Was bedeutet eigentlich Luxus bei einer Reise für euch? Mit einer Limousine durch die Gegend gefahren zu werden, zu Mittag den teuersten Kaviar mit Champagner genießen und in der teuersten Suite mit Riesenkronleuchter an der Decke einschlafen? Oder vielleicht abgeschieden von der Hektik des Alltags die Seele baumeln lassen, die Schönheit der Natur genießen und in der Hängematte fernab der akustischen Umweltverschmutzung die Geräusche der Natur staunend wahrnehmen?
Und wie ist nachhaltiges Reisen möglich? Mit dieser Frage hat sich Ambros Gasser, Geschäftsführer von ASI Reisen, auseinandergesetzt. Und ist dabei auf einen langjährigen ASI Partner gestoßen: die Selva Bananito Lodge in Costa Rica. Im Gespräch verrät der Inhaber der Lodge, Jürgen Stein, wie er auf die Idee gekommen ist, mitten im Nichts eine Öko-Lodge zu bauen. Er führt die Lodge nach einem sehr nachhaltigen Grundsatz: Alle Lebensformen auf unserem Planeten sind miteinander verbunden und voneinander abhängig. Deswegen liegt es an uns allen, diese zu pflegen und zu schützen.
Interview: Ambros Gasser im Gespräch mit Jürgen Stein
Jürgen, seit wann lebst du in Costa Rica? Und warum?
Meine Eltern sind 1974 nach Costa Rica gezogen. Damals war ich acht Jahre alt. Ich lebe bis heute in diesem Land, weil es traumhaft schön ist. Die Artenvielfalt ist schier unglaublich, es gibt von dichtem Dschungel über dampfende Vulkane und weitläufigen Stränden am Pazifik und der Karibik so ziemlich alles, was einen Naturfan wie mich begeistert. Zudem kann ich hier durch meine Arbeit im Bereich des nachhaltigen Naturtourismus wichtige Beiträge zu einer lebenswerten Zukunft leisten. Das erfüllt mich mit Stolz, gibt meinem Leben und Arbeiten einen Sinn.
Wie kamst du auf die Idee, eine Lodge mitten im Regenwald aufzubauen?
Als meine Familie nach Costa Rica gezogen ist, hat mein Vater ein Stück Land in der Nähe der Hafenstadt Limón an der Karibikküste erstanden. Schließlich standen meine Schwester und ich vor der Entscheidung, uns um die Genehmigung zur Abholzung des Waldes zu bemühen, so wie es unser Vater betrieb. Das wäre rein wirtschaftlich gesehen sehr lukrativ gewesen. Wir haben uns jedoch dagegen entschlossen und stattdessen die Idee entwickelt, eine Lodge als alternative Einnahmequelle zu bauen. Gleichzeitig wollten wir mit dieser den negativen Einfluss auf die Natur so gering wie möglich halten.
Was ist das Besondere an eurer Lodge? Warum kommen die Gäste zu euch?
Selva Bananito ist einmalig ruhig gelegen. Mitten im Urwald Costa Ricas kommen nicht viele Handystrahlen durch. Markenklamotten sind mehr als nebensächlich und das, was meiner Meinung nach wirklich zählt, erleben die Gäste hier mit all ihren Sinnen: die Natur. Genau diese finden sie bei uns. Das beginnt bereits bei der Anfahrt, denn die Lodge liegt fernab von befestigten Straßen und ist nur mit ein paar Flussüberquerungen erreichbar. Die Naturerlebnisse gehen weiter bei Erkundungstouren durch den Primärregenwald, der die Lodge umgibt und den wir im Rahmen von diversen Maßnahmen schützen. Beim Einschlafen in den Holz-Bungalows, das Zirpen, Rascheln und Rufen des Dschungels im Ohr. Beim Frühstücken von frischen Bananen, Wassermelonen und Ananas, die in der Gegend wachsen. Oder während des Abendessens, das ausschließlich beim weichen Licht der Kerzen stattfindet. Das alles entschleunigt und gibt den Gästen die Chance, etwas mehr zu sich selbst zurückzufinden.
