Pilgern kann man nicht nur in Spanien. Eine etwas ruhigere Wandervariante bietet der Jakobsweg in Portugal, auch Camino Portugues genannt. Barbara Z. nimmt uns mit auf ihre Reise – 15 intensive Tage auf dem portugiesischen Jakobsweg. Im Zeitraum des 09. – 25. September 2017 durchwanderte sie den grünen Norden Portugals, von Porto nach Santiago de Compostela. In diesem Beitrag erzählt sie von ihrer erlebnisreichen Wanderreise und vom Reiz, der dahintersteckt. Zudem, wie es sich anfühlte, als sie die Kathedrale in Santiago de Compostela erreichte.
Die Reise war dort aber noch nicht zu Ende: Die letzten Tage verbrachte Barbara in der Barockstadt und unternahm noch einen Tagesausflug nach Finisterre.
Eine neue Challenge: Barbara erzählt
Nachdem wir im Vorjahr den ersten Teil des österreichischen Jakobsweges bewältigt haben, wollten wir uns heuer auf eine längere Route wagen. Man hat ja so seine Vorstellungen und macht sich den einen oder anderen Gedanken – werde ich es schaffen? wird es zu anstrengend? – und überhaupt, wird alles klappen? Einfach gesagt – es war ein tolles, wunderschönes und gleichzeitig auch entspanntes Erlebnis und wir würden diesen Weg jederzeit wieder gehen.
Der Weg ist das Ziel
Der Anfang wurde uns leicht gemacht: Wir haben zwei Nächte in Porto im Hotel geschlafen, was sehr angenehm war. Nicht nur, weil man sich so einiges in Porto ansehen konnte, sondern auch, weil die erste Etappe unter Zuhilfenahme des öffentlichen Autobusses Nr. 602 gut und leicht zu bewältigen war. Wir stellten im Nachhinein fest, dass fast jeder aus der Stadt hinausfuhr. Der Weg führt nämlich an vielbefahrenen Straßen und einem nicht wirklich einladenden Stadtviertel entlang. Erst am Stadtrand begann die Wanderung.
Die Streckeneinteilungen waren – bis auf eine Etappe – sehr gut und eigentlich immer in einem angenehmen Zeitrahmen zu bewältigen. Wir sind im Regelfall gegen 09.00 Uhr losmarschiert, da waren die Temperaturen meistens noch kühler und machten das Gehen angenehm. Unser Pilgerpass wurde in allen Cafés und allen Unterkünften, egal ob Pilgerherberge oder Hotel abgestempelt. Aufpassen mussten wir aber in Spanien – hier benötigt man zwei Stempel pro Tag – allerdings stellt das überhaupt kein Problem dar, es gibt genügend Cafés.
Bei der langen Etappe (=33 km) sind wir jene paar Kilometer, die durch die Stadt führten, mit dem Taxi gefahren. Auch hier starteten wir erst am Stadtrand wieder. Die Etappe war zwar lang, hat sich aber gefühlt nicht mehr ganz so in die Länge gezogen.
Die einzige wirkliche Herausforderung ist die Etappe von Ponte de Lima nach Rubiaes, denn der Anstieg auf den 405m hohen Alto da Portela Grande de Labruja hat es in sich – allerdings wurden wir mit einer tollen Aussicht belohnt.
Der Reiz des Camino Portugues
Der Weg führt großteils durch wunderschöne Landschaft, teilweise kamen wir uns vor, als würden wir durch einem Zauberwald gehen. Die alten Dörfer mit ihren Steinhäusern haben uns in ihren Bann gezogen – auch wenn vieles verlassen und verfallen war – es hatte doch seinen ganz eigenen Reiz.
Die Menschen sind durchwegs sehr freundlich und hilfsbereit. Auch wenn wir oft sprachliche Hindernisse zu überwinden hatten, da die Einwohner oft kein Englisch konnten, haben wir immer bekommen, was wir gerade brauchten.
Ich finde es wichtig zu erwähnen, dass es auch Streckenabschnitte gibt, die der Straße entlang führen. Das war für uns verständlich, da es sich um eine doch lange Strecke handelt und nicht alle Wege fernab von asphaltierten Straßen sein kann. Entlang den Straßen mussten wir etwas mehr aufpassen, denn beim Autofahren sind hier alle kleine Rennfahrer.
Das Ziel ist erreicht
Die Ankunft in Santiago de Compostela war, na ja, etwas konfus. Man weiß nicht wirklich, wohin man muss, viele enge Gassen, noch mehr Menschen – ja, und dann steht man plötzlich auf dem großen Platz vor der Kathedrale und kommt sich im ersten Moment ein bisschen verloren vor.
Es dauert schon eine Weile, bis man wirklich realisiert hat, dass es vorbei ist – ganze 250 km (mitgemessen) zu Fuß. Wir machten viele Erinnerungsfotos, es war laut, und uns wurde klar – es ist geschafft. Anschließend, gingen wir zum Pilgerbüro und stellten uns für die Compostela (die Pilgerurkunde) an. Das verlangt einiges an Geduld – insgesamt mussten wir eine Stunde und 20 Minuten warten, um das begehrte Schreiben zu bekommen. Wir hatten an diesem Tag 26 km in den Beinen, deswegen war das etwas anstrengend. Es hatte aber auch was Schönes, wir trafen hier viele bekannte Gesichter, denen wir entlang des Weges schon begegnet sind.
Gänsehaut auf der Pilgermesse
Am Freitag waren wir dann in der Abendmesse – ein Erlebnis, das man mit Worten eigentlich gar nicht beschreiben kann. Ja, ich denke, dass muss man selbst erlebt haben. Es war einfach nur schön und ist (nicht nur uns) wirklich unter die Haut gegangen. Noch dazu hatten wir das Glück, dass der berühmte Botafumeiro (Weihrauchfass) geschwenkt wurde – und das zu sehr eindrucksvoller Musik. Auch die Statue des Heiligen Jakobus haben wir umarmt, das gehört dazu.
Finisterre & Muxia – Zeit zum Verweilen muss sein
Eine Verlängerung in Santiago de Compostela ist durchaus sinnvoll, denn man bekommt dadurch doch einen besseren Eindruck von der Stadt. Es hat Spaß gemacht, durch die kleinen Gassen der Altstadt zu spazieren, das eine oder andere Souvenir zu kaufen und einfach die Freizeit zu genießen.
Außerdem haben wir einen wunderschönen Tagesausflug nach Finisterre und Muxia gemacht. Dieser war vor Ort direkt buchbar, wir haben das übers Internet gemacht. Der Ausflug selbst ist absolut empfehlenswert, wir hatten die Chance, sehr viel zu sehen – auch den 0,0 km-Stein. Und wenn sich uns auch das Ende der Welt im Nebel gezeigt hat, es hat einfach gepasst.
Viele Wege führen nach Santiago de Compostela, egal ob zu Fuß oder auf dem Bike. Barbara kam ihn den Genuss, zwei Länder und zwei Kulturen auf ihrer Wanderreise zu entdecken. Holt euch mehr Informationen zu den ASI Jakobsweg-Reisen.
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