Im August 2020 ging es los und ich überquerte zum ersten Mal auf dem E5 die Alpen. Wie ich auf die Reise kam, welche Etappen ich ging und was es alles zu sehen gab erzähle ich euch in meinem Reisebericht. Viel Spaß beim Lesen!
Die gewählte Route: Über den E5 von Oberstdorf nach Meran. Gebucht habe ich diese Wanderreise bei ASI Reisen. Am 17.8.2020 ging es dann los. |
1. Tag – Von Oberstdorf zur Kemptner Hütte
Der Treffpunkt ist am Bahnhof in Oberstdorf. Otto Stecher – unser Wanderführer – begrüßt uns und bricht das Eis, indem sich jeder in der Runde einmal vorstellt.
Danach bringt uns der bestellte Bus vom Bahnhof in die Spielmannsau, wo wir ein kurzes Stück mit dem Rucksack zur Materialseilbahn laufen. Dort dürfen wir die Rucksäcke an der Bahn abgeben und wandern befreit mit leichtem Gepäck Richtung Kemptner Hütte – unser 1. Etappenziel.
Der Weg führt uns 6 km lang durch das wunderschöne Sperrbachtobel. Schon am frühen Nachmittag erreichen wir unser Etappenziel, die Kemptner Hütte. Die Kemptner Hütte (1.846 m) wird eingerahmt von Krottenkopf und Mädelegabel.
Nach der Zimmervergabe treffen wir uns am frühen Abend zum Abendessen. Und so lassen wir unseren ersten Wandertag mit netten Gesprächen ausklingen. Ins Bett ging es um 22.00 Uhr – Nachtuhe.
2. Tag – Durch die Lechtaler Alpen
Der Tag beginnt um 6.00 Uhr mit dem Frühstück. Um 6.30 Uhr wird die Wandergruppe von Otto vor der Hütte begrüßt und wir erreichen nach ca. 45 Minuten den alten Pass am Mädelejoch (1.973 m), der Grenze von Deutschland und Österreich in Richtung Roßgumpenalm (1.329 m). Durch das Höhenbachtal geht es vorbei am Simmswasserfall nach Holzgau über die Hängebrücke.
Nach einer Mittagspause bringt uns der Transferbus ca. 5 km bis zur Materialseilbahn der Memminger Hütte. Von da wanderten wir wieder mit leichtem Gepäck Richtung Memminger Hütte.
Wir gehen über die Behelfsbrücke über den Parseierbach und in den Westhang des Seekogels.
Der Aufstieg ist schon recht anstrengend – teilweise setzt leichter Regen ein. Hier queren wir nach Osten einen Bilderbuch-Wasserfall. Wir durchqueren eine steile Schlucht bis wir die Hochfläche erreichen, wo der Wasserfall spektakulär hinunterstürzt
Wenige Meter entlang des Bachs und wir überblicken einen flachen Kessel, in dem die Memminger Hütte liegt.
Wir haben unser zweites Etappenziel auf 2.242 m erreicht! (Gehzeit: ca. 5 Stunden vom Bach weg)
Auch heute gibt es wieder die obligatorische Zimmervergabe, dann ab zum Duschen, Abendessen und in die wohlverdiente Nachtruhe um 22 Uhr.
3. Tag – Wandern zwischen Lech- und Oberinntal
Pünktlich, wie es unser Wanderführer Otto wünscht, steht die Wandergruppe um 6.30 Uhr vor der Hüttentür. Heute wird es anstrengend. Wir wandern von 2.242 Höhenmetern hinunter auf 774 Meter Seehöhe. Von der Hütte aus steigen wir auf die Seescharte (2.600 m) mit einem herrlichen Blick auf den unter uns liegenden See.
Die Gruppe kämpft sich langsam in Reih und Glied in Richtung Seescharte (steil und felsig), wo wir nach dem engen Durchgang einen fantastischen Ausblick ins Inntal und auf die gegenüberliegende Silberspitze genießen können. Im Tal – ganz weit unten – liegt das Zamser Loch – unser Ziel.
