Egal ob im Sommer oder im Winter, ob beim Wandern oder Skitouren, ob Herzinfarkt, Sturz oder Lawine. Im folgenden Beitrag erklären wir in einigen Schritten, wie man sich bei einem alpinen Notfall richtig verhält. Die Guides von ASI Reisen beherrschen die Erste Hilfe-Techniken und wissen genau was im Ernstfall zu tun ist. Dennoch ist es für jeden einzelnen, der draußen oder am Berg unterwegs ist wichtig, die Grundlagen der Ersten Hilfe zu kennen – lese mehr über die wesentlichen Punkte der Ersten Hilfe am Berg.
Schritt 1: Ruhe bewahren
Ist ein Unfall passiert heißt es: Ruhe bewahren. In Stresssituationen werden leichter Fehlentscheidungen getroffen. Nur wer nicht in Panik gerät, kann effizient helfen. Versuche dir die Vorgehensweise ins Gedächtnis zu rufen, bevor es zu Schritt 2 geht.
Schritt 2: Überblick verschaffen & Notrufnummer wählen
Verschaffe dir zunächst einen Überblick, was passiert ist. Gibt es weitere Gefahren? Befindet sich der Verletzte in einer Gefahrenzone? Hier gilt die Grundregel: Die eigene Sicherheit steht an oberster Stelle. Falls es erforderlich ist, wird die Unfallstelle abgesichert und/oder der Verletzte an einen sicheren Ort gebracht. Versuche dann, wenn möglich einen Notruf abzusetzen.
Notrufnummern:
Europaweiter Notruf (unabhängig vom Netzbetreiber) | 112 |
Österreich – Bergrettung | 140 |
Schweiz – Rettungshelikopter | 1414 |
Italien – Bergrettung | 118 |
Ist man alleine oder ist eine rasche Rettung wegen fehlendem Handyempfang oder schlechten Wetterbedingungen nicht möglich, beginnt man gleich mit der Erstversorgung des Verletzten und setzt den Notruf danach ab.
Schritt 3: Erste Hilfe leisten
Darunter fallen Maßnahmen, um den Zustand der verletzten Person möglichst stabil zu halten bis die Rettungskräfte eintreffen. Im folgenden Abschnitt werden die wichtigsten Maßnahmen erklärt.
Erste-Hilfe Maßnahmen
Bewusstseinskontrolle
Das Bewusstsein wird durch Ansprechen, Berühren bzw. dosiertem Schmerzreiz geprüft. Zeigt sich eine situationsgerechte Reaktion des Betroffenen, so ist das Bewusstsein vorhanden und es kann mit weiteren Maßnahmen wie entsprechender Lagerung, bei Unfällen mit Blutstillung, Schienung, etc. geholfen werden. Ist der Notfallpatient ohne Bewusstsein, wird nach einem kurzen Hilferuf bzw. delegieren des Notrufes an weitere Helfer die Atmung kontrolliert.
Atemkontrolle
Zur Kontrolle der Atmung wird der Kopf vorsichtig nackenwärts überstreckt, um so die Zunge anzuheben und die Atemwege freizumachen. Dabei wird eine Hand an die Stirn gelegt, während die andere Hand das Kinn fasst und anhebt. Danach geht der Ersthelfer mit Wange und Ohr nahe an den Mund des Notfallpatienten, während die Augen auf den Brustkorb gerichtet sind. Dabei kann man die Atmung spüren bzw. hören und gleichzeitig die Brustkorbbewegungen sehen. Die Kontrolle sollte nicht länger als 10 Sek. dauern. Ist der Patient reglos, normale Atmung feststellbar und sind Kreislaufzeichen vorhanden, so spricht man von Bewusstlosigkeit; der Betroffene wird in die stabile Seitenlage gebracht. Ein bewusstloser Notfallpatient darf nie unbeobachtet bleiben laufend sind Atemwege und Kreislaufzeichen zu kontrollieren.
Stabile Seitenlage
- Den näherliegenden Arm des Bewusstlosen im rechten Winkel weg vom Körper legen
- Das gegenüberliegende Knie hochziehen das Handgelenk des anderen Arms darauflegen
- Den Patient vorsichtig zu sich drehen
- Den Kopf überstrecken und vorsichtig den Mund öffnen damit Blut, Speichel oder Erbrochenes aus dem Mund abrinnen können
Herz-Lungen-Wiederbelebung
Wenn bei Kontrolle der Atmung keine normale Atmung feststellbar ist („Kreislaufstillstand“), muss bis zum Eintreffen des Notarztes die Herz-Lungen-Wiederbelebung mit Herzdruckmassage und Beatmung im Verhältnis 30:2 (Frequenz mindestens 100/Min) durchgeführt werden.
