Wir alle lieben das Wandern in der mal mehr, mal weniger unberührten Natur. Umso mehr tut es weh, wenn wir diese verschmutzt vorfinden. Denn wir kennen es: auf dem Weg zum Gipfel begegnen wir Abfall, oftmals achtlos weggeworfen. Dass dieser nicht in die Natur und ganz besonders nicht in die Berge gehört, wissen wir alle. Jeder kann dabei helfen, dass aus unseren geliebten Bergen keine Müllberge werden. Lest in diesem Beitrag, wie ihr Abfälle schon vor der Wanderung vermeidet und wie lange sie benötigen, um zu verschwinden.
Abfall am Berg: 5 Dinge, die es zu beachten gilt
- Verrottungszeiten von Abfall
- Der Toilettengang am Berg
- Tipps, um Abfall zu vermeiden
- Bienenwachstücher: eine Anleitung
- Müllwanderungen
1. Wie lange braucht Abfall zum Verschwinden?
Abfall gehört nicht in die Berge. Trotzdem geschieht es leider zu häufig, dass Abfall am Wegesrand entsorgt wird. Dabei gibt es große Unterschiede was liegen gelassen wird. Der Apfelputzen z.B. ist noch ein Paradebeispiel: der Apfel kommt idealerweise aus der Region, der Strunk verrottet schnell oder wird bereits vorher von Tieren verputzt.
Die Banane
Bei dem beliebten Energielieferanten der Banane verhält es sich schon ganz anders: die Schalen von Tropenfrüchten sind für Tiere in unseren Breitengraden ungenießbar. Die Schalen verrotten zwar auch, brauchen aber in unseren Klimazonen deutlich länger, bis sie wieder im Kreislauf der Natur sind. Hinzu kommt, dass diese Früchte häufig mit vielen Pestiziden und Spritzmitteln behandelt worden sind. Diese gelangen ins Grundwasser und somit in den biologischen Kreislauf. Die untenstehende Tabelle gibt euch einen Überblick dazu, wie lange gewisse Stoffe (Abfälle) brauchen, um wieder zu verschwinden. So lange dieser Prozess andauert, sind Natur und Umwelt in Gefahr.
Übersicht der Verrottungszeiten
Bananen- oder Orangenschale |
1 – 3 Jahre |
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Papiertaschentuch | 1 – 5 Jahre | ||
Zigarettenstummel | 2 – 7 Jahre (+ Chemikalien, Schwermetalle) | ||
Kaugummi | 5 Jahre | ||
Blechdose | 50 – 500 Jahre | ||
Plastikflasche | 100 – 5.000 Jahre | ||
Plastiksack | 120 – 1.000 Jahre | ||
Aluminiumpapier | 200 – 400 Jahre | ||
Aluminiumdosen | 400 – 600 Jahre | ||
Babywindel, Damenbinde | 500 – 800 Jahre |
Glasflasche (ganz) | 4.000 – 50.000 Jahre |
Styropor | 6.000 Jahre |
Batterie | 100 – 1.000 Jahre (+ Chemikalien, Schwermetalle) |
Die Zigarettenstummel
Zigaretten: was schlecht für unseren Körper ist, ist genauso schlecht für die Umwelt. So klein die Überbleibsel einer Zigarette auch erscheinen mögen, ein Zigarettenstummel braucht bis zu sieben Jahre, um zu verrotten. Dazu kommt, dass die liegengelassenen Stummel der Umwelt schaden. Ihre Chemikalien und Schwermetalle können ins Grundwasser gelangen und es somit verunreinigen. Und das gilt unabhängig von der Seehöhe, auf der man sich befindet. Also liebe Raucher: bitte benutzt Taschenaschenbecher. Diese können prima in einer Außentasche am Rucksack platziert werden. So sind sie schnell griffbereit und verteilen keinen unangenehmen Geruch in eurem Rucksack 😉
2. Toilette am Berg: das gilt es zu beachten
Es wird nicht gerne offen darüber gesprochen, aber jeder von uns muss es tun – der Toilettengang. Wir empfehlen euch, die vorhandene Infrastruktur im Tal oder am Berg zu nutzen. Gerade bei längeren Wanderungen bleibt euch allerdings nichts anderes übrig, als euer Geschäft in der Natur zu erledigen. Dazu gibt es ein paar Grundregeln zu beachten:
1. Großen Abstand zu fließenden Gewässern bewahren: ansonsten kann es zu Verunreinigungen von Quell- und Grundwasser kommen. Vor allem hier auf Schilder zu Quellenschutzgebieten achten. Dann geht lieber ein paar Meter weiter. Bedenkt, dass auch Schnee früher oder später schmilzt und sich in den Grundwasser-Kreislauf einfügt.