Wie schaut das Konzept der Selva Bananito Lodge denn genau aus? Welches sind die Grundgedanken dahinter?
Die Grundidee hinter unserem Betrieb ist, dass er wesentlich zur Erhaltung des Regenwaldes durch Tourismus beitragen soll. Ich bin sehr umweltbewusst aufgewachsen. Schon als Kind kam ich in Berührung mit der Arbeit in und mit der Natur, da mein Großvater eine Landwirtschaft in Kolumbien betrieb. Daher lernte ich bereits früh, die Natur sowie die mich umgebenden Ressourcen zu schätzen. Die Selva Bananito Lodge ist eine gute Möglichkeit, diese Lebenseinstellung an interessierte Menschen aus aller Welt weiterzugeben. Zudem bin ich davon überzeugt, dass so das Reisen etwas umweltschonender gestaltet werden kann.
Habt ihr viele Stammgäste?
Ja, es gibt viele, die uns über die Jahre immer wieder besuchen. Michael und Connie zum Beispiel. Schon bevor sie geheiratet hatten, kamen sie 1996 zu uns. Inzwischen sind sie bereits das elfte oder zwölfte Mal da gewesen. Immer wieder erzählen sie mir, dass sie in der Selva Bananito Lodge besonders gut ihre Seele baumeln lassen können. Zudem sind sie sehr an den Projekten interessiert, die wir um die Lodge am Laufen haben. Allen voran unser neuestes Vorhaben, das sich „Auf den Spuren der Wildkatzen” nennt. Dabei haben die beiden auch schon zwei Mal auf der Dschungelplattform geschlafen.
Was kann man sich unter dem Projekt genau vorstellen?
Hintergrundgedanke ist, den Primärregenwald um die Lodge zu erhalten. Er ist Lebensraum für viele verschiedene Tiere, unter anderem auch Jaguare und Pumas. Auf Dschungelübernachtungstour helfen unsere Gäste mit, Bewegungskameras im Wald auszuwechseln. Die haben wir dort installiert, um die Aktivitäten der Wildkatzen und anderer Säugetiere aufzuzeichnen und auszuwerten. Laut den Wissenschaftlern der Jaguar Stiftung der Nationalen Universität gibt es etwa elf oder zwölf verschiedene Jaguare in unserem Reservat. Danach übernachten die Gäste auf einer Plattform mitten im Dschungel. Auch für mich ist es immer wieder ein faszinierendes Erlebnis, unter freiem Himmel in der Hängematte zu schlafen und die Geräusche des Dschungels so intensiv wahrzunehmen.
Das hört sich echt abenteuerlich an. Warum fühlen sich die Gäste sonst noch so wohl bei euch?
Wir sind nicht überlaufen, so wie viele andere Highlights in Costa Rica. Das schätzen die Menschen, die zu uns kommen. Zudem punktet die Lodge bei den Gästen mit ihrer Schlichtheit. Die Bungalows haben wir aus dem Holz der Region gebaut und dabei auf die traditionelle karibische Stelzenbauweise geachtet, die sich optimal ins Landschaftsbild eingliedert. Sie haben genau die richtige Größe, um sich wohlzufühlen. Viele schätzen zudem die familiäre Atmosphäre, die bei uns mitschwingt. Dadurch, dass wir nur für bis zu 40 Gäste Platz haben, fühlt sich der einzelne Besucher stärker in die Gesamtatmosphäre integriert. Oft entstehen unter den Gästen Gespräche, die mehr Inhalt haben als der übliche Smalltalk. Der dichte Dschungel, der die Lodge umgibt, tut sein Übriges. Es ist eine Lodge des einfachen Lebens. Genau darin ist der Luxus meiner Meinung nach zu finden.
Luxus bedeutet für dich also Verzicht?
