Märchenhaft: Wenn die Natur ihre Schauspielkünste auspackt, können eure Handyscreens und TV-Bildschirme einpacken. Denn es gibt kaum etwas Faszinierenderes, als die Wunder der Natur mit eigenen Augen und direkt zu beobachten. So auch bei den Polarlichtern. Die entstehen am nächtlichen Himmel und erinnern in ihrer Form an Pinselstriche auf einem riesigen Aquarell. Ein sich ständig änderndes Aquarell. Denn die Polarlichter erscheinen nicht einfach nur – sie tanzen. Ihr wollt das Spektakel bei einer Live-Show selbst erleben? Erfahrt in diesem Beitrag, was die Lichter früher für eine Bedeutung hatten, wie sie entstehen und was es bei der Polarlicht-Jagd zu beachten gilt.
Mythos Polarlichter: das Unerklärliche verständlich machen
Seit es den Menschen gibt, haben ihn Lichter am Himmel fasziniert. Wo wir uns etwas nicht erklären können, kommen Geschichten, Mythen und Legenden zum Einsatz. Vor allem früher. Sie haben das Unerklärliche etwas greifbarer für den menschlichen Verstand gemacht.
Nordische Mythologie
In der nordischen Mythologie spielte das Nordlicht eine bedeutsame Rolle. Schließlich tauchten die Himmelslichter mehrere Monate im Jahr immer wieder auf. Oft wurden sie als Tanz der Jungfrauen und Walküren, oder als Kampf der Götter und Geister interpretiert. In anderen Regionen wiederum flüsterten die Menschen sich zu, die tanzenden Lichter am nächtlichen Himmel wären die Zeichen gefallener Krieger, die so zu den Lebenden sprechen. Im dunklen Mittelalter wurden die Geschichten rund um die Polarlichter etwas düsterer. Genauso wie das Erscheinen eines Kometen galten die tanzenden Lichter am Himmel damals als Vorboten für Kriege, Hungersnöte und Seuchen.
Polarlichter als Wetterboten?
In Skandinavien haben die Menschen lange Zeit geglaubt, dass sich das Wetter ändern wird, sobald die mystischen Lichter am Himmel erschienen sind. In Norwegen nannten die Menschen das Polarlicht daher auch „Windlicht“ – also ein Licht, das Sturm und Wetter herbeibringt. Der direkte Zusammenhang zwischen den Prozessen in der Hochatmosphäre und den Wettervorgängen in der Troposphäre – der untersten Schicht der Erdatmosphäre – ist jedoch bis heute nicht nachgewiesen.
Wie entstehen Polarlichter?
Weit lagen die Norweger mit ihrer einstigen Bezeichnung „Windlicht“ gar nicht entfernt. Vom Namen her zumindest. Denn Polarlichter entstehen, wenn der sogenannte Sonnenwind auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre trifft. Wie es der Name bereits verrät, geht dieser Wind von der Sonne aus, die ihn neben Wärme und Licht produziert. Er ist geladen mit Milliarden an Atomen und Molekülen. Wenn diese also auf das Magnetfeld der Erde treffen, ist ein energetischer Cocktail vorprogrammiert. Die dabei freigesetzte Energie ist für uns als buntes, tanzendes Licht sichtbar: Polarlichter. Dass das alles ca. 100 km über unseren Köpfen geschieht, macht den Vorgang noch faszinierender. Unter Wissenschaftlern sind Polarlichter oder Nordlichter als „Aurora Borealis“ bekannt.
5 hilfreiche Infos für eure Polarlichter-Jagd
1. Woran erkennt ihr die Polarlichter?
Mal wabern sie gemütlich vor sich hin, mal flitzen sie. Mal sind sie grau, mal strahlen sie in grün, violett, blau, oder rot. Wie die Polarlichter wirklich aussehen, sind von einigen Faktoren abhängig – dazu mehr beim nächsten Punkt „Ideale Bedingungen für eine Polarlicht-Nacht“. Neben äußeren Umständen spielen auch eure Augen eine wesentliche Rolle. Denn jeder nimmt Farben individuell anders wahr, vor allem bei Dunkelheit. So kann es sein, dass ihr die Farben in Echtzeit nicht ganz so intensiv erkennt wie danach auf den Fotos, die ihr dabei geschossen habt. Keine Sorge, die tanzenden Lichter mit eigenen Augen zu sehen ist so oder so ein beeindruckendes Erlebnis.