2. Toilettenpapier & Co wieder mitnehmen. Ein Papiertaschentuch braucht bis zu fünf Jahre zum Verrotten. Toilettenpapier ist zwar dazu gemacht schneller zu verrotten, braucht aber trotzdem noch drei Monate zum Verschwinden. Um euren Mitmenschen und der Natur diesen Abfall zu ersparen solltet ihr Toilettenpapier und ganz besonders Taschentücher immer in einem verschließbaren „Ziplock“-Beutel wieder mit ins Tal nehmen. Am besten habt ihr einen kleinen Beutel mit Toilettenpapier, Ziplock-Beuteln und einem Händedesinfektionsmittel immer in eurem Rucksack mit dabei 😉
3. Respekt gegenüber Menschen & Tieren. Abseits vom Weg eine kleine Mulde buddeln und diese danach wieder mit Erde abdecken. Falls kein Eingraben möglich ist, mit Stöcken, Blättern oder Steinen verdecken. Falls noch eine Schneedecke vorhanden ist, solltet ihr möglichst tief graben oder die Überbleibsel wieder mit ins Tal nehmen.
4. Oberhalb der Waldgrenze gilt besondere Vorsicht. Im alpinen Ödland gibt es weniger Humus, weniger Verstecke und weniger Mikroorganismen, die für die Zersetzung eurer Körperabfälle notwendig sind. Hier solltet ihr bei der Tourenplanung bereits alle Möglichkeiten bedenken und im Idealfall vorhandene Infrastrukturen wie Toiletten auf Berghütten nutzen.
3. Abfallvermeidung beginnt zu Hause
Da ihr euch in den Bergen in Naturlandschaften bewegt, gibt es oft wenige bis gar keine Mülleimer. Das bedeutet: alles was in die Berge getragen wird, muss auch wieder mit ins Tal genommen werden. Das Praktische dabei: beim Rückweg tragt ihr leichter, da leere Verpackungen weniger wiegen, als volle. Wir empfehlen euch, das Tragen von unnötigem Ballast gleich ganz zu ersparen. Benutzt dazu wiederverwendbare Behälter für die Jause zwischendurch und achtet beim Einkauf auf müll-arme Lebensmittel. Noch besser lässt sich Abfall vermeiden, wenn ihr die Gipfeljause gleich selbst herstellt. Z.B. Müsliriegel: sie sind ein beliebter Snack und schnell gemacht.
4. Bienenwachstuch: eine wiederverwendbare Alternative
Bienenwachstücher sind eine super Alternative zu herkömmlichen Plastiktüten, Alufolien und Co. Die Tücher gibt es in verschiedenen Größen, sie schmiegen sich durch (Körper)wärme an alle Gegenstände an, sie sind leicht und antibakteriell. Hinzu kommt, dass sie die eingewickelten Speisen vor dem Austrockenen schützen – wie eine Alufolie. Der Unterschied: Bienenwachstücher sind lange haltbar, produzieren keinen Abfall und sind zu 100 % natürlich. Noch einen Vorteil, den die Tücher bieten, ist, dass sie wunderbar duften. Seid ihr Neugierig geworden? Mit Hilfe unserer Anleitung habt ihr im Handumdrehen euer eigenes Bienenwachstuch für die nächste Bergtour.