Nein. Ich tausche nur gewisse Dinge gegen andere. So kann ich getrost auf ständiges Herumtippen auf irgendwelchen Bildschirmen verzichten. Oder auf einen brummenden Porsche-Motor in meinen Ohren. Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als den zirpenden Grillen zu lauschen, wenn ich mir mal eine Pause in der Hängematte gönne. Oder zu beobachten, wie sich die Natur von Regen- zu Trockenzeit verändert. Das gibt mir so viel mehr, als es jeder „Luxusartikel“ je schaffen könnte.
Die Selva Bananito Lodge ist durch zahlreiche Zertifikate für nachhaltigen Tourismus ausgezeichnet. Welche wesentlichen Kriterien spielen hier mit rein?
Das Ganze fing schon vor dem Bau der Lodge an. Damals beschlossen meine Schwester und ich uns wie bereits erwähnt für den Bau einer nachhaltigen und umweltschonenden Lodge. Das ist uns meiner Meinung nach gut gelungen: 80 Prozent der Lodge bestehen aus „Restholz“, das nach Abholzungen in früherer Zeit zurückgelassen wurde.
Welche weiteren Maßnahmen habt ihr in Richtung Umweltschutz gesetzt?
Wir haben praktisch sämtliche Bereiche darauf ausgelegt. Warmwasser und Strom erzeugen wir durch Solarenergie, es werden nur biologisch abbaubare Seifen verwendet, zudem recyceln wir sämtlichen Müll, den wir produzieren. Der Biomüll landet sowieso auf dem Kompost. Abwässer behandeln wir mit Bakterien, Enzymen und Wasserlilien. Und: Es gibt keine akustische Umweltverschmutzung bei uns.
Was verstehst du unter akustischer Umweltverschmutzung?
Es gibt weder Radio noch Fernsehen, welche die natürlichen Klänge des Dschungels übertönen könnten. Viele unserer Gäste genießen gerade diesen Aspekt ganz besonders. Viele von ihnen sind es gewohnt, ständig eine künstliche Geräuschquelle in den Ohren zu haben. Angefangen vom Straßenlärm bis hin zum Läuten des Telefons im Büro und daheim. Es ist unglaublich wohltuend, wenn man den ganzen Tag dem entfernten Kreischen der Affen lauscht, das sich mit dem Konzert aus vielen verschiedenen Vogelstimmen mischt.
Eindrucksvoll, das klingt echt entspannend.
Ist es auch. Einen Punkt habe ich vorher noch vergessen: Wir übernehmen auch soziale Verantwortung, indem die Angestellten der Lodge aus nahegelegenen Dörfern kommen und so mehr Lebensqualität durch einen kurzen Arbeitsweg genießen. Überdies kommt der Großteil der Einkäufe aus lokalen Geschäften oder eigenem Anbau. Damit unterstützen wir die lokale Wirtschaft und einen kurzen Transportweg der Waren.
Welches ist die am häufigsten gestellte Frage deiner Gäste?
Wie kommt man auf die Idee, mitten im Nichts ein Lodge zu bauen?
Und wie lautet deine Antwort darauf?
Es gibt uns die Möglichkeit, genau die Ressourcen der Natur zu nutzen und gleichzeitig auch zu schützen, die wir sonst hätten abholzen müssen. Die Wälder des Selva Bananito Reservats sind seit zwanzig Jahren eine der wichtigsten Wasserquelle für die Hafenstadt Limón, aus der 85.000 Menschen ihr Trinkwasser beziehen. Gleichzeitig ist das Naturschutzgebiet Lebensraum vieler bedrohter Tierarten, darunter Wildkatzen wie Puma und Jaguar.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Selva Bananito Öko-Lodge: Hard Facts
- Energie für Warmwasser und Strom wird durch Solarenergie gewonnen
- es werden nur biologisch abbaubare Seifen verwendet
- es gibt keine “akustische Umweltverschmutzung” wie Radio oder Fernsehen
- sämtlicher Müll wird recycelt und Biomüll wird kompostiert
- Abwässer werden mit Bakterien, Enzymen und Wasserlilien behandelt
- soziale Verantwortung: alle Angestellten der Lodge sind aus nahegelegenen Dörfern und der Großteil der Einkäufe kommt aus lokalen Geschäften oder eigenem Anbau
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