Du bist gerade auf der Suche nach einem Kletterhelm für deine Kletterausrüstung? Dann bist du hier genau richtig. Alle der heutigen handelsüblichen Kletterhelme bekannter Hersteller schützen deinen Kopf zuverlässig vor typischen Kopfverletzungen. Auf welche Merkmale solltest du aber dann noch achten und was gibt es für Unterschiede? Kurz: Wie findest du den richtigen Helm für dich? Diese und weitere nützliche Informationen rund um das Thema Kletterhelm erfährst du hier im ASI Blog.
Übersicht
1. Warum du einen Kletterhelm brauchst
3. Kriterien beim Kauf eines Kletterhelms
4. Anforderungen an einen Kletterhelm
5. Lebensdauer eines Kletterhelms
Warum brauche ich einen Kletterhelm?
Der Kletterhelm ist einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände für jeden erfahrenen Kletterer und solche, die es noch werden möchten. Da kein anderes Körperteil so wertvoll und gleichzeitig so schutzwürdig ist wie dein Kopf, solltest du dir Zeit nehmen, einen für dich passenden Kletterhelm zu finden. Der Kletterhelm kann zum Lebensretter werden, denn auch kleine Steine können deinen Kopf durch die Geschwindigkeit verletzen. Aber was bedeutet das eigentlich, ein geeigneter Kopfschutz?
Arten von Kletterhelmen
Es gelten zwar für alle Arten von Kletterhelmen die gleichen Normen und Anforderungen. Unterschiedliche Konstruktionen haben jedoch unterschiedliche Vorzüge, sodass persönliche Vorlieben oder bestimmte Fokusse des Kletterers darüber entscheiden, welche Helm-Art getragen werden sollte. Die richtige Wahl erspart viel Ärger und sorgt für möglichst wenig Kopfzerbrechen. Lies weiter, um zu erfahren, was du über die verschiedenen Helmarten wissen solltest.
Hartschalenhelm – das Schwergewicht unter den Kletterhelmen
Hartschalenhelme bestehen aus einer Kunststoffschale, in der ein Gurtsystem angebracht ist. Das Gurtsystem verteilt bei einer Belastung die Kräfte auf den gesamten Kopf. Die elastischen Gurte können sich außerdem dehnen, was zusätzliche Energie aufnehmen und verteilen kann. Der Hartschalenhelm ist sehr robust, er kann viel Energie aufnehmen und ist im Umgang relativ unproblematisch – auch als Sitzgelegenheit kann man ihn ohne Probleme zweckentfremden. Da zwischen den Bändern und der Außenschale Luft zirkulieren kann, ist er darüber hinaus kühler als beispielsweise Hartschaumhelme. Nur sein Gewicht ist mit 400g bis 500g vergleichsweise hoch. Aufgrund seiner Robustheit eignen sich Hartschalenhelme besonders für das Alpin- oder Eisklettern.
Vorteile | Nachteile |
Robustheit | Hohes Gewicht |
Stabilität bei Schlägen von oben | Schlechter seitlicher Aufprallschutz |
Multi-Impact-Resistent | Oft schlechter belüftet |
Preisgünstig |
Hybridhelm – Der Ausgeglichene
Hybridhelme vereinen Merkmale der Hartschalen- und In-Mold-Helme und bestehen aus einer etwas dünneren Schale als der beim Hartschalenhelm. In dieser Schale ist jedoch anders als beim Hartschalenhelm noch eine dünne Styroporschicht zur Stoßdämpfung eingepasst. Dadurch bewegt sich der Hybridhelm sowohl in puncto Gewicht als auch in Bezug auf Stabilität in der Mittelklasse: fast so robust wie Hartschalenhelme, aber nicht ganz so schwer.
Vorteile | Nachteile |
Leichter als Hartschalenhelme | Beschädigungen sind im Inneren schwerer zu erkennen |
Robuste Außenschale | Mittleres Gewicht |
Geringere Stoßabsorption |
In-Mold-Helm – Federleicht und dennoch stark
In-Mold ist die Bezeichnung für ein Verfahren, bei der die Schale und der Hartschaum miteinander verschweißt werden. So entsteht eine vollflächige Verbindung der beiden Materialien. In-Mold-Helme sind mit nur rund 200g die Leichtgewichte unter den Kletterhelmen. Der Vorteil im Gewicht benachteiligt sie jedoch in puncto Stabilität – als Sitzkissen verwendet neigen sie zum Brechen.
