Anfang August begab ich mich auf meine erste ASI-Reise nach Kirgistan. Es war mein erster Besuch in diesem faszinierenden Land und ich war gespannt darauf, die Kultur, die Menschen und die atemberaubende Natur zu erkunden.
Tag 1 – Ankunft in Bishkek
Die Anreise nach Kirgistan erfolgte über Nacht, sodass wir morgens in Bishkek landeten, wo unsere Reiseführerin Mascha uns bereits erwartete. Nach einer kurzen Fahrt vom Flughafen in unser Hotel, stärkten wir uns an einem leckeren Frühstücksbuffet, lernten die anderen ReiseteilnehmerInnen kennen und konnten anschließend schon unsere Zimmer beziehen.
Kurz darauf begannen wir unsere Erkundungstour durch die kirgisische Hauptstadt. Wir besuchten verschieden Plätze und Denkmäler, die oft von weitläufigen Grünflächen und Springbrunnen umgeben waren. So auch der Ala-Too-Platz, der als das Herz von Bishkek gilt. Hier steht stolz das Denkmal für Manas, ein berühmter kirgisischer Held aus dem 10. Jahrhundert. Unsere Reiseführerin Mascha ist in Bishkek aufgewachsen und hat uns viel über die Stadt, die Menschen und das Leben in Kirgistan erzählt. Nach einer Mittagspause in einem traditionellen Restaurant ging es für uns weiter auf den orientalischen Markt – ein lebendiger und bunter Ort mit vielen verschieden Gewürzen, frischem Obst und Gemüse sowie leckeren Backwaren. Wir schlenderten durch grüne Parks, gewannen einen ersten Eindruck von Kirgistan und kehrten mit voller Vorfreude auf die nächsten 2 Wochen in unser Hotel zum Abendessen zurück.
Tag 2 – Wanderung in der Alamedin Schlucht
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns heute auf den Weg zur Alamedin Schlucht für unsere erste Wanderung. Es war ein schönes Gefühl die Stadt hinter sich zu lassen und den Bergen entgegenzufahren. In der Ferne konnten wir schon schneebedeckte Gipfel sehen und die Vorfreude auf die Wanderungen stieg umso mehr. An unserem Ausgangspunkt angekommen, ging es auch schon los – wir wanderten an einem Jurtencamp vorbei, sahen etliche Pferde, Kühe und Hunde und konnten uns an der umliegenden Bergkulisse kaum sattsehen. Entlang an einem Fluss, vorbei an Wacholder Sträuchern und mit Aussicht auf schneebedeckte Gipfel, erreichten wir nach 6 km unser Ziel der heutigen Wanderung – einen beeindruckenden Wasserfall.
Anschließend genossen wir unsere Lunch Boxen auf einer idyllischen, weitläufigen Wiese und dann ging es auch schon wieder zurück zum Bus. Eine holprige Fahrt zur nächsten Unterkunft stand bevor. Das Kegety Guest House, in dem wir die nächsten 2 Nächte verbrachten, liegt etwas abseits mitten in den Bergen. Als wir dort ankamen, hat man sich direkt wohl gefühlt – wir haben traditionell gegessen und das Gästehaus strahlte eine angenehme Friedlichkeit und Ruhe aus. Später am Abend konnten wir sogar noch einen riesigen Regenbogen bewundern und freuten uns auf den bevorstehenden Tag.
Tag 3 – Wanderung am Kel-Tor-See
Am dritten Tag stand unsere längste Wanderung der Reise an. Vom Kegety Guest House ging es für uns hoch zum Kel-Tor-See – einem türkisblauen Hochgebirgssee, der auf 2725 m Höhe liegt. Die Wanderung begann sanft, während wir entlang eines Pfades an Jurtencamps vorbei und durch dichte Wälder wanderten. Mit jedem Schritt gewannen wir an Höhe und die Landschaft begann sich zu verändern. Die Pfade wurden steiler, die Bäume wurden spärlicher und bald befanden wir uns inmitten von weiten alpinen Wiesen. Der Blick zurück bot bereits einen atemberaubenden Ausblick auf die umliegenden Täler und Gipfel. Unterwegs pflückten wir wilde Himbeeren und machten ausgiebige Pausen umgeben von Pferden.
Nach 900 Höhenmeter bergauf und ein paar Stunden des Aufstiegs, erreichten wir unser heutiges Ziel. Der klare Kel-Tor-See lag eingebettet zwischen majestätischen Bergen und die Szenerie war einfach überwältigend. Wir verbrachten Zeit am Ufer des Sees, machten Mittagsrast, bewunderten die Stille der Natur um uns herum und kühlten unsere Füße in dem eisigen Wasser. Einige Wagemutige trauten sich sogar ganz in das unglaublich kalte Gletscherwasser.
