Das Wildern war früher, wie auch heute noch eine von Männern besetzte Berufsart und Aufgabe. Sehr selten nur hört man von Wilderinnen. Die große Ausnahme ist die „Floitenschlagstaude“ – Sie ist bekannt als die einzige Wilderin aus dem Zillertal und ging in die Tiroler Jagdgeschichte ein. Um ihre Familie ernähren zu können, ging sie auf die Jagd. Der Grat zwischen illegaler Wilderei und Beseitigung von Wildschädlingen war dabei oft sehr schmal, weshalb sie sich auch des Öfteren vor Gericht verantworten musste.
Ein kleiner Einblick in das Leben der Wilderin:
Über die „Floitenschlagstaude“ Elisabeth Lackner: Sie wurde 1845 in ärmlichen Verhältnissen geboren und bewirtschaftete später eine Hütte in steilem und unwegsamem Gelände im Floitental. Das Floitental befindet sich im hintersten Zillertal in Österreich. Der Name “Floitenschalgstaude” setzt sich aus dem Namen des Tals und ihrer Gestalt zusammen. Sie wird als eine große, schlanke und schöne Frau beschrieben, die einer Staude, einer hochwachsenden Pflanze, ähnelte.
Ihr Leben als Wildschützin: Nach dem frühen Tod ihres Mannes war sie sehr verzweifelt und hatte große Mühe ihre Familie, sie hatte 9 Kinder, zu ernähren. Die Bewirtschaftung der Hütte war schwere körperliche Arbeit und der Ertrag reichte meistens nicht aus, weshalb sie auch auf die Jagd ging – und darin war sie sehr gut. Es heißt, sie konnte mit der Flinte besser umgehen, als mit dem Kochlöffel und schoss die Gämse sogar vom Fensterbalken aus. Das illegale Handwerk des Jagens erlernte sie von ihrem Vater und sie wurde dabei nicht nur einmal erwischt. Vor Gericht argumentierte sie damit, dass sie sonst verhungern müsste und wurde frei gesprochen. Jedoch gelang ihr das nicht immer. Wenn der Jagdtrieb wieder einmal mit ihr durchging, wurde sie oft übermütig und so ging sie eines Tages eine Wette mit den ansässigen Wildhütern ein. Sie behauptete, dass sie es schafft das erlegte Wild ins Tal zu bringen, ohne sich dabei von den Förstern erwischen zu lassen. Als sie eines Tages mit einer schweren Kraxe voll Käse ins Dorf absteigen wollte, bot ihr einer der Förster die Hilfe beim Tragen an. Es stellte sich dann heraus, dass sich unter dem Käse die gewilderte Gams befand und somit mussten sich die zwei geschlagen geben und die Staude hat die Wette gewonnen. Um sich zu rächen, lauerten sie ihr eines Tages auf und konnten sie beim Austausch der Felle beobachten. Das gewilderte Fleisch fanden sie jedoch nicht. Dennoch wurde sie zu 6 Monaten schweren Kerker verurteilt. Ihrer schönen Augen wegen sagt man, wurde sie zwei Monate früher entlassen.
Buch: Die Floitenschlagstaude
Wilhelm E. Hofer erzählt in diesem Buch die Geschichte der einzigen Wildschützin Tirols. Jahrelang stöberte er in Archiven, trug Berichte und Hinweise von einheimischen Jägern und Bergführern, von Großeltern, Eltern, Onkeln und Tanten zusammen. Das Buch ist die spannende und packende, wahrheitsgetreue Schilderung vom außergewöhnlichen Leben einer außergewöhnlichen Frau.
Bei der geführten Trekking Reise “Zillertal – Berliner Höhenweg” sind wir im Tal der Floitenschlagstaude unterwegs.
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