Was ist eine Jurte?
Bei einer Jurte handelt es sich um ein rundes Filzzelt auf Holzgestell, das viele Jahre lang den Nomadenvölkern in Zentralasien als Quartier diente. Die Behausung ist dabei äußerst flexibel und praktisch in Auf- und Abbau. In meist weniger als einer Stunde lässt sie sich demontieren und wiedererrichten. Zudem hat eine Jurte ein verhältnismäßig kleines Packmaß, zwei Kamele oder Pferde haben für den Transport bereits ausgereicht. Perfekt also für die dort lebenden Nomaden- und Hirtenfamilien, die zum Jahreswechsel in das nächste Gebiet ziehen.
Entstehung einer Jurte
Die kirgisische Jurte zeichnet sich durch ihr kuppelförmiges Dach aus, das aus Holzstangen gefertigt wird. Unter Wärmeeinwirkung werden die noch feuchten Holzstangen in die kuppelartige Form gebogen. Die Dachstäbe werden dann an den dicken Latten der Gitterwand festgemacht. Das Gewicht verteilt sich gleichmäßig auf die Wand der Jurte, weshalb tragende Stützen in der Mitte nicht benötigt werden. Eine Schutzmatte aus Federgras, ein Gras mit besonders langen Stäbchen ohne Knoten, verstärkt und schmückt die Gitterwand. Hier steckt viel Handarbeit dahinter. Abgedeckt sind sie meist mit beigen oder grauen Baumwoll- und Filztextilien. Den Eingang zur Jurte bildet eine Doppelflügeltür, da sie wenig Platz beansprucht. Über dieser Holztür wird zusätzlich eine Federgrasmatte und Filzabdeckung angebracht. Sie dämmen und schützen die Tür über Nacht, tagsüber sind sie nach oben gerollt.
Soziales Zusammenleben
In ihrer Einrichtung spiegelt die Jurte die soziale als auch die spirituelle Ordnung der in ihr lebenden Menschen wider. Jedem Familienmitglied ist sein Platz und sein Wirkungsbereich in der Jurte genau zugewiesen. Raumaufteilung und Ausstattung sind hoch optimiert, um bei dem begrenzten Raum und den teils extremen klimatischen Bedingungen Kochen, Arbeiten, Wohnen und Schlafen zu ermöglichen. Aus kulturellen Aspekten gilt es einige Verhaltensregeln zu beachten. So betreten beispielsweise viele Nomaden ihre Jurte nur mit dem rechten Fuß ohne dabei die Schwelle zu berühren.
Jurten bieten ein beträchtliches Potenzial für Menschen die ein Leben in weitgehender Unabhängigkeit und Selbstversorgung anstreben. Dank der naturnahen Lebensweise und Bauform fällt es leichter seine „innere Mitte“ wiederzufinden. Zudem ermöglichen Jurten andere soziale Umgangsformen: In Partnerschaften oder im Zusammenleben der Generationen symbolisieren nebeneinander stehende Jurten ein Zeichen der Gemeinschaft, aber ermöglichen auch den Rückzug ins “eigene Reich”.
Die Nomaden von heute
Die Wiesen um die Dörfer reichen mit ihrer spärlichen Vegetation nicht für eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung auf sesshafter Basis aus, deshalb treiben die Hirten ihre Herden auf mehrere Tausend Höhenmeter ins Gebirge. Das macht das Nomadenleben rastlos und faszinierend zugleich. Sie leben in den Bergen – ganz im Einklang mit der Natur. Noch heute ziehen sie mit ihren Tieren und Jurten von einer Gegend zur Nächsten – von den Sommerweiden zu den Winterweiden. Sie orientieren sich an den natürlichen Jahreszeiten. Ihre Aufgabe besteht darin Tiere zu züchten und größtmögliche Milch-, Fleisch- und Wollerträge zu erzielen. Über die Wintermonate verweilen sie meist 4 bis 5 Monate an demselben Ort. Im Frühjahr ziehen sie weiter und schlagen ihre Jurten in einem neuen, geschützten Gebiet auf. Besonders im Sommer leben viele Kirgisen in den Bergen und beherbergen in ihren Jurten auch gerne Touristen.
Auf der geführten Rundreise “Naturerlebnis Kirgistan” habt ihr die Gelegenheit in echten Jurten zu übernachten und in das Leben der Reiternomaden einzutauchen. Die Jurtensiedlung liegt am Südufer des Son-Kul-Sees umgeben von einer weitläufigen, sanft hügeligen Hochgebirgs-Kältesteppe. Das einzigartige Panorama, die gastfreundlichen Kirgisen, die ursprüngliche Natur und Lebensweise lädt ein zum aktiven Genießen.
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