Erschöpft, aber erfüllt von den Eindrücken des Tages, kehrten wir zu unserer Unterkunft zurück. Den Abend entspannten wir auf der Terrasse unseres Gästehauses und genossen die Ruhe um uns herum.
Tag 4 – Die Schlucht von Komorchek
Heute setzten wir unsere Reise Richtung Osten fort. Nach circa einer Stunde Fahrt machten wir Halt und besichtigten den Burana Turm, ein mittelalterliches Minarett aus der Zeit der Karakhaniden. Das historische Wahrzeichen zeugt von der reichen Vergangenheit der Seidenstraße, die einst durch diese Region führte. Der Turm ragt 24 m hoch in den Himmel und ist von Überresten antiker Gräber und Mani-Steinen umgeben. Steile Stufen führten auf den Turm hinauf und von oben hatten wir eine beeindruckende Aussicht über die Landschaft und konnten sogar bis nach Kasachstan blicken.
Anschließend ging es weiter zur Schlucht von Komorchek. Während der Fahrt konnten wir beobachten, wie die Gegend sich bereits verändert – auf einmal waren wir von kargen Bergen, rotem Sandstein und wüstenartiger Landschaft umgeben. In der Schlucht angekommen, unternahmen wir eine Wanderung in eine Welt aus beeindruckenden Sandsteinformationen und genossen anschließend unsere Lunch Pakete in dieser besonderen Umgebung.
Die Nacht verbrachten wir bei einer kirgisischen Familie im nahegelegenen Ort Kochkor. Im Mila Homestay wurden wir mit herzlicher Gastfreundschaft und köstlichen Speisen empfangen. Der Tisch beim Abendessen war reichlich gedeckt. Neben den drei Gängen, die aus einem Salat, einer Suppe und einem Reisegericht bestanden, gab es außerdem jede Menge Melone, Kekse, getrocknete Früchte, Nüsse, Brot und Marmelade auf dem Tisch.
Tag 5 – Fahrt zum Son-Kul-See
An Tag 5 besuchten wir vormittags in Kochkor eine Filzwerkstatt. Wir konnten Einheimische beim Teppich Filzen beobachten und lernten, wie die Teppiche hergestellt werden. Oft werden die Teppiche für Jurten geschaffen, da die verwendete Schafswolle im Winter wärmt und im Sommer eine kühlende Wirkung hat. Ab 6 Schichten ist die Wolle sogar wasserdicht, daher werden die Filzteppiche oft auch als äußere Abdeckung verwendet. Zusammen als Gruppe haben wir sogar selbst einen kleinen Teppich gefilzt und konnten die verschiedenen Schritte in der Herstellung durchlaufen. Anschließend hatten wir die Möglichkeit vor Ort gefilzte Sitzkissen, Taschen und Schuhe zu kaufen.
Weiter ging es für uns zum großen Highlight der Reise – wir werden 2 Nächte in einem Jurtencamp am Son-Kul-See übernachten. Nach einer 3-stündigen Fahrt auf Schotterstraßen und über einen 3400 m hohen Pass, erreichten wir unser Ziel. Als wir am Camp ankamen, fanden Reitspiele von Einheimischen statt, die auf ihren Pferden Geschicklichkeits- und Schnelligkeitswettkämpfe veranstalteten. Anschließend genossen wir ein leckeres Mittagessen in einer Jurte und haben nachmittags noch eine kleine Wanderung in der Umgebung unternommen. Der Wind war unglaublich stark und die Temperaturen auch recht kalt – zum Glück boten die Jurten gute Rückzugsmöglichkeiten und Schutz vor jeglichem Unwetter.
Die Lage des Jurtencamps ist sehr beeindruckend. Es liegt in direkter Nähe zum See, man hat weiterhin eine unglaubliche Aussicht auf die hohen Berge und ist umgeben von unzähligen Pferden, die sich frei in den umliegenden Hügeln bewegen. Nach einem köstlichen Abendessen freuten wir uns auf unsere erste Nacht in einer traditionellen kirgisischen Jurte.
Tag 6 – Geheimnisvolle Petroglyphen
Nach einer etwas kalten, aber auch sehr gemütlichen Nacht in der Jurte, genossen wir ein reichhaltiges Frühstück. Im Camp gibt es verschiedene Jurten für verschiedene Anlässe – die Mahlzeiten nahmen wir in einer extra hergerichteten Jurte ein, die immer gut beheizt und liebevoll gestaltet war. Am Vormittag unternahmen wir eine Wanderung in der malerischen Kulisse des Sees. Wir besichtigten Petroglyphen, die zwischen dem 8. Jahrhundert vor und 3. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung entstanden sind. Mit Werkzeugen aus Metall und Stein wurde die obere Schicht der Steine abgetragen und verschiedene Figuren und Tiere eingemeißelt. Wir hatten wunderschöne Aussichten auf den See und konnten unsere Blicke über die weiten Uferebenen und die majestätischen Bergketten schweifen lassen. Die Landschaft war so beeindruckend, dass es schwer war, sich von diesem Anblick loszureißen.
