutigen Tage ist das Inselwandern unser absolutes Steckenpferd. Das Angebot mag breiter und vielseitiger geworden sein, die Philosophie der aktiven und entschleunigten Erkundung, sowie die Begegnung mit der lokalen Bevölkerung auf Augenhöhe ist aber nach wie vor der Kern unserer Reisen.
Stolze Korsen braucht das Land!
Korsika hat vieles besser gemacht als so manch andere Region der Welt. Insbesondere die Vermeidung von Überkapazitäten. Blickt man auf das Schicksal unseres Bergwanderhauses, so war das auch nichts anderes als die radikale Vermeidung von Überkapazitäten. Die stolzen Korsen lassen bis heute kaum ausländischen Investoren Hotels oder Ferienanlagen bauen. Und der Bau von Hotels und weiteren Unterkünften durch Korsen ist grundsätzlich auch sehr überlegt und konservativ geplant. Sind es schließlich die Überkapazitäten die Preise in vielen Gebieten zu bestimmten Saisonen auf ein absolutes Minimum purzeln lassen. Gut denkt sich bestimmt der ein oder andere Kunden, doch gut ist das gesamtheitlich betrachtet sicher nicht. Unter solchem Preisdruck wird auch die Qualität leiden. Wenn es am Ende des Tages nur mehr um die Auslastung der Betten geht bleibt vieles auf der Strecke. Verpflegung, Service, Infrastruktur und vieles mehr. Am Ende verliert der Kunde, der Touristiker und meist auch die Natur. Ob es die Schlauheit der Korsen oder deren ausgeprägter Stolz ist der sie vor diesem Schicksal bewahrt sei dahin gestellt.
Ein guter Grund für Korsika
Vergleicht man Korsika mit anderen wanderbaren Inseln im Mittelmeer oder dem Atlantik, so gibt es einige markante Unterschiede. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist vielfach hart an der Grenze. In manch anderen Gebiet erhält man zum gleichen Preis wesentlich mehr Wert. Egal ob es das Hotel oder das Essen in einem Restaurant betrifft. Korsika ist teuer. Auch die ein oder andere Begegnung mit einem im Tourismus arbeitenden Korsen entspricht vielleicht nicht immer grenzenloser Freude und hingebungsvoller Dienstleistungsorientierung. Doch warum soll man dann unbedingt auf diese Insel? Weil sie unbandig authentisch ist! Unverfälscht und wild. Vielfach mit einem Rohdiamanten zu vergleichen. Mit Ecken und Kanten. Eine Reise nach Korsika ist stets ein Erlebnis in echter Natur zu echten Menschen in echtes Leben. Ein echter Luxus in unserer doch vielfach sehr unechten Welt wie ich finde…
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