Der Abstieg testet nun unsere Knie. Stundenlang wandern wir Richtung Zams, der Abstieg ist steil, serpentinartig und geröllig. Dazwischen legen wir Rast an der Oberlochalm ein (leckere Speckbrote!)
Hier macht sich gute Aurüstung bezahlt: Einer unserer Mitwanderer verliert bei diesem Abstieg seine Sohle am Wanderschuh und wird sich in Zams neue kaufen müssen.
Die Stunden wirken endlos, dann erreichen wir noch bei richtig warmer Sonne endlich Zams und der erste Supermarkt ist unser Ziel – dort wir belohnen uns mit eiskalter Cola und Eis.
Um 16.30 Uhr nehmen wir die letzte Gondelfahrt Richtung Venet Gipfelhütte (2.212. m), unser heutiges Etappen- und Übernachtungsziel.
Nach der Zimmerverteilung durch Otto (Bonus hier: vorhandene Kopfkissen und „EndlosDusche“) treffen wir uns um 19 Uhr im Gipfel-Restaurant und genießen ein schmackhaftes Mehrgang-Menü – organisiert durch ASI Reisen. Dazu gibt es einen herrlichen Ausblick auf die Bergwelt.
4. Tag – Vom Pitz- ins Ötztal
Auch heute wird wieder genüsslich gefrühstückt. Unter anderem gab es eine schmackhafte „Sacher Torte“, die von ASI Reisen einer unserer Mitwanderinnen zu ihrem 50. Geburtstag geschenkt wurde. Danach wandern wir bei angenehmen Temperaturen um 7.30 Uhr auf dem Höhenwanderweg Richtung Galflun-Alm und weiter nach Wenns. Dort wartet ein Transfer auf uns, der uns nach Mittelberg bringt.
An der Materialseilbahn zur Braunschweiger Hütte werden die Rucksäcke abgegeben und wir machen in der „Gletscherstube“ eine längere Rast, bevor wir uns auf die Königsetappe zum Aufstieg in die Ötztaler Alpen machen.
Der Wasserfall auf der rechten Seite gibt uns Erfrischung.
Wir steigen durch felsiges Gelände (schwierige Anstiege sind mit Seilen gesichert). Auf ca. 2.200 m mündet der Steig in einen Fahrweg, dem wir 2 Kurven folgen, bevor wir dann wieder erneut links in einen Steig abbiegen. Noch ca. 500 Höhenmeter müssen wir bewältigen, bei richtig warmer Sonne. Einige Passagen führen über Steinhalden und Felsen (mit Seilen gesichert).
Die Belohnung ist ein herrliches Landschaftserlebnis, was uns den Aufstieg etwas leichter macht. Wir haben einen grandiosen Ausblick auf den Mittelbergferner und die Wildspitze (Österreichs zweithöchster Berg).
Endlich kann man unser 4. Etappenziel erkennen
Die Braunschweiger Hütte (2.759 m) ist unser höchstgelegener Schlafplatz bei dieser Alpenüberquerung.
Die 3 Mädels in unserer Wandergruppe erhalten dieses Mal ein eigenes Zimmer, später kommt noch Luisa dazu, die sich allein auf die Alpenüberquerung gemacht hat.
Mittlerweile hat die Gruppe Routine beim Schlafsack-Auspacken, Duschen und der Essensausgabe. Nach einem schmackhaften Abendessen (Pellkartoffeln, saures Gemüse, Quark und Bacon) wird in der Gruppe der heutige Tag nochmals ausgetauscht.
Bettruhe: 22 Uhr
5. Tag – Hochalpiner Gletschergenuss
Wir verlassen um 6.30 Uhr die Braunschweiger Hütte Richtung Pitztaler Jöchl und Martin Busch Hütte – heute ist die längste und anstrengendste Tour vom Weitwanderweg E 5.
