Eine Hochtour gilt als eine der erlebnisreichsten Disziplinen um das alpine Gebirge zu entdecken. Um Gletschereis zu überqueren, steile Felspassagen auf über 3.000 m zu bewältigen und die höchsten Gipfel zu erklimmen ist eines grundlegend: das richtige Timing.
Gleich am Anfang der Planung stellt sich also die Frage, wann denn die beste Zeit für eine Hochtour ist. Wir haben 4 wichtige Tipps zusammengestellt, um den passenden Zeitraum für deine Hochtour zu bestimmen!
Wichtiges auf einen Blick:
1. Die Hauptsaison für Hochtouren (Jun – Sep)
2. Zeit für Skihochtouren (Feb – Mai)
3. Zeitablauf von Hochtouren im Detail
4. Alpines Hochgebirge im zeitlichen Wandel
Das Jahr im Überblick
Wann | Highlights |
Feb – Mai | – das Hochgebirge im Frühling erkunden – mit Ski über eingeschneite Gletscher – einmalige Skiabfahrt in unberührter Landschaft |
Jun – Sep | – den alpinen Sommer auf über 3.000 m erleben – beeindruckendes Gletschereis überqueren – verschiedenes Gelände aus Eis, Firn & steilen Felsen bewältigen |
1. Die Hauptsaison für Hochtouren (Jun – Sep)
Wenn auf über 3.000 m die Temperaturen steigen und die winterlichen Schneemassen dahin schmelzen, beginnt die Hauptsaison für klassische Hochtouren. Die Sommermonate von Juni bis September bieten hierbei die besten Bedingungen für magische Gletscherüberquerungen und einmalige Gipfelmomente.
Die Sommermonate und ihre Bedingungen im Überblick
Wann | Bedingungen |
Mitte Juni | – Touren mit einem hohem Anteil an Firn, Eis & Gletscher – weitgehend gute Verhältnisse mit überschneiten Spalten & stabilen Brücken – Achtung: Hohe Schneelagen oder eine noch zu wenig gesetzte Schneedecke sind besonders zu berücksichtigen, da die Spuranlage hierbei sehr kräftezehrend sein kann. |
Anfang Juli – Ende August | – weitreichend ideale Bedingungen: Gletscherspalten sind optimal sichtbar, wodurch sich die Gefahr von Spaltenstürze reduziert – diese Verhältnisse können bis Ende August anhalten (abhängig vom lokalen Klima & aktuellen Wetter – Achtung: Temperaturen im Hochgebirge steigen bis Ende August weiter und die Schnee- & Eisdecke schmilzt kontinuierlich. D.h. die Tragfähigkeit der Spaltenbrücken nimmt ab & das Risiko in Spalten zu stürzen erhöht sich. |
Ende August – September | – aufgrund der erhöhten Gefahren sollte dieser Zeitraum vor allem als Einsteiger gemieden werden – Achtung: Ungünstige Verhältnisse wie etwa Blankeis oder überschneite Spalten treten häufig auf & durch die starke Schmelze kann in diesem Zeitraum eine zunehmende Steinschlaggefahr vermerkt werden |
Vorrausetzungen für eine Hochtour
- Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, gute körperliche Kondition
- Bergwandererfahrung im alpinen Gelände
- Gletscher- & Hochtourenerfahrung
- Übung im Gehen mit Steigeisen
Wenn du noch keine Erfahrungen mit Hochtouren hast, bieten sich passende Vorbereitungskurse an, wie etwa das Hochtourentraining mit Besteigung der Wildspitze!
2. Zeit für Skihochtouren (Feb – Mai)
Das Frühjahr in den Alpen hat seinen eigenen Charme: Im Tal sind bereits grüne Wiesen und erste Blumen zu finden, während auf den Bergen noch reichlich Schnee liegt. Abhängig von dem Gebiet, der lokalen Schneelage und dem Wetter sind bereits jetzt einige Hütten erreichbar und Bergtouren im Hochgebirge möglich.
Das Frühjahr und seine Bedingungen im Überblick
Wann | Bedingungen |
Feb – Mai | – aufgrund der winterlichen Schneemasse werden sogenannte Skihochtouren durchgeführt – bei den Touren wird mit Ski aufgestiegen & anschließend abgefahren – da in diesem Zeitraum eine erhöhte Lawinengefahr besteht, ist es essenziell Lawinenberichte in der Planung zu berücksichtigen – Achtung: aufgrund von Tiefschnee, schwieriger Spurenziehung & tiefen Einbruchsstellen ist in dieser Jahreszeit das Besteigen zu Fuß oft nicht möglich. |
Vorrausetzungen für eine Skihochtour
- Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, gute körperliche Kondition
- fundierte Aufstiegs- und Abfahrtstechnik mit den Skiern
- Erfahrung bei Skitouren
- Erfahrung im Skibergsteigen sowie Seilsicherung
- Lawinenkunde
Eine Skihochtour im Frühjahr reizt dich, aber du hast noch wenig Erfahrung damit? Beim Aufbaukurs Skitouren inkl. Besteigung des Großvenedigers erlernst du die Grundlagen für Skihochtouren mit Gletscherbegehung und entdeckst gleichzeitig die einzigartigen Hohen Tauern.
