Nicht ohne Grund zählen Hochtouren zu den schwierigsten alpinen Disziplinen. Das Gelände auf über 3.000 m ist zumeist eine Mischung aus Gletschereis, Firn und steilen Felspassagen, das natürliche Gefahren aufweist. Für die Gefahrenbewältigung im Hochgebirge sind das Wissen über die vorherrschenden Risiken und die richtige Vorbereitung entscheidend.
Deshalb geben wir dir einen Überblick, zu den natürlichen Gefahren und zu welcher Zeit diese vermehrt auftreten. Anschließend findest du wichtige Tipps, wie du gefährliche Situation von vornherein meiden kannst, um bei Hochtouren sicher unterwegs zu sein!
Tipps zur Gefahrenvermeidung
1. Timeline: Wann welche Gefahren verstärkt auftreten
2. Richtige Planung ist das A&O
3. Step by step: Die Akklimatisierung
5. Nicht selbst zur Gefahr werden
1. Timeline: Wann welche Gefahren verstärkt auftreten
Wann | häufige Gefahren |
Feb – Mai | Lawinen kommen zu dieser Zeit häufig vor & haben ein großes Gefahrenpotenzial. Zudem erschweren winterliche Schneemassen & tiefe Einbruchsstellen die Spurenziehung. Hochtouren zu Fuß sind in diesem Zeitraum oft nicht möglich oder sehr gefährlich. |
Mitte Juni | Eine hohe Schneelage & eine noch zu wenig gesetzte Schneedecke können bei der Spuranlage sehr anstrengend sein. Das sollte in der Tourenplanung unbedingt berücksichtig werden. |
Anfang Juli – Ende August | Die Temperaturen im Hochgebirge steigen, sodass die Eis- & Schneedecke fortlaufend schmilzt. Spaltenbrücken sind nun weniger tragfähig & das Risiko in Spalten zu stürzen steigt. |
Ende August – September | In diesem Zeitraum treten ungünstige Verhältnisse vermehrt auf. Blankeis oder überschneite Spalten sowie eine steigende Steinschlaggefahr sind hierbei zu beachten. |
2. Richtige Planung ist das A&O
Um das Gefahrenpotenzial einer Hochtour zu vermindern, ist vor allem eine genaue Planung notwendig. Dabei gilt zunächst die richtige Route für den richtigen Zeitpunkt auszuwählen. Unter der Berücksichtigung der lokalen Wetter- und Geländeverhältnisse sollte ein theoretischer Zeitplan erstellt werden, der einen frühen Aufbruch und eine zeitige Rückkehr miteinschließt.
Weiters muss mit plötzlichen Wetterumbrüchen oder unerwarteten Geländeverhältnissen gerechnet werden. Dabei gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren und weiterhin bewusst und kontrolliert zu handeln. Sollten die Umstände auf der Tour jedoch für Zweifel sorgen oder zu sehr an den Kräften zehren heißt es: Umkehren! Das Erklimmen eines Gipfels sollte nie der Grund dafür sein, die Seilschaft und sich selbst in Gefahr zu bringen.
Tipps für die richtige Planung einer Hochtour:
- aktuellste Streckenkarten und Hochtouren-Ratgeber verwenden
- fundierte Kenntnisse des Geländes müssen vorhanden sein
- bei Bergführern und Hüttenwirten vor Ort erkundigen
- laufende Beurteilung der Wetter- und Geländesituation
- angepasste Routenwahl
- bei Zweifel ist es besser die Hochtour mit einem Bergführer zu machen
In diesem Video findest du weitere nützliche Tipps von unserem Bergführer Gerhard rund ums Planen einer Hochtour.
3. Step by step: Die Akklimatisierung
An Höhen oberhalb von rund 3.500 m muss sich dein Körper erst gewöhnen. Bei der Planung einer Hochtour, sollte vor Ort genug Zeit miteinberechnet werden, um sich zu akklimatisieren. Wir empfehlen zunächst niedrigere Ziele anzustreben und nach einer mehrtägigen Gewöhnungsphase die hohen Gipfel zu erkunden!
Tipps zum Akklimatisieren:
- niedriger schlafen als die erreichte max. Tageshöhe war
- viel Wasser trinken und auf Alkohol verzichten
- nicht zu schnell zu hoch steigen
- Gepäck reduzieren und nicht zu viel tragen
- Top Tipp: Zeit nehmen und auf den Körper hören!
Was du noch beachten musst, um die Höhenkrankheit zu verhindern, findest du in unserem Beitrag 10 Tipps um Höhenkrankheit zu vermeiden!
4. Was in den Rucksack gehört
Wenn es um das Thema Sicherheit geht darf die Ausrüstung wortwörtlich nicht zu kurz kommen. Das richtige Equipment ist essenziell zum Schutz vor natürlichen Gefahren, wie etwa Spaltenstürzen oder Steinschläge. Dafür müssen die Tools auch richtig eingesetzt und die Sicherungstechniken beherrscht werden.
Vor der Hochtour sollte die komplette Ausrüstung nochmals kontrolliert werden, um beschädigtes Equipment rechtzeitig ersetzten zu können.
Was du auf einer Hochtour unbedingt brauchst:
- Steigeisen & Eispickel
- Seil, Anseilgurt, Steinschlaghelm, Karabiner & Bandschlingen
- wind- und wasserfeste Kleidung
- Mütze & Handschuhe für plötzliche Wetter- und Temperaturstürze
- eine Schneebrille zum Schutz vor der reflektierten Sonne
Alles was du noch du für eine Tour ins Hochgebirge benötigst, findest du in unserer detaillierten Packliste für Hochtouren!
5. Nicht selbst zur Gefahr werden
Trittsicherheit, gute Kondition und Schwindelfreiheit sind generell Grundvoraussetzungen für Bergtouren im Hochgebirge. Falscher Stolz und unrealistische Selbsteinschätzung bergen sehr große Risiken – nicht nur für sich selbst, sondern für die ganze Seilschaft.
Wenn die Kräfte schwinden und Unsicherheit aufkommt, ist es wichtig ehrlich zu sein, um Gefahren zu vermeiden. Für eine erhöhte Sicherheit werden die Maßnahmen sowie die Geschwindigkeit an das schwächste Gruppenmitglied angepasst.
Vorrausetzungen für eine Hochtour:
- Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, gute körperliche Kondition
- realistische Selbstbeurteilung
- Bergwandererfahrung im alpinen Gelände
- Gletscher- & Hochtourenerfahrung
- Übung im Gehen mit Steigeisen
Sicher ist sicher – bist du bereit?
Aufgrund der genannten Risiken und Gefahren bei Hochtouren gilt es, zuerst genügend Grundkenntnisse und Erfahrungen bei Touren mit Bergführer zu sammeln. Ohne diese Vorrausetzungen, ist der Bergsteiger selbst die höchste Gefahr!
Wenn du noch keine Grundkenntnisse für Hochtouren besitzt, bieten sich passende Vorbereitungskurse an, wie etwa
- der Grundkurs Eis & Hochtouren mit Besteigung der Wildspitze
- das Hochtourentraining mit Einsteiger-Viertausendern in den Walliser Alpen.
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