Unzählige Routen locken in die faszinierende Welt des ewigen Eises, der Firngrate und verschneiten Gipfel auf über 3.000 m. Die Vielfalt an Hochtouren ermöglicht es sowohl Einsteigern, ambitionierten Bergsteigern als auch Profis, hochalpine Landschaften zu erkunden und stets neue Abenteuer zu erleben. Die Merkmale einer Route können anhand von Schwierigkeitsskalen einfacher beurteilt werden.
Um geeignete Touren auszuwählen, ist es daher nützlich, verschiedene Schwierigkeitsgrade und ihre Anforderungen zu kennen. Wir haben dir Infos über notwendige Grundlagen für eine Hochtour sowie 4 Tipps zusammengestellt, um eine geeignete Route für deine nächste Hochtour zu finden!
1. Ohne Grundlagen wird‘s schwierig
2. Schwierigkeitsgrade dienen zur Orientierung
3. Die SAC-Hochtourenskala im Fokus
4. Routentipps für jede Schwierigkeitsstufe
1. Ohne Grundlagen wird‘s schwierig
Unabhängig von der Schwierigkeitsstufe einer Hochtour sind bestimmte Vorrausetzungen notwendig, um im alpinen Gelände sicher unterwegs zu sein und Gipfel erfolgreich zu erklimmen.
Basics für jede Hochtour:
- Kondition & Belastbarkeit: Eine gute körperliche Ausdauer ist grundlegend, da Hochtouren aufgrund von Länge, Höhenmetern & technischen Schwierigkeiten an den Kräften zehren können.
- Richtige Selbsteinschätzung: Um die geeignete Route für eine Hochtour zu wählen, ist eine realistische Bewertung der eigenen Fitness wesentlich.
- Trittsicherheit: Alpines Hochgebirge weist verschiedenes Gelände auf, das eine stabile Fortbewegung & die richtige Einschätzung der Untergründe vorrausetzt.
- Schwindelfreiheit: Bei steilem Gelände, ausgesetzten Stellen & Kletterpassagen ist es notwendig, einen kühlen Kopf zu bewahren.
- Erfahrungen mit Bergwanderungen: Beim Wandern werden zuvor genannte Voraussetzungen erlernt & gefestigt. Hochtouren bauen auf diese Erfahrungen im alpinen Gelände auf.
Ohne die genannten Voraussetzungen werden bereits leichte Hochtouren zu einer schwierigen und gefährlichen Unternehmung, daher ist eine ausreichende Vorbereitung unabdingbar.
Wenn du deine Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verbessern möchtest, findest du hier wichtige Tipps für sicheres Bergwandern. Was du noch bei Hochtouren beachten musst, findest du in unserem Beitrag über die häufigsten Gefahren bei Hochtouren.
2. Schwierigkeitsgrade dienen zur Orientierung
Die Schwierigkeitsangabe gilt bei der Routenwahl als eine bedeutende Informationen. Dabei ist die Festlegung von Schwierigkeitsgraden bei Hochtouren aufgrund wechselhafter Einflüsse und Verhältnisse höchst komplex und variabel. Bei der Einschätzung finden verschiedene Systeme Anwendung, die jedoch auf grundlegende Beurteilungskriterien aufbauen sollten.
Das muss bei Bewertungen von Hochtouren beachtet werden:
- Anforderungen von Hochtouren wie etwa Länge, Absicherungsqualität & Ausgesetztheit, technische Schwierigkeiten & Kletterpassagen
- Touren werden unter der Annahme günstiger Verhältnisse, d.h. bei guter Witterung, guter Sicht, trockenem Gelände, geeigneter Schnee- & Firnbedeckung eingeordnet
- Beurteilungen werden anhand der größten Schwierigkeiten einer Tour bestimmt
- ausschlaggebend sind ebenfalls potenzielle Gefahren & die Neigung von Eisflächen
Verwende nur aktuellste Streckenkarten und Hochtouren-Ratgeber, da sich die Schwierigkeiten aufgrund von natürlichen Verhältnissen ändern können. Hochtouren werden zumeist anhand eines Schwierigkeitsgrades bewertet und dann in der Beschreibung noch näher definiert, daher ist es wichtig beides zu berücksichtigen.
