Gletscher haben in vielen Teilen der Erde maßgeblich die Landschaft mitgeformt. In Österreich haben sie einen ganz besonderen Stellenwert. Doch in den letzten Jahrzehnten ging es den Gletschern gefährlich an die Zunge, denn die Erderwärmung macht auch vor den Eisriesen nicht halt. Leidenschaftliche Alpinisten stellt das vor ein Problem. In diesem Beitrag geben wir euch einen Einblick in die aktuelle Lage von sechs Gletschern in Österreich.
1. Der Mittelbergferner – der Klassische
2. Die Pasterze – der (noch) Größte
3. Der Gepatschferner – der „Biggest Loser“
4. Eiskargletscher – der Geschützte
5. Hochferner Spitze – der Anhängliche
6. Taschachgletscher – der Lehrreiche
1. Der Mittelbergferner – der Klassische
Der Mittelbergferner ist ein echter Tiroler und befindet sich am Ende des Pitztals. Er gehört zu den klassischen Talgletschern. Bei dieser Gletscherart sammeln sich im oberen Bereich im Winter große Schneemengen, die langsam Tal abwärts „fließen“. Die charakteristischen länglichen Eisströme, die sich in das Tal schlängeln, werden als Gletscherzunge bezeichnet. Diese Gletscherzunge hat sich beim Mittelbergferner in den letzten Jahren immer weiter zurückgebildet.
Schon gewusst? Der Begriff „Ferner“ steht in Tirol und Vorarlberg für Gletscher. Im Salzburger Land und manchen östlichen Teilen Österreichs werden die Eisriesen „Kees“ genannt.
2. Die Pasterze – der (noch) Größte
Der Großglockner ist eine wahre Größe in Österreich. So ist er nicht nur der höchste Berg, sondern beherbergt an seinem Fuß auch noch den größten Einzelgletscher Österreichs: die Pasterze. Sie befindet sich im Nationalpark Hohe Tauern im Nordwesten Kärntens und gehört, wie der Mittelbergferner, auch zu den Talgletschern. Zumindest bis dato. Das Mittelstück des noch 8 km langen Gletschers, der Hufeisenbruch, verliert nämlich mit jedem Jahr weiter stark an Substanz. In der Folge wird die Gletscherzunge im Tal vermutlich bald schon nicht mehr mit Eis gespeist werden. Der größte Gletscher in Österreich wäre dann nicht mehr die Pasterze, sondern der Gepatschferner im Tiroler Kaunertal.
3. Der Gepatschferner – der „Biggest Loser“
Ebenfalls ein Talgletscher und ebenfalls am Schwitzen ist der Gepatschferner. Zusammen mit dem Kesselwandferner bildet er die größte zusammenhängende Eisfläche in Österreich. Trotzdem ist der Gepatschferner der am stärksten rückläufige Gletscher Österreichs. So hat er in den letzten Jahren pro Saison jeweils über 120 Meter an Dicke verloren. Seinen Höchststand hatte er, wie viele andere Gletscher auch, im Jahr 1850. Bis dahin wuchsen die Gletscher Europas während der „Kleinen Eiszeit“ stetig durch zahlreiche Vorstöße an.
Schon gewusst? Als Vorstoß bezeichnet das Wachstum eines Gletschers. Das ist der Fall, wenn im Winter so viel Schnee dazukommt, dass dieser im Sommer nicht abschmelzen kann. Die Schneemassen verdichten sich und bilden das Eis, das schließlich in Bewegung gerät und die Täler hinabfließt.
4. Eiskargletscher – der Geschützte
Der Eiskargletscher in den Karnischen Alpen gehört zu den Kar- bzw. Lawinengletschern. Diese Gletscherart ist eher klein und befindet sich immer in gut geschützten, schattigen Lagen. Ernährt werden sie von Lawinen, die von den Hängen in den Gletscher hineinfließen. Deshalb befinden sich die Lawinengletscher oft auf relativ niedrigen Höhenlagen. Der Eiskargletscher ist der südlichste Gletscher Österreichs und liegt eingebettet auf 800m Seehöhe in einem Kessel aus versteinerten, urzeitlichen Korallen.
