Mitten im Nordatlantik, zwischen Norwegen, Schottland und Island, liegt eine kleine Inselgruppe: Die Färöer Inseln. Saftig grüne Wiesen, steile Wasserfälle und emporragenden Klippen prägen das schroffe Landschaftsbild. Die Schafsinseln, wie der Name auf Deutsch übersetzt heißt, bestehen aus 18 größeren und kleineren Inseln. Ihre scheinbar abgeschiedene Lage, Wolken, die sich an den Bergen verfangen und unbeständiges Wetter machen sie zu einem mystischen Ort. Lest in diesem Beitrag über 8 Dinge, die ihr über den (noch) Geheimtipp Färöer unbedingt wissen solltet.
8 wissenswerte Dinge rund um die Schafsinsel
- Lage der Inselgruppe
- Infrastruktur: die Nähe zum Meer
- Die beste Reisezeit für einen Besuch
- Flora & Fauna der Inselwelt
- Wie aus Sheep View Street View wurde
- Wandern auf den Färöern
- Bräuche der Färinger
- Besondere Freuden für den Gaumen
1. Die Lage: umgeben von Wasser
Fernab vom Festland zwischen den Britischen Inseln, Island und Norwegen liegen die 18 Inseln der Färöer mitten im
Nordatlantik. Die Inseln gehören formell zu Dänemark, sind aber weitgehend autonom. Von den Inseln sind insgesamt 17 bewohnt – zwei davon jeweils von nur einer Familie. Tórshavn ist die Landeshauptstadt und liegt auf der größten Insel Streymoy. Die Färöer sind vom Atlantik umgeben und haben somit keine direkten Nachbarn. Durchschnittlich liegen die Inseln 300 m über dem Meeresspiegel und besitzen 340 Hügelspitzen, mit dem Berg Slættaratindur auf 880 m als höchster Gipfel von Färöer. Das Landschaftsbild ist von vergangene Vulkanaktivität und Gletschern aus der Eiszeit geprägt. Daraus entstand eine Gegend aus hohen Bergen, tiefen Tälern und engen Fjorden.
2. Die Infrastruktur einer Inselwelt: Verkehrsstau als Fremdwort
Obwohl es so scheint, als ob die Färöer Inseln fernab in der Mitte des Nordatlantiks liegen, könnt ihr sie leicht vom europäischen Festland erreichen. Wer mit dem Auto, Motorrad oder Fahrrad anreisen will, kann das problemlos mit einer Fähre von Dänemark aus. Auf den Färöern werdet ihr sicherlich keine Verkehrstaus erleben: auf den gesamten Inseln gibt es nur drei Verkehrsampeln. Da es keine Direktflüge ab Deutschland oder Österreich gibt, ist ein Umstieg in Dänemark oder England nötig.
Die Nähe zum Meer ist überall auf den Inseln spürbar: zu keiner Zeit ist man weiter als fünf Kilometer vom Meer entfernt. Die Inseln sind untereinander mit Tunneln, Brücken und Fähren verbunden. Manche der Inseln sind allerdings nur per Boot oder sogar Helikopter zu erreichen. Dadurch das der Helikopter zu den normalen Fortbewegungsmitteln auf den Färöer zählt, sind Flüge recht günstig. Also auf keinen Fall den Perspektivenwechsel verpassen!
3. Die besten Reisezeiten: Mittsommerwende vs. Polarlichter
Egal zu welcher Jahreszeit ihr auf die Färöer reist, rasche Wetterumschwünge sind garantiert. So kann es euch passieren, dass ihr vier Jahreszeiten an einem Tag erlebt. Das liegt an der exponierten Lage sowie der Größe der Inselgruppe.
Wintermonate auf den Faröern
Aufgrund des Golfstroms sind die Winter mit einer Durchschnittstemperatur von drei Grad Celsius milder als in Skandinavien oder Island. Außerdem bestehen während der Wintermonate sehr gute Chancen bei klarem Himmel farbenprächtige Polarlichter zu beobachten. Durch die praktisch nicht vorhandene Luftverschmutzung gelten die Inseln als eine Top Destination unter Polarlichtjägern.
Die Sommermonate
In den Sommermonaten liegen die Temperaturen im Durchschnitt bei 13 Grad Celsius und die Tage sind trockener und mild. Durch die Nähe zum Polarkreis geht die Sonne zur Zeit der Mittsommernacht (Ende Juni) fast gar nicht mehr unter und zeigt sich dann fast 20 Stunden am Tag. Januar, Oktober und Dezember gelten als die regenreichsten Monate im Jahr, wohingegen der Juni als der trockenste gilt.
Insidertipp: eine Regenjacke, Mütze und Schal solltet ihr trotzdem zu jeder Reisezeit in euer Gepäck packen.
