Gesicherte Kletterwege sind für viele Alpinaffine eine willkommene Abwechslung zum Wandern. Dem Felsen entlang schlängeln sich die Via Ferrata – Eisenwege, wie sie im Italienischen genannt werden – hinauf und bieten so atemberaubende Ausblicke. Zudem die Möglichkeit, Plätze zu besuchen, zu denen kein klassischer Wanderweg führt.
Die Eisenwege sind mit im Felsen versicherten Stahlseilen und künstlichen Tritten (wie Eisenstifte, Klammern & Leitern) zusätzlich abgesichert und bieten somit auch Nicht-Kletterern eine Möglichkeit, direkt am Felsen unterwegs zu sein. Doch wie jede Tour in den Bergen ist auch der Klettersteig eine Herausforderung.
Heute teile ich mit euch meine DOs & DONTs am Klettersteig und wie eure Tour zu einem genialen Erlebnis wird.
[1] Die Tourenplanung
Im Jahr 1843 wurde in Österreich der erste Klettersteig am Dachstein installiert. Dort waren bereits unterstützende Elemente wie eingemeißelte Tritte & Eisenzapfen am Weg eingearbeitet. Diese zusätzlich installierten Tritte sind bis heute ein Faktor, der den Schwierigkeitsgrad eines Klettersteigs bestimmt.
Wie schwierig ein Klettersteig ist, hängt neben den Sicherungen auch vom Gelände, den Voraussetzungen an den Bergsteiger und der benötigten Ausrüstung ab. So zeichnet sich ein Klettersteig im Schwierigkeitsgrad A eher durch flachere, wenig ausgesetzte Passagen aus, bei denen geübte Geher auch ohne Selbstsicherung anzutreffen sind. Der höchste Schwierigkeitsgrad E charakterisiert sich dann aber durch senkrechte & überhängende Passagen, die äußerst kräfteraubend sind und ein hohes Maß an Kondition und Erfahrung verlangen.
Ihr seht also – der Charakter jedes Klettersteiges ist anders. Genaue Infos dazu findet ihr in der Topo. Dabei handelt es sich um die detaillierte Karte einer Tour. Sie enthält eine genaue Aufzeichnung der einzelnen Stellen mit ihren Schwierigkeitsgraden. Gerade letzten Freitag war ich am Peter Kofler Klettersteig unterwegs:
Dieser Klettersteig ist im Schwierigkeitsgrad C, da insgesamt 6 Stellen in diesem Grad in der Topo verzeichnet sind. Das genaue Studieren des Topo ist einer der essentiellen Punkte bei der Tourenplanung. Im besten Fall sollte man als Klettersteiggeher dem Steig überlegen sein. Der Schwierigkeitsgrad sollte an die eigene Kondition, Erfahrung & die Tagesverfassung angepasst werden. Hier ein paar Fotos von Schlüsselstellen auf diesem Klettersteig:
Neben der Topografie ist die Wetterprognose ein wichtiger Teil der Tourenplanung. Regionale & lokale Wetterstationen bieten oft detaillierte Wetterinformationen an. In Tirol ist die Zentralanstalt für Meteorologie & Geodynamik (ZAMG) ein passender Ansprechpartner. Ein Gewitter am Klettersteig ist eine ernstzunehmende, lebensbedrohliche Situation, da das Stahlseil für Blitze die ideale Möglichkeit zur Entladung bietet.
Ein staatlich geprüfter Bergführer ist der ideale Ansprechpartner bei einer Klettersteigtour. Mit detaillierten Kenntnissen in Wetter- & Bergkunde könnt ihr euch bei der Tourenplanung auf ihn verlassen. Bei unseren Touren am Klettersteig ist immer ein Bergführer mit dabei. Gemeinsam mit euch plant er die ideale Tour und berücksichtigt die verschiedenen Punkte.
[2] DIE Ausrüstung
Am Klettersteig sollte immer die richtige Ausrüstung dabei sein: passendes Schuhwerk, Klettergurt, Klettersteigset & Helm. Bei jeder Tour am Eisenseil sollte man meiner Meinung nach nicht auf die Sicherung verzichten. Die richtige Anwendung der Ausrüstung ist dabei essentiell: vor Beginn das Zurückgreifen auf eine normgerechte Ausrüstung, beim Einstieg ein Partnerchek, beim Umhängen das Nützen der Redundanz.
