Kennt ihr das auch: Kopfschmerzen oder plötzlicher Leistungsabfall auf eurer Bergtour? Auch wenn diese Anzeichen noch nichts heißen müssen, sind diese bereits Frühzeichen der Höhenkrankheit. Symptome können bereits zwischen 2.000 und 2.500 Metern auftreten. Lest in diesem Blogbeitrag über weitere Symptome und 10 Tipps, wie ihr beim Höhenbergsteigen gesund bleibt und Symptome der Höhenkrankheit vermeidet.
Zeichen der Höhenkrankheit
Symptome, die bei der Höhenkrankheit auftreten könne, sind je nach Schweregrad verschieden und sollten von euch genau beobachtet werden. Eure Einschätzung der Gefährlichkeit ist ausschlaggebend dafür, welche Maßnahmen für eine Besserung nötig sind. Dabei lassen sich die Symptome in drei Kategorien einteilen: Frühzeichen, Warnzeichen und Alarmsignale.
1. Frühzeichen: | 2. Warnzeichen: | 3. Alarmsignale: |
Kopfschmerz | Konstante, schwere Kopfschmerzen | Verwirrtheit |
Übelkeit | schwere Übelkeit, Erbrechen | schwere Atemnot in Ruhe |
Appetitlosigkeit | rapider Leistungsabfall | unstillbarer Husten mit braunem Auswurf |
Leistungsabfall | Atemnot in Ruhe | rasselnde Atmung |
Ruhepuls um mehr als 20% beschleunigt | Herzjagen | bläuliche Verfärbung der Lippen |
grundlose Hochstimmung (Euphorie) | trockener Husten | fehlende Harnproduktion |
Wasseransammlungen unter der Haut (Ödeme) | Schwindel, Gangunsicherheit | |
Benommenheit | ||
Ausscheidung von dunklem Harn und | ||
reduzierte Harnmenge (< 1/2 l/Tag) |
Überblick: 10 Tipps gegen Höhenkrankheit
1. Tipp: nicht zu schnell zu hoch
2. Tipp: hoch gehen, tief schlafen
3. Tipp: Herzfrequenz prüfen und sich Zeit lassen
4. Tipp: auf die Atmung kommt es an
5. Tipp: auf Tourenpartner achten
6. Tipp: bei Anzeichen sofort absteigen
7. Tipp: gesund bleiben
8. Tipp: viel trinken
9. Tipp: gut schlafen
10. Tipp: nicht zu lange in extremen Höhen aufhalten
Tipp #1: Tempo anpassen: nicht zu schnell zu hoch gehen
Das ausschlaggebende Kriterium jeder Höhenanpassung ist die Geschwindigkeit, mit der ihr einen bestimmten Höhenunterschied überwindet. Dabei empfehlen wir, die Anstiege aktiv per Fuß zurückzulegen, anstatt passiv mit Auto, Bergbahn oder Hubschrauber. Das gibt dem Körper mehr Zeit sich an die Höhe anzupassen. Dazu eine Faustregel: In Schlafhöhen über 2.500 Metern, solltet ihr eure Schlafhöhe um nicht mehr als 400 bis 600 Höhenmetern pro Tag steigern. Dann treten seltener Beschwerden der Höhenkrankheit auf.
Tipp #2: Schlafen in luftigen Höhen: hoch gehen, tief schlafen
Entscheidend für eure Akklimatisation ist die Schlafhöhe. Diese solltet ihr immer so tief wie möglich wählen, sollte zumindest aber tiefer als die maximale Tageshöhe liegen. Auf Hochtouren bedeutet das: bei eurer Ankunft im Lager dieses nicht gleich beziehen, sondern nach einer Pause langsam und ohne Gepäck noch einmal etwa 30 Minuten aufsteigen. Erst danach solltet ihr zum Lager zurückkehren. Falls ihr ein Hochlager über 5.000 Metern aufbaut, solltet ihr dieses erst nach zweimaligem Erreichen, besser noch Überschreiten, der Lagerhöhe beziehen.
Tipp #3: Auf den Puls achten: Herzfrequenz prüfen und sich Zeit lassen
Als Referenz der Herzfrequenz gilt der morgendliche Ruhepuls (im Liegen, nach dem Aufwachen): dieser liefert euch zuverlässige Auskunft über euren persönlichen Akklimatisationsstand. Liegt eure Herzfrequenz mehr als 20 Schläge über dem normalen Wert zu Hause, befindet sich euer Körper in der kritischen Phase der Akklimatisation. Um in dieser Phase eine Höhenkrankheit zu vermeiden, müsst ihr euch schonen: langsamer gehen und kein schweres Gepäck tragen.