- Der Ballen einer Hand in der Mitte des Brustkorbes platzieren, die zweite darüberlegen und die Finger verschränken. Die Drucktiefe beträgt 5-6 cm. Dies erfolgt kräftig und schnell.
- Im Anschluss wird 2x beatmet. Dabei muss mit einer Hand die Nase verschlossen und – mit der anderen Hand am Kinn – der Kopf in überstreckter Position gehalten werden, damit die Atemwege frei bleiben. Eine Beatmung soll 1 Sek. lang dauern.
- Die Beatmungsmenge beträgt 500 bis 600 ml. Herzdruckmassage und Beatmung werden ohne Unterbrechung fortgesetzt bis der Betroffene wieder normal zu atmen beginnt, der Notarzt eintrifft oder der Ersthelfer abgelöst wird.
Schritt 4: Notruf absetzen oder Hilfe holen
Optimal ist es natürlich, wenn mehrere Personen vor Ort sind und bereits ein Notruf abgesetzt wurde während andere Personen Erste Hilfe leisten. Spätestens nach der Stabilisierung des Verletzten muss ein Notruf abgesetzt werden. Beginne dabei immer mit den wichtigsten Informationen. Sollte der Empfang während des Telefonats abbrechen, kann trotzdem mit der Rettungsaktion begonnen werden.
Informationen für die Leitstelle
- Wo genau ist der Unfallort? (Ortsbeschreibung, Höhenangabe oder GPS-Koordinaten, …)
- Was ist geschehen? (Sturz, Lawine, Spaltensturz, …)
- Wer meldet? Gib deinen Namen und die Telefonnummer an
- Wann ist der Unfall passiert?
- Wie viele Personen sind verletzt?
- Informationen über Wetterverhältnisse (Wind, Sicht, Geländebedingungen, Hindernisse, etc.)
Während des Telefonats ist stets den Anweisungen der Leitstelle folge zu leisten und gilt es alle Fragen zu beantworten. Das Gespräch wird von der Leitstelle beendet. Auch danach sollte das Handy eingeschaltet bleiben, um erreichbar zu bleiben. Ist an der Unfallstelle kein Empfang, muss notfalls der Unfallort verlassen werden, um einen Notruf abzusetzen.
Schritt 5: Verhalten bei einer Hubschrauberrettung
Kommt es zu einer Bergung mittels Hubschrauber, gibt es einige Punkte zu beachten. Je mehr und genauer die Informationen über Wetter- und Geländeverhältnisse sind, desto besser. Anhand von Sichtbedingungen, Wind, Seehöhe, Wolkengrenze und Hindernisse (vor allem Seile) entscheidet der Pilot, ob der Rettungsflug stattfindet oder nicht.
Damit die Notfallstelle besser gefunden wird, sollte man sich an einen sichtbaren Geländepunkt (z. B. Kuppe) stellen und mit einem signalfarbenen Kleidungsstück winken (z. B. eine grelle Jacke). Erst wenn der Hubschrauber durch klare Annäherung oder Schweben bzw. Kreisen über der Unfallstelle Sichtkontakt anzeigt, wird dem „Yes“ oder „No“ Zeichen signalisiert, ob Hilfe gebraucht wird.
Der Landeplatz sollte eben sein, muss mindestens 5×5 Meter groß sein und ist absoluter Gefahrenbereich. Am Besten lose Gegenstände (wie z. B. Biwaksack, Bekleidung) schon davor entfernen oder fixieren. Der Einweiser steht oder kniet mit dem Rücken zum Wind am Ende des Landeplatzes und dient dem Piloten als Fixpunkt – unbedingt stehen oder knien bleiben. Man wartet auf das Zeichen des Piloten und kann sich dann in gebückter Haltung zum Helikopter bewegen.
Schritt 6: Sicher Absteigen
Nach dem der Verletzte versorgt und abtransportiert wurde, sollte man sich selber etwas Zeit geben und erst absteigen, wenn die Konzentrationsfähigkeit vorhanden ist.
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Auch bei unseren alpinen Ausbildungen im Sommer und den Ausbildungen im Winter ist die Vorgehensweise bei einem alpinen Notfall Teil der Ausbildung.