Text & Bild von Dietlind Castor
Ein Blick in die Vergangenheit: Das Wadi Rum, die Felsstadt Petra, das Tote Meer & Wadi Mujib erlebt unser Gast & Autorin Dietlind Castor bereits im Jahr 2005. Sie war unterwegs im Reich der Nabatäer und hat einiges auf ihrer ASI Wanderreise erlebt. Alles rund um das unvergessliche Erlebnis liest du in ihrem Reisebericht über Jordanien.
Die Wanderreise beginnt
„Unermesslich vom Echo widerhallend und göttlich“, so bezeichnete Lawrence von Arabien die Wüstenlandschaft Jordaniens. Englands Wüstensohn kannte sie und beschrieb sie in seinem Buch als „die sieben Säulen der Weisheit“. So heißt auch die Felsengruppe im Wadi Rum im Süden des Landes, die bis zu 400 Meter in die Höhe ragt.
Wanderführer & -gruppe im Portrait
Durch den gelben Wüstensand wandern wir direkt auf diese sieben Säulen der Weisheit zu. Wir, das sind vier Österreicher aus Wien, zwölf Deutsche und der belgische Wanderführer Luc von ASI-Reisen. Um die Organisation vor Ort zu erleichtern, begleitet uns auch noch der Jordanier Adnan; sein Name bedeutet „Garten Eden“.
Ankunft auf 1.000 Metern
Zurück zum Start. Gelandet sind wir für die Wanderreise in Amman, der Hauptstadt des Haschemitischen Königreiches. 1,7 Millionen Menschen leben in den großteils gesichtslosen Häusern mit ihrem amtlich verordneten weißen Anstrich. Gewachsene Viertel und orientalische Basare sucht man in „der weißen Stadt“ auf den sieben Hügeln vergeblich.
Ausblick am Zitadellenhügel
Unser Besichtigungsprogramm ist rasch absolviert: die moderne König-Abdallah-Moschee, zu deren Besuch wir Frauen ein schwarzes Gewand mit Kapuze anziehen müssen und der Zitadellenhügel mit seinen römischen Tempelresten, einem Omaijadenpalast aus dem 8. Jahrhundert und einem kleinen archäologischen Museum. Von hier oben geben die an Schuhschachteln erinnernden Häuser den Blick auf das größte Römische Theater des Landes frei.
Wadi Rum und das Wüstenklima
Die höchste Erhebung Wadi Rums ist der Jebel Rum mit 1.754 Metern. Zum Glück gehen wir dort bei unserer Reise nicht hinauf, die Anstiege sind bei dem selbst im Herbst noch relativ heißen Wüstenklima sehr anstrengend, zumal im Rucksack mindestens zwei Liter Wasser zu schleppen sind.
Die jordanische Wüste Wadi Rum hat bizarre Gesteinsformationen: Kuppeln, Pilze, tischförmige Blöcke, Türme, manche wie von einem Zuckerguss überzogen, andere, als ob ein Bildhauer Reliefs hineingehauen hätte. Und dann diese Farben: Von Rosatönen über Beige, Ocker bis zu einem warmen Kupferrot. Entstanden ist das Ganze vor 30 Millionen Jahren, als vom Libanon bis Ostafrika ein gewaltiger tektonischer Riss mit Verwerfungen durch das Gebirge ging. Auf einem Sockel aus grauem Granit ruht der obere weiche Sandstein. Die jahrtausendlang wirkende Erosion hinterließ tiefe Schluchten mit faszinierend gemaserten Wänden und Ausformungen, die sogenannten Wadis, und außerdem die unterschiedlich geformten Gebirgsblöcke.
Ab in den Süden
Auf der Wüstenautobahn geht es dann durch braunes und staubiges Land in Richtung Süden, immer bergab bis zum Meeresspiegel. Plötzlich öffnet sich eine gebirgige Landschaft mit zartgrauen bis rosafarbenen Felsen. „Ein schöner Blick auf die Wüste“, sagt Adnan in seinem drolligen Deutsch, dem man nicht anhört, dass er die Sprache im Schwabenland gelernt hat.
Die Zelte aus Ziegenhaardecken am Wegrand gehören meist Halbnomaden; sie sind unterteilt in ein Hamlik für Frauen und ein Semlik für Männer. „Wenn ein Gast kommt, wird ein Schaf geschlachtet und Manzano gekocht“, erzählt Adnan während der Busfahrt. „Das Gericht besteht aus Reis, Schaffleisch, Joghurt und Mandeln. Das ist auch ein Hochzeitsessen.“
Die etwas andere Nacht in der Wüste
Die beiden Nächte in der Wüste haben sich alle Teilnehmer ein wenig anders vorgestellt. Das jordanische Tourismusbüro sah dafür das Camp Djebel Rum vor, das mit seinen gleichförmigen weißen Zelten an ein UNO-Lager erinnert.