Tipp #4: Ein und aus: auf die Atmung kommt es an
Der Schlüssel für erfolgreiches Höhenbergsteigen heißt: Mehratmung (aktive Hyperventilation). Durch aktives Ausatmen von Kohlendioxid könnt ihr dem Sauerstoffdruck in den Lungenbläschen erhöhen. Dadurch verbessert ihr die Sauerstoffversorgung in eurem gesamten Organismus. Euren Geh- und Steigrhythmus müsst ihr bei dieser Atemtechnik dem Atemrhythmus anpassen. Auf weniger steilen Wegen bedeutet das: beim ersten Schritt einatmen, beim zweiten Schritt ausatmen. Sobald der Weg steiler wird und es höher geht, heißt es: Fuß aufsetzen und einatmen, Fuß durchdrücken und ausatmen.
Tipp #5: Zu zweit ist man stärker: auf Tourenpartner achten
Leider neigen viele Bergsteiger dazu, höhenbedingte Probleme zu ignorieren oder bewusst zu verschweigen. Daher solltet ihr eure Tourenpartner beobachten und bei Verdacht auf akute Höhenkrankheit darauf ansprechen. Dabei sind Alarmzeichen: plötzlicher Leistungsabfall, Gang- und Stehunsicherheit, sowie starke, lang andauernde Kopfschmerzen. Dabei wird es euch bei eurem langjährigen Tourenpartner am ehesten auffallen.
Tipp #6: Nur der Weg zurück ins Tal hilft: bei Anzeichen sofort absteigen
Falls ihr Anzeichen einer schweren Höhenkrankheit wahrnehmt, ist die wirkungsvollste Therapie ein sofortiger Abstieg. Vor allem wenn ihr unter einem Höhenlungenödem leidet. Bei unklaren und schweren Formen der Höhenkrankheit kann euch eine besondere Therapie aus Medikamenten und Sauerstoff zur Überbrückung, bis ihr zurück im Tal seid, helfen.
Tipp #7: Beste Strategie gegen Höhenkrankheit: gesund bleiben
Gesund wieder das Basislager zu erreichen, ist eine der größten Herausforderungen bei Expeditionen. Das Infektionsrisiko ist bei Höhenaufenthalten stark erhöht. Um Durchfallerkrankungen zu vermeiden, solltet ihr hygienische Mindeststandards einhalten: Wascht euch vor dem Essen unbedingt die Hände und beachtet, dass ihr euer Essen entweder kochen, schälen oder nicht essen solltet. Mit einem Tuch vor dem Mund oder mit regelmäßigem Lutschen von Pastillen oder Bonbons könnt ihr Atemwegserkrankungen vermeiden.
Tipp #8: Auf Flüssigkeitshaushalt denken: viel trinken
In Höhen von 4000 bis 8000 Metern beträgt der tägliche Flüssigkeitsverlust ungefähr 3,5 Liter. Der verstärkte Verlust kommt durch die höhenbedingte Mehratmung in Verbindung mit der kalten und trockenen Luft. Um einer Dehydration entgegenzuwirken, solltet ihr unbedingt diese empfohlene Menge über Nahrungsmittel sowie Getränke zu euch nehmen. Dehydration erhöht das Risiko für Embolien, Thrombose und Erfrierungen.
Tipp #9: Ausreichend erholt in die nächste Höhe: gut schlafen
Häufig haben Expeditionsbergsteiger mit massiven Schlafproblemen in der Höhe zu kämpfen. Mit zunehmender Höhe verkürzt sich eure Schlafdauer und auch Schlafunterbrechungen nehmen dann stärker zu. Ebenso tritt das Höhenlungenödem vorzugsweise beim Schlafen auf. Der Grund dafür liegt in einer Irritation des Atemzentrums. Vorbeugen könnt ihr durch: Schlafüberhöhungen von weniger als 600 Höhenmetern, Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, ausreichende Zeltbelüftung und der Verzicht auf Schlafmittel.
Tipp #10: In der Kürze liegt die Würze: nicht zu lange in extremen Höhen aufhalten
Im Höhenbergsteigen gibt es zwei magische Akklimatisationsgrenzen: 5.500 und 8.000 Meter. Nur bis zu dieser Höhe kann der Mensch sich tatsächlich akklimatisieren oder dauerhaft leben. Über 5.500 Metern kommt es zu einem stetigen Körpergewichts- und Muskelmassenverlust, also zu einem Leistungsabfall. Dessen Folge kann der Tod durch Erschöpfung sein. Euer Basislager sollte daher immer unterhalb von 5.500 Metern angesiedelt sein.
In Anlehnung an „Die zehn goldenen Regeln der Höhenanpassung“, Deutscher Alpenverein e.V.
Egal, ob ihr eine Alpenüberquerung macht, eine Tagestour auf euren Hausberg oder die höchsten Gipfel in Nepal erklimmt: Höhenkrankheit kann euch überall begegnen. Deshalb achtet auf Frühzeichen bei euch und euren Tourenpartnern und bleibt gesund.
Bildnachweis © yatharth roy vibhakar, Cristian Grecu
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