Vorteile | Nachteile |
Sehr leicht | Weniger robust gegen Steinschlag |
Guter Aufprallschutz bei Stürzen | Sehr stoßempfindlich und daher anfällig gegenüber Dellen & Kratzern |
Bester Anprallschutz (lateral, dorsal) | Empfindlich beim Transport |
Sehr gute Belüftung | Vergleichsweise teuer |
Hoher Tragekomfort | Muss nach einer einzigen größeren Belastung ersetzt werden |
Häufig für mehrere Sportarten zertifiziert |
Wichtige Kriterien beim Kauf von Kletterhelmen
Tragekomfort
Eines der wichtigsten Kaufkriterien ist bei Kletterhelmen der Komfort. Drückende Stellen, unbequeme Passform oder Stauhitze unter dem Helm sind oft Gründe dafür, den Helm zu Hause zu lassen oder unterwegs auszuziehen und am Rucksack zu befestigen. Ein Helm, der nicht getragen wird, schützt deinen Kopf nicht. Zum Glück sind die heutigen Helme so vielfältig, dass sich für jeden Kopf der passende Deckel findet. Beim Weiterlesen erfährst du, auf welche Kriterien du bei Kletterhelmen sonst noch achten solltest.
Passform
Jeder Kletterhelm sollte passend zur Kopfform ausgesucht werden. Drückt er bereits beim Anprobieren, solltest du besser weitersuchen. Im Idealfall sitzt der Helm schon im unverschlossenen Zustand fest und wackelfrei auf dem Kopf und drückt auch nach mehreren Stunden Tragezeit nicht unangenehm. Wenn du den Helm im Laden anprobierst, kannst du ihn einfach ein paar Minuten auflassen, um dich an das Gefühl beim Tragen zu gewöhnen.
Falls du gerne mit Sicherungsbrille kletterst, solltest du diese ebenfalls beim Helm-Kauf dabeihaben. So kannst du sicher sein, dass sich Helm und Brille nicht gegenseitig im Weg stehen. Moderne Helme haben oft einen eingebauten Sonnenschutz. Achte darauf, dass du an diesem noch vorbeischauen kannst.
Belüftung
Für dein persönliches Wohlbefinden sind Belüftungsschlitze wichtig, da sie Stauhitze verhindern. Ein kühler Kopf ist im Sommer mit dem richtigen Kletterhelm leicht zu schaffen. Beim Kauf solltest du aber auch darauf achten, dass die Belüftungsschlitze nicht zu groß bzw. die Gitter nicht zu grob sind. Sonst landen Staub und kleinere Steine gerne im Helm und auf deinem Kopf. Um dieses Problem zu umgehen, bieten manche Hersteller auch Helme mit verschließbaren Belüftungsschlitzen an. Diese können mit einer Art Rollladen verschlossen werden, sodass Steine und Regen nicht eindringen können. Bei guten Verhältnissen können die Schlitze geöffnet werden.
Gewicht
Kein Kletterer wird wohl behaupten, dass 200g mehr oder weniger im Rucksack einen großen Unterschied machen. Viel entscheidender ist beim Klettern, wo das Gewicht bewegt wird. Daher sind scheinbar kleine Gewichtsunterschiede beim Kletterhelm auf Dauer deutlich zu spüren. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich daher verschieden schwere Helm ausleihen, um zu spüren, wie sich das Gewicht beim Klettern verhält und wie sehr die Halsmuskulatur belastet wird.
Übrigens: Die leichtesten am Markt erhältlichen Kletterhelme wiegen durch die In-Mold-Konstruktion nur rund 160g – das ist gerade so viel wie ein mittelgroßer Apfel.
Größen-Verstellbarkeit
Schnell und einfach die Größe verstellen zu können ist insbesondere beim einhändigen Bedienen ein entscheidendes Kriterium. Räder bieten sich für den einhändigen Gebrauch an, da sie auch mit Handschuhen leicht zu bewegen und stufenlos einstellbar sind. Lediglich bei einem Sturz auf den Hinterkopf können sie dafür sorgen, dass sich die einwirkenden Kräfte am Rad bündeln. Wie so oft heißt es hier daher: die eigenen Prioritäten abwägen.
Damit du den Helm im Winter sowie im Sommer anziehen kannst, empfiehlt es sich außerdem, den Helm schon beim Kauf mit und ohne Mütze zu probieren. Die Größe sollte sich schnell und unkompliziert an deinen Kopf mit und ohne Mütze anpassen lassen.
Polsterung
Achte bei deinem Kletterhelm darauf, dass textile Polsterungen aus hygienischen Gründen „abklettbar“ sind, und informiere dich über Ersatz-Polster zum Nachkaufen.
Besonderheiten
Manche Kletterhelme weisen Merkmale auf, die auf bestimmte Kunden und/oder Kundinnen zugeschnitten sind. Zum Beispiel sind manche Kletterhelme so konstruiert, dass die Rückseite für Kletterer und Kletterinnen mit Pferdeschwanz eine Aussparung hat. Die Haare können so ganz einfach durch eine passende Aussparung am Hinterkopf gelegt werden.
Bei derartigen Besonderheiten kann nur jeder für sich selbst entscheiden, wie wichtig ihm derartige Details sind. Was jedoch auf jeden Fall empfehlenswert ist, ist eine Stirnlampenhalterung.