Wenig Ruhe in der Wüste
Nachts ist der Geräuschpegel ganz beträchtlich: Ein pausenlos brummender Generator, das Rumpeln der Phosphor transportierenden Eisenbahn und der regelmäßig wiederkehrende, laut hallende Ruf des Muezzin vom Dorf in der Nähe. Wanderer Walter stellt fest: „Ich wohne in der Innenstadt von Hannover. Dort ist es zum Schlafen nicht so laut wie hier in der Wüste.“ Luc hatte zu spät von der Programmänderung erfahren. Am liebsten übernachtet er nämlich mit seinen Gruppen abseits unter dem gigantischen Sternenhimmel der Wüste.
Ein Rundblick und Sonnenuntergang
Doch die grandiose Landschaft entschädigt uns Wanderer für die Unbilden der Nacht. Auf Landrovern fahren wir erst einmal ein gutes Stück tiefer in die Wüste. Unser Fahrer Ari ist erst 16 Jahre alt. Schon seit drei Jahren bewältigt er diese sandigen Strecken souverän und mit viel Freude am riskanten Fahren, natürlich ohne Führerschein. Trotz abgefahrener Reifen und überhitztem Motor erreichen wir den felsigen Berg, den Luc für uns ausgesucht hat und den wir mit viel Schweißtropfen erklimmen.
Der Wüstensand im Abendlicht
Ein fantastischer Rundblick auf die Wüste belohnt die Mühe. Um den Sonnenuntergang in voller Pracht zu erleben, kennt unser Wanderführer einen anderen idealen Platz. Das Abendlicht verstärkt die Farbe des vom Wind gewellten Sandes und die der Felsen zu einem warmen Rot. Die untergehende Sonne verzaubert die Weite zu unseren Füßen mit fast unwirklichen Pastelltönen.
Der Höhepunkt der Jordanienreise
Unser nächstes Ziel ist Petra. Die Fahrt durch die hügelige und kahle Landschaft verkürzt Adnan wieder mit Berichten über Land und Leute.
Wir erfahren, dass Jordanien, ein erst 1946 von den Briten unabhängiges Königreich, so groß wie Österreich oder wie Bayern und Hessen zusammen ist. „Früher gab es keine Grenzen zwischen den arabischen Staaten“, berichtet Adnan. „Mein Großvater hat mir erzählt, dass er von unserer Heimatstadt Irbid mehrmals zu Fuß nach Haifa gegangen ist.“ Er spricht auch von der Wasserknappheit und dem Friedensvertrag von 1994, in dem Jordanien und Israel ihren Konflikt um das Wasser beilegten. Sie haben sich auf Zusammenarbeit und gemeinsame Nutzung der grenzüberschreitenden Wasserressourcen des Jordan verpflichtet.
Für die berühmte rosarote Felsenstadt Petra, Höhepunkt jeder Jordanienreise, sollte man mindestens zwei Tage einplanen. Inmitten einer schwer zugänglichen Gebirgslandschaft verbergen sich die monumentalen Reste einer 2.000 Jahre alten Kultur, die immer noch viele Rätsel aufgibt. Der Hauptzugang zu Petras kunstvoll gestalteten Gebäuden führt nach wie vor durch den Siq, eine kilometerlange, enge Schlucht, die sich erst vor dem prächtigen Schatzhaus spektakulär öffnet.
Wandern nach dem ASI Motto
Bis 1970 bewohnten die Beduinen das Tal und nutzen die gut erhaltenen Gräber als kühle Wohnräume. Mit der Entdeckung dieses Weltkulturgutes wurden sie nach Wadi Musa umgesiedelt. Sie nutzen heute die Ausgrabung, um Souvenirs an die Touristen aus aller Welt zu verkaufen. Außerdem transportieren sie die, die weniger gut zu Fuß sind, mit Kamelen und Pferdewägelchen durch die Schlucht, auf Eseln sogar die steilen Treppenwege der Ausgrabung hinauf.
Wir folgen den gut 800 Stufen zum Kloster Ed Deir. Manchmal schaut einer von uns bei der Hitze etwas neidisch auf die diversen „Taxis“, aber unser Motto heißt ja:
Nur, wo du zu Fuß warst, warst du wirklich.
Auf der Königsstraße
Noch ein letzter Blick von Wadi Musa auf die Felslandschaft, in der sich die Schätze von Petra verbergen und zu dem 1.336 Meter hohen Aaronsberg, dann geht es auf der Königsstraße durch eine gewaltige Kalklandschaft Richtung Totes Meer. Bei Shawbak erhebt sich die mittelalterliche Kreuzfahrerburg Montreal. Unweit davon liegt das UNESCO Naturschutzgebiet von Dana, eine Initiative der „Royal Society for the Conservation of Nature (RSCN)”. Das Reservat, das von zerklüfteten Felsen in 1.600 Metern Höhe bis zum auf Meereshöhe liegenden Wadi-al-Araba reicht, ist ein Rückzugsgebiet für Steinböcke, Berggazellen, Dachse, Wölfe und Schakale.
Zwischendurch die Füße vertreten
Am Weg erwartet uns noch eine weitere Wanderung ausgehend von Dana, die uns an rundlich abgeschliffenen Felstürmen vorbeiführt, die an Kappadokien erinnern. Endstation ist das Camp Romana, in dem man für 7 Dinar in einem der Zelte übernachten kann. Der Shuttlebus – Luc spricht von „Schüttelbus“ – schüttelt uns schlussendlich wieder zum Dörfchen zurück.