3. Zeitablauf von Hochtouren im Detail
Bei der Planung von Hochtouren gilt es nicht nur die ideale Saison zu beachten, sondern auch den zeitlichen Ablauf der jeweiligen Tour im Auge zu behalten. Ein gutes Zeitmanagement, das den Tagesgang der Temperaturen miteinschließt, ist wesentlich um Risiken wie Lawinengefahr, Steinschlag sowie Spaltensturz zu reduzieren.
Der Zeitablauf einer Hochtour im Überblick
Wann | Bedingungen |
Start | – ein früher Aufbruch, häufig noch bei Dunkelheit, ermöglicht einen kraftsparenden Aufstieg aufgrund der noch gefrorenen Schneedecke – morgens ist das Spaltensturzrisiko niedriger, da Schneebrücken über Spalten wesentlich besser halten |
während der Hochtour | – rechtzeitig umkehren, wenn man während der Tour merkt, dass man den Gipfel zu spät erreichen wird – vor Ort können Verhältnisse anders sein, daher sind Flexibilität & Improvisation auch während Hochtouren erforderlich – für eine konstante Leistung, sollten genügend Pausen (alle 1 – 1,5 Stunden) eingelegt werden |
Rückkehr | – eine rechtzeitige Rückkehr von einer Gletschertour ist essentiell, da die Schneeauflage im Laufe des Tages ihre Festigkeit verliert und dabei das Gefahrenpotenzial steigt – am Gipfel ist erst die Hälfte der Tour geschafft, d.h. auf keinen Fall bis zur totalen Ermüdung nach oben steigen, sondern genügend Reserven für den Abstieg behalten |
Vorrausetzungen für einen idealen Zeitablauf
- ein theoretischer Zeitplan ist grundlegend
- lokale Wetterlage und aktuelle Bedingungen beachten
- Zeitaufwand anhand des Konditionslevels der Gruppe planen
- ein idealer Plan inkludiert einen Zeitpuffer (1 -2 Stunden)
- Pausen sollten unbedingt berücksichtigt werden
Was du sonst noch bei der Planung einer Hochtour beachten musst, erklärt dir unser Bergführer Gerhard im folgenden Video. Weitere Tipps & Videos findest du in unserem Beitrag über Tipps zu Hochtouren.
4. Alpines Hochgebirge im zeitlichen Wandel
Klimatische Veränderungen wirken sich unmittelbar auf das alpine Hochgebirge aus und werden dort direkt spürbar. Insbesondere Gletscher weisen deutlich Spuren der Zeit auf und befinden sich im stetigen Wandel. Diese Änderungen der hochalpinen Landschaft prägen die saisonalen Verhältnisse und schaffen neue Gefahrenmuster, die es zu erkennen gilt.
Veränderungen und deren Gefahrenmuster im Überblick
Was | Gefahrenmuster |
Gletscherrückgang | – erhöhter technischer Anspruch sowie höheres Risiko aufgrund neuer Spaltenzonen & Steilhänge – lose Blockhalden mit großen labilen Blöcken, die an seitlichen Moränenhängen entstehen, bilden ein hohes Steinschlagrisiko – erhöhte Gefahr, wenn Blöcke auf dem Blankeis liegen bleiben & durch einen Temperaturanstieg ins Rutschen kommen – neu entstandene Hängegletscher mit Eisschlaggefahr |
Anstieg der Permafrostgrenze | – negative Auswirkung auf die Festigkeit von Gesteins- & Erdreich im Randbereich von Gletschern – erschwert die Begehbarkeit und erhöht das Steinschlagrisiko |
Zustiege zum Gletscher | – sind länger und teils schwieriger – erhöhtes Steinschlagrisiko, durch freigelegtes Felsgelände mit glatt geschliffenen Felsplatten, Geröllauflagen, labilem Blockwerk & Felsschluchten |
Vorrausetzungen zur Erkennung von neuen Gefahrenmuster
- aktuellste Streckenkarten und Hochtouren-Ratgeber
- fundierte Kenntnisse des Geländes
- bei Bergführern und Hüttenwirten vor Ort erkundigen
- laufende Beurteilung der Wetter- und Geländesituation
- angepasste Routenwahl
Tipp! Als Einsteiger sollten Hochtouren immer in Begleitung eines Bergführers durchgeführt werden. Bei unserem Grundkurs Eis & Hochtouren mit Besteigung der Wildspitze kann das Basiswissen für selbstständige Gletscher- und Hochtouren erlernt werden.
Fazit
Sowohl das Frühjahr als auch der Sommer locken ins alpine Hochgebirge. Je nachdem was du erleben möchtest und welche Route du entdecken willst, kann die beste Zeit für Hochtouren variieren. Dabei ist es wichtig den genauen Zeitablauf der Tour sowie die Veränderungen vor Ort in der Planung zu berücksichtigen. Nach einer guten Vorbereitung ist es dann an der Zeit die Gipfel zu erklimmen und die Aussicht von oben zu genießen.
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