Bis zum Grat ist die Steigung moderat, wird kurz davor recht steil und ist mit Drahtseilen gesichert. Hier überschreiten wir das erste Mal die 3.000-Höhenmeter-Marke.
Nach der Gratüberschreitung geht es direkt hinab und es folgt der Abstieg durch schroffe Felsenlandschaften. Teilweise lösen sich Steine durch unsere Wandergruppe und wir müssen etwas mehr Abstand halten. Wir durchqueren ein Schneefeld und wandern dann Richtung Parkplatz Rettenbachgletscher (2.684 m). Im Sommer ist es hier sehr einsam – nur Wanderer und keine Skifahrer.
Der Transferbus bringt uns durch den Rosi-Mittermeier-Tunnel (höchstgelegener Straßentunnel Europas) auf die andere Seite zum Tiefenbachferner. Dort finden im Winter auch Weltcuprennen statt.
Nun wandert man ca. 4 Stunden auf dem Venter Panorama-Weg talwärts nach Vent. Der Weg führt über Geröllfelder und man kann in aller Ruhe die Aussicht ins Tal genießen. Das letzte Stück nach Vent (1.896 m) ist eine asphaltierte Fahrstrasse. Im Hotel Post Alt Vent gibt es eine ausgiebige Mittagspause, bevor wir uns auf den Weg zur Martin-Busch-Hütte machen.
Ein schmaler Fahrweg führt uns in 2-4 Stunden auf die Martin-Busch-Hütte, allerdings ohne Schatten und mit viel Sonne. Am Anfang ist der Weg noch recht steil. Das eine oder andere Auto überholt uns und auch viele Wanderer, die für einen Tagesauflug die Hütte besuchen.
Erst kurz vor Ende des Weges sichten wir die Hütte – endlich.
Bei herrlichem Sonnenschein schmeckten uns die Getränke besonders gut und wir führen unterhaltsame Gespräche mit anderen Wanderern.
Last but not least gibt es auch heute die obligatorische Zimmerverteilung, Duschen und schmackhaftes Abendessen.
Nachtruhe 22.00 Uhr
Tag 6 – Auf ins mediterrane Südtirol
Nach dem Frühstück kommt der letzte Anstieg auf die Similaun-Hütte (3.010 m). Der Anstieg geht in Serpentinen auf einem Moränenrücken westlich vom Talgrund immer aufwärts, bis wir den Abzweig „Ötzi-Fundstelle“ erreichen.
Wir wandern weiter über eine kurze versicherte Passage aufwärts, überqueren die Grenze von Österreich nach Italien und erreichen dann die Similaun-Hütte am frühen Vormittag.
Es ist ein herrliches Gefühl, diese Hütte erreichet zu haben: Sonne, blauer Himmel und den Similaun Gletscher vor Augen.
Der Apfelstrudel mit Sahne schmeckte hervorragend. Wanderführer Otto gönnte uns eine Stunde Pause.
Von der Hütte aus passieren wir mehrere Felsstufen hinab ins breite Tisental. Ein Abstieg (ca. 2,5 Stunden), wo man sich schon konzentrieren sollte – zumindest im oberen Abschnitt.
Durch das herrliche Tal gehen wir in fast gleichbleibender Neigung abwärts, durch einen lichten Lärchenwald bis zur Jausenstation „Tisenhof“ (1.814 m).
Bald erschliesst sich ein herrlicher Blick auf den Stausee „Vernagt“
Am frühen Nachmittag erreichen wir endlich die Jausenstation, wo schon andere Wanderer, die etwas schneller waren als wir, auf uns warten. Es wird viel umarmt und einigen Mädels rollen die Tränen übers Gesicht.
Wir haben es geschafft!
Auf unserer Wanderreise auf dem E5 haben wir 164.000 Schritte gemacht. |
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