Ankunft am Toten Meer
Alle freuen sich dann auf das Tote Meer, dessen Wasserspiegel knapp 400 Meter unter Normalnull liegt. Es ist etwa doppelt so groß wie der Bodensee und sein Salzgehalt ist sechs Mal so hoch wie jener anderer Meere. Die darin enthaltenen Mineralien wirken heilsam bei Haut- und Atemwegserkrankungen und auch bei rheumatischen Beschwerden. Am Ufer sind immer wieder Badegäste zu sehen, die sich von Kopf bis Fuß mit dem schwarzen Schlamm einreiben. Das Baden im badewannenwarmen Wasser wird zu einem eigenartigen Erlebnis. Beim Versuch, mit Brustschwimmen vorwärts zu kommen, trudeln wir hilflos umeinander, denn Beine und Arme hebt es hoch. Um nicht mit dem Gesicht in das hochprozentige Salzwasser zu geraten, bleibt nur entspanntes Liegen auf dem Rücken.
Das Klassiker-Foto ist ein Muss
Die Kratzer von einem schlecht gewarteten dornigen Weg in Dana brennen im Salzwasser wie Feuer. Klar, dass das Foto eines Zeitung lesenden Schwimmers her muss, das einige noch aus ihren früheren Schulbüchern kennen. Annette aus Bonn paddelt mit der Presse aus Wien im Mund hinaus und spielt Fotomodell.
Ein Geheimtipp vom Wanderführer
Ein Geheimtipp von Luc – es soll auch einer bleiben – ist die Wanderung durch einen seitlichen Canyon beim Toten Meer. Die hohen Wände aus Sandstein fügen sich in konkaven und konvexen Formen wie ein Reißverschluss ineinander.
Wandern in Badekleidung
Ein lebhafter Bach mit glasklarem, lauwarmem Wasser schlängelt sich hindurch. Sein Rauschen ist das einzige, was wir hören. Den Bach gilt es immer wieder zu durchqueren oder hindurchzuwaten, daher sind Bade- oder Sportschuhe statt Bergschuhe angebracht. Wir bewundern die fantastisch gefärbten Steine an den Wänden und im Bachbett, von denen einige schöne, noch tragbare als Erinnerung in den Rucksack wandern.
Die Stadt der Mosaiken
Die an der Königsstraße gelegene Stadt Madaba, ist die Stadt der Moabiter und Mosaiken. In der byzantinischen Zeit gab es hier ein Dutzend Kirchen. Christen und Moslems lebten friedlich zusammen. In der St. Georgs-Kirche ist teilweise noch einer der schönen Mosaikböden erhalten. Auf der Mosaik-Landkarte vom heiligen Land aus dem Jahr 560 sind recht deutlich der Jordan und einige biblische Städte wie Jerusalem erkennbar; sie ist aus über zwei Millionen Steinchen zusammengesetzt.
Ein Krönender Abschluss
Das Wadi Mujib Wildlife Reserve am Ende unserer Wanderreise, darf nur mit Genehmigung und Führer betreten werden. Der lange Schotterweg am Anfang sollte nicht abschrecken. Bald ist der Fluss Mujib zu hören.
Zwischen 50 Meter hohen Sandsteinblöcken, begleitet von Tamarisken, Schilf und vereinzelten Oleanderbüschen, waten wir vorsichtshalber wieder gleich in Badekleidung durch das von Thermalquellen gespeiste, angenehm warme und klare Wasser, das uns hin und wieder glatt gewaschene Steinblöcke in den Weg stellt. Sind sie nicht zu überwinden, bleiben noch kleine Pfade durch übermannshohes Schilf.
Abenteuer pur!
Schließlich erreichen wir smaragdgrüne, teichartige Ausbuchtungen, an deren felsigem Ufer wir die Rucksäcke parken. Keine Menschenseele verirre sich hierher, heißt es. Schwimmend bewegen wir uns weiter zwischen Felsen, deren Maserungen in Aubergine, Dunkelgrün, Beige und Kupferfarben unwirklich schön sind. „Allein hätte ich dieses Abenteuer nie gewagt“, begeistert sich Marianne. Schwimmend und kletternd erreichen wir schließlich einen Wasserfall, der uns zum Umkehren zwingt. Aber erst springen ganz Mutige vom Felsen zu ihm herab.
Noch ein letzter Blick
Vor dem endgültigen Abschied von Jordanien noch ein Blick auf das nächtliche Tote Meer. Der Vollmond sendet ihm einen silbern gleißenden Fleck. Auf der anderen Seite des Meeres blinken die Lichter von Jericho.
Begeistert von der Reise, geht’s wieder ab nach Hause. Willst auch du diese Erfahrungen von Dietlind teilen? Die Wanderreise aus dem Jahr 2005 kannst du auch heute noch inklusive aller wichtigen Highlights erleben: Entdecke das Reich der Nabatäer mit ASI Reisen!
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