Wenn ihr im späten Frühling oder im Frühsommer in den Bergen unterwegs seid, werden euch an bestimmten Stellen Flächen auffallen, die immer noch mit Schnee bedeckt sind. Wenn ihr wissen möchtet, was es damit auf sich hat, ob man diese Schneefelder überqueren kann und wie man das am besten anstellt, könnt ihr das in diesem Beitrag erfahren.
Wie können Schneefelder im Sommer überquert werden?
Was sind Schneefelder?
Als Schneefelder oder auch Altschneefelder werden Schneereste bezeichnet, die hauptsächlich im Frühjahr bzw. Frühsommer oberhalb der Waldgrenzen liegen bleiben können. Es handelt sich dabei wortwörtlich um „alten Schnee“ der noch nicht gänzlich zusammengeschmolzen ist. Dieses Phänomen kommt in gebirgigen Regionen vor allem nord- und schattseitig vor. Aufgrund der schwächeren Sonneneinstrahlung schmilzt der Schnee dort langsamer als auf südlichen Hängen. Besonders stark können die Schneefelder in den Rinnen auftreten, in denen der Schnee oft eingeweht wird. Oftmals handelt es sich auch um Reste von Lawinen.
Kann man Schneefelder im Sommer grundsätzlich überqueren?
Grundsätzlich besteht beim Überqueren eines Schneefeldes ein erhöhtes Ausrutschrisiko. Wenn möglich, sollten vor allem unerfahrende Berggeher ein Schneefeld eher umgehen. Grundsätzlich ist das Queren aber meistens möglich. Wichtig ist, dass zumindest die oberen 10 Zentimeter der Schneedecke schon aufgeweicht sind, damit beim Gehen die Tritte in den Schnee gehackt werden können. Die dadurch entstehenden Spuren geben den Nachkommenden mehr Halt.
Wie können Schneefelder im Sommer überquert werden?
Mit richtiger Schritt-Technik und passenden Schuhen bzw. unterstützender Ausrüstung kann auch ein Altschneefeld sicher überquert werden. Dabei gilt es, folgende Punkte zu beachten:
Das richtige Gehen
Durch angepasstes Gehen kann das Risiko, auf einem Schneefeld auszurutschen, stark reduziert werden:
- Die Schritte sollten immer an die Trittspuren angepasst werden, die schon vorhanden sind
- Am besten geht die Person mit der meisten Erfahrung als Erste über das Schneefeld
- Jede Person, die nachkommt, tritt genau in dieselben Stapfen des Vordermanns bzw. der Vorderfrau
- Besonders wichtig: beim Hinuntergehen sollte bewusst mit der Ferse aufgetreten und dabei eine kleine Kuhle in den Schnee gedrückt werden. Dadurch wird das Profil mit jedem Schritt tiefer und das Gehen sicherer
- Nicht aus Spaß rutschen! Auch wenn es verlockend erscheint, auf dem Schneefeld ein paar Meter zu rutschen, statt zu schreiten: aus den wenigen Metern werden schnell einige Hundert. Die Stapfen der vorherigen Bergsteiger können durch das Rutschen außerdem zerstört werden und bilden keinen sicheren Auftritt mehr.
- Tipps und Ratschläge für mehr Trittsicherheit beim Wandern findet ihr in unserem Beitrag Tipps für sicheres Bergwandern: Trittsicherheit & Schwindelfreiheit.
Die richtige Ausrüstung
Für das sichere Queren ist darüber hinaus die richtige Ausrüstung entscheidend. Dabei gibt es einige Helferlein, die das Unterfangen stark erleichtern:
- Das passende Schuhwerk: Die Schuhe sollten eine feste Sohle mit einem guten, tiefen Profil besitzen. Dadurch fällt es leichter, Stufen in den Schnee zu treten.
- (Leicht-)Pickel: Mithilfe von Pickeln werden nicht allein die Füße beansprucht. Gerade in steilen Etappen können die Arme unterstützend mitarbeiten. Im Falle eines Ausrutschens kann mit einem Pickel effektiv auch im harten Schnee gebremst werden. Wenn, vor allem in der Früh, der Schnee noch hart gefroren ist, können mit dem Schaufelende des Pickels Stufen in den Schnee geschlagen werden.
- Grödel/Spikes für die Schuhe: Für zusätzlichen Halt sorgen sogenannte „Grödel“. Dabei handelt es sich im Prinzip um „Schuhketten“, die an den eigenen Schuh angebracht werden. Besonders die Modelle Chainsen Light und Chainsen Pro des Bergsportunternehmens Snowline sind auf die Herausforderungen von Altschneefeldern abgestimmt.
Verhalten beim Ausrutschen
Wenn es doch passiert und man auf einem Schneefeld ausrutscht, sollte schnell eine Art „Liegestützstellung“ in Bauchlage eingenommen werden. Diese Haltung hat sich am besten bewährt, um einen Sturz abzubremsen.
Wichtig: Neben den passenden Schuhen und Zusatzausrüstung sollten auch Handschuhe getragen werden, um die Verletzungsgefahr im oft scharfkantigen, schuttbedeckten Schnee zu verringern.
Fazit
Mit passender Ausrüstung und dem Wissen erfahrener Bergwanderführer ist es möglich, Schneefelder zu queren. Gerade, wenn bewusst ein anspruchsvolles Wandererlebnis gesucht wird, sollten Handschuhe, festes Schuhwerk mit steifem Profil, (Leicht-)Pickel und Spikes beziehungsweise „Schuhketten“ zum Einsatz kommen.
So kann aus einem potentiellen Risikofaktor ein interessantes, herausforderndes Erlebnis werden.