Design
Während einige Design-Fragen wirklich reine Geschmacksache sind, sind andere im Notfall von größerer Bedeutung. So kann die Farbe des Helms darüber entscheiden, wie schnell Rettungskräfte deinen Helm am Felsen oder im Gebüsch erkennen und dich finden können. Leuchtende, helle Farben sind für diese Fälle immer die bessere Wahl. Außerdem haben helle Farben den Vorteil, dass sie weniger Sonnenlicht absorbieren und sich so weniger Stauhitze unter dem Helm sammelt.
Anforderungen an einen Kletterhelm
Was ein geeigneter Kopfschutz beim Klettern und Bergsteigen ist und welche speziellen Anforderungen an Bergsteigerhelme gestellt werden, wird in zwei verschiedenen Normen genau beschrieben. Die Anforderungen an Bergsteigerhelme unterscheiden sich deutlich von Fahrrad-, Reit- oder Skihelmen. Daher solltest du beim Kauf deines Kletterhelms auf die passenden Zertifizierungen achten. Und auch wenn die Verlockung groß ist: Ein alter Fahrradhelm eignet sich nicht zum Klettern.
DIN EN 12492
Die DIN EN 12492 regelt die Anforderungen an Bergsteigerhelme, sowie das zugehörige Prüfverfahren. Jeder Kletterhelm muss vor dem Verkauf auf den Schutz vor typischen Gefahren beim Bergsteigen und Klettern geprüft werden. Die Anforderungen an Bergsteigerhelme sind:
- Stoßdämpfung
- Durchdringungsfestigkeit
- Einstellung, Halt & Festigkeit des Kinnriemens
UIAA Norm
Neben der Prüfnorm EN 12492 existiert ein weiterer Standard, welcher von der „Union Internationale des Associations d’Alpinisme“ (UIAA) entwickelt wurde. Die UIAA 106 unterscheidet sich von der EN 12492 im Wesentlichen durch die etwas strengeren Grenzwerte, nämlich 8 kN statt 10 kN. Die Zertifizierung nach der UIAA 106 ist außerdem komplett freiwillig. Die genauen Anforderungen der UIAA 106 kannst du hier nachlesen.
Übrigens: Nicht Teil des Prüfverfahrens nach EN 12492 oder UIAA sind Sturzverletzungen. Bergsteigerhelme, die nach EN 12492 bzw. UIAA 106 zertifiziert werden, sind Schutzhelme gegen herabfallende Gegenstände. Eine Sturzgefahr ist jedoch auch beim Klettern gegeben, weswegen einige Hersteller mit eigenen Labels reagiert haben, die die Stoßdämpfung in Anprallsituationen zertifiziert. Prinzipiell legen Untersuchungsergebnisse zu einer Studie nahe, dass In-Mold-Helme den besten Schutz in Anprallsituationen bieten, da sie rundum mit stoßdämpfendem Material versehen sind. Hartschalenhelme bieten zwar herausragenden Schutz bei herabfallenden Gegenständen, können jedoch in Anprallsituationen mehr Kraft auf den Kopf übertragen, als es ohne Helm der Fall wäre. In jedem Fall solltest du von nicht-zertifizierten Produkten Abstand halten. Du erkennst geprüfte und zertifizierte Produkte an dem Aufdruck „CE“.
Wann muss ich meinen Kletterhelm ersetzen?
In aller Regel sollte jeder Helm unabhängig vom Hersteller und Bauart nach ca. 3 bis 5 Jahren ersetzt werden – auch ohne Unfall. Durch Umwelteinflüsse wie UV-Strahlen, Temperaturschwankungen, Schweiß und die mechanische Beanspruchung altert das Material und die Schutzwirkung kann nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet werden. Als Anhaltspunkt gibt der Deutsche Alpenverein für die übliche Nutzungsdauer 5 Jahre an, weist jedoch auch darauf hin, dass die Nutzungsdauer variieren kann. Als Faustregel gilt für Hartschalenhelme eine längere Nutzungsdauer als für Schaumhelme. Trotzdem müssen auch Hartschalenhelmen ersetzt werden, denn die Bänder können durch die Belastungen der Dehnung irgendwann keine Energie mehr aufnehmen.
Fazit
Kletterhelme sind vielfältig und es gibt einen für beinahe jeden Zweck. Die Entscheidung hängt also zuallererst von deinen eigenen Vorlieben und Bedürfnissen ab. Unabhängig davon, welcher Helm es sein soll, spielen die oben vorgestellten Kriterien eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Welches Kriterium Priorität hat und auf was du verzichten kannst, ist am Ende dir selbst überlassen. Wichtig sind in erster Linie die richtigen Zertifizierungen und, dass sich der Helm für dich gut anfühlt. Viel Spaß beim Suchen & Finden!
Weitere wichtige Tipps rund um das Thema Klettern gibt es von Bergführer Gerhard im ASI Blog.
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