Unsere Welt ist voller Mysterien, voller Zauber und unerklärbarer Phänomene. Seit Jahrhunderten beschäftigt sich die Menschheit mit Orten deren Existenzen Rätsel aufgeben. Kornkreise, Stonehenge oder der sagenumwobene Loch Ness. Auch wenn es für das eine oder andere Phänomen bereits eine wissenschaftliche Erklärung gibt, so sind all diese Orte dennoch in eine geheimnisvolle Aura gehüllt – eine Aura, die Menschen aus aller Welt in ihren Bann zieht. | Von: Felix Kozubek
Ein bis dato noch recht unbekanntes, aber nicht minder faszinierendes Phänomen sind die geheimnisvollen Feenkreise in Namibia. Erst seit Kurzem scheinen Wissenschaftler eine Erklärung gefunden zu haben. Zumindest glauben sie das.
Betrachtet man Feenkreise aus der Luft, so könnte man fast glauben, die afrikanische Wüste wäre von einem eigenartigen Ausschlag betroffen. Die kreisrunden Pusteln bedecken ganze Landstriche und ziehen sich vom südlichen Angola, über die gesamte Küste Namibias, bis ins nördliche Südafrika. Schaut man sich die Feenkreise jedoch näher an, so offenbart sich einem etwas gleichwohl Faszinierendes, wie auch Irritierendes. Was aus der Entfernung betrachtet wie Pusteln aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als kreisrunde, kahle Stellen, umgeben von einem Gürtel aus hohen Gräsern. Feenkreise gibt es in den unterschiedlichsten Größen. Sie können einen Durchmesser von bis zu fünfzig Meter erreichen und sind so exakt in die Landschaft gezeichnet, dass man fast glauben könnte, sie stammen von Menschenhand.
Doch was steckt wirklich hinter diesem Phänomen? Etwa Außerirdische? Oder doch die Götter?
Jedenfalls Grund genug, um sich diese Feenkreise einmal genauer anzusehen. Begeben wir uns also auf eine Reise. Auf eine Reise in die afrikanische Wildnis. Auf eine Reise nach Namibia, Heimat wilder Tiere und mystischer Kreise, Feenkreise.
Die Erklärung der Himba
Feenkreise sind längst keine neue Entdeckung mehr. Wahrscheinlich bedecken sie schon seit Jahrhunderten die Küsten Westafrikas. So sind sie selbstverständlich auch der einheimischen Bevölkerung nicht verborgen geblieben. Viele Sagen ranken sich um die kreisrunden, kahlen Stellen im Wüstensand. Die populärste Erklärung klingt jedoch plausibel, ist denkbar einfach und entstammt den Himba. Die Himba wanderten vor etwa 500 Jahren aus dem heutigen Botswana in die Region der Feenkreise und leben heute im Süden Angolas und im Norden Namibias. Das Hirtenvolk kennt die Feenkreise genau und nutzt sie als stabiles Fundament für Behausungen. Sie sind der festen Überzeugung, dass Wildtiere die kreisrunden Flächen verursachen. Doch nicht etwa durch das Abfressen von Pflanzen, wie man zunächst glauben könnte, sondern durch das ständige Wälzen im Wüstensand an den immer gleichen Stellen. Speziell Strauße, Zebras und Antilopen nutzen diese Feenkreise tatsächlich gerne für ein Staubbad gegen Parasiten oder auch als vorgewärmten Ruheplatz, es ist aber eher unwahrscheinlich, dass die Tiere die Landschaft so stark mitgestalten. Diese Theorie gehört also wahrscheinlich ebenso in die Welt der Fabeln, wie auch die namensgebende Geschichte, wonach die Feenkreise als Tanzböden für leichtfüßige Feen
dienen.
Die Theorien der Wissenschaftler über die Feenkreise
Auch Wissenschaftler haben bereits viele Theorien aufgestellt. Manche Forscher verdächtigen zum Beispiel ein hochgiftiges Wolfsmilchgewächs, welches den Boden derartig vergiften soll, dass auch nach dessen Absterben nichts Anderes mehr wachsen kann. Die Pflanze ist auch für den Menschen hochgiftig. Selbst im toten Zustand kann sie einem Menschen das Leben kosten. Als Brennholz verwendet, vergiftet der aufsteigende Rauch das Fleisch und ist dadurch totbringend. [Touristen werden davor gewarnt, das Holz des Wolfmilchgewächses als Brennholz zu verwenden] Nach einigen Messungen, konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen dem Busch, der trotz seines Giftes übrigens zur Lieblingsmahlzeit der Spitzmaulnashörner gehört, und den Feenkreisen gefunden werden.