Im richtigen Fall übernimmt das ein zertifizierter & geprüfter Bergführer vor Ort – direkt am Klettersteig. Für eure erste Tour könnt ihr euch auch eine Ausrüstung ausleihen.
Das Programm Ausbildung am Klettersteig bietet die richtige Einstiegsmöglichkeit für Anfänger. An dieser Stelle habe ich für euch ein paar Bilder mit meinen DOs and DONTs am Klettersteig zum Thema Ausrüstung:
Auch letzten Freitag hatten wir eine Bandschlinge mit einem Karabiner mit (links unten). Das ist sehr hilfreich, wenn einen die Kraft verlässt oder man einfach kurz Pause machen und sich in den Klettergurt setzen will. Beim Anziehen achten wir immer darauf, den Gurt fest auf der Hüfte anzuziehen, damit dieser gut sitzt. Festes Schuhwerk, mit dem sichere Tritte möglich sind, bildet die Basis auf dem Klettersteig. Handschuhe erleichtern die Griffe und ermöglichen es, das Stahlseil gezielt & kontrolliert zu umfassen. Neben einem Helm rundet die Ausrüstung ein passend genormtes Klettersteigset mit zwei Karabinern ab.
[3] Die richtigen Partner
Ist man alpin unterwegs, ist der richtige Partner meiner Meinung nach die Schlüsselstelle der Tour. Der richtige Partner unterstützt, beflügelt und ermöglicht erst den Ausflug. Bei unseren Klettersteigtouren ist immer ein geprüfter Bergführer vor Ort, der zusammen mit der Gruppe die ideale Tour ausarbeitet und vorbereitet.
Wichtig wird der Partner auch, wenn die Ausrüstung angezogen ist. Beim Partnercheck wird vor der Tour gegenseitig kontrolliert ob alles richtig sitzt. Kontrolliert wird dabei der Gurtverschluss, die Verbindung des Sets mit dem Gurt und ob der Helm richtig sitzt. Nun steht dem Erlebnis nichts mehr im Weg!
Hier seht ihr einen Ausschnitt aus dem Partnercheck:
[4] DIE Technik
Gute Griff- und Steigtechnik spart Kraft und ermöglicht eine Tour, die Spaß macht und dich im richtigen Kontext fordert. Tipps wie gestreckte Arme & kleine Zwischenschritte ermöglichen es dir, sicher am Ende anzukommen und dein Klettersteigerlebnis positiv zu gestalten.
Es geht nichts über einen geschulten Bergführer, der zusammen mit dir individuell die Technik erarbeitet. Seine langjährige Erfahrung hilft dir bei den Touren – egal ob du Anfänger bist oder bereits fortgeschrittener Klettersteiggeher – von unseren Experten kannst du immer etwas lernen.
Doch hier der wichtigste Grundsatz kurz erklärt: das Klettersteigset besteht aus 2 Karabinern, die dir ein sicheres Umhängen ermöglichen. Durch die Redundanz bist du ständig gesichert. Leichtsinnigkeit, Übermut oder Unachtsamkeit können hier lebensbedrohlich sein.
[5] DIE Selbsteinschätzung
Anders als beim gesicherten Klettern ist ein Sturz am Klettersteig absolutes Tabu – daher ist die Selbsteinschätzung bei der Tourenplanung der wichtigste Teil. Im gut geplanten Fall, wie bereits erwähnt, ist man dem Klettersteig überlegen und begeht den Steig zusammen mit einem erfahrenen Guide.
Das Klettersteigset ist eine Notfallversicherung und nicht eine Sicherheitsausrüstung, auf die regelmäßig zurückgegriffen wird. Wer den Adrenalinkick sucht und immer weiter & höher hinaus will, sollte zum Sportklettern wechseln. Dort warten 12 Schwierigkeitsgrade auf ihre Bezwinger.
Ein Klettersteig ist etwas für sportliche & trittsichere Wanderer, die gerne alpin unterwegs sind und eine Portion Nervenkitzel suchen.
Du warst auch schon am Klettersteig unterwegs? Ich würde mich freuen, von deinen Erfahrungen in den Kommentaren zu lesen!
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