4. Flora & Fauna: Schafe, Vögel und ganz viel Gras
Sattgrünes Gras prägt das Landschaftsbild der Färöer Inseln: von den Tälern bis in die Höhen der Berge. Selbst auf den Häuserdächern wächst das grüne Gewächs, so dass die Häuser Chamäleons gleich verschwinden und Teil der Landschaft werden. Diese besondere Art der Architektur stammt noch aus den Wikingerzeiten, um die Häuser gegen äußere Einflüsse wie Regen und Wind zu schützen. Gut das es auf den Inseln so viele Schafe gibt: fast zweimal so viel, wie Einwohner. Die Schafe werden dann kurzerhand als Rasenmäher eingesetzt und erfreuen sich an dem leckeren Gras.
Ihre exponierte Lage im Norden Europas sorgt dafür, dass die Inseln eine super Möglichkeit für Vogelbeobachtungen sind. Viele Vögel nutzen die Inseln als eine Art Zwischenstopp, auf ihren langen Wegen gen Norden oder Süden. Da die Färöer keinen Wald besitzen, sind die Vögel recht gut zu entdecken: haltet Ausschau nach Papageientauchern oder einer der anderen 110 Vogelarten, die auf den Färöer Inseln leben.
5. Sheep View statt Street View
Was passiert, wenn ein Land nicht von Google Street View erfasst wird? Es kommen witzige Ideen zustande. So haben die Färinger kurzerhand ihre Schafe zu laufenden Kameras umgewandelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: nicht nur haben die Färinger dadurch Google Street View, sondern wissen jetzt auch, wo ihre wolligen Vierbeiner so umgehen. Sehr euch selbst die Aufnahmen aus Schafsperspektive an.
6. Wandern: auf alten Wegen Neues entdecken
Frische Luft, Wind in euren Haaren, hohe Berge, sonnige Täler, wundervolle Seen und beeindruckende Ausblicke: all das erwartet euch beim Wandern in der Färöer Bergwelt. Wenn ihr Färöer besucht, kommt ihr um eine Wanderung nicht herum. Das Besondere dabei ist, dass ihr nur einen Schritt aus eurer Unterkunft machen müsst, und euch gleich mitten im Wanderweg befindet. Die meisten Pfade führen über alte Dorf- und Handelswege. Diese wurden für den Austausch von Waren oder den Besuch von Verwandten genutzt, bevor es Straßen gab. Große Steinhaufen, die gut gepflegt werden, weisen euch den Weg in die wie fürs Wandern geschaffene Landschaft.
Slættaratindur: auf den höchsten Berg
Wer einen unvergesslichen Ausblick genießen will, der muss den Slættaratindur besteigen. Mit seinen 880 m ist er der höchste Berg der Inselwelt. Trotz seiner vergleichsweise geringen Größe, erweckt die Bergspitze alpines Flair. Der Anstieg zum Gipfel ist zwar steil, aber technisch einfach. An einem klaren, sonnigen Tag könnt ihr fast die gesamten Inseln von oben betrachten. Gerüchten zufolge soll man an sehr sonnigen und trockenen Tagen den 550 km entfernten Gletscher Vatnajøkull auf Island sichten können. Probiert euer Glück!
Vatnid: um den größten Binnensee
Ein See, zwei Namen: Sørvágsvatn oder Leitisvatn – welcher der richtige ist kommt darauf an, wo auf der Insel ihr euch gerade befindet und wen ihr fragt. Am östlichen Ufer nennen sie ihn Leitisvatn, am westlichen Sørvágsvatn. Oder eben auch einfach kurz: Vatnid. In jedem Fall ist der größte Binnensee der Färöer ein verzauberter Ort. Auf der Wanderung kommt ihr durch das moorige Torfgebiet der „verborgenen Menschen“. Einer Legende nach lebt in dem See auch ein Nykur: eine pferdeähnliche Kreatur, die Unterwasser wohnt. Angeblich taucht diese Kreatur von Zeit zu Zeit an die Oberfläche, um vorbeigehende Menschen dazu zu bringen, sich auf seinen Rücken zu setzen. Dann reitet der Nykur mit der Person auf seinem Rücken zurück in seine Unterwasserwelt. Aber keine Angst: sobald der Name „Nykur“ ausgesprochen wird, ist der Bann gebrochen 😉
7. Lebendiges Brauchtum erleben: von Geschichte bis Gegenwart
Menschen der Färöer Inseln
Die Färinger, wie die Bewohner von Färöer genannt werden, sind mit 50.000 an der Zahl eine eher kleine Nation. Was ihnen an Größe fehlt, holen sie durch ihren Stolz wieder auf. Obwohl Färöer der Dänischen Krone angehört, sehen sich die Färinger nicht als Dänen, sondern als eigenständiges Volk. Die sehr alte Sprache der Färinger stammt aus dem Altnordischen und hat sich im Laufe der Jahrhunderte sehr wenig verändert. Durch die politische Nähe zu Dänemark ergab es sich auch, dass die Sprache erst seit Mitte des 19. Jahrhundert eine eigene offiziell anerkannte Sprache haben.