Schwierigkeitsbewertungen sind jedoch nur ein Teil der Tourenplanung, um die Auswahl einer möglichen Hochtour einzugrenzen. Was du sonst noch beim Planen einer Hochtour beachten musst, erfährst du in diesem Video von unserem Bergführer Gerhard.
3. Die SAC-Hochtourenskala im Fokus
Im Alpenraum werden Hochtouren häufig anhand der SAC-Berg- und Hochtourenskala bewertet. Diese Schwierigkeitsskala wurde vom SAC (Schweizer Alpen-Club) speziell für hochalpine Fels- und Eistouren entwickelt und dient zur Bewertung einzelner Routen bei trockenen Wetterbedingungen. Der festgelegte Schwierigkeitsgrad orientiert sich dabei an den Schlüsselstellen der jeweiligen Hochtour. Um etwaige Kletterstellen einzuordnen wird zusätzlich die UIAA-Skala verwendet.
Die SAC-Berg- und Hochtourenskala
Schwierigkeitsgrade (DE & FR) | UIAA | Beschreibung |
L – leichtF – facile | I | einfaches Gehgelände (Geröll, einfacher Blockgrat) & Firnhänge, kaum Spalten |
WS – wenig schwierigPD – peu difficile | II | meistens noch Gehgelände, erhöhte Trittsicherheit nötig, Kletterstellen übersichtlich & problemlos, allgemein wenig steile Hänge, kurze steilere Passagen, wenig Spalten |
ZS – ziemlich schwierigAD – assez difficile | III | wiederholte Sicherung notwendig, längere & exponierte Kletterstellen, steilere Hänge, gelegentliche Standplatzsicherung, viele Spalten, kleiner Bergschrund |
S – schwierigD – difficile | IV | guter Routensinn & effiziente Seilhandhabung nötig, lange Kletterstellen, meistens Standplatzsicherungen notwendig, sehr steile Hänge, viele Spalten, großer Bergschrund |
SS – sehr schwierigTD – très difficile | V | in schwierigen Abschnitten dauernde Standplatzsicherung nötig, anhaltendes Steilgelände & anspruchsvolle Kletterei |
AS – äußerst schwierigED – extrêmement difficile | VI | Wanddurchstiege, die großes Engagement erfordern, sehr steile & senkrechte Stellen, Eisklettern wird notwendig |
EX – extrem schwierigABO – abominablement difficile | VII | sehr steile, teilweise überhängende Wanddurchstiege & extreme Kletterpassagen im Eis |
Die Grenzen der einzelnen Schwierigkeiten sind fließend, abhängig von vorhandenen Eis- und Felsanteilen einer Route. Feinabstufungen der Hochtouren werden bei den Schwierigkeitsgraden mit + oder – gekennzeichnet. Die Schwierigkeitsstufen werden häufig auch auf Französisch angegeben. Wenn du Lust hast, schaue auch in die originale SAC-Berg- und Hochtourenskala.
4. Routentipps für jede Schwierigkeitsstufe
Du bist bei der Routenwahl noch unsicher, welcher Schwierigkeitsgrad für dich geeignet ist? Dann ist es am besten eine leichtere Hochtour zu wählen. Routine und Erfahrung sind bei Hochtouren absolut notwendig, um alpine Gefahren vorherzusehen und diese zu verhindern. Eine schwierige Tour kombiniert mit natürlichen Gefahren wie etwa plötzliche Wetterumbrüche oder veränderte Verhältnisse vor Ort können sonst zur Überforderung führen. Als Einsteiger solltest du das vergletscherte Hochgebirge nie ohne Bergführer erkunden.