Selbstgemacht: Bienenwachstuch
Das Bienenwachstuch ist denkbar einfach selbst herzustellen und bietet wie bereits beschrieben viele Vorteile. Für alle Müll-Minimalisten und solche, die es noch werden wollen.
Zutatenliste
- Bienenwachs-Pastillen, am besten vom regionalen Imker (30 g Wachs / Tuch von 40 cm x 40 cm)
- 100% Baumwollstoff (je dünner, desto besser)
- zwei kleine Töpfe, die fürs Wasserbad ineinander passen
- einen Pinsel (am besten Backpinsel)
- etwas Backpapier
- ein Bügeleisen
- (optional) ein wenig pflanzliches Öl (Sonnenblume, Jojoba, Kokos…)
Anleitung
- Den Stoff auf die gewünschte Größe zuschneiden.
- Wachs im Wasserbad erhitzen, bis es flüssig ist.
- Wenn Öl vorhanden, ein paar Tropfen Öl zum geschmolzenen Wachs geben. Dadurch lässt sich das fertige Bienenwachstuch flexibler formen und falten.
- Baumwolltuch mit dem Bienenwachs einstreichen. Als Unterlage Zeitung oder Backpapier verwenden.
- Ein weiteres Backpapier aufs Tuch legen, darauf das Wachs gut einbügeln. Erst wenn es richtig flüssig unter dem Bügeleisen wird, zieht es tief in den Stoff ein.
- Kurz trocknen lassen und eventuell noch etwas zurechtschneiden.
- Euer selbst gemachtes Bienenwachstuch ist nun einsatzbereit. Viel Freude damit!
So benutzt ihr die Bienenwachstücher
Einsatzbereiche
Einwickeln von Gemüse, Brote, Obst, Käse etc., die zum Wandern in den Rucksack kommen. Alternativ dazu: Abdecken von Schüsseln, Tassen und Töpfe im Kühlschrank. Die Tücher eignen sich sogar zum Einfrieren.
Reinigung
Um das Bienenwachstuch von Dreck zu befreien, reicht lauwarmes Wasser und ein Lappen, eventuell etwas Spülmittel. Achtung: nicht zu heiß waschen, sonst schmilzt das Wachs.
Größe der Tücher
Am besten gleich mehrere Tücher in verschiedenen Größen herstellen und diese so an den individuellen Einsatzbereich anpassen.
5. Wandernd Abfall sammeln
Was sich erst einmal komisch liest, kann in Wirklichkeit ein lohnendes Erlebnis sein: Müllwanderungen tun euch und der Umwelt etwas Gutes. So habt ihr die Möglichkeit, der Natur etwas zurückzugeben. Müllwanderungen werden oft als gemeinnützige Aktionen von regionalen Vereinen angeboten: Alpenvereine, BUND, freiwillige Feierwehr und auch einige Gemeinden. Informiert euch am besten bei regionalen Vereinen oder Organisationen, die sich für Natur- und Umweltschutz einsetzten. Müllwanderungen können viel Freude bereiten: gemeinsam in der Gruppe unternehmt ihr eine Wanderung und sammelt auf dem Weg jeglichen Müll ein, der euch begegnet. Das muss natürlich nicht nur auf speziellen Wanderungen passieren. Nehmt euch einfach bei der nächsten Tageswanderung einen Abfallbeutel mit und füllt ihn mit herumliegendem Müll. Ihr werdet ganz bestimmt fündig 😉
Wie man gegen die Vermüllung unserer Erde vorgehen kann, zeigt die Organisation #estutnichtweh: sie fordern jeden dazu auf, entdeckten Müll einfach mitzunehmen und ordnungsgemäß zu entsorgen. Wieso probiert ihr es nicht einmal bei eurer nächsten Wanderung in den Bergen? Einfach beim Weg ins Tal mindestens drei Teile Müll einsammeln und in einem Mülleimer entsorgen.