Für das Mittagessen kehrten wir zum Jurtencamp zurück und genossen ein typisches Gericht aus Kartoffeln, Kohl und Fleisch mit Salat, dazu gab es wie immer auch Brot und Marmelade auf dem Tisch. Am Nachmittag hatten wir die Möglichkeit auf Pferden zu reiten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl mit Blick auf den See und die Berge in der weiten Landschaft dahin zu reiten, wir genossen dieses besondere Erlebnis sehr. Als wir zum Jurtencamp zurückkehrten, neigte sich der Tag bereits dem Ende zu. Der Sonnenuntergang tauchte die Landschaft in ein warmes Licht und die Jurten leuchteten in der Abenddämmerung – ein perfekter Abend und ein absolutes Highlight der Reise.
Tag 7 – Zum Südufer des Issyk-Kul-Sees
An Tag 7 lag eine lange Busfahrt vor uns. Nach einem köstlichen Frühstück verabschiedeten wir uns vom Jurtencamp und starteten unsere Fahrt zum Issyk-Kul-See. Es ging wieder über den hohen Pass zurück Richtung Kochkor, anschließend weiter nach Osten zum Issyk-Kul-See, an dem wir eine Weile entlangfuhren, bis nach Tamga. Während unserer Fahrt konnten wir bereits schöne Strände, einladende Badebuchten und viele schwimmende Menschen sehen. Das türkisblaue Wasser und die unendliche Weite des Sees erinnerten an ein Meer und stellten einen großen Kontrast zu der vorherigen Berglandschaft dar.
Unterwegs haben wir verschiedene Stopps eingelegt, kleine Spaziergänge unternommen, mehr über die Nomadenstämme gelernt und in einem Gästehaus sehr lecker zu Mittag gegessen. Im Fairy Tale Valley, kurz vor Tamga, haben wir im Abendlicht noch eine kleine Wanderung zwischen roten Sandsteinen unternommen. Anschließend ging es zu unserem heutigen Gästehaus in Tamga, in dem wir 2 Nächte übernachteten.
Tag 8 – Mächtige Gletscher im Barskoon-Tal
Heute ging es für uns hoch hinaus – in eine Gletscherlandschaft und bis auf 4000 m!
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg und fuhren durch das Barskoon Tal auf Schotterstraßen immer weiter bergauf. Auf dem Arabel Plateau auf 3800 m angekommen, ging es zu Fuß weiter. Wir wanderten bis auf über 4000 m und hatten unglaubliche Ausblicke auf die umliegenden Gletscher. Auf dieser Höhe hat man die dünner werdende Luft schon gespürt und für eine sonst recht kurze Wanderung ist man recht langsam vorangekommen. Unser Mittag genossen wir an einem wunderschönen Bergsee – die Aussicht auf die umliegenden Gletscher war atemberaubend. Die hohen Gipfel bildeten einen starken Kontrast zu dem riesigen, türkisblauen Issyk-Kul-See, an dem wir am Morgen noch waren.
Am Nachmittag erkundeten wir die Stadt Tamga, besuchten Souvenir Geschäfte und legten sogar noch einen Badestopp am Issyk-Kul-See ein. Es war echt ein besonderes Gefühl von 4000 m Höhe wieder runterzufahren und direkt in einem riesigen See baden gehen zu können.
Tag 9 – Von Tamga nach Karakol
Den neunten Tag unserer Reise starteten wir mit einer Wanderung in der Nähe von Tamga. In einer grünen Oase liefen wir vorbei an Sanddorn- und Wachholdersträuchern sowie Aprikosen- und Apfelplantagen und wanderten bis zu einem buddhistischen Denkmal.
Anschließend fuhren wir weiter nach Karakol. Auf dem Weg besuchten wir noch ein dunganisches Museum und aßen bei einer dunganischen Familie zu Mittag. Die Dunganen sind eine ethnische Gruppe mit chinesischen Wurzeln, die im 19. Jahrhundert nach Kirgistan migrierten. Es war spannend mehr über ihre Geschichte, Traditionen und Bräuche zu lernen. Der Esstisch war reich gedeckt und es wurden nach und nach mehr Speisen gebracht. Es gab verschiedene traditionelle Suppen, Mantis (hausgemachte gefüllte Teigtaschen), Salate, Reis mit verschiedenem Gemüse, Soßen und frisches Obst.