Hier findest du 5 Tourenvorschläge, von leicht bis sehr anspruchsvoll:
1. Grundkurs Eis & Hochtouren mit Besteigung der Wildspitze (3.772 m)
Schwierigkeitsgrad | sehr leicht |
Dauer | 6 Tage |
Highlights & Profil | – schnuppere auf einer Gletschertour hinein ins Hochtourengehen – teste das Steigeisengehen – besteige die Wildspitze mit (3.772 m) – 6-tägige Ausbildung in Theorie und Praxis – für Hochtoureneinsteiger: keine Vorkenntnisse notwendig, Erfahrung im Bergwandern von Vorteil – Grundkondition & Trittsicherheit erforderlich |
Mehr erfahren | detaillierte Route |
2. Hochtourentraining mit Einsteiger-Viertausendern in den Walliser Alpen
Schwierigkeitsgrad | leicht |
Dauer | 6 Tage |
Highlights & Profil | – steige auf zu den 4000 – erlerne den Einstieg ins Hochtourengehen praxisnah – besteige das Allalinhorn (4.027 m) & das Strahlhorn (4.190 m) – Bergwandererfahrung im alpinen Gelände erforderlich, Vorkenntnisse im Gletscher- & Hochtourenbereich sind nicht nötig – gute Kondition für die Gehzeiten, Schwindelfreiheit & Trittsicherheit erforderlich |
Mehr erfahren | detaillierte Route |
3. Hochtourenwoche in der Ortler-Gruppe mit Besteigung Cevedale
Schwierigkeitsgrad | mittel |
Dauer | 4 Tage |
Highlights & Profil | – erklimm auf leichten Hochtouren mehrere Dreitausender – besteige den Cevedale (3.769m) – übernachte auf einer Hütte mit ausgezeichneter Küche – erste Gletscher- & Hochtourenerfahrung notwendig (z.B. Kenntnisse aus einem Grundkurs Eis oder Hochtourenkurs) – gute Kondition für die Gehzeiten, Schwindelfreiheit & Trittsicherheit erforderlich – mit Gepäcktransport |
Mehr erfahren | detaillierte Route |
4. Die Höchsten der Ostalpen: Piz Bernina & Piz Palü
Schwierigkeitsgrad | anspruchsvoll |
Dauer | 5 Tage |
Highlights & Profil | – besteige den höchsten Gipfel der Ostalpen – Piz Bernina (4.049 m) – überschreite von West nach Ost alle Gipfel des Piz Palü (3.900 m) – erlebe eindrückliche Eisbrüche – Gletscher- & Hochtourenerfahrung notwendig – gute Kondition für die Gehzeiten, sowie Schwindelfreiheit & Trittsicherheit erforderlich |
Mehr erfahren | detaillierte Route |
5. 4000er im Berner Oberland – Mönch, Jungfrau, Finsteraarhorn
Schwierigkeitsgrad | sehr anspruchsvoll |
Dauer | 6 Tage |
Highlights & Profil | – begehe vier 4000er im Berner Oberland – besteige Mönch, Jungfrau & Finsteraarhorn (4.274 m) – bestaune die größten Alpengletscher – Gletscher- & Hochtourenerfahrung notwendig – gute Kondition für die Gehzeiten, Schwindelfreiheit & Trittsicherheit erforderlich |
Mehr erfahren | detaillierte Route |
Noch unentschieden?
Bei der Auswahl einer geeigneten Route müssen viele Aspekte beachtet werden. Zuerst ist es notwendig zu wissen, welche Anforderungen selbst bewältigt werden können. Anschließend kann die Auswahl von Routen anhand des passenden Schwierigkeitsgrades eingegrenzt werden. Schlussendlich muss die Bewertung der Hochtour und ihre Schwierigkeiten im Detail geprüft werden.
Wenn du bei der Routenwahl noch unsicher bist, ist es empfehlenswert eine geführte Hochtour zu machen und sich dabei von Experten beraten zu lassen.
Alle Hochtouren und weiterführenden Kurse findest du hier >>
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