“Jeden Tag steuern wir eine neue Insel an, der Strand schneeweiß, dahinter tiefster Dschungel.”
Sandra über ihren Segeltörn
„… back to a time before the internet, phones, convenience stores and even denim existed …“ – so heißt es in der Ausschreibung der Reise. Genau das Richtige für mich, dachte ich und auf gings. Kaum raus aus dem Flughafen in Phuket überwältigt mich die tropische Welle mit 90% Luftfeuchte, Mengen an Taxis und Geschrei: „….Kha kha, Taxi, Taxi….“ – Welcome im Süden von Thailand. Angekommen im Hostel in Phuket hol ich mir zuerst noch eine Nase voll Hektik: Menschen, Mopeds, Menschen und wieder Mopeds, dazwischen Garküchen auf den Straßen – ein wilder Geräusch- und Geruchscocktail.
Nach einer 5-stündigen Busfahrt nach Ranong setzen wir über mit dem Longtailboot und erreichen schließlich die „SIMILE“, unser „Home for the next days“, wie unser südafrikanischer Skipper Mike treffend verkündet, als wir den Segelcatamaran entern. Wir sind eine bunte internationale Truppe – alle gespannt, wie es wohl wird für 8 Tage auf so engen Raum 24h zusammen zu sein. Sämtliche Zweifel, dass das gut gehen wird, verfliegen nach den ersten Metern auf dem Wasser. Wir lassen uns direkt in die Sitz-Beanbags auf dem Vorderdeck fallen und diese sollten in den nächsten Tagen zu unserem Wohnzimmer werden – unter dem Sonnensegel genießen wir den Wind und das Salz auf unserer Haut. Unsere Blicke schweifen mit den Wellen ins endlose Blau des Wassers und nach 4h dahingleiten, ist auch der letzte Ruhelose im Slow-Down Modus angekommen.
Wir segeln vorbei an kleinen und größeren Fischerbooten – immer tiefer in das Mergui-Archipel mit seinen 800 großteils noch unberührten Inseln. Jeden Tag steuern wir eine neue Insel an, der Strand schneeweiß, dahinter tiefster Dschungel. Wir sind überwältigt von der Vielfalt an Blautönen, die uns das Wasser je nach Licht und Tiefe schenkt. Unsere Tage kennen keine Uhrzeit – wir erwachen in den Buchten der Inseln mit dem Gebrüll der Affen und Vogelgezwitscher, dann segeln wir bis Mittag, am Nachmittag schnorcheln und schwimmen wir, gehen Paddle-boarding oder entdecken die Mangroven mit dem Kajak. Hier erinnert mich alles an die Szenerie in „Herr der Ringe“.
Stundenlang liegen wir an Deck – lesen, schreiben, schauen, sinnieren und lachen. So kann es ewig weitergehen, denken wir! Doch die Tage verstreichen schneller als uns lieb ist und als wir am Swinton Beach, einer 400m Strandzunge unser großes BBQ am Abend haben, wissen wir das der vorletzte Tag bereits angebrochen ist und leichte Melancholie macht sich breit. Cat, unsere Hongkong-Chinesin war eine enthusiastische Selfie-/Foto- und Filmbastlerin – jegliche Action an und außerhalb von Bord wurde detailliert dokumentiert, doch den für uns alle schönsten, intensivsten Moment konnte auch sie nicht festhalten. In einer sternenklaren Nacht fuhren wir in unserem Minischlauchboot weg vom Catamaran – als wir zum schwimmen ins Wasser sprangen, schien der ganze Sternenhimmel ins Wasser gefallen zu sein – bei jeder Bewegung in dem „phosphorized water“ erleuchteten tausende weiße Punkte – der ganze Körper war ein einziger Avatar – wir fühlten uns eins mit dem Ozean, waren berührt von der Schönheit, die die Natur kreiert. Diesen Augenblick werden wir nie vergessen, war der Tenor noch 2 Tage später, als wir schon wieder in Phuket beim letzten gemeinsamen Abendessen sitzen. Ein Gefühl von Wehmut macht sich breit – back to the „real world“ heißt es für uns und die Frage, die wieder bleibt und die jeder nur für sich beantworten kann: „Welche Realität ist wahrhaftiger, erfüllender? Was brauche ich wirklich um mich frei und glücklich zu fühlen?“
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