2. Wie entstehen die verschiedenen Farben?
Grün, violett, blau… Man könnte meinen, Polarlichter wären ganz entfernt mit Regenbogen verwandt. Beide sind optische Spielereien der Natur. Die verschiedenen Farben bei Nordlichtern entstehen allerdings, weil der Sonnenwind aus unterschiedlichen Atomen zusammengesetzt ist und diese Atome je nach Entfernung zur Erdoberfläche eine andere Farbe annehmen. Sauerstoffatome kommen besonders häufig vor und sind entweder für grüne oder rote Nordlichter verantwortlich. Ob rot oder grün hängt davon ab, wie tief der Sonnenwind in die Erdatmosphäre eindringt. In höheren Schichten bis zu 200 km wandeln sich die Sauerstoffatome eher in rotes Licht, in ca. 100 km Höhe in grünes. Weil Sauerstoffatome besonders häufig in den Sonnenwinden enthalten sind und weil das menschliche Auge besonders empfänglich für grünes Licht ist, sind grün gefärbte Polarlichter am meisten zu beobachten.
Daneben gibt es violette und blaue Lichter. Sie entstehen durch Stickstoffatome. Weil diese viel Energie benötigen, um Licht auszustrahlen, ist für diese Farben ein starker Sonnenwind notwendig und solche Farben dementsprechend seltener zu sehen.
3. Ideale Bedingungen für eine Polarlicht-Nacht
Am intensivsten erlebt ihr das Polarlichtspektakel außerhalb der Vollmondtage und fernab von künstlichen Lichtquellen. Dicht besiedelte Gebiete und Städte sind daher nicht der ideale Standort für die natürliche Lichtershow. Die nahezu unberührte Natur jenseits davon lädt allerdings dazu ein und eure Chancen sind dort besonders hoch, die Aurora Borealis bei ihrem Farbenspiel am Himmel zu beobachten. Vorausgesetzt, der Himmel ist weitgehend wolkenfrei. Seid euch bewusst, dass auch etwas Glück dazu gehört. Also, fangt am besten schon jetzt damit an, euer Karma aufzupolieren. Dann funktioniert das mit der notwendigen Portion Glück ganz von selbst 😉
4. Beste Orte, um Polarlichter zu sichten
Bis heute lässt sich nicht genau vorhersagen, wo die mystischen Lichter exakt auftreten. Fakt ist, der Name ist Programm: Polarlichter sind hauptsächlich in Gebieten rund um die Pole der Erde zu erspähen. Die meisten sind ab dem 66. Breitengrad zu sichten – sowohl auf der Nord-, als auch auf der Südhalbkugel. Nur ganz selten verirrt sich eines nach Mitteleuropa. Reist also in skandinavische Länder wie Norwegen, wo besonders die nördlichen Regionen bekannt für ein intensives Polarlichtspektakel sind.
Auch die nördlichen Küsten von Schottland eignen sich fürs Beobachten der Lichtspiele. Wer mehr Zeit hat und weiter weg will, dem sei Kanada, Alaska oder Grönland ans Herz gelegt. Je näher ihr euch am Nordpol befindet, desto größer eure Chance auf die Himmelsshow. Unser Favorit unter den Polarlicht Spots: Island. Denn die Insel trumpft nicht nur mit Polarlichtern auf, sondern mit zahlreichen weiteren Naturspektakeln: brodelnde Geysire, dampfende Schlammtümpel, bizarre Mondlandschaften, mächtige Gletscher… Im Blogbeitrag „Warum ihr im Herbst nach Island reisen solltet“ findet ihr noch mehr Gründe für eine Reise nach Island in den dunklen Herbst- und Wintermonaten.
5. Ideale Reisezeit, um Polarlichter zu beobachten
Die beste Zeit für ein Polarlichterlebnis auf der Nordhalbkugel liegt in der düsteren Jahreszeit – dem Winter. Von Ende September bis Ende März ist es in den nördlichen Breitengraden ab dem frühen Nachmittag bis in den Vormittag des nächsten Tages hinein dunkel. Speziell zwischen 18 Uhr abends und 1 Uhr früh liegen die Chancen gut, dass sich die tanzenden Polarlichter an den Himmel verirren. Interessant ist, dass sich laut Statistik in den Monaten September, Oktober, Februar und März helle Polarlichter besonders häufig zeigen – und nicht in den dunkelsten Monaten, wie man vermuten könnte. Warum? Darüber sind sich die Experten nicht wirklich einig. Ganz wollen die Polarlichter ihren mystischen Touch wohl doch noch nicht abgeben.
Bildhinweise: © Bjorn Are Andreassen auf Unsplash, (c) Johny Goerend auf Unsplash, (c) HB Mertz auf Unsplash, (c) Jonatan Pie auf Unsplash
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