Wisst ihr, womit sich die Toponomastik beschäftigt? Es ist die Ortsnamenforschung. Die Wissenschaft also, die sich mit der Herkunft von Länder-, Regionen-, oder Städtebezeichnungen sowie deren Bedeutung befasst. Oder eben mit der Erforschung von Inselnamen. Damit haben auch wir uns etwas näher auseinandergesetzt. Wie ist beispielsweise die Atlantikinsel Madeira zu ihrem melodischen Namen gekommen? Oder was bedeutet La Gomera? Lernt in diesem Beitrag fünf ausgewählte Inseln im Atlantik und ihre Namen etwas näher kennen. Und wer weiß: vielleicht weckt das neu gewonnene Wissen ja den Wunsch in euch, mehr von der Insel kennen zu lernen?! Denn wie heißt es so schön: „Sag mir, wie du heißt, und ich sag dir, wer du bist.“
5 Inseln im Atlantik und ihre Namensbedeutung
Teneriffa: der schneebedeckte Berg
In der Sprache der Ureinwohner der Kanarischen Inseln, der Guanchen, bedeutet Teneriffa „schneebedeckter Berg“.
Wenn ihr schon mal auf Teneriffa gewesen seid, wisst ihr sicher, wieso dieser Name wie die Faust aufs Auge zu Teneriffa passt. Wie ein König thront der Pico de Teide im Herzen der Insel. Mit seinen stolzen 3.718 Metern bildet er den höchsten Punkt von ganz Spanien. Auf der geführten Wanderreise „Teneriffas Highlights erwandern“ seid ihr im Teide Nationalpark unterwegs, der nicht minder spektakulär als der Gipfel selbst ist.
Gran Canaria: Insel der großen Hunde
So vielfältig wie die Landschaften Gran Canarias sind auch die Mythen, die sich um die Herkunft des Namens ranken. Viele Jahre lang waren Sprachforscher davon überzeugt, dass sich Canaria vom lateinischen Wort „canis“, also „Hund“, ableitet. Abgesandte des mauretanischen Königs sollen auf Forschungsexpedition um 25 v.Chr. viele große Hunde auf der Insel angetroffen haben. Diese verliehen den Beinamen „Gran“ für „groß“.
Heute wird eher angenommen, dass sich der Name der kleinen Insel von einem berberischen Volksstamm aus Nordafrika ableitet. Diese bezeichneten sich als Canarii. Ob Hunde oder Volksstamm: das kontrastreiche Gran Canaria ist eine Wanderreise wert. Spätestens dann, wenn ihr innerhalb von wenigen Stunden über Sanddünen, sanft knirschende Lavaasche, raschelnden Waldboden und durch tiefe Schluchten geht, könnt ihr euch dessen sicher sein.
La Palma: die schöne Insel
Isla Verde (die Grüne Insel), Isla Bonita (die schöne Insel), Benahoare… Der Facettenreichtum La Palmas zeigt sich nicht nur in der Natur, sondern auch in den Spitznamen, die die Insel trägt.
La Isla Bonita ist dabei wohl der geläufigste. Lorbeerwälder, Ursprünglichkeit, Vulkankrater, Schluchten, der blaue Atlantik: die nordwestlichste der Kanarischen Inseln ist aufgrund ihrer Vielfältigkeit für viele die schönste Insel. Auf einer relativ kleinen Fläche vereint La Palma fünf verschiedene Vegetationszonen, die sich von der Küste bis hoch hinauf zur subalpinen Hochgebirgsform zieht. Ein weiterer Punkt, der die Insel attraktiv macht: La Palma ist bisher vom Massentourismus verschont geblieben. Überzeugt euch beim Wandern auf La Palma selbst von der Schönheit der Insel. La Isla Verde kommt ebenfalls nicht von ungefähr: fast 40 Prozent der Insel zieren dichte Wälder. Und der Nordosten der Insel trumpft mit einer ganzjährigen grünen Vegetation auf.
Bei seinen Ureinwohnern, den Guanchen, war La Palma unter „Benahoare“ bekannt. Wenn ihr auf der Insel unterwegs seid, stößt ihr teilweise noch heute auf die Überreste ihrer Kultur.
Und was bedeutet La Palma? Der vollständige Inselname von La Palma ist eigentlich „La Isla de San Miguel de la Palma“. Ein langer Name für eine kleine Insel. Im Laufe der Geschichte ging ein großer Teil davon verloren – wieso, ist nicht ganz klar. War es ein Übersetzungsfehler von Franziskaner Mönchen im 16. Jahrhundert, die aus dem italienischen „il palmizio“ (die Palme) das „La Palma“ machten? Oder die Praktikabilität einer Verkürzung des ursprünglichen Namens in der täglichen Kommunikation? Fakt ist, dass das spanische Wort „La Palma“ nicht „Palme“ zu Deutsch bedeutet, wie sich vermuten lassen würde. Vielmehr bezeichnet La Palma nur einen Teil der Palme – nämlich das Palmblatt.
La Gomera: die Gummi-Insel
Nein, Gomera bedeutet weder „Kreis“ noch „klein“. Das könnte man annehmen, wenn man die Insel aus der Vogelperspektive betrachtet. Wie ein riesiger Wasserball wirkt sie dann, der sich in vielen Grüntönen im schimmernden Blau des Atlantiks abzeichnet. Sie ist bekannt für den dichten Lorbeerwald, der weitgehend unberührt ist. Es ist der größte zusammenhängende immergrüne Feuchtwald weltweit.
So mystisch nebelig, wie es dort manchmal sein kann, ist auch die Namensherkunft von La Gomera. Die wahrscheinlichste Version ist, dass die ersten Einwohner der Insel Mitglieder des Nomadenstammes von Gomer waren. Der Ursprung des Namens könnte aber auch beim Mastixstrauch liegen, der Gummi (span. “Goma”) hervorbringt.
Übrigens: wenn ihr seltsame Pfeifgeräusche vernehmt, sind das keine Urwaldvögel, sondern Inselbewohner. Um sich über die Täler hinweg zu verständigen, entwickelten die Ureinwohner einst „El Silbo“ – die Pfeifsprache. Die Sprache ist wichtiger Bestandteil der Kultur La Gomeras und diese will bewahrt werden. Schulkinder auf La Gomera lernen die Pfeifsprache heute noch und die UNESCO zeichnete die Pfeifsprache als Weltkulturerbe aus.
Madeira: Insel aus Holz
Wie muss sich der portugiesische Seefahrer und Entdecker Zarco wohl gefühlt haben, als er 1419 als erster Mensch Fuß auf die Insel mitten im Atlantik gesetzt hat, die wir heute unter Madeira kennen? Es ist nur zu erahnen, dass es abenteuerlich gewesen sein muss. Mit einer Machete bewaffnet hat er sich seinen Weg durchs dichte Gestrüpp gebahnt, das damals das gesamte Eiland bedeckte. Naheliegend, dass er die Insel auf den Namen „Holz“ taufte – „Madeira“ in seiner Landessprache Portugiesisch.
Dieser Name ist bis heute geblieben. Im Gegensatz zu den vielen Wäldern, die heute nur mehr zu 20 Prozent die Insel zieren. Der Rest ist Weiden, Ackerland und Häusern zum Opfer gefallen. Und vielen verschiedenen Blumen. Sie tragen klingende Namen wie Kamelien, Gladiolen, Chrysanthemen und Clivien und verleihen Madeira genau den Südsee-Touch, der viele Reisende auf das Eiland mitten im Atlantik lockt.
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