In Karakol angekommen, besuchten wir erst eine wunderschöne dunganische Moschee, welche die Einflüsse der chinesischen und islamischen Kultur vereint. Anschließend begaben wir uns zur imposanten russisch-orthodoxen Kirche von Karakol. Die Kathedrale besaß eine aufwändig geschnitzte Holzfassade und einen ebenso beeindruckenden Innenraum. Bevor es für uns ins Hotel ging, schlenderten wir noch über einen Markt und besuchten ein Souvenir Geschäft. Am Abend gingen wir in einem traditionellen Restaurant in der Stadt essen.
Tag 10 – Im Angesicht des Terskeygebirges
An unserem zweiten Tag in Karakol, ging es für uns wieder raus aus der Stadt und hinein in die Natur – eine weitere unvergessliche Wanderung lag vor uns. Als erstes besuchten wir die Jety-Ögüz-Schlucht, die sich durch beeindruckende rote Sandsteinformationen auszeichnet. Immer wieder waren wir von der Vielseitigkeit der Landschaften in Kirgistan beeindruckt.
Anschließend ging es weiter zum Kok-Jar-Pass. Der Aufstieg über den Pass war anspruchsvoll aber die Aussicht, die sich uns bot, war jeden Schritt wert. Die Landschaft veränderte sich ständig während wir durch duftende Wälder, über felsige Pfade und entlang klarer Bäche wanderten. Als wir den Aussichtspunkt auf 3000 m erreichten, wurden wir mit einem Panorama belohnt, das alle Anstrengungen vergessen ließ. Die majestätischen Gipfel des Tien-Shan-Gebirges erstreckten sich vor uns, die schneebedeckten Spitzen schimmerten im Sonnenlicht und wir konnten sogar einen Blick auf den Karakol Peak erhaschen – ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.
Tag 11 – Zum Nordufer des Issyk-Kul-Sees
Am vorletzten Tag unserer Reise ging es für uns nach Cholpon Ata, ein Badeort gelegen am Nordufer des Issyk-Kul-Sees. Bevor wir jedoch die 3-stündige Fahrt angetreten haben, besuchten wir noch einen Markt in Karakol. Es war der bis jetzt größte und vielseitigste Markt, auf dem wir waren. Von Gewürzen und getrockneten Früchten, bis hin zu Schuhen, Kleidung, Haushaltsgeräten und Werkzeug konnte man alles auf dem Markt finden. Wir schlenderten durch die verwinkelten Gassen und konnten noch ein paar Andenken und Souvenirs besorgen.
Die anschließende Fahrt nach Cholpon Ata verging schnell. In der Nähe von unserem Zielort besichtigten wir noch ein Freilichtmuseum mit Petroglyphen und Steinzeichnungen, bevor wir anschließend in einem lokalen Restaurant zu Mittag aßen. Nach dem Einchecken im Hotel hatten wir den Nachmittag zur freien Verfügung und konnten am Issyk-Kul-See entspannen, baden und die vergangenen zwei Wochen noch einmal Revue passieren lassen.
In dem Restaurant, wo wir zu Abend aßen, fand zufällig eine Feier von usbekischen Gästen mit Live Musik statt und so verbrachten wir noch einen lustigen Abend mit Tanzen, Essen und Feiern zu usbekischer Musik, bevor es am nächsten Tag auch schon wieder zurück nach Bishkek ging.
Tag 12 – Rückfahrt nach Bishkek
Heute stand eine letzte Fahrt in unserem Kleinbus an. Wir verließen Cholpon Ata am Morgen und fuhren zurück nach Bishkek. Während der 4-stündigen Fahrt entlang des nördlichen Ufers des Issyk-Kul-Sees konnten wir unsere Blicke noch einmal über den riesigen See, die weiten Uferebenen und die mächtigen Berge des Tien-Shan-Gebirges schweifen lassen.
In Bishkek angekommen, besuchten wir noch ein schönes Souvenir Geschäft, bevor wir in das Hotel vom ersten Tag zurückkehrten.
Am Abend hieß es Abschied nehmen von dem tollen Land, unseren großartigen ReiseführerInnen Mascha und Aleksej und unserer 11-köpfigen Reisegruppe, da es am nächsten Morgen schon sehr früh zum Flughafen ging, um die Heimreise anzutreten.
Fazit zur Reise nach Kirgistan
Kirgistan hat uns mit seiner beeindruckenden Natur und der herzlichen Gastfreundschaft in seinen Bann gezogen. Es war eine Reise voller Abenteuer, atemberaubender Ausblicke und bereichernder Begegnungen. Die Erinnerungen an die klaren Seen, majestätischen Berge und die Herzlichkeit der einheimischen Bevölkerung werden mir noch lange in Erinnerung bleiben und ich kann eine Reise in dieses schöne Land wärmstens empfehlen.
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