Laut ASI Produktmanagerin und Nordeuropa-Expertin Kamala sind die Färinger warmherzig, großzügig, freundlich und überaus gastfreundlich. Sie gelten zudem als bodenständige und sehr traditionsbewusste Menschen, die gerne mal eine Geschichte erzählen. Die Heimatliebe der Färinger zu ihrer Heimat ist tief verwurzelt: Viele verlassen zum Arbeiten oder Studieren die Inseln, kehren dann aber nach einer Weile gerne wieder zurück.
Zusammen mit Einheimischen feiern: Kettentanz und Festival
Die Abgelegenheit der Inseln, spielte auch bei der kulturellen Entwicklung eine wichtige Rolle: Durch das Fehlen von Musikinstrumenten bis Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Färinger auf ihre Gesangsstimmen angewiesen. So ist bis heute das Singen stark in der nationalen Identität verankert.
Der Kettentanz
Neben dem Gesang spielt auch der Tanz für die färingische Kultur eine wichtige Rolle. So lieben die Färinger beispielsweise ihren Kettentanz: der Rhythmus ist sehr quirlig und die Balladen handeln von Königen und Helden. Es gibt einen Hauptsänger, alle anderen stimmen im Refrain mit ein. Typisch für den Kettentanz ist der riesige Kreis, bei dem sich Menschen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen an den Händen halten und sich auf einer gemeinsamen Ebene begegnen. Das überlieferte Brauchtum ist noch sehr lebendig und Tanz- und Musikfestivals finden das ganzen Jahr über statt.
G! Festival
Klar, Festivals auf Inseln und am Strand gibt es überall, aber das G! ist etwas Besonderes. Bei diesem jährlichen Festival wird gleich eine ganze Insel und deren 400 Einwohner in Beschlag genommen. Die Bühnen werden am Strand oder direkt unter den Fenstern der Häuser aufgebaut. Noch eine Besonderheit: Im Gegensatz zu anderen Festivals, feiern hier die Bewohner mit den rund 50.000 Besuchern zusammen. Genießt ein warmes Bad in einem Whirlpool, betrachtet dabei die wunderschöne umliegende Landschaft und stoßt dazu mit den Einheimischen auf die Schönheit der Färöer an.
Färingischer Nationalfeiertag: Ólasvsøka
Ende Juli feiert ihr zusammen mit den Einheimischen die färingische Kultur: am Nationalfeiertag Ólavsøka. Am 28. und 29. Juli versammeln sich jährlich tausende Färinger in der Hauptstadt Tórshavn. Viele tragen dann die färingische Tracht, die Ähnlichkeiten mit der bayrischen oder österreichischen Tracht hat. An diesen Tagen finden rund um Tórshavn zahlreiche Sport-, Musik- und Kulturveranstaltungen statt: die nationale Ruderregatta, Fußballspiele, Konzerte, Kunstaustellungen. Höhepunkt und Ende der Feierlichkeiten ist am 29. Juli um Mitternacht. Dann versammeln sich die Färinger auf dem Marktplatz in Tórshavn, singen Volkslieder und tanzen zusammen den bereits erwähnten Kettentanz.
8. Gaumenfreuden der etwas anderen Art
Die färingische Küche ist eine besondere Erfahrung. Umgeben von der See und saftig grünen Wiesen, ist das Leben der Färinger durch die Schafswirtschaft und die Fischerei geprägt. Das spiegelt sich auch im Essen wieder: Fisch- und Lammgerichte dominieren viele Speisekarten.
Dank einer meist perfekten Kombination aus konstantem Wind und milden Temperaturen, sowie einer sehr salzhaltigen Luft, haben die Färinger eine ganz spezielle Art des Konservierens entwickelt: ræst. Bei dieser Methode werden Fisch oder Fleisch erst draußen und nach einer Weile in Trockenhäuser gehangen. Frei nach dem Motto: wir lassen Zeit und die natürlichen Elemente ihre Arbeit tun. Nach neun Monaten die die fermentierten Leckereien zum Verspeisen bereit.
Macht euch selbst einen Eindruck von der Schafsinsel und lasst euch von ihrer Mystik in den Bann ziehen. Entdecke bei dieser Reise Kopenhagen und die Färöer-Inseln. Zudem findet ihr auf Visit Faroer Islands noch einige hilfreiche Tipps und Infos rund um die Färöer Inseln.
Bildnachweis: © Annies Spratt, © Jake Hinds, © Marc Zimmer