Was ist es dann? Doch etwas Übernatürliches?
Vergleicht man Fotoaufnahmen von früher mit jenen von heute, so könnte man fast glauben, dass wirklich etwas Übernatürliches hinter dem Phänomen steckt. Feenkreise altern und sterben und sie können dabei mehr als 100 Jahre alt werden. Ein Blick in die Aufzeichnungen genügt und eine außerirdische Erklärung ist gefunden. Immerhin fand man vor circa 100 Jahren genau hier, im heutigen Namibia, große Meteoritenreste. Doch auch wenn zum damaligen Zeitpunkt eine unnatürlich hohe Anzahl an Meteoriten auf die Erde fiel, so geschah dies viel zu unregelmäßig, um ein Phänomen im Ausmaß der Feenkreise zu verursachen. Wenn also weder Pflanzen, noch Meteoriten schuld an den geheimnisvollen Flecken sind, so sind es vielleicht doch die Tiere, die die kahlen Stellen verursachen. Ein Forscherteam hatte so zum Beispiel den Wüstengoldmull im Verdacht. Doch auch dem kleinen Sandschwimmer konnte keine Schuld nachgewiesen werden. Andere Forscher gingen der Überlegung nach, dass Gase, die aus dem Erdinneren ausströmen etwas mit der Entstehung zu tun haben könnten. Einheimische Wissenschaftler konnten zwar mancherorts
einen erhöhten Erdgasausstoß nachweisen, doch eine Verbindung zu den Feenkreisen gab es nicht.
Des Rätsels Lösung
Doch was nun? Weder Pflanzen, Tiere, noch Außerirdische oder Gase scheinen die Kreise zu verursachen. Zeit, um tiefer zu graben. Und zwar wortwörtlich. Ein deutscher Wissenschaftler tat dies und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis. Im Inneren der Kreise fand er dunkle, feuchte Erde, aber keinerlei Leben. Ein absolutes Paradoxon, immerhin ist Wasser in der Wüste ein begehrtes Gut. Vergleicht man die Erde innerhalb des Kreises mit der Erde der Umgebung, so stellt man nicht nur einen enormen Temperaturunterschied von bis zu 10 Grad Celsius fest, sondern auch einen gewaltigen Unterschied im Wassergehalt. Der Grund dafür: Durch das Fehlen der Vegetation und der haltgebenden Wurzeln verwandelt sich die Kahlstelle in eine Senke. Das versickerte Regenwasser ist hier nicht nur vor Verdunstung, sondern auch vor durstigen Pflanzen optimal geschützt. Die Feenkreise scheinen also ein idealer Wasserspeicher zu sein. Doch wem nützt das? Beziehungsweise wer nutzt das? Die Lösung des Rätsels liefert dann doch die Tierwelt.
Termiten.
Die kleinen, extrem sensiblen Sandtermiten. Sie sind es, die sich den Wasserspeicher zu Nutze machen und ihn sogar verursachen. Wo sich die staatenbildenden Insekten niederlassen, wird es nicht lange dauern und Feenkreise werden entstehen. Vom Mittelpunkt ausgehend, fressen sich die Sandtermiten immer weiter nach außen und sorgen so für die kahlen Stellen. Ihre Nester bauen sie an den wachsenden Rand der Feenkreise, direkt an den Ring mit den hohen Gräsern, auch Luxusgürtel genannt. Hier finden sie genügend Nahrung und schaffen sich einen eigenen Garten. Doch obwohl die Sandtermiten sich dieses ausgeklügelte System zurechtgelegt haben, glaubt ein südafrikanisches Forscherteam noch nicht so richtig an diese Erklärung. Sie arbeiten weiter an ihrer eigenen These, wonach Ameisenkolonien die Verursacher sein sollen. Am Ende unserer Reise bleibt uns also eine Gewissheit. Trotz der wissenschaftlichen Antwort auf die vielen offenen Fragen, können wir uns nie so ganz sicher sein, ob nicht doch etwas Übernatürliches, Zauberhaftes, Mystisches hinter diesem Phänomen in Namibia steckt.
—> Wer auf Nummer sicher gehen will, dem bleibt also nur eine Option: selbst Hinfahren. Denn eine Reise sind sie allemal wert, die geheimnisvollen Feenkreise von Namibia. >> Hier geht es zu den Reisen in Namibia
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