Den Gletscher erleben: Der Weg zum Gletscher ist ein Weg durch die Vergangenheit, denn man wandert an alten Kavernen und Höhlen vorbei, die noch vom 1. Weltkrieg zeugen. Der Gletscherkessel selbst ist ein Überbleibsel des Ur-Meeres und überdauert nur dank der geschützten Lage die Auswirkungen des Klimawandels.
5. Hochferner Spitze – der Anhängliche
Die Hochfernerspitze in den Zillertaler Alpen ist ein Berg und ihr Gipfel eigentlich schon auf Südtiroler Seite. An diesem Gipfel „hängen“ zwei besondere Gletscher, der Hochferner und der Griesferner. Sie gehören zu den Hängegletschern und ragen 900 Meter in die Tiefe. Hängegletscher fließen meist über sehr steile Geländestellen herab, was ihnen den besonderen Namen verleiht. An den steilen Abbruchkanten bilden sich oft beeindruckende Eisbalkone. Die Eiskaskaden der Gletscher bilden dabei ein wunderschönes Panorama.
Den Gletscher erleben: Die Hängegletscher Sie eignen sich ganz besonders für Hochtouren und zum Eisklettern.
6. Taschachgletscher – der Lehrreiche
In den Ötztaler Alpen liegt der Taschachgletscher nördlich von Tirols höchstem Berg, der Wildspitze. Auch seine Gletscherzunge zog sich im Laufe der letzten Jahre markant immer weiter zurück. Der Taschachgletscher hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem beliebten Standort für alpine Ausbildungen entwickelt. Die Alpenvereinshütte Taschachhaus auf 2.200 Metern Seehöhe dient dabei vielen Alpinisten als Stützpunkt.
Den Gletscher erleben: Besonders eignet sich das Gebiet um das Taschachhaus für alpine Ausbildungen. Gerade Bergungen aus Gletscherspalten können hier ausgezeichnet geübt werden. Im Grundkurs Eis & Hochtouren lernt ihr, wie ihr am Taschachgletscher, wie ihr im Ernstfall jemanden aus einer Gletscherspalte bergen könnt.
Den Gletschern in Österreich geht es an die Substanz – warum?
Hier ein grober Überblick zur Gletscherschmelze der vergangenen Jahre:
- Bis 1850 herrschte die Kleine Eiszeit in Mitteleuropa -> Die Temperaturen waren allgemein kühler als heute, die Winter lang und hart.
- Ab 1850 klang mit der industriellen Revolution die Auswirkungen der Kleinen Eiszeit immer weiter ab -> es wurde immer wärmer.
- Positiv daran: Dank der weniger harten Winter wurde das Essen immer seltener knapp.
- Die Schattenseiten: Bis heute steigt die Durchschnittstemperatur weltweit an. Das bringt neben den anderen Auswirkungen auf die Erde auch die Eisriesen mächtig ins Schwitzen.
Es gilt nicht als unwahrscheinlich, dass die Gletscher, auch Österreichs Gletscher, bis zum Ende des Jahrhunderts verschwunden sein könnten.
Einen aktuellen Überblick über den aktuellen Stand der Gletscher liefert der österreichische Alpenverein. Hier könnt ihr den Gletscherbericht 2019 nachlesen >>
Erwanderbare Eisriesen
Ihr möchtet mehr über die Gletscher in Österreich erfahren? Ihr interessiert euch für die Gletscherschmelze, ihre Ursache und ihre Folgen? Das und vieles mehr erklärt der Innsbrucker Glaziologe Michael Kuhn in unseren Beitrag Erlebnis Gletscher, das wanderbare Eis der Erde.
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