Manchmal träumen wir von der wunderschönen Brenta, ihrem wilden und grandiosen Gesteinsmassiv, und der so malerischen Kulisse des Molveno See’s, der mich an Karl May’s „Schatz im Silbersee“ erinnerte, den ich als Junge so verschlungen habe. – Curt Solveen
Alles begann mit einer Postkarte, auf der Curt & Ellen Solveen dem ASI Team ihre Kontaktdaten hinterließen. Sie hätten sich vor über 30 Jahren auf einer ASI Reise kennengelernt, erzählten sie auf der E-Bike Messe in München. “Vielleicht kann man da ja was draus machen”. Dass aus dieser Postkarte eine spannende Reise in die Vergangenheit wird, die mehr als eine einfache Kennenlerngeschichte erzählt, stellte sich bald schon heraus. Ich freue mich, euch diese spannende Geschichte erzählen zu dürfen und nehme euch mit auf eine Zeitreise in das Brenta Gebirge von vor fast 40 Jahren.
Wenn die Reise ins Wasser fällt
Wäre alles so gelaufen, wie geplant, wäre der Ausgang dieser Geschichte ein ganz anderer. Denn eigentlich hatte Ellen sich ursprünglich für eine ganz andere Reise angemeldet. Als diese wegen Schlechtwetter abgesagt wurde, war die Stimmung zunächst im Keller. Aber es gab eine Alternative: die 1-wöchige Bergwanderreise „Quer durch die Brentagruppe“. Dieses Angebot wurde kurzerhand angenommen und so ging es für Ellen nach Molveno in Südtirol.
Ein holpriger Start
Hier beginnt unsere Geschichte, am 13.09.1981.
Die Wandergruppe der ASI Reise traf sich im Hotel Londra in Molveno. Motiviert und guter Dinge ging es los zur Tosa-Hütte. Der Aufstieg erwies war anstrengend und der Wettergott ungnädig, denn bei schwülem Wetter geriet die Wandergruppe in heftigen Regen. Bei der Hütte wurde die insgesamt große Gruppe getrennt und auf zwei ASI Bergwanderführer aufgeteilt. Wie es das Schicksal so meint, kam Ellen in eine andere Gruppe als Curt, den sie später kennenlernen sollte.
Das schwülwarme Wetter, die große Portion Pasta zum Mittagessen und das verdiente Gläschen Rotwein zeigten eine unerwünschte Wirkung: Ellen ging es miserabel. Die hilfsbereiten Teilnehmer ihrer Gruppe griffen ihr unter die Arme und halfen dabei, Gepäck und Rucksack für sie zu tragen. Endlich auf der nächsten Schutzhütte angekommen halfen klare Brühe und trockenes Brot Ellen wieder auf die Beine. Curt, der schon mit der ersten Gruppe auf der Hütte angekommen war, erfuhr erst später von Ellens Strapazen.
Anspruchsvolle Touren, herrliche Hüttenabende und ein Kuss
Wieder bei Kräften ging es für alle Gruppenmitglieder am nächsten Tag weiter auf der Tour durch das Brenta-Gebirge. Am Tag ging es hoch und runter auf anspruchsvollen Klettersteigen, über schmale Grate, und an überhängenden Leitern & Abseilvarianten durch Schnee & Eis.
Auf anspruchsvollen Kletterpassagen konnten die Teilnehmer ihr Können unter Beweis stellen und ihre bergsteigerischen Fähigkeiten ausbauen.
Abends kamen die zwei Gruppen wieder in den Hütten zusammen, konnten sich austauschen und den Abend gemütlich ausklingen lassen. Und da begann es langsam zu funken, denn Ellen und Curt konnten schon bald Gemeinsamkeiten feststellen. Etwa, dass beide aus dem Rheinland stammen. Dabei hatte Curt einen ganz großen Bonus: in seinem Rucksack trug er stets rheinisches Schwarzbrot mit sich. Die Liebe zu den Bergen, die beide teilen, gehörte natürlich zu den ganz großen gemeinsamen Nennern.
Am 3. Tag ihrer Reise war ein freier Nachmittag eingeplant. Ein gemeinsamer Spaziergang führte Ellen und Curt auf eine Felskanzel oberhalb des italienischen Örtchens Madonna di Campiglio. Und da…
Ab diesem Moment gingen Ellen und Curt so oft es ging gemeinsam und passten aufeinander auf.
Ein grandioser Sternenhimmel und eine Rettung
Von Ellens anfänglichen Hürden bis zu diesem romantischen Umschwung vergingen nur wenige Tage. Und es sollte nicht viel länger dauern, bis das nächste Abenteuer auf die beiden, genauer gesagt auf Curt, zukommen sollte.
Eines Abends, nach einem ausgiebigen Abendessen auf der Hütte Rifugio Alimonta, wollte Curt noch einmal nach draußen und frische Luft schnappen. Er hatte Glück, denn der Himmel war frei und er konnte den atemberaubenden Sternenhimmel sehen, den man über dem Brenta Gebirge bestaunen kann. Als sein Blick über den Nachthimmel schweifte, fiel ihm auf, dass einer der Sterne aus dem Rahmen fiel. Er leuchtete wesentlich schwächer als die anderen und blinkte immer wieder im Halbrund auf. Kurzerhand informierte Curt den Bergführer über das gerade Beobachtete. Ein kurzer Blick und dieser verschwand wortlos in der Hütte. Curt blieb ratlos zurück. Was war da los?
Es dauerte keine 10 Minuten, und alle Bergführer machten sich in voller Ausrüstung von der Hütte auf und verschwanden in die Nacht. Stunden später kamen sie zurück, müde und abgekämpft. Und sie waren nicht allein. Ein älterer Herr war bei ihnen. Der aus Hannover angereiste Bergsteiger war direkt nach seiner Ankunft im Brenta Gebirge aufgestiegen – und hatte sich verstiegen. Die Bergführer von Curt und Ellens Reise hatten dem Mann, der in der Nacht sicherlich erfroren wäre, das Leben gerettet. Auch wenn der nächtliche Imbiss, den Curt mit dem Geretteten und den Bergführern einnehmen durfte, eher still und verhalten ausfiel, waren doch alle froh, dass diese Situation noch glimpflich ausgegangen war. So bleibt es vielleicht sogar dem einzigartigen Sternenhimmel über den Dolomiten zu verdanken, dass Curt einem älteren Herren zu seiner Rettung verhelfen konnte.
Wieder daheim – Das gemeinsame Kapitel von Ellen und Curt beginnt
Von den gewaltigen Gebirgswelten der Brenta ging es für Curt und Ellen schließlich wieder zurück in die Heimat nach Deutschland. Das Band, das bereits in den Alpen geknüpft worden war, wurde in München beim weiteren Kennenlernen weitergeknüpft. Aus einem Treffen wurden gemeinsame Wochenenden. Und aus gemeinsamen Wochenenden wurde nach 3 Monaten ein gemeinsames Leben, als Ellen ihren gut bezahlten Job im Rheinland aufgab, um zu Curt nach München zu ziehen.
Drei Jahre nach ihrem Kennenlernen auf der ASI Reise fiel schließlich das „Ja“-Wort. Ein Jahr später erblickte Sohn Sven das Licht der Welt. Die Leidenschaft für die Berge liegt offenbar im Blut, denn Sven begleitete beim DAV mit Begeisterung Kinder und Jugendliche an der Kletterwand in Thalkirchen.
Heute sind Curt und Ellen seit 35 Jahren miteinander verheiratet. Der größte Wunsch: So lange wie möglich fit bleiben, um weiter auf Reisen zu Fuß oder auf den E-Bikes die Welt zu erkunden. Ihre Gedanken schweifen dabei heute noch über die wunderschöne Brenta, ihr wildes und grandioses Gesteinsmassiv. Die malerische Kulisse des Molveno See’s erinnert Curt dabei immer an Karl May’s Werk „Schatz im Silbersee“.
An die ASI Gäste richten Ellen und Curt diese Worte:
“Wir hoffen, dass wir den ASI-Freunden ein wenig interessante Inhalte schildern konnten und wünschen allen Lesern auch solch wunderbare Erlebnisse. Der ASI sind wir sehr dankbar, dass wir uns dort finden konnten, es war für uns eine „folgenschwere“ Reise! Übrigens, die beiden Bergführer damals, waren richtig gute Jungs.”
Herzliche Grüße von Ellen und